Südtirolkonflikt. Stationen
Über viele Jahrzehnte hinweg schwelte zwischen Österreich und Italien der Konflikt um Südtirol.
1919 wurde im Vertrag von St. Germain entsprechend dem Londoner Geheimvertrag von 1915 zwischen Italien und den alliierten Großbritannien, Frankreich und Russland und entgegen den von US-Präsident Wilson im Jänner 1918 proklamierten "14 Punkten", darunter das Selbsbestimmungsrecht der Völker, die Abtretung Südtirols an Italien festgehalten. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs erhebt Österreich 1946 auf der Pariser Außenministerkonferenz vergeblich Anspruch auf Südtirol.
Am 5. September 1946 unterzeichnen der italienische Ministerpräsident Alcide de Gasperi und der österreichische Außenminister Karl Gruber das "Pariser Abkommen" (Gruber-De Gasperi-Abkommen), in dem der Provinz Bozen Autonomie und den Südtirolern Gleichberechtigung mit den Italienern zugesprochen wird.
1947 beschließt Italien die Zusammenlegung der Provinz Trentino mit Südtirol, die zu einer italienischen Mehrheit in der neu geschaffenen Region führt. 1948 erhält die Region Trentino-Alto Adige ein Autonomiestatut. Österreich protestiert, dass durch diese Vorgehensweise das Pariser Abkommen nicht eingehalten wurde.
1960 bringt Österreich die Südtirol-Frage vor die UNO, deren Generalversammlung am 31. Oktober eine Südtirolresolution annimmt, in der Österreich und Italien zu weiteren Verhandlungen über die Durchführung des Pariser Abkommens aufgefordert werden. In den 1950er und 1960er Jahren kommt es immer wieder zu Sprengstoffanschlägen, Terror- und Gewaltakten, die die Verhandlungen zwischen Österreich und Italien nachteilig beeinflussen.
Im Herbst 1969 nimmt die Südtiroler Volkspartei die Lösung eines 137 Maßnahmen umfassenden "Pakets" und eines "Operationskalenders" von 13 Punkten an. Die Außenminister Kurt Waldheim und Aldo Moro geben im November 1969 in Kopenhagen ein Communiqué heraus, das die Verwirklichung von Paket und Operationskalender in einem Zeitplan festlegt.
1972 tritt ein neues Autonomiestatut für Südtirol in Kraft.
Erst zwanzig Jahre später sind alle Punkte des "Südtirolpakets" verwirklicht und der Streit über Südtirol zwischen Österreich und Italien formell beigelegt. Im Juni 1992 überreichen die UNO-Botschafter Österreichs und Italiens dem UNO-Generalsekretär Boutros-Ghali die "Streitbeilegungserklärung".