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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Willkommen beim Mittagschanal vom 23.
August.
Ich werde Ihnen folgende Themen präsentieren.
50.
Jahrestag des Hitler-Stalin-Paktes.
Im damals an die Russen verschacherten Baltikum ruft man heute immer lauter nach der Rückkehr zur Eigenstaatlichkeit.
Die EG will die Wirtschaftshilfe für Polen ausweiten.
Die UNO prangert die Menschenrechtsverletzungen in Rumänien an.
Frankreichs nicht unriskantes militärisches Muskelspiel vor der Libanonküste.
Und aus dem Inland, 10 Jahre UNO-City Wien, eine Feier heute mit Bundespräsident Waldheim, Pressegespräche mit Jörg Haider von den Freiheitlichen und Karel Smolle von den Grünalternativen.
Frauenstaatssekretärin Donal propagiert mehr ökologisches Bewusstsein in Mode und Kosmetik und dann gibt es noch ein Gespräch mit Kammersänger und Neo-Regisseur Walter Berry.
Vorerst unser Nachrichtenüberblick.
Georg Schalk-Ruber hat ihn zusammengestellt, Sprecherin ist Maria Piffl.
Österreich.
Bundespräsident Waldheim hat erklärt, er hoffe auf ein Gelingen des Reformprozesses, der in mehreren Ländern Osteuropas in Gang gekommen sei.
Ein Misserfolg hätte unabsehbare Konsequenzen, die nicht nur geopolitisch exponierte Länder wie Österreich, sondern die gesamte internationale Gemeinschaft spüren würde, ergänzte Waldheim.
Anlass war ein Festakt zum Jubiläum, 10 Jahre Wiener Büro der Vereinten Nationen.
Aussenminister Mock sagte, Österreich befinde sich als immerwährend neutrales Land in einer Position, die es im Erlaube besonderer Bedingungen für den internationalen Dialog anzubieten.
Österreichs geografische Lage und sein Neutralitätsstatus seien zweifellos im Interesse der internationalen Gemeinschaft, sagte Mock.
In Kösek befasst sich heute die gemischte österreichisch-ungarische Grenzkommission mit dem tragischen Zwischenfall, bei dem ein DDR-Bürger auf der Flucht ums Leben gekommen ist.
Die ungarische Nachrichtenagentur MTI hat dazu gemeldet, der Schuss aus der Waffe des Grenzpostens habe sich versehentlich gelöst.
Unterdessen kommen weitere DDR-Flüchtlinge über die ungarische Grenze nach Österreich.
Gestern ist es beim Grenzposten Klingenbach wieder zu einer Massenflucht gekommen.
Nach der ständigen Vertretung in Ost-Berlin und der Botschaft in Budapest ist ab heute auch die deutsche Botschaft in Prag geschlossen, da die Aufnahmekapazität des Gebäudes restlos erschöpft sei.
Deutsche Demokratische Republik.
Die ostdeutschen Zeitungen haben kommentarlos die Meldung der ungarischen Nachrichtenagentur MTI über den Tod eines DDR-Flüchtlings an der ungarisch-österreichischen Grenze veröffentlicht.
Auf die jüngsten Fälle von Massenflucht gehen die DDR-Medien nach wie vor mit keinem Wort ein.
Polen.
Der designierte Ministerpräsident Mazowiecki setzt Gespräche über die Regierungsbildung fort.
Im Parlament wird Mazowiecki morgen gewählt.
Der sowjetische Parteichef Gorbatschow hat ein längeres Telefonat mit Parteichef Rakovski geführt.
Darüber berichtete der Präsident der Abgeordnetenkammer.
Nach seinen Angaben hat Gorbatschow die Auffassung vertreten, die Probleme Polens könnten ohne die Mitwirkung der kommunistischen Partei nicht gelöst werden.
Sowjetunion.
Zum 50.
Mal jährt sich heute der Tag, an dem der Hitler-Stalin-Pakt und seine geheimen Zusatzprotokolle unterfertigt worden sind.
In diesem Pakt teilten die Sowjetunion und Nazi-Deutschland Osteuropa in Interessenssphären auf.
In dem geheimen Zusatzprotokoll wurde der Weg geebnet für die Angliederung der baltischen Staaten an die Sowjetunion.
In Estland, Lettland und in Litauen soll heute zur Erinnerung an dieses Ereignis eine 620 Kilometer lange Menschenkette gebildet werden.
Geplant ist, die drei Hauptstädte Tallinn, Riga und Vilna mit dieser Menschenkette zu verbinden.
Möglicherweise werden eineinhalb Millionen Menschen daran teilnehmen.
Ungarn.
Das Ausbauprogramm für das ungarische Post- und Fernmeldewesen umfasst umgerechnet etwa 70 bis 90 Milliarden Schilling.
Es soll in den nächsten zehn Jahren verwirklicht werden.
Das herrschende Staatsmonopol wird abgeschafft.
Durch die Beteiligung privater Firmen im Post- und Fernmeldewesen will man die Rentabilität der ungarischen Post verbessern.
Bundesrepublik Deutschland.
Der neue Kälbermast-Skandal in Nordrhein-Westfalen weitet sich aus.
Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Düsseldorf wurde nun bei weiteren drei Kälberbeständen im Landkreis Borken der illegale Einsatz eines wachstumsfördernden Hustenmittels nachgewiesen.
Seit Aufdeckung des Skandals in der vergangenen Woche wurden bereits mehr als 7000 Kälber beschlagnahmt.
Der Landwirtschaftsminister von Nordrhein-Westfalen sprach von einer unglaublichen Verantwortungslosigkeit gegenüber den Verbrauchern.
Italien.
Erwartungsgemäß hat das Algenproblem der Adria verheerende Auswirkungen auf den italienischen Tourismus.
In der bisherigen Sommersaison wurden eine Million weniger Urlauber gezählt als üblich.
Diese vorläufige Bilanz hat der Hotelverband gezogen.
Vor allem deutsche, österreichische und Schweizer Touristen meiden die Adria.
Die italienische Alpenregion dagegen meldet um etwa 25 Prozent mehr Buchungen.
Österreich.
Lungenfachärzte haben eine Organisation gegründet, die das Rauchen verstärkt bekämpfen will.
Die Initiative hat den Namen
Ärzte gegen Raucherschäden.
Unter anderem wird darauf verwiesen, dass in Österreich durch Zigarettenkonsum Jahr für Jahr etwa 15.000 Menschen starben.
Zigarettenrauchen sei die wichtigste vermeidbare Todesursache.
