Eine strahlende Zukunft?

In den 1950er und 1960er Jahren herrschte Faszination für die scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten der Kernenergie. Auch Österreich wollte an dieser Entwicklung teilhaben. Bedenken gegen die strahlende Zukunft gab es (noch) kaum.  

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10-jähriges Jubiläum Atomenergie für friedliche Zwecke
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Zukunft der Atomenergie
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Esplosion - "Sedan"-Atombombentest. Es wurde erprobt ob eine Nukleardetonation für Bauvorhaben nutzbar wäre. ©
Sedan-Kernwaffenstest für friedliche Zwecke
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Neuer Schlüssel zur Atomenergie
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Der internationale Ausschuß für Atomenergie der Vereinten Nationen hat einstimmig beschlossen, Wien als permanenten Sitz der Weltatomenergiekommission vorzuschlagen
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Atomabfallfrage der Lösung näher
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Was geschieht, wenn ein Atommeiler explodiert - Ein Experiment der US-Atomenergiebehörde
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Der neue Welt-Supermarkt: Versorgung durch Atomenergie
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Blaue US-Briefmarke" ...den Weg zu finden, auf dem der ...Erfindungsreichtum des Menschen ...seinem Leben geweiht werden soll" - "...to find the way by which the...inventiveness of man shall...be...consecrated to his life" ©
US-Briefmarke aus dem Jahr 1955.

Der kritische Blick auf Atomenergie war in den 1950er und frühen 1960er Jahren die Ausnahme. Die neue und unerschöpflich scheinende Energiequelle bot technologischen Visionen eine Projektionsfläche: Vom Atom-Kraftwerk, dem Atom-Auto, dem Atom-U-Boot, dem Atom-Flugzeugträger, dem Atom-Flugzeug bis hin zum Atom-Herz und der Atom-Batterie schien alles möglich und machbar zu sein.

Am 8. Dezember 1953 hielt US-Präsident Dwight D. Eisenhower die „Atoms for Peace“-Rede vor der UNO-Hauptversammlung. Eisenhower sprach über Vorstellungen der friedlichen Nutzung von Kernenergie: Kernkraft sollte in Form von elektrischem Strom und Wärme der Energieerzeugung dienen; medizinische Anwendung sollte sie in der Bekämpfung von Krankheitserregern und in der Strahlentherapie finden; einen Beitrag zur Ernährung der Weltbevölkerung sollte sie durch eine neue Form der Konservierung durch radioaktive Bestrahlung leisten. Eisenhower schwebte vor, diese Anstrengungen unter dem Dach der International Atomic Energy Agency (IAEA) zu bündeln, um eine sichere, friedliche Nutzung des radioaktiven Materials und der dazugehörigen Technologie zu gewährleisten. Die Gründung der IAEA mit Sitz in Wien erfolgte am 29. Juli 1957.

Ein großes Sandloch in einer sandigen Wüste. ©
400 Meter im Durchmesser - 100 Meter Tiefe - Der "friedliche" Krater des Sedan-Atombombentest
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Atomenergie für friedliche Zwecke und ihre Anwendungsmöglichkeiten
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Atombetriebene US-Kriegsschiffe - Der Flugzeugträger USS-Enterprise mit der "Formel-Aufschrift": E ist gleich mc zum Quadrat."und zwei Kreuzern ©
Operation Sea Orbit 1964

Die United States Information Agency (USIA), auch als United States Information Service (USIS) bekannt, war eine von US-Präsident Eisenhower im Jahr 1953 gegründete Behörde für Öffentlichkeitsarbeit bzw. Public Diplomacy. Diese Behörde muss im Zusammenhang mit dem Kalten Krieg gesehen werden. Sie stellte unter anderem Radio-Beiträge zu unterschiedlichsten Themen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst, Kultur und Alltag in den Vereinigten Staaten her. Diese, für Rundfunkanstalten in Westdeutschland und Österreich in deutscher Sprache und von deutschsprachigen Journalisten hergestellten Beiträge, waren eine Art von "sanfter" Propaganda der USA. Der politische Gegner, also der kommunistische Block, wie er in den Vereinigten Staaten wahrgenommen wurde, wurde nicht direkt mit Mitteln der Propaganda angegriffen. Die Reportagen, Interviews und Beiträge sollten ein generell positives Bild der Vereinigten Staaten und ihrer Politik, des American-Way-of-Life und der Errungenschaften des Westens in Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und Kultur zeichnen. Die Radio-Beiträge auf dieser Seite stammen allesamt aus dem USIS-Bestand der Österreichischen Mediathek. Dementsprechend positiv wird die neue Technologie der Atomkraft dargestellt.

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Probleme des Atomantriebes von Flugzeugen
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Interview mit Ministerialrat Ing. Frank zur Entwicklung der Nutzung der Atomkraft für friedliche Zwecke
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Kurzgeschichte der Entwicklung atomarer Waffen und der experimentellen Atomexplosionen
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Herz mit Atomantrieb
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Zwei große silberne Flugzeuge (B-36 Bomber) über den Wolken. ©
US-Atomflugzeug Convair X-6
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Atomraketen noch vor 1975
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Im Rückblick erscheint die Kombination aus uneingeschränktem Vertrauen in den wissenschaftlichen Fortschritt und unhinterfragter Technologiegläubigkeit gegenüber der Atomenergie nur schwer verständlich. Bereits damals waren die Risiken der Kernenergie bekannt: radioaktive Strahlung und als Folge hochgradig radioaktiv kontaminierter Atommüll. Das Problem der sicheren Endlagerung für Jahrtausende war damals ebenso wie heute ungelöst. Diese durchaus bekannten Nachteile schienen aber durch die Vorteile der neuen Energietechnologie mehr als aufgewogen zu werden.

Wissenschaft und Wirtschaft erhofften sich billigen, sauberen und de facto unbegrenzten Atomstrom. Österreich wollte auf dem Gebiet nicht ins Hintertreffen geraten. 1956 wurde die Österreichische Studiengesellschaft für Kernenergie GmbH gegründet. Mit Unterstützung der US-Kernenergiekommission wurde bis 1960 das Kernreaktorzentrum Seibersdorf errichtet. In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre wurden in der UdSSR, den USA und in Großbritannien die ersten kommerziellen Atomkraftwerke errichtet. Dabei handelte es sich um kleine Anlagen, doch die weltweite Atomstromkapazität stieg von einem Gigawatt im Jahr 1960 auf 100 Gigawatt Ende der 1970er Jahre und über 300 Gigawatt in den späten 1980er Jahren.

Industriegebäude (Atomkraftwerk) mit zwei Kühltürmen. ©
Calder Hall - Das weltweit erste kommerzielle Atomkraftwerk.
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Atomreaktoren für den Süden
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