„Die Standarte“ von Alexander Lernet-Holenia. Literarisches Gedächtnis eines Unterganges zu Zeiten eines weiteren Unterganges

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Titel „Die Standarte“ von Alexander Lernet-Holenia. Literarisches Gedächtnis eines Unterganges zu Zeiten eines weiteren Unterganges
Spieldauer 00:07:53
Urheber/innen Lernet-Holenia, Alexander [GND]
Mitwirkende Lernet-Holenia, Alexander [Vortragende/r] [GND]
Preiser Records [Label]
Datum 1972 [Aufnahmedatum]
Ort Wien, Stiftskaserne [Aufnahmeort]
Schlagworte Literatur ; Erste Republik ; Militär ; Publizierte und vervielfältigte Aufnahme
Typ video
Format DFFLV [Dateiformat: FLV]
Sprache Deutsch
Signatur Österreichische Mediathek, e07-01761_k02
Medienart FLV-Videodatei

Information

Inhalt

Tondokument mit Untertitel

Alexander Lernet-Holenia erlebte als Einjährig-Freiwilliger in der k.u.k. Armee den Untergang der Monarchie und wurde als Dichter, Verfasser fantastischer Romane und provokante, schillernde Persönlichkeit des öffentlichen und kulturellen Lebens bekannt. Monarchie, Erster Weltkrieg und Militär blieben die zentralen Themenkreise seines Schaffens. Den Untergang der Monarchie, die von Vergeblichkeit und Absurdität gesättigte historische Tragödie, malte er gleichwohl in nostalgischen Farben; und gab damit dem, das nicht nur zerstört, sondern in sich zerfallen war, sinnliche Substanz und emotionale Verbindlichkeit.

In „Die Standarte“ brachte er „die Heraufbeschwörungen der alten Armee, ihrer Garnisonen und Kampfschauplätze an den Rändern der Habsburgermonarchie“ zur wahren Meisterschaft – so Hilde Spiel. Lernet-Holenia liest 1972 die Passage, in der der Ich-Erzähler, Fähnrich Herbert Menis, gegen den Strom der Zeit – den Untergang der Monarchie – läuft, unbeirrbar seinem nicht mehr existierenden Ziel entgegen, um schließlich in einer ungeheuerlichen, verstandeslosen Plötzlichkeit die blutige, aus dem Feld gerettete Standarte seines Regiments, das letzte Symbol seiner gesamten geistigen und Lebensorientierung, ins Feuer zu werfen. In ein Feuer, dem auf Befehl des Kaisers gerade sämtliche Feldzeichen der Armee übergeben wurden, das in wenigen Augenblicken die Jahrhunderte zurückreichende Geschichte der k.u. k. Armee und ihres blutigen Ringens fraß und in dessen letzten Flammen der Fähnrich eine Auferstehung der Standarten halluzinierte.

„Die Standarte“ entstand im Jahr 1934, als der autoritäre „Ständestaat“ die österreichisch-ungarische Monarchie zum wesentlichen kulturellen Anknüpfungspunkt machte, die Republik wenn nicht als von Anfang an unerwünschte, so doch als gescheiterte Staatsform darstellte und die autoritäre Staatsform als Bollwerk gegen den Nationalsozialismus rechtfertigte. Dennoch wäre es falsch, den Roman in eine Tradition der affirmativen Idealisierung der Monarchie einzureihen. Zu sehr werden in der Konstruktion der Erzählung die positiv und ideell besetzten Motive von inneren und äußeren Gegensätzen ihrer Eindeutigkeit enthoben und trotz sinnlicher Fülle und Welthaltigkeit in ein weltabgewandtes Gedächtnis der Literatur überführt.

Kurt Schuschnigg, der Kanzler dieses autoritären „Ständestaates“, las „Die Standarte“ 1939, als er in Gestapohaft war und Österreich – in welcher Staatsform auch immer – nicht mehr existierte. Er nannte das Buch eine „Totenmesse“.

Verortung in der digitalen Sammlung

Schlagworte

Literatur , Erste Republik , Militär , Publizierte und vervielfältigte Aufnahme

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