"… und haben ihnen öffentlich, in der Straßenbahn, die Tapferkeitsmedaillen heruntergerissen."

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Titel "… und haben ihnen öffentlich, in der Straßenbahn, die Tapferkeitsmedaillen heruntergerissen."
Titelzusatz Heimkehrende Soldaten und Sozialisten in der Erinnerung von Johanna Lewandowska (1978)
Spieldauer 00:31:51
Mitwirkende Kos, Wolfgang [GND]
ORF Radio Österreich 1 [Sendeanstalt]
Datum 1998.11.14 [Sendedatum]
Schlagworte Politik Österreich ; Militär ; Erste Republik ; Erster Weltkrieg ; Publizierte und vervielfältigte Aufnahme
Zeitliche Einordnung 20. Jahrhundert - 10er Jahre
Typ video
Format DFFLV [Dateiformat: FLV]
Sprache Deutsch
Signatur Österreichische Mediathek, e07-01774_k02
Medienart FLV-Videodatei

Information

Inhalt

Tondokument mit Untertitel#13#13 Die 93-jährige Johanna Lewandowske, die 1918 eine überzeugte Sozialistin war, erzählte 1978 im Interview von ihrer schmerzvollen Wahrnehmung einer Szene, als den heimkehrenden, gerade vom Nordbahnhof kommenden Soldaten von Sozialisten die Tapferkeitsmedaillen von der Brust gerissen wurden und zwar in aller Öffentlichkeit, in der Straßenbahn in der Praterstraße. Obwohl sie als Zuschauerin mit den Sozialisten prinzipiell darin übereinstimmte, dass die Medaillen inzwischen als monarchistische Zeichen einer „Weiterfühung des Krieges“ zu lesen waren, verstand sie damals genau – so ihre Erinnerung –, dass die abgekämpften, verarmten, hoffnungslosen Soldaten diese symbolische Unterscheidung in diesem Augenblick der Heimkehr noch gar nicht treffen konnten; dass „sie noch gar nicht so weit“ waren. So drückt sie die Ungleichzeitigkeit dieses Augenblicks aus. Und sie fügt hinzu, dass die Soldaten es schweigend über sich ergehen ließen.#13#13 In den enormen Differenzen der Standpunkte und des Verständnisses dieses „umstürzenden“ Augenblicks von Untergang und ungewissem Neubeginn, von „nicht mehr“ und „noch nicht“ waren die heimkehrenden Soldaten jene, deren mentaler Ort am weitesten vom Handlungsschauplatz der beginnenden Republik entfernt war, die aufgrund ihrer jahrelangen Abwesenheit von der zivilen Umgebung und der Traumatisierung durch die Grausamkeiten des Krieges als große Bevölkerungsgruppe am längsten brauchten, um sich im Hier und Jetzt halbwegs orientieren zu können. Entsprechend groß ist die Rolle, die sie in Literatur, Kabarett, sozialpolitischen Überlegungen, aber auch noch in den mentalen Bildern einer späten Erinnerung spielten.

Sammlungsgeschichte

Sammlung Radio Mitschnitte der Österreichischen Mediathek

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1918: Perspektiven aus den Jahren 1960-1990