Mit dem deutschen Einmarsch 1938 wurde die österreichische Bevölkerung in einem bis dahin nie dagewesenen Ausmaß von politischer Propaganda überrollt. Die nationalsozialistischen Machthaber konnten auf ihre geübte Praxis zurückgreifen, sowohl was die Organisation und Wirkung von Massenveranstaltungen als auch den Einsatz von Massenmedien betraf. Wien wurde mit rund 200 000 Hitler-Bildern überschwemmt, 20 000 Volksempfänger wurden verteilt. Diese gekonnte politische Propaganda tat sicher das ihre, um die zum Teil hysterische Begeisterung und Anschlusseuphorie hervorzurufen, die wir vor allem aus Film- und Tonaufnahmen kennen. Und doch war es ein fruchtbarer Boden, auf den die Schlagworte der Nationalsozialisten fielen: Anschlusswunsch und Antisemitismus waren schon vor 1938 latent vorhanden. Radikalität und Terror als Mittel politischer Auseinandersetzung bestimmten in den 30er Jahren über weite Strecken das Geschehen. So erfüllte der Einmarsch die Wünsche und Hoffnungen vieler: Nationale Träume nach Größe und Hegemonie in Europa, Verbesserung der ökonomischen Situation und der Ruf nach einer "starken Hand" im Inneren. Die Opfer dieses Systems, die es von Beginn an sichtbar gab, wurden von den meisten ohne nennenswerte Gegenwehr in Kauf genommen.
Neben Propaganda waren es staatlicher Terror und gezielte Einschüchterung, die eine organisierte Oppositions- und Widerstandsbewegung praktisch unmöglich machten.
Andere Aspekte wurden teuer erkauft: Eine kurzfristige Verbesserung der wirtschaftlichen Lage, die Zunahme der Beschäftigung durch einen Industrialisierungsschub baute fast ausschließlich auf der Kriegswirtschaft auf und führte letztendlich in Not und Zerstörung.