Die Zahl der Opfer sei höher als die von Aids, Selbstmord, Drogen und Alkohol, Gewaltverbrechen und Autounfällen zusammengenommen, meint die Initiative Ärzte gegen Raucherschäden.
Nun die Wetteraussichten bis morgen früh.
Regional sonnig, sonst aufgelöckerte, zum Teil auch starke Bewölkung, strichweise Gewitter.
Während der Nacht von Westen her wieder Bewölkungsrückbildung.
Schwacher bis mässiger Wind, Nachmittagstemperaturen 25 bis 30 Grad, Tiefstemperatur der kommenden Nacht 12 bis 18 Grad.
Die Aussichten für morgen Donnerstag, regional wolkenlos, sonst heiter bis wolkig, örtlich Gewitter, schwacher Wind, Tageshöchsttemperaturen 25 bis 29 Grad.
Noch eine Vorschau auf Freitag, weiterhin vielfach sonnig und sommerlich warm, örtlich Gewitter.
Nun noch die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
Wien und Eisenstadt heiter, 25 Grad, St.
Pölten wolkig, 22 Grad, Linz stark bewölkt, 21 Grad, Salzburg stark bewölkt, 20 Grad, Innsbruck stark bewölkt, 22 Grad, Bregenz stark bewölkt, 22 Grad, wolkenlos, 27 und Klagenfurt heiter, 24 Grad.
Die folgenschwersten Tage dieses Jahrhunderts jähren sich zum 50.
Mal.
Genau heute vor 50 Jahren unterschrieben in Moskau der sowjetische Außenminister Molotow und der deutsche Außenminister Ribbentrop den Hitler-Stalin-Pakt und ein geheimes Zusatzprotokoll.
Inhalt der Verträge zwischen dem braunen und dem roten Diktator
war eine Nicht-Angriffsvereinbarung und die Aufteilung der Interessenssphären in Osteuropa.
Danach fielen die damals neutralen drei baltischen Staaten und Ostpolen sowie Teile Finnlands und Rumäniens an die UdSSR, alles westlich dieser Linie an Hitler.
Stalin glaubte, wenn er Hitler Westpolen überlässt, wird es sich der Führer gleich holen, das wird einen Krieg der Westmächte untereinander auslösen und die Sowjetunion
kann sich heraushalten.
Eine Woche später war es auch soweit.
Das Deutsche Reich überfiel Polen.
Der Zweite Weltkrieg begann am 1.
September 1939.
1940, als Paris fiel und Stalin erkennen musste, dass die Westmächte nicht imstande sind, Hitler rasch zu schlagen, annektierte er die drei baltischen Republiken, in denen er seit 1939 in einem erzwungenen Beistandspakt militärische Stützpunkte unterhielt.
Stalins Fehlspekulation war schließlich, dass Hitler Russland nicht angreifen würde.
Zwei Jahre später brach aber Hitler den Pakt vom 23.
August und erklärte der Sowjetmacht den Krieg.
Hitlers Fehlspekulation war, dass er glaubte, die Russen besiegen zu können.
Ein halbes Jahrhundert hat es gedauert, bis Moskau den politischen Megadeal mit dem Nazityran in Berlin zugab.
Im Baltikum will man am heutigen Jahrestag in Massendemonstrationen und einer riesigen Menschenkette daran erinnern, dass Estland, Lettland und Litauen völkerrechtswidrig der UdSSR einverleibt wurden.
Millionen wollen dort zurück in die Souveränität.
Michael Kerbler berichtet.
Der Streit um die Rechtmäßigkeit des Hitler-Stalin-Paktes hat am 50.
Jahrestag der Unterzeichnung eine neue Dimension erhalten.
Eine Untersuchungskommission des obersten Sowjet der Baltischen Republik Litauen hat gefordert, den Pakt für null und nichtig zu erklären und angemerkt, der Vertrag sei ungültig vom Augenblick der Unterzeichnung an, die den Grundsätzen internationalen Rechts widerspreche.
Ähnlich argumentierte auf einem zur Zeit in Berlin stattfindenden Historikerkongress Professor Michael Semirjaga von der Moskauer Akademie der Wissenschaften.
Er spricht von einer groben Verletzung der Normen des Völkerrechts.
Stalin habe zusammen mit Hitler an der Teilung des leitgeprüften Polen unter dem Vorwand der Befreiung westlicher Gebiete der Ukraine und Weißrusslands teilgenommen.
Felix Kowaljow, einflussreicher Leiter der historisch-diplomatischen Hauptabteilung des sowjetischen Außenministeriums, nannte den Hitler-Stalin-Pakt ein Abkommen mit einem Aggressor, der einen nicht provozierten Überfall auf Polen verübte.
Die Frage des Verlustes der Souveränität der drei baltischen Staaten Estland, Litauen und Lettland als Folge des Paktes und des geheimen Zusatzprotokolls zwischen den Außenministern Molotow und Ribbentrop
wollte Kowaljow getrennt behandelt sehen.
Es sei dies ein eigenständiges Problem, das es zu untersuchen gelte.
Valentin Falin, sowjetischer ZK-Spitzenfunktionär, zuständig für internationale Fragen, warnte davor, an der Territorialstruktur in Osteuropa zu rütteln.
Offenbar unter Anspielung auf die Nationalisten in den baltischen Sowjetrepubliken, sagte Falin, dies sei die destabilisierende Wirkung, die einige erzielen wollen.
Und unmissverständlich fügte er hinzu, Zitat,
Wenn die Bestrebungen fortgesetzt werden, zu trennen, was nicht zu trennen ist, was charakteristisch für die Zeit vor den beiden Weltkriegen war, wenn Länder und Grenzen neu eingeteilt werden, während Leben und Sicherheit der Völker vernachlässigt werden, wird die schlimmste und diesmal die letzte Katastrophe heraufbeschworen."
Zitat Ende.
Eine klarere Warnung an die Nationalisten in den drei Balkenrepubliken ist in den letzten Wochen kaum ausgesprochen worden, nämlich den Bogen der Autonomia-Separationsbestrebungen nicht zu überspannen.
Jahrelang leugnete Moskau die Existenz der geheimen Zusatzprotokolle, die 1940 die Basis der Eingliederung des Baltikums in die UdSSR bildete.
Jetzt zieht sich der Kreml in einem Argumentationsnotstand, muss einen Domino-Effekt, den Ruf nach Autonomie, echter wirtschaftlicher und politischer Autonomie, anderer Sowjetrepubliken fürchten.
Die politischen Zentrifugalkräfte verstärken sich gerade zu einer Zeit, in der Michael Gorbatschow versucht, seine Politik der Perestroika gegen den Willen der Falken im Kreml durchzusetzen.
