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[https://emmywerner.at/volkstheater/daten/eingang/index.html] Revuen, eine bunte Mischung aller Genres, waren zwar nicht die Erfindung, aber der Hit der 20er Jahre. Der zunehmende amerikanische Einfluß in der Unterhaltungsbranche hatte in die eher steifen, prunkvoll ausgestatteten deutschen Revuen früherer Zeiten die spärlich bekleideten Girl-Reihen, das „fleischfarbene Band“, wie sie Alfred Polgar nannte, und die jazzige Musik eingeführt – erotische Freizügigkeit und musikalischen Schwung. Verband man die Abfolge von Attraktionen noch mit einer Handlung, so war aus der Revue, das Revuestück geworden.
Die Revue Berliner Prägung war eine ironisch angerührte Melange aus Volkstück, Komödie, Berliner Operette, Musik im amerikanischen Stil, Stepeinlagen, Girl-Truppen, Artistenauftritten und singenden, tanzenden Schauspielerstars. Nach den Riesenerfolgen von Brecht/Weills „Dreigroschenoper“ und Schiffer/Spolianskys „Es liegt in der Luft“ im Jahr 1928, hatte der Markt gebieterisch neue, freche Revue-Komödien, vollgepackt mit Songs, Jazz und Tanznummern gefordert. Max Reinhardt inszenierte „Artisten“ und „Phäa“von Fritz von Unruh als musikalischen Zeitvertreib, selbst Heinrich Mann schrieb eine zeitgenössische Komödie mit Tänzen und Songs. Georg Kaiser schrieb „Zwei Krawatten.“
Buchstäblich in den letzten Monaten der „Goldenen Zwanzigerjahre“ fand die Uraufführung statt, am 5.9. 1929 im Berliner Theater in der Charlottenstraße; mit Rosa Valetti, die im Jahr zuvor die Frau Peachum in der Uraufführung der „Dreigroschenoper“ gespielt hatte, Margarethe Koeppke, die in vielen großen Rollen, unter anderem als Wedekinds „Lulu“ auch am Volkstheater zu sehen gewesen war, mit Hans Albers, dem Revue-König von Berlin und Marlene Dietrich, die im Jahr zuvor in „Es liegt in der Luft“ reüssiert hatte, und mit einer A-Capella-Gruppe, die sich Comedian Harmonists nannte, und mit ihrem triumphalen Erfolg in dieser Revue ihre Weltkarriere begann. Die Musik hatte – in wenigen Wochen – der brillante Mischa Spoliansky geschrieben. Spoliansky war 1898 in Galizien, das damals zu Rußland gehörte zur Welt gekommen. Er stammte aus einer Musikerfamilie, trat schon in ganz jungen Jahren als Klavierspieler auf, studierte am Sternschen Konservatorium in Berlin und schrieb ab 1919 Chansons, Kabarett- und Bühnenmusiken aber auch Opern und symphonische Dichtungen. Ende der Zwanziger Jahre gehört er zu den wichtigsten Komponisten der Unterhaltungsmusik. Mit „Es liegt in der Luft“ und „Zwei Krawatten“ feiert er Triumphe.
Herbert Ihering schrieb über die Premiere: „Die Publikumswirkungen sind fabelhaft. Das Berliner Theater hat seinen großen Erfolg.“
Mit Zwei Krawatten endete die große Zeit der Revue in Deutschland. Der aufkommende Tonfilm und die Weltwirtschaftskrise bereiteten dieser Form ein jähes Ende. Die neuen Musikfilme boten mehr Perfektion als die theatralische Revue – auch „Zwei Krawatten“ war ein Jahr nach der Uraufführung im Kino zu sehen – und die Weltwirtschaftskrise, die 1930 mit voller Wucht über Deutschland hereinbrach, ließ beim Publikum das Bedürfnis nach leichtester Unterhaltung wachsen. Satirisch-parodistische Zeitkritik, wie sie in den Revuestücken nie ganz fehlte, war nicht mehr gefragt. Die Operette triumphierte wieder. Verschwenderisch ausgestattete Revuen mit Staraufgebot konnten sich die Theater auch gar nicht mehr leisten.Zwei Krawatten
Sammlungsgeschichte
Sammlung Volkstheater
Art der Aufnahme
Theatermitschnitte
Technische Anmerkungen
Videodigitalisierung an der Österreichischen Mediathek