Ausgelöst durch die Waldheim-Affäre im Jahr 1986 wurde in Österreich nicht nur eine rege gesellschaftliche und politische Debatte über Österreichs Rolle während der NS-Zeit geführt. Auch im wissenschaftlichen Bereich wurden historische Quellen erneut befragt, sowie verstärkt neue Perspektiven in der Geschichtsdarstellung eingefordert. Damit in Zusammenhang steht auch die Entwicklung der Oral History als neuerer Methode in den Geschichtswissenschaften. Das Interview wurde zu einer relevanten Quelle in der historischen Forschung. Berichte von „Zeitzeuginnen und Zeitzeugen“, biografische Methoden und Oral History-Interviews dienten vor allem dazu, eine Geschichte „von unten“ zu schreiben. Die Alltagserfahrungen und Erlebnisse der befragten Menschen rückten in den Fokus der Wissenschaft. Damit wurden sowohl die Erzählungen von NS-Opfern, welche bislang wenig Gehör gefunden hatten, als auch die oftmals nicht stattfindende Auseinandersetzung mit dem historischen Trauma und der Umgang des offiziellen Österreich reflektiert.