Die Nationalitätenfrage wird zur Nagelprobe für den Staats- und Parteichef.
Der isthnische Schriftsteller Lennart Meri, einer der führenden Intellektuellen dieser baltischen Sowjetrepublik, ist überzeugt, dass die ihnen vom obersten Sowjet jüngst eingeräumte wirtschaftliche Selbstständigkeit auch mehr außenpolitische Freiheit mit sich bringen wird.
neuen wirtschaftlichen Abkommen sehe ich, dass Estland, auch Lettland und Litauen zu souveränen wirtschaftlichen Einheiten werden.
Und damit ist ja auch die Politik am engsten verbunden.
Zum Beispiel
Ich könnte mir unmöglich vorstellen, eine aktive Wirtschaftspolitik ohne dass wir auch wirtschaftliche Beziehungen zum Beispiel zu Schweden oder zu Westdeutschland hätten.
Also müssten wir in der Zukunft auch eine Vertretung in Westdeutschland, in Schweden, in Dänemark haben und so weiter.
Also langsam wird es sich doch solchen normalen Beziehungen nähern.
Wir haben ab 1940 ja immer noch militärische Stützpunkte hier in Estland.
Das scheint im krassen Widersatz zu sein mit Hochheitsrechten, also mit einer Souveränität.
Andererseits kennt man aber militärische Stützpunkte jetzt auch in der europäischen Politik, ohne dass sie die Souveränität des eines oder des anderen Landes in irgendwelche Richtung gefährden.
Es werden also eben solche Stützpunkte sein, wie zum Beispiel die Vereinigten Staaten, die sie in Panama haben, oder die Vereinigten Staaten in Westdeutschland oder auch in England.
Die Frage einer Loslösung von Moskau wird im Baltikum heftig diskutiert.
Aber die Führer der Reformbewegungen, etwa der EST, Rain Wedemann, bezeichnen solch einen Schritt vorsichtig als verfrüht.
Wir wollen als ebenbürtige Partner Moskaus behandelt werden, fordert Wedemann.
Und sein Landsmann Lennart Meri, der Filmemacher, sieht in solch einem geänderten Status der baltischen Staaten nicht nur für die UdSSR, sondern insgesamt für ganz Europa eine positive Entwicklung in Richtung Demokratie.
Dieser Weg führt nicht nur zu einem stärkeren Russland, sondern zu einem demokratischen Russland, das immer mehr vielleicht an eine europäische Völkergemeinschaft erinnert.
Wenn alles positiv abläuft, ohne dass die Militär einzugreifen braucht, wird es ein großes Europa eines Tages geben.
Das war ein Bericht, den Michael Kebler gestaltet hat.
Heute Abend also Massendemonstrationen für Freiheit in allen baltischen Städten.
In Warschau wird morgen der Solidaritätsfunktionär Tadeusz Mazowiecki vom Parlament zum neuen Premierminister gewählt.
Um die Ministerpost in seinem Kabinett gibt es zur Stunde noch ein heftiges Gerangel, denn die Kommunisten wollen die Macht doch nicht so unwidersprochen der bisherigen Opposition überlassen, wie es geschehen hat.
Eine Sensation ist es jedenfalls, dass erstmals im Osten ein Antikommunist, ein Katholik Regierungschef wird.
Fast noch sensationeller wäre freilich, wenn er realistische Rezepte gegen den wirtschaftlichen Bankrott seines Landes hätte.
Veraltete Industriestrukturen, riesige Auslandsschulden, demotivierte Arbeiter, eine gescheiterte Planwirtschaft, mit einem Wort allein kommen die Polen nicht mehr aus diesem Schlamassel.
Deshalb hört man in Warschau immer wieder, wir brauchen Kooperationen mit dem Westen, Investitionen aus dem Westen,
Vor allem brauchen wir aber 10 Milliarden Dollar für das Nötigste.
Als US-Präsident Bush in Polen war, spielte er aber durchaus nicht den reichen Onkel, der was springen lässt, sondern propagierte Hilfe durch Selbsthilfe.
Die EG tut etwas mehr, man gewährt auch aus eigenen Überschüssen den Polen Nahrungsmittelhilfe, will aber auch Kredite geben und ein größeres Programm starten.
Allerdings nur, wenn die Kommunisten ökonomisch wirklich das Feld räumen in Polen.
Klaus Emmerich von Brüssel ersitzt der Europäischen Gemeinschaft zum Thema Polen.
Die ersten 10.000 Tonnen Fleisch für Polen sollen noch im August aus Lagerhäusern aus Hamburg und München auf den Weg gebracht werden.
Das Geld kommt fürs Erste aus den Kassen der IG in Brüssel.
Die Wirtschaftsgemeinschaft will insgesamt Nahrungsmittelhilfe im Wert von mindestens 1,5 Milliarden Schilling so schnell wie möglich auf den Weg bringen.
Nach dem Fleisch soll als erste Lieferung von Getreide auf unbürokratischer Weise
200.000 Tonnen Weizen aus Lagerhäusern in der Bundesrepublik, 75.000 Tonnen aus französischen Lagerhäusern und 25.000 Tonnen aus belgischen Vorräten nach Polen geschickt werden.
Insgesamt geht es um eine Nahrungsmittelhilfe von einer Million Tonnen, eine der größten Hilfsaktionen seit langem.
Hauptzweck dieser spontanen Hilfe ist es, die akuten Versorgungsschwierigkeiten in Polen überwinden zu helfen.
Dass diese Hilfe in Form eines Geschenks erfolgen soll, wird hier in Brüssel unter den gegebenen Umständen als die einzige Möglichkeit bezeichnet, großzügig und schnell in die Bresche zu springen.
Man macht sich unter IG-Experten keine Illusionen, selbst diese umfangreichen Nahrungsmittellieferungen werden kaum in der Lage sein,
sämtliche Versorgungsprobleme Polens zu überwinden.
Im Klartext soll damit ausgesagt werden, dass diese Milliardenhilfe kaum in der Lage sein wird, die Preissteigerungen für Nahrungsmittel in Polen, die bis zu 500 Prozent reichen sollen, zu mildern oder gar rückgängig zu machen.
Auf der Seite des Westens sind beteiligte Diplomaten jedoch bestrebt, einen schmalen Grat zwischen Hilfe zur Selbsthilfe und Nicht-Einmischung in die polnische Wirtschaft politisch zu beschreiten.
