75 Jahre Zweite Republik und das Ende des Zweiten Weltkriegs
Die Wiederrichtung der Republik Österreich im April und Mai 1945 soll in dieser Ausstellung hauptsächlich akustisch „vor Ohren“ geführt werden: Die herannahende Front, die zerfallende Infrastruktur der Städte und Dörfer, die mit gemischten Gefühlen erlebte Befreiung und anschließende Besetzung durch die Alliierten. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Befreiung der Überlebenden aus den Konzentrationslagern, mit der sich die Frage der Mitschuld an einem verbrecherischen Regime zwar drastisch stellte, die in der Öffentlichkeit aber zunächst verdrängt und selten thematisiert wurde. Ein weiterer Fokus sind die Bemühungen um eine neue Regierung und die Versorgung der Bevölkerung. Die audiovisuellen Echos aus dem „Jahr Null“ werden historisch kontextualisiert und durch Dokumente der Rückschau späterer Jahrzehnte auf diese prägenden Monate ergänzt, wobei der Aspekt der kritischen Aufarbeitung im Vordergrund steht.
Die Innenstadt von Wien (1. Bezirk in weiß) wurde von allen vier Besatzungsmächten verwaltet, daher auch das Bild der „4 im Jeep“. Kontrollen wurden bis Juni 1953 hauptsächlich von sowjetischen Soldaten durchgeführt. Die Besatzungszonengrenzen folgten nicht immer genau den Grenzen der Bundesländer, sondern orientierten sich oft an Verkehrswegen wie Bahnlinien.
Der vom Deutschen Reich ausgelöste Zweite Weltkrieg, der jahrelang weit weg erschien, traf nun mit seiner Brutalität auch die österreichische Bevölkerung. Wien, 1944/45.
Vom Kriegsgeschehen durch Luftangriffe und nun auch durch die näher rückende Front direkt erfasst, herrscht Angst und Unklarheit in der Bevölkerung. Wie werden sich die siegreichen alliierten Truppen, insbesondere die Rote Armee, als Besetzer verhalten? Von manchen – wie vielen? – werden sie als Befreier von einem verbrecherischen Regime erwartet. Dies besonders von denen, die in den Konzentrationslagern und Gefängnissen auf ihre Befreiung hoffen. Für die meisten steht die Hoffnung auf das Ende des Krieges im Vordergrund, was immer sonst die ungewisse Zukunft bringen wird.
„Doch es scheint notwendig, gelegentlich auch an die Konsequenzen zu erinnern, die ein Volk tragen muss, wenn es – auch nur teilweise – der Faszination eines totalitären und die Würde der Menschen nur mehr auf auserwählte Teile des Volkes achtenden Politik unterliegt, oder sich verteidigungslos selbst Preis gibt.“
Zerbombte Häuser, zerstörte Wohnungen, Flucht aus dem unmittelbaren Kriegsgebiet. - Verlust oder Ungewissheit: Wo ist der Ehemann, Vater, Bruder? – Was man sich aufgebaut hat – verloren, die Versorgung quälend schlecht. - Mitschuld am eigenen Schicksal? Wie wird es weitergehen? Eine immer wiederkehrende Situation in dieser Welt. 1945 hier in Österreich.