Eine Familie - Zwei Welten

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Dieses Medium ist Teil des Gesamtwerks Kreuz und quer

Katalogzettel

Titel Eine Familie - Zwei Welten
Titelzusatz Kreuz und Quer [2023.10.24]
Urheber/innen und Mitwirkende Mahler, Peter [Gestaltung]
Guggenberger, Christoph [Redaktion] [GND]
ORF 2 [Sendeanstalt]
Datum 2023.10.24 [Sendedatum]
Schlagworte Gesellschaft ; Dokumentation ; Zweiter Weltkrieg ; Faschismus und Nationalsozialismus ; Familie ; TV-Mitschnitt
Typ video
Format DFMPG [Dateiformat: MPG]
Sprache Deutsch
Signatur E52-34134
Gesamtwerk/Reihe Kreuz und quer

Information

Inhalt

[Senderinformation] Der Wiener Filmemacher Peter Mahler begibt sich auf Spurensuche in seiner Familie. Der eine Großvater war Jude, der andere SS-Mann.

Der eine Großvater konnte als Jude im Dritten Reich nur durch Flucht dem gewaltsamen Tod entkommen. Der andere hingegen gehörte als SS-Mann den nationalsozialistischen Judenverfolgern an.

Um den Zwiespalt innerhalb seiner Familie zu verstehen, besucht der Wiener Filmemacher Peter Mahler seine Halbcousine Maxi in Berlin. Ihre Verbindung ist der gemeinsame Großvater Joachim, in Maxis Erinnerung ein liebevoller Opa, der während der NS-Zeit eben auch aktiver Nazi war.

In Folge konfrontiert Peter seine Verwandten in Österreich und Deutschland mit den Fragen, die die Familie stets verschwieg: Wie kann der eine Opa, ein sympathisch wirkender Mensch, bei der SS gewesen sein? Und wie kann der andere Opa trotz erlebter Gräueltaten so lebensbejahend und zuversichtlich sein?

Bei einem Besuch seines jüdischen Großvaters Peter, der als Kind während des Krieges in die USA geflohen ist, erfährt er mehr über die Erfahrungen der Verfolgung und des Neubeginns in einem fremden Land. Neben dem Gespräch mit dem Großvater zählen Auszüge aus den zahlreichen Briefen der Urgroßmutter, die sie vor und auf der Flucht geschrieben hat, zu den besonders starken Momenten des Films. Sie geben eine Ahnung von der Angst und dem Terror, den Jüdinnen und Juden unter den Nazis durchmachen mussten.

Regisseur Peter Mahler: „In der Auseinandersetzung mit meiner komplexen Familiengeschichte zeigen sich die Widersprüchlichkeiten vieler Familien nach dem Zweiten Weltkrieg, die sich hinter einer Mauer des Schweigens verbargen. Ebendiese Mauer möchte ich mit meinem Film durchbrechen.“
Im Anschluss (ab Minute 53:09): Vergiss nicht deinen Namen

Robert Perels erzählt, was es heißt, mit einem kleinen Kind ohne Geld und ohne Papiere als Jüdin vor den Nationalsozialisten zu fliehen.

1939 flieht die Mutter mit ihrem Sohn aus Wien. In Frankreich werden sie aufgegriffen und in das berüchtigte Sammellager Drancy gebracht. Von dort gehen die Züge nach Auschwitz. Bei einem Halt auf freier Strecke gelingt es Roberts Mutter, den Stacheldraht von einer Oberlichte zu entfernen.
Ihrer plötzlichen Eingebung folgend wirft die Mutter den fünfjährigen Robert aus dem Fenster. Sie weiß, dass sie ihren Sohn nie mehr wiedersehen wird, aber sie weiß auch, dass es seine einzige Überlebenschance ist. Sekunden später setzt der Zug die Fahrt in den Tod fort. Roberts Mutter wird sofort nach ihrer Ankunft in Auschwitz ermordet.
Robert verbringt Jahre auf der Flucht, allein, ohne irgendeinen Menschen. Immer wieder sucht das Kind nach einem Grund, warum ihn seine Mutter aus dem Zug geworfen haben könnte. Es kommt zu der Überzeugung, sie habe ihn mit ihrer Tat bestrafen wollen, weil er „schlimm“ gewesen war.
Diese Vorstellung lastet wie ein Alptraum auf ihm und lässt ihn verzweifeln. Erst eine Nonne in einem Schweizer Kinderheim erklärt Robert, der jede Nacht weinend im Schlafsaal liegt, dass seine Mutter ihn aus dem Zug geworfen hat, um ihn zu retten. Auf die Frage, wann sie denn kommen wird, ihn abzuholen, antwortet die Nonne hilflos: „Bald kommt sie zu Dir. Wenn der Krieg vorbei ist.“

Regie Andrea Eckert
Redaktion Christoph Guggenberger