Bei der IG-Kommission, die ja im Auftrag der Pariser Gipfelkonferenz die gesamte Westhilfe koordinieren soll, also auch die Hilfe von Nicht-IG-Mitgliedern wie USA, Schweiz oder Österreich, möchte man jeden Eindruck voreiliger Parteinahme oder gar des Exportes von westlicher Ideologie in den Fällen von Polen
aber auch von Ungarn vermeiden.
Mancherlei wird dabei vertraulich gehalten, vor allem was die Bewältigung der Auslandsverschuldung von Polen anbelangt.
Die EG ist, soweit man hören kann, bei ihren Koordinierungsbemühungen mit den beteiligten oder betroffenen Finanzministern und Bankiers noch nicht recht weit gekommen, was weniger an der ausgedehnten Brüsseler Sommerpause als an der harten Problematik liegt.
Die Aussichten von kurzfristigen Umschuldungen in der Form aufgeschobener Rückzahlungen und erlassener Zinsen sollen jedoch weit gedient sein, sodass im Frühherbst mit konkreten Erleichterungen für Polen zu rechnen ist.
Gemeinsam mit Experten in Warschau ist man sich bereits darüber klar, dass es kurzfristig nicht bei Nahrungsmittelhilfe und finanziellen Erleichterungen bleiben kann.
Polen müsse selber erhebliche Zusatzanstrengungen unternehmen und der Westen komme nicht darum herum.
zusätzliche Milliardenbeträge flüssig zu machen.
Beträge, die im Fall Polen wie im Fall Ungarn über jenes Maß hinausgehen dürften, die in früheren Jahren rein kommunistisch geführten Regierungen vom Westen zugebilligt wurden.
Das war unser von Washington nach Brüssel übersiedelter Klaus Emmerich.
Und wir bleiben noch bei Ostthemen.
Unter jenen drei Ländern des Ostblocks, die von Perestroika nichts wissen wollen, DDR, CSSR und Rumänien, ist es in Rumänien zweifellos am schlimmsten.
Dort gibt es nicht einmal pseudo-reformerische Lippenbekenntnisse, wie man sie aus Prag oder Ostberlin hier und da hört.
Dabei hätten es die Rumänen am nötigsten.
Im 24.
Jahr des Diktators Ceaușescu geht es den 23 Millionen Rumänen schlechter denn je.
Bittere Armut, Polizeiterror und die Korruption des Ceaușescu-Kleins prägen das Bild.
Der Staatspräsident selbst, der sich gern großer Conducator oder Titan der Titane nennen lässt, kann die Kritik des Auslandes, wie er sagt, nicht verstehen.
Die demokratische Welt aber schüttelt nur mehr den Kopf über die Projekte dieses Stalin-Epigonen, die Dörfersystematisierung, die Zerstörung der Bukarester Innenstadt.
Eine Mischung aus Größenwahn und Dilettantismus, sagen die Kritiker.
Auch jene wenigen innerhalb Rumäniens, die sich Gehör verschaffen können.
Die UNO hat jetzt einen Sonderbericht über Rumänen veröffentlicht, gestützt auf Informationen eines Dissidenten, Marion Lorenz berichtet.
Wohl nur selten erreichte die UNO-Menschenrechtskommission in Genf einen Bericht von derartiger Bitterkeit.
Was ist das für eine Gesellschaft, in der das Leben des Einzelnen nichts wert ist, in der der Mensch zu einem Stück Vieh degradiert und für den Reichtum und Größenwahn eines Tyrannen ausgebeutet wird?
Für mich besteht kein Zweifel, dass dieses Regime die Rohheit und Gemeinheit der perversesten und verhasstesten Diktaturen der Geschichte in sich vereint.
Mit solch heftigen Worten der Anklage und Verzweiflung schildert der rumänische Rechtsprofessor Dimitru Masilu die Lage in seinem Land.
1986 war Masilu von den Vereinten Nationen zum UNO-Sonderberichterstatter ernannt worden, um eine Studie über die Menschenrechtslage der Jugendlichen in aller Welt zu erstellen.
Da der angesehene Bukarester Jurist auch nicht mit Kritik am eigenen Regime sparte,
wurde er auf Heimaturlaub prompt verhaftet und ist seitdem in Rumänien verschwunden.
Dennoch gelang es ihm unter dramatischen Umständen, diesen erschütternden Report in die Schweiz herauszuschmuggeln, wo das rumänisch verfasste Manuskript ins Englische übersetzt und der UNO-Menschenrechtskommission vorgelegt wurde.
Masilus' auf 19 Schreibmaschinenseiten zusammengefasste Schilderung der heutigen Lage in Rumänien übertrifft alle bisher bekannt gewordenen Tatsachen.
Unter dem ökonomischen Diktat, wie Masilu die extreme Mangelwirtschaft des Ceaușescu-Regimes bezeichnet, vegetiert die rumänische Bevölkerung nur zweieinhalb Flugstunden von Frankfurt oder Paris entfernt, am Rande einer Katastrophe dahin.
Während die rumänische Wirtschaft alle nur erdenklichen Produkte, vom Fleisch bis zum Erdöl, zur Tilgung ausländischer Schulden exportiert, bleibt den Rumänen selbst zum Leben nichts übrig.
Der Mangel geht so weit, dass es wochenlang kein Brot, kein Mehl, kein Öl und im Winter keine Heizmittel zu kaufen gibt.
Während auf den Wiesen des an sich fruchtbaren Agrarlandes fette Kühe für das Ausland weiden, sterben Kleinkinder, weil ihre Mütter zu ausgemergelt zum Stillen sind und Milch nirgends zu kaufen ist.
Masilou schreibt wörtlich, dass in dieser Albtraumwelt neugeborene Babys in den ersten vier Wochen ihres Lebens amtlich erst gar nicht registriert werden, weil die meisten von ihnen doch wieder sterben.
Und ältere Menschen ab 60 Jahren erhalten im Krankheitsfalle prinzipiell keine Hilfe mehr, weil Medikamente und Ärzte schon für die Jüngeren nicht ausreichen.
Wer gegen Hunger, Kälte oder gar politische Missstände aufbegehrt, wird verhaftet, gefoltert, getötet.
Viele Rumänen, viele persönliche Freunde Masilos haben Selbstmord begangen.
Doch wie hoch die Suizidquote in dieser Steinzeitdiktatur tatsächlich ist, kann der internierte Rechtsprofessor in seiner Haft nur erahnen.
Bis jetzt konnte das Ceausescu-Regime, das alle Gewalte in wenigen Händen vereinigt hat, die aufkeimende Opposition noch erfolgreich unterdrücken.
Hunger und Kälte, der bittere Kampf allein ums physische Überleben, haben viele Rumänen derart entkräftet, dass zum Protest keine Energie mehr übrig bleibt.
