Der Raub der Sabinerinnen

Die Aufnahmesituation der Mitschnitte für interne Zwecke am Burgtheater, Akademietheater und im Kasino am Schwarzenbergplatz stellt einen Spezialfall für Theatermitschnitte dar. Da von Anfang an eine Veröffentlichung dieser Audio- und Videomittschnitte nicht vorgesehenen war, wurden die ton- und bildtechnischen Qualitätskriterien niedrig angesetzt. So wurde der Großteil der Aufnahmen von einem fix platzierten Mikrofon oder einer ebenso fix platzierten Videokamera im Zuschauerraum aufgenommen. Für die Videoaufzeichnungen wurde außerdem kein professionelles Format sondern ein "Consumer-Format", wie beispielsweise VHS, verwendet, was eine generell schlechte Bildqualität ergab. Die zum Teil großen Qualitätsschwankungen zwischen verschiedenen Aufnahmen, aber auch innerhalb einer Aufnahme, sind das Resultat dieser "fixen" Vorgehensweise. Die Österreichische Mediathek verzichtete auf eine eingehende ton- und/oder bildtechnische Bearbeitung zur Signalverbesserung um den authentischen Charakter der Aufnahmen zu bewahren.

Theatermittschnitte umfassen sowohl Ton- als auch Bildaufzeichnungen. Die Aufnahmegründe reichen dabei von rein dokumentarischen/archivarischen Zwecken bis zu geplanten kommerziellen Veröffentlichungen. Ebenso breit ist daher auch die Spannweite der Ton- und Bildqualität. Sie reicht von beinahe amateurhaft anmutenden Mitschnitten bis zu Aufnahmen von höchster Bild- und Tonqualität. Grundsätzlich ist eine Aufnahme im Theaterraum eine besondere technische Herausforderung. Nebengeräusche, das Husten und Räuspern des Publikums beispielsweise, das charakteristische Gepolter des Bühnenbodens bei jedem, auch dem kleinsten Schritt eines Schauspielers, die Zugänglichkeit und Erreichbarkeit des Spielraumes für die Tontechniker und ihre Mikrofone, die besonderen Licht- und Tonverhältnisse des Aufnahmeortes Theater, bilden zusammen für sich schon einen Kanon an Schwierigkeiten. Der größte Stolperstein für eine perfekte Aufnahme ist aber die Einmaligkeit eines jeden Theaterabends, die Handlung kann weder angehalten noch wiederholt werden. Diese Produktionsumstände von „Live“-Theatermitschnitten bilden den Rahmen des Großteils der an der Österreichischen Mediathek archivierten Originalquellen.

Da Digitalisierung zur Bestandserhaltung gerade im Videobereich unumgänglich ist, weil die Träger und die Abspielgeräte rasch nicht mehr benützbar bzw. verfügbar sind und - anders als bei der Audio-Digitalisierung - im Bereich der Video-Digitalisierung für Archive derzeit noch kein international einheitliches Zielformat in Verwendung ist, wurde in den letzten Jahren für die Sicherung von gefährdetem Videomaterial an der Österreichischen Mediathek eine Free-Software-Lösung entwickelt, die den gesamten Workflow der Digitalisierung umfasst: Von der Digitalisierung (Archivformat ist ein AVI Container mit ffv1 Codec) über Analyse, Erstellen von Vorschaubildern und einer Sichtungskopie (MPEG), manueller Qualitätsüberprüfung mit automatisierten Analysen, Dokumentation aller anfallenden Metadaten bis hin zum Ablegen in einen digitalen Massenspeicher werden alle Schritte mit der im Haus entwickelten Digitalisierungslösung "DVA Profession" professionell und auf die Langzeitarchivierung ausgerichtet durchgeführt. Neben einer ffv1-AVI-Archivaufnahme und der internen MPEG-Sichtungskopie werden für die Onlinedarstellung von Videoaufnahmen auch Sichtungskopien angefertigt.