Was ihr wollt

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[https://emmywerner.at/volkstheater/daten/eingang/index.html] „Twelfth Night, or What You Will“ entstand wohl 1601, nicht lange vor „Hamlet“. Der Titel „Die zwölfte Nacht“ (oder „Der Dreikönigsabend“) wurde im Deutschen früh fallengelassen, da die karnevalsartigen Festivitäten der Dreikönigsnacht, in der die Standesunterschiede aufgehoben waren und das Unterste nach oben gekehrt wurde, hier nicht mehr bekannt waren.
Neben der archaischen und auch anarchischen Lebensfreude des Dreikönigsspaßes faszinierte an „Was ihr wollt“ immer die Lust, mit der anmaßende Vorspiegelungen zerstört wurden: Olivias als Trauer getarnte Herrschsucht, Bleichenwangs vergebliches Streben nach Vornehmheit und Ritterlichkeit, Tobias Rülps verwandtschaftliches Schmarotzertum, Antonios in Besitzdenken verstrickte Freundschaft und vor allem Malvolios hinter Würde und Anstand versteckte Gier nach sozialem Aufstieg; vielleicht ist auch Orsinos schon endlose Werbung um die unerreichbare Geliebte nur Tarnung von Langeweile und melancholischem Lebensüberdruß.
Doch zuerst und vor allem ist „Was ihr wollt“ ein Stück über die Liebe: Über die Ambivalenz der Gefühle und erotischen Neigungen, über Liebe als Besitzgier und Abhängigkeit, über Liebe als narzistische Verliebtheit in die Liebe, über Liebesangst und Liebesverweigerung, aufgestaute Liebessehnsucht, Liebe als nacktes, lustvolles Begehren und über die selbstlose Liebe, der einzig und allein Viola dem Herzog gegenüber fähig ist.
Seine große Metapher über Liebe und Liebeswahn schuf Shakespeare aus den einfachen Grundmustern der Verwechslungskomödie. Wenn am Ende die Irrtümer aufgeklärt sind, die Ordnung wieder hergestellt ist und die „richtigen“ Paare zusammengefunden haben, die „Natur ihrem Zug“ gefolgt ist, ist da nicht nur ein happy end, sondern auch ein Erwachen aus dem Phantasiereich der Liebe, in dem so vieles möglich gewesen wäre.
Premiere [19.02.1993]
Mit Vera Borek (Olivia), Wolf Dähne (Curio), Erwin Ebenbauer (Bleichenwang), Andrea Eckert (Viola), Thomas Evertz (Sebastian), Uwe Falkenbach (Valentin), Hannes Gastinger (Malvolio), Robert Hauer-Riedl (Orsino), Heinz Petters (Narr), Albert Rolant (Antonio), Ronald Seboth (Schiffshauptmann), Hilde Sochor (Maria), Rudolf Strobl (Rülp)