Die Angst vor Bespitzelung und Verrat ist laut Masilu derart ausgeprägt, dass selbst alte Freunde einander nicht mehr offen anvertrauen.
Ceaușescu, so klagt Masilu, ist dabei, das rumänische Volk in seiner Substanz zu zerstören.
Die Welt hat sogar begonnen, die Verbrechen von Stalin aufzudecken und zu verurteilen.
Und womöglich wird auch die volle Wahrheit über die Schreckensherrschaft Ceaușescus erst nach seinem Tode bekannt werden, schließt Dimitru Masilu, der sich selbst in seiner Bukarester Haft in Lebensgefahr wehnt, seinen erschütternden Bericht.
Ein Bericht über Rumänien, über das Reich des, wie eine Zeitung schrieb, transsilvanischen Vampirs.
Eine Folge der Zustände in Rumänien, die Leute laufen davon, besonders auch die verfolgten Minderheiten, die Deutschen, die sich Ceaușescu teuer abkaufen lässt oder die Ungarn.
Eine Fluchtwelle, die gibt es auch aus einem anderen Land, in dem man nichts von Reformen wissen will, aus der DDR.
Die Fluchtwelle läuft, wie wir wissen, über Österreich, über die Grenze Ungarn-Österreich ins Burgenland und dort hat sich Montagabend ein tragischer Zwischenfall ereignet,
Ein ungarischer Grenzer hat einen Flüchtling in einem Handgängegemenge, wie es heißt, unabsichtlich erschossen.
Darüber tagt seit heute in Kösig in Ungarn die ständige gemischte österreichisch-ungarische Grenzkommission.
Und was bei diesem Termin derzeit oder bis jetzt herausgekommen ist, das berichtet Hans Tesch.
Die weitere Vorgangsweise bei der Klärung des Grenzzwischenfalls steht zur Stunde noch nicht fest.
Die österreichisch-ungarische Kommission zur Untersuchung von Vorfällen an der gemeinsamen Staatsgrenze tagt in der Stadtbibliothek in Kösegg.
Die offenen Fragen sind, gibt es einen Lokalaugenschein in Lutzmannsburg und wann?
Wie ausführlich müssen die Einvernahmen des Grenzwachebeamten und der Ehefrau des getöteten DDR-Bürgers sein?
Wird man sich überhaupt in diesen Verfahrensfragen nicht schnell einig, könnte die Untersuchungskommission auch zwei Tage in Aktion sein.
Zentrale Frage dürfte nun sein, inwieweit eine Grenzverletzung von den Ungarn zugegeben wird.
Laut Darstellung des Innenministeriums wollte ein DDR-Staatsangehöriger mit seiner Lebensgefährtin und einem Kind im Gemeindegebiet von Luxemburg im mittleren Burgenland die österreichisch-ungarische Staatsgrenze illegal überschreiten.
Im Zuge der Grenzüberschreitung dürfte zwischen dem Flüchtenden und einem ungarischen Grenzorgan zu einem Handgemenge gekommen sein,
wobei sie von der Waffe des ungarischen Schuss löste und den DDR-Staatsangehörigen traf.
Diese Aussage wird durch eine Besichtigung des Tatortes in Lutzmannsburg bestätigt.
Mann, Frau und laut Fußspuren ein etwa zehnjähriges Kind sind durch eine der sieben Löcher im alten Stachelgrat auf einem ausgetretenen Pfad nach Österreich gekommen.
In einer Pirsich-Plantage etwa 15 Meter von
Spuren einer Auseinandersetzung, etwa drei bis fünf Meter entfernt, durch vier Sichtbeine getrennt, dürften sich Frau und Kind befunden haben.
Eindeutig feststellbar auf österreichischem Hoheitsgebiet.
Anschließend haben ungarische Grenzorgane die Schwerverletzten auf ungarisches Gebiet gebracht, so wie die Diversion des Innenministeriums.
In Ungarn dürfte der angeschossene DDR-Flüchtling trotz ärztlicher Versorgung gestorben sein.
Wie sich der Vorfall tatsächlich abgespielt hat, wird die nun laufende Untersuchung zeigen.
Unklar ist zum Beispiel, was die rund zehn Schüsse Montagnacht, etwa eineinhalb Stunden vor Mitternacht, in Luzernsburg gehört, bedeuten.
Ja, und den Themen Schwerpunktentwicklungen im Ostblock, den schließen wir jetzt ab mit einer Einschätzung, einer Aussage von Bundespräsident Dr. Kurt Waldheim zu den Reformen im Ostblock.
Es war heute in der UNO-City in Wien eine Feier zum zehnjährigen Bestand dieser UNO-City und aus diesem Anlass ging Präsident Waldheim auch auf die Entwicklungen im Osten ein.
Heute sind wir Zeugen einer Entwicklung, die uns erstmals eine Beseitigung der großen Trennungslinien zwischen Ost und West
als realistische Möglichkeit erscheinen lässt.
Das ist keine Illusion mehr.
Es ist eine wirkliche Möglichkeit geworden.
Österreich, das selbst an dieser kontinentalen Schnittlinie liegt, begrüßt die neue Ost-West-Entspannung.
Unsere Neutralität und unser Bekenntnis zur Zusammenarbeit sind Grundlage dafür.
Wir hoffen zutiefst,
dass der in vielen Ländern Osteuropas in Gang gekommene Prozess grundlegender Reformen von Erfolg begleitet sein wird.
Wir sind überzeugt davon, dass es in unser aller Interesse liegt, diesem Prozess zum Durchbruch zu verhelfen.
Meine Damen und Herren, wir stehen vor einer historischen Chance für unseren Kontinent, ja für die gesamte Menschheit.
Ein Misserfolg hätte unabsehbare Konsequenzen, die nicht nur geopolitisch exponierte Länder wie Österreich, sondern die gesamte internationale Gemeinschaft langfristig zu spüren hätte.
Es kann andererseits keinen Zweifel darüber geben, dass sich ein Gelingen dieses Reformprozesses auch auf die multilaterale Zusammenarbeit im Rahmen der internationalen Organisationen, also im Rahmen der Weltorganisation, positiv auswirken würde.
Dr. Kurt Walton also heute in der UNO-City, ein Wahrzeichen des modernen Wien, das heute seinen zehnjährigen Bestand feiert.
Das Vienna International Center macht die Wien zur dritten UNO-Stadt nach New York und Genf und beherbergt mehrere Unterorganisationen der Vereinten Nationen, die UNIDO für industrielle Entwicklung der dritten Welt zuständig, die IAEA, die Atombehörde, dazu kommen die Drogenbehörde, eine Abteilung für soziale Fragen und das UNO-Zentrum für die Palästina-Flüchtlinge.
