Der persönliche Blick

Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen geben nicht nur Einblicke in persönliche Erlebnisse, sondern vermitteln auch Einstellungen zu politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen. Sie zeigen den individuellen und kollektiven Umgang mit Vergangenheit und lassen nach „blinden Flecken“ in der eigenen sowie der kollektiven Geschichtserzählung fragen.

Ausgelöst durch die Waldheim-Affäre im Jahr 1986 wurde in Österreich nicht nur eine rege gesellschaftliche und politische Debatte über Österreichs Rolle während der NS-Zeit geführt. Auch im wissenschaftlichen Bereich wurden historische Quellen erneut befragt, sowie verstärkt neue Perspektiven in der Geschichtsdarstellung eingefordert. Damit in Zusammenhang steht auch die Entwicklung der Oral History als neuerer Methode in den Geschichtswissenschaften. Das Interview wurde zu einer relevanten Quelle in der historischen Forschung. Berichte von „Zeitzeuginnen und Zeitzeugen“, biografische Methoden und Oral History-Interviews dienten vor allem dazu, eine Geschichte „von unten“ zu schreiben. Die Alltagserfahrungen und Erlebnisse der befragten Menschen rückten in den Fokus der Wissenschaft. Damit wurden sowohl die Erzählungen von NS-Opfern, welche bislang wenig Gehör gefunden hatten, als auch die oftmals nicht stattfindende Auseinandersetzung mit dem historischen Trauma und der Umgang des offiziellen Österreich reflektiert.

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Die Bedeutung von Zeitzeug/innen

Der Historiker Winfried Garscha

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Erinnerungsarbeit

Irma Trksak über die Lagergemeinschaft als Selbsthilfegruppe

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Entschädigungszahlungen?

Erich Richard Finsches über die fehlende Entschädigung für Zwangsarbeiter/innen

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Kampf um Anerkennung

Ceija Stojka über die Situation nach ihrer Rückkehr aus dem Konzentrationslager

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„Wer seine Geschichte nicht kennt, ist anfällig!“

Marko Feingold über „Erinnerungslücken“

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Antisemitismus

Marko Feingold über seine Erfahrungen in der Nachkriegszeit

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In den über 3.000 lebensgeschichtlichen Interviews, die in der Österreichischen Mediathek archiviert werden, nehmen die Erzählungen rund um die NS-Vergangenheit Österreichs einen großen Raum ein. Gerade die Methode der Oral History spielt für die Erinnerung an Ereignisse, die ansonsten dem „kollektiven Vergessen“ anheimgefallen wären, eine wichtige Rolle. „Damit es nicht vergessen wird“, war ein zentrales Motiv für viele Forschungsprojekte im zeithistorischen Kontext. Oftmals war die Durchführung dieser Projekte auch mit einem gezielt geschichtspolitischen Anspruch verknüpft. Die Diskussionen rund um die „Affäre Waldheim“ und das „Bedenkjahr 1988“ waren wichtige Impulsgeber für folgende Interviewprojekte. 

Stolperstein ©
Stolperstein
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„Abschiedsbrief an den geretteten Sohn“

Enthüllung eines Steines der Erinnerung

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Projektionen

Der Zeitzeuge Otto Oberlechner

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Die Serie „Holocaust“ und die Kriegsvergangenheit des Vaters

Der Zeitzeuge Otto Gisinger

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Antisemitismus bis in die 1980er

Die Zeitzeugin Marylin Rauch

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Alternativer Zugang zur Geschichtsaufarbeitung – Öffentliche Debatten am Stephansplatz

Mahnwache am Stephansplatz

Ab 8. Juni 1987, genau ein Jahr nach der Stichwahl, in der Kurt Waldheim zum Bundespräsidenten gewählt worden war, fand am Stephansplatz in Wien eine einen Monat dauernde Mahnwache für den österreichischen Widerstand statt, die zum Reden und zum Zuhören einlud. Die teilweise sehr heftig geführten Diskussionen geben ein unmittelbares Stimmungsbild zum Ende der 1980er Jahre wider.

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„Nur Österreich hat sich aus der Geschichte geschlichen"
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„Und da stehen die Leute und wärmen das alles auf“
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„Die Bewältigung der Vergangenheit war sicherlich nicht gründlich“
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„Er wurde demokratisch gewählt“
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„Wir sind unschuldige Täter“
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Bilanz der Mahnwache

Ö1-Mittagsjournal (Juli 1987)

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