1955

Österreich erlangt am 15. Mai mit dem am 27. Juli in Kraft tretenden Staatsvertrag mit den vier alliierten Mächten wieder staatliche Souveränität. Am 26. Oktober, künftig Österreichs Nationalfeiertag (bis 1964 „Tag der Fahne“), beschließt das Parlament die immerwährende Neutralität Österreichs. Am 1. August wird in Österreich die erste, eine Stunde dauernde Fernsehsendung ausgestrahlt. Im Oktober beziehungsweise im November werden das Burgtheater und die Wiener Staatsoper feierlich wiedereröffnet. Im Juni kommt der erste große Heimkehrertransport aus der UdSSR in Wiener Neustadt an, im September wird die allgemeine Wehrpflicht als Grundlage für ein Bundesheer eingeführt und im Dezember wird Österreich Mitglied der UNO.

Staatsvertrag – 15. Mai 1955

Außenminister Leopold Figl unterzeichnet für Österreich als Letzter den Staatsvertrag mit grüner Tinte. Schloss Belvedere, Wien, am Sonntag, den 15. Mai 1955. Blick in den Saal des Schloss Belevdere mit den Politikern an den Tischen. Hinter den sitzenden auch stehende Politiker. ©
Unterzeichnung des Staatsvertrags
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UNO-Mitglied Österreich

Teil der Weltgemeinschaft

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Der Abschied von den Besatzern

Zur Ausstellung: Staatsvertrag – Abzug
 

Abzug bedeutet auch Abtransport ©
Abzug bedeutet auch Abtransport

26. Oktober – Neutralitätserklärung

Zur Ausstellung: Staatsvertrag – 1955

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Österreichisches Bundesheer

Eigener Herr im Haus

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Schwarz-Weiß-Testbild des Österreichischen Rundfunks - Fernsehen. ©

Fernsehen!

Der Durchbruch im April

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Briefmarke aus der Serie "Eröffnung von Burgtheater und Staatsoper", 25. 7. 1955. Stich des Burgtheaters in braun gefärbt. 1,50 Schilling. ©
Eröffnung des Burgtheaters
Nachtaufnahme der beleuchteten und beflaggten Staatsoper. Einge Paare strömen über dem Ring zum Gebäude. ©
Eröffnung der Wiener Staatsoper
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Der Ringturm in Wien

Ein Hochhaus als Symbol

Chronologie der Ereignisse

1955

Februar 1955

06.02.

Weltmeister im Rodeln: Karla Kienzl im Einsitzer, Hans Kraußner und Herbert Thaler im Doppelsitzer.

08.02.

Der sowjetische Außenminister Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow deutet die Bereitschaft zum Abschluss des Staatsvertrages an, will Österreich aber nicht von der deutschen Frage getrennt wissen.

März 1955

16.03.

Die Bundesregierung erklärt, dass Österreich nicht die Absicht habe, militärischen Bündnissen beizutreten oder fremde Militärstützpunkte in Österreich errichten zu lassen.

24.03.

Bundeskanzler Julius Raab wird nach Moskau zu Verhandlungen über den Staatsvertrag eingeladen. 

April 1955

05.04.

Winston Churchill (1874–1965) tritt aus gesundheitlichen Gründen als Premierminister von Großbritannien zurück.

11.04.–15.04.

Eine österreichische Regierungsdelegation (Raab, Figl, Schärf, Kreisky) weilt zu Staatsvertragsverhandlungen in Moskau.

15.04.

Das Ergebnis der Verhandlungen – das "Moskauer Memorandum" – wird dokumentiert (aber noch nicht veröffentlicht): Festlegung der Abzugsmodalitäten, freie Verfügbarkeit über die USIA-Betriebe, die Ölfelder und die DDSG, sowie die Abgeltung von 150 Millionen Dollar in Warenlieferungen. Bei der Ankunft der Delegation in Bad Vöslau verkündet Julius Raab: "Wir werden [...] frei sein!"

18.04.

Der Physiker Albert Einstein (*14. März 1879) stirbt in Princeton (USA).

24.04.

Der Schriftsteller, Satiriker und Theaterkritiker Alfred Polgar (*17. Oktober 1873) stirbt als US-Bürger in der Emigration in Zürich.

Mai 1955

02.05.–12.05.

Botschafterkonferenz in Wien. Die vier Mächte erzielen eine Einigung. 

04.05.

Uraufführung von Franz Theodor Csokors "Caesars Witwe" im Wiener Akademietheater.

05.05.

Die Pariser Verträge treten in Kraft. Die BRD wird souverän und am 9. Mai NATO-Mitglied.

14.05.

Gründung des Warschauer Pakts, eines militärischen Beistandspaktes. Mitglieder: UdSSR, Albanien, Polen, Tschechoslowakei, DDR, Rumänien, Bulgarien und Ungarn.

15.05.

Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrags im Schloss Belvedere in Wien (siehe oben).

Juni 1955

04.06.

Erster größerer Heimkehrertransport gemäß dem Moskauer Memorandum.

07.06.

Ratifizierung des Staatsvertrags durch einstimmige Annahme im Nationalrat. 

10.06.

Der Alliierte Rat hebt die Beschränkungen der Zivilluftfahrt auf.

11.06.

Beim schwersten Unfall in der Geschichte des Motorsports sterben beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 82 Menschen, als der Mercedes-Rennwagen (Silberpfeil) des Franzosen Pierre Levegh inmitten der Zuschauer explodiert.

Juli 1955

27.07.

Letzte Sitzung des Alliierten Rates und Abschiedsparade (siehe oben). 

August 1955

01.08.

Ausstrahlung der ersten österreichischen Fernsehsendung.

12.08.

Der deutsche Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger ("Buddenbrooks") Thomas Mann (*6. Juni 1875) stirbt in Zürich.

September 1955

10.09.

Uraufführung von Richard Billingers (1890–1965) "Victoria. Die Geschichte einer Liebe" (nach Knut Hamsuns Roman) im Wiener Akademietheater. 

16.09.–21.09.

Beim zweiten Anlauf zu einem Putsch von Marineoffizieren wird der argentinische Präsident Juan Perón gestürzt.

26.09.

Erste Parade österreichischer Truppen (B-Gendarmerie) vor dem Bundespräsidenten. (siehe oben)

Oktober 1955

09.10.

Kardinal Theodor Innitzer (*25. Dezember 1875), seit 1932 Wiener Erzbischof, stirbt in Wien.

14.10.

Feierlicher Staatsakt zur Eröffnung des wieder aufgebauten Burgtheaters.

15.10.

Eröffnung des Burgtheaters mit "König Ottokars Glück und Ende". (siehe oben) 

23.10.

Landtagswahlen in Oberösterreich.

26.10.

Verabschiedung des Bundesverfassungsgesetzes über die immerwährende Neutralität Österreichs im Nationalrat (siehe oben).

November 1955

03.11.

Konstituierende Sitzung der FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs).

05.11.

Wiedereröffnung der Staatsoper mit "Fidelio". (siehe oben) 

15.11.

Aufnahme Österreichs als Mitglied der Vereinten Nationen (siehe oben).