In der UNO-City, die unter dem ÖVP-Kanzler Klaus 1967 geplant wurde und unter Bruno Kreisky Mitte der 70er Jahre errichtet, um 9 Milliarden Schilling, in diesem charakteristischen Bau des Architekten Staber am nördlichen Donauufer arbeiten etwa 4.300 Beamte, darunter 1.300 Österreicher.
Mehr dazu heute Abend in Österreicher Eins um 18.20 Uhr von Nadja El Masri in unserem heutigen Journal Panorama.
Und damit sind wir bei Inlandsthemen in der Mittagsschnellberichterstattung genau um halb eins.
Zu einer ungewöhnlichen Pressekonferenz mit konsumentennahem Thema luden heute die sozialistischen Frauen mit ihrer Vorsitzenden Frauenstaatssekretärin Johanna Donal ein.
Titel der Veranstaltung Überlegungen der sozialistischen Frauen zum bewussten Umgang mit Bekleidung und Kosmetik.
Auch der Veranstaltungsort war ungewöhnlich, wie Waltraud Langer berichtet.
Eine Wiener Innenstadt-Boutique heute Vormittag.
Zu Gitarrenklängen und Kindergeschrei wandeln fünf Modelle eine Treppe herunter.
Wolle, Seide, Baumwolle, verarbeitet zu Kleidern, Hosen und Pullis in lila, schwarz und grün werden vorgeführt.
aufmerksame Beobachterinnen, Johanna Donal, Irmtraut Karlsson und Ilona Grenitz von den sozialistischen Frauen.
Kommentar gibt es keinen, am Schluss wird applaudiert.
Worauf schaut die Vorsitzende der SPÖ Frauen, Frauenstaatssekretärin Johanna Donal beim Einkauf von Kleidung und Kosmetik?
Kosmetik kaufe ich sehr wenig.
Also, dass natürlich auch auf Obio draufsteht, aber
Da habe ich schon meine Produkte und da bin ich ja eher sehr konservativ, also ich tue da nicht sehr viel experimentieren.
Bei der Kleidung schaue ich auf Baumwolle, schlicht und einfach.
Und auch ich habe so ein leichtes Unbehagen dann empfunden, als ich aufgeklärt wurde.
Da gibt es eben Probleme, die man beachten muss.
Eines der Probleme?
90% der Baumwolle, die auf den Markt kommt, ist hoch veredelt, um sie vor dem Knittern und Einlaufen zu schützen.
Dieses Verfahren wird mit Formaldehyd durchgeführt.
Formaldehyd gehört aber zu jenen 10 Substanzen, die am häufigsten Allergien auslösen.
Die SPÖ-Frauen verlangen nun eine Verordnung im Chemikaliengesetz, mit der eine Begrenzung der Werte von freiem Formaldehyd geschaffen wird.
Auf jeden Fall, so raten die SPÖ-Frauen, sollte man Kleidungsstücke vor dem ersten Tragen waschen, um sich vor den negativen Auswirkungen des Formaldehyds zu schützen.
Stichwort Waschen.
Hier stört die SozialistInnen, dass derzeit etwa die Hälfte aller Kleidungsstücke chemisch gereinigt werden, obwohl sie durchaus waschbar wären.
Mit unrichtigen Pflegeanleitungen würden sich die Erzeuger vor Rückerstattungsansprüchen absichern, wird der Industrie vorgeworfen.
Die Folge?
Umweltschädliche chemische Reinigungsvorgänge in unnötig hohem Ausmaß.
Produkte, die unnötig die Müllberge erhöhen, sind der Abgeordneten Ilona Krenitz ein Dorn im Auge.
Ich darf mich nur erinnern an die Windelhöschen, die so stark saugen, dass diese stark saugende Masse nicht mehr verrotten kann und die auf den Deponien
liegen in alle Ewigkeit, weil es so die stark saugende künstliche Faser nicht mehr verrotten kann.
Die SPÖ-Frauen wollen Vorschläge erarbeiten, die sie an Umweltministerin Flemming zur Verwirklichung weiterreichen wollen.
Ihre jetzigen, teilweise nicht ganz neuen Forderungen, Kosmetik soll im Lebensmittelgesetz behandelt werden, eine Verordnung soll klären, was unter Naturkosmetik zu verstehen ist, Kleidungsetiketten sollen so gemacht werden, damit sie nicht nur Chemiker verstehen und überhaupt soll auf allen Produkten draufstehen, woraus sie bestehen.
Das war ein Bericht von Waltraud Langer.
Die politische Sommerpause dürfte in den letzten Zügen liegen, denn die Parteien beginnen, ihre Arbeitsprogramme und auch ihre Themenschwerpunkte für den parlamentarischen und politischen Herbst vorzulegen.
Der Kärntner Landeshauptmann und FPÖ-Bundeshauptmann Jörg Haider hat das heute bei einem Pressegespräch in Wien getan und dabei fehlte es auch nicht an Wahlkampftönen, berichtet Manfred Steinhuber.
Wenn es nach Jörg Haider geht, dann müssen Regierung und Parlament vor den nächsten Nationalratswahlen noch sehr, sehr viel arbeiten.
Denn Haider fordert nun alles ein, was mehr oder weniger andeutungsweise im Koalitionsübereinkommen enthalten ist.
Von der Pensionsreform über die Budgetsanierung bis zur Bundesbahnreform.
Und auch gleich noch einiges dazu, wie etwa die Zusammenlegung der Krankenkassen oder das Kärntner-Modell der Objektivierung mittels privater Personalbüros.
Haider will seine Forderungen zwar ausdrücklich als Arbeitsprogramm für den Herbst verstanden wissen und nicht als Wahlprogramm, doch die kommenden Nationalratswahlen hat er dabei schon ins Auge gefasst.
Die Regierung muss die Karten auf den Tisch legen, ob sie bereit ist, jetzt die wesentlichen
Ankündigungen noch vor Ende der Legislaturperiode in Angriff zu nehmen.
Bei manchen vielleicht gelingt es auch noch eine wirkliche Lösung zustande zu bringen.
Wenn das nicht der Fall ist, dann sollen sie gleich auseinander gehen und sollen also die Karten neu mischen lassen, denn das wäre dann wahrscheinlich der sinnvollere Weg.
Ich rechne mit einem Wahltermin im Frühjahr 1990.
weil das der Zeitpunkt sein wird, wo auch die ÖVP bereit ist, kurz vorher einem Noricum-Untersuchungsausschuss zuzustimmen, weil sie arbeiten sich ja schon darauf hin, indem sie sagen, nicht vor Abschluss oder gerichtlichen Ermittlungen, das könnte sich also so ausgehen,
Und dann hat man zum Schein einen Untersuchungsausschuss eingesetzt und dann gibt es einen Konfliktgrund und dann wird man vorzeitig wählen.
Und damit sind also strategisch aus der Sicht der Großen Koalition ist der Fluchtversuch gelegt.
Darauf gibt es die naheliegende Journalistenfrage, wer denn nun im Frühjahr freiheitlicher Spitzenkandidat sein werde.
Das hat nicht nur die Möglichkeit des Spitzenkandidaten, sondern auch die Möglichkeit einer Spitzenkandidatin.
Und Haider selbst?
Ist er damit aus dem Rennen?
Ich stehe der FPÖ immer zur Verfügung, auch wenn ich nicht Spitzenkandidat bin.
Aber das heiße wiederum nicht, meint Haider, dass er selbst nicht doch auch Spitzenkandidat werden könne.
Er jedenfalls wisse jetzt schon, wer es sein soll.
Heider wird dann auch gefragt, wie sein Gespräch mit Kanzler Franitzki verlaufen sei.
Die Antwort, angenehm sei es gewesen, und er werte die Tatsache, dass der Kanzler sich mit ihm getroffen habe, als Signal für die Aufgabe der ablehnenden Haltung.
Die Art und Weise, wie man sich auseinandersetzt, ist vielleicht dadurch auf ein verbessertes Niveau gekommen, dass man sich zumindest menschlich mehr respektiert.
Ich sehe das so, dass auch er erkannt hat, dass man nicht eine
Dämonisierung oder Verteufelung von jemandem vornehmen kann, die halt in der Wirklichkeit dann nicht stattfindet, weil die Realität eine andere ist.
Praktische Konsequenzen hat es insoweit, als ich auch persönlich einmal seine Einschätzung der politischen Situation kennengelernt habe und daher auch überzeugt bin, dass es richtig ist, wenn die FPÖ davon ausgeht,
dass wir als Opposition in die nächste Nationalratswahl gehen sollen, um auch in der nächsten Phase noch einmal die Oppositionsrolle zu übernehmen, weil die FPÖ darf nicht in Koalitionen denken, sondern sie muss in Veränderungen denken.
Was will sie erreichen?
Was kann sie für das Land tun?
Welche Funktion ist ihr in einer Phase zugeordnet?
Und ich glaube,
nach dem, was man jetzt bisher von dieser Großen Koalition auch hier gesehen hat, ohne das jetzt als polemisch zu verstehen.
Aber von der Faktenlage her sind doch beide Parteien nicht reif, um mit uns eine Koalition zu machen, damit es also wirkliche Veränderungen gibt.
Reif für eine Koalition mit den Freiheitlichen wären die Großparteien erst dann, wenn sie den umgekehrten Weg wie jetzt gehen würden, meint Haider.
Und jetzt im Mittagschanal noch ein Pressekonferenzbericht.
Die österreichischen Grünen wollen künftig eine autonome Außenpolitik betreiben.
Nach Angaben des außenpolitischen Sprechers der kleinsten Parlamentsfraktion, Karel Smolle, ist dies eine notwendige Folge des EG-Kurses der drei anderen Parteien, mit dem sie den Weg der traditionellen gemeinsamen Außenpolitik verlassen haben.
Diese drei anderen Parteien sind ja für
den EG beitritt, die Grünen dagegen.
Von einer Pressekonferenz des außen- und auch minderheitenpolitischen Sprechers der Grünen-Alternativen Karel Smolli eben berichtet Ernest Hauer.
Ausgedehnte Reisetätigkeit wird eine Folge der autonomen Außenpolitik der Grünen-Parlamentsfraktion sein.
Karel Smolle und Klubobmann Andreas Wabel werden Mitte September beim EG-Außenkommissär in Brüssel einen eigenen EG-Brief überreichen.
In Österreichs offizieller EG-Politik werde nämlich, so Smolle, auf die Bereiche Neutralität und Staatsvertrag viel zu wenig Rücksicht genommen.
Wir sind der Auffassung, dass die EG-Kommission bei Behandlung des Antragsbriefes wissen soll, dass, wenn sie Österreich aufnehmen würden,
sie gezwungen werden, entweder Österreich einen sehr großen Bereich an Autonomie zuzugestehen oder die eigene Außenpolitik im Wesentlichen zu neutralisieren.
Und das ist sozusagen, wenn Sie wollen, der Scheideweg.
Es gibt da nur zwei Möglichkeiten.
Wenn Österreich quasi all diese Räume offen gehalten werden, die Österreich braucht, um seine spezielle Situation zu realisieren und zu verwirklichen, seine Aufgabe hier in Mitteleuropa,
Dann bedeutet das, dass all das, was wir Grüne verlangt haben, in einem Vertrag zwischen Österreich und EG drin Berücksichtigung finden müsste.
Das würde aber gleichzeitig bedeuten, dass gerade wesentliche Bereiche des derzeitigen EG-Rechtes und der derzeitigen EG-Wirklichkeit für Österreich außer Kraft gesetzt werden.
Es gibt dazwischen keine Alternative.
Das bedeutet für uns aber eher die Wahrscheinlichkeit, dass die EG dann diesen Brief zurückschicken wird, beziehungsweise als einen Brief behandeln wird, dem man nicht zustimmen kann.
Der Antrag wird sozusagen abgelehnt werden.
Den Standpunkt des EG-kritischen Teils der österreichischen Bevölkerung wollen Smolle und Wabel im Herbst auch bei Reisen nach Moskau, Washington, London und Paris klarlegen.
Bereits im Juli hat der außenpolitische und Minderheitensprecher der Grünen in Prag Gespräche geführt.
Ein Notprogramm für die Wiener Tschechen und Slowaken soll nämlich nach Smolles Ansicht ein Schwerpunkt der Minderheitenpolitik im kommenden Jahr werden.
Und tschechoslowakische Stellen haben ihre Mithilfe zugesagt.
Was nach Smolle an seiner Verurteilung der Prügelszenen vom Wenzelsplatz aber nichts ändert.
Ich bezeichne diese Art des Vorgehens in der GSSR als eben ein zähes Sterben des Totalitarismus, ein zähes Sterben.
Wir wissen, solche Systeme sterben nicht über Nacht, außer wenn es eben zu blutigen Auseinandersetzungen kommt, aber es ist ein zähes Sterben.
Aber es ist ein Sterben und ich muss auch sagen, hier möchte ich zitieren,
den Prager Erzbischof, den ich auch besucht habe, der mir eben als 90-Jähriger gesagt hat, wissen Sie, mit den Alten hat es keinen Sinn mehr zu reden, aber mit den Jungen geht es schon wesentlich besser.
Und das macht mich optimistisch, dass mir das einer sagt, der die Situation doch vor Ort gut kennen muss.
Für Kärnten sieht der Slowene Smolle nun eine gewisse Dialogbereitschaft in Minderheitenfragen.
Ausdruck dafür sei die erste Sitzung des Volksgruppenbeirates für die Slowenern am 4.
September.
Und bei Verwirklichung einer Reihe von Slowenern-Vorhörungen könnte sich Smolle auch eine Teilnahme an den offiziellen Feiern zum 70.
Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung im kommenden Jahr vorstellen.
Es müsse aber eine Paketlösung geben.
Paketlösung, darunter verstehe ich vor allem Lösung der Frage des Kindergartenproblems, Frage einer höheren budgetären Berücksichtigung im Kulturbudget des Landes, die Wirtschaftsförderung für die Kärntner Slowenen, sowohl den genossenschaftlichen Bereich als auch den privaten Bereich müsste man erreichen.
Also eine ganz große Paketlösung und ich könnte mir dann unter diesen Umständen auch vorstellen,
dass die Kärntner Slowenen, wenn sie auch entsprechend politisch berücksichtigt werden, auch an gemeinsamen Landesveranstaltungen teilnehmen werden.
Und natürlich erwarten sie auch, dass das Land an Veranstaltungen teilnimmt, die die Kärntner Slowenen aus diesem Anlass machen werden.
Wir denken vor allem hier an wissenschaftliche Symposium und Aufbereitung dieser Zeit.
Dialogbereitschaft ortet Smolle übrigens auch beim Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider persönlich.
Der könnte im Verhältnis zu den Slowenern deutliche Signale setzen wollen, um, so Smolle, aus dem rechten Eck herauszukommen.
Von einer Pressekonferenz des außenpolitischen Sprechers der Grünen, Karel Smolle, hat Ernest Hauer berichtet.
In zwei Minuten ist es dreiviertel eins und wir kommen für einen Beitrag in diesem Mittagsschanal noch einmal ins Ausland.
Der am Wochenende ausgehandelte Waffenstillstand im Libanon zwischen der christlichen Armee von General Aoun und den verbündeten Syrern, Moslem-Milizten und Drusen
hält einigermaßen, aber niemand weiß, ob das nicht die Ruhe vor dem Sturm ist.
Die Syrer bauten ihre Truppenpräsenz rund um Beirut jedenfalls aus.
Auf der anderen Seite hat Michel Aoun den Syrern Verhandlungen angeboten, nachdem er in der Vorwoche noch vom Kampf bis zur Entscheidung gesprochen hatte.
Welte und Großmächte versuchen inzwischen eine Art Vermittlung.
Ein sowjetischer Nordostunterhändler sprach in Damaskus mit Stadtschef Assad, die Amerikaner agieren wegen ihrer Libanongeißeln.
Sehr vorsichtig.
Und die Franzosen, die versuchen es mit Muskelspiel und entsanden Kriegsschiffe vor die libanesische Küste.
Ein militärisches Eingreifen zugunsten der Christenschlosspräsident Mitterrand allerdings aus.
General Aoun begrüßte die verstärkte französische Militärpräsenz, die Moslems drohten mit neuen Repressalien gegen die Geißeln.
Aus Paris dazu Lorenz Galmeze.
Die Flotte der französischen Marine mit dem Flugzeugträger Forsche an der Spitze nähert sich der libanesischen Küste, allerdings im Schneckentempo.
Sie könnten gar nicht langsamer fahren, zitiert die Pariser Zeitung Libération, einen Insider.
Schon gestern Abend war die Ankunft der acht Kriegsschiffe vor Beirut geplant, vielleicht wird es heute Abend soweit sein.
Offiziell wird die Tempodrosselung damit begründet, dass Paris noch Zeit für diplomatische Vermittlungsaktivitäten gewinnen will.
Kritiker meinen, die fehlende Rückendeckung und politische Unterstützung der westlichen Partner hätten Frankreichs Initiative in einen risikoreichen Alleingang verwandelt, daher jetzt das Zögern.
Wie eine Operation im Libanon rein militärisch aussehen könnte, das zeigten gemeinsame franco-amerikanische Manöver im Februar dieses Jahres.
21 Kriegsschiffe und 9.000 amerikanische sowie 5.000 französische Soldaten hatten im Süden Korsikas die Landung in einem Bürgerkriegsgebiet geprobt.
Das fiktive Land befand sich im Mittelmeer und erhielt den vielsagenden Fantasienamen CEDA.
Ziel der Operation, Befreiung mehrerer Geiseln, Evakuierung von 600 französischen und amerikanischen Staatsbürgern sowie zahlreicher Verwundeter.
An den Manövern waren im Großen und Ganzen dieselben französischen Einheiten beteiligt, die jetzt nach Beirut entsandt wurden.
Offiziell will Frankreich allerdings seine Mission als
umkämpften Libanon, unabhängig von ihrer religiösen oder politischen Zugehörigkeit, verstanden wissen.
Verwundete sollen gerettet, Nahrungsmittel und Brennstoff geliefert werden, keinesfalls Waffen, wird täglich versichert.
Dass neben dem Lazarettschiff Orange mit seinen 1000 Betten und hochmodernen Operationssälen, dutzende Super-Étendards, Kampfflugzeuge, Hubschrauber, hunderte Luftabwehr- und Unterwasserraketen sowie spezialisierte Landeeinheiten mitgeführt werden, erklärt die französische Regierung als notwendigen Selbst.
Syrien und seine Verbündeten im Libanon-Krieg sehen darin hingegen den französischen Versuch einer Kanonenbordpolitik zugunsten ihres Feindes, dem General der christlichen Milizen Michel Aoun.
In der Tat würde eine Landung der französischen Schiffe in Beirut die seit sechs Monaten dauernde Schiffsblockade durchbrechen und General Aoun zumindest eine Verschnaufspause oder gar Waffenlieferungen durch den Irak ermöglichen.
Keine Zweifel an der anfänglichen Entschlossenheit Frankreichs ließen Regierungschef Michel Rocard und Staatspräsident Mitterrand.
Allein unsere Präsenz sollte die Kanonen in Beirut zum Schweigen bringen, erklärte Ersterer und fügte hinzu, man werde einen Beschuss der französischen Schiffe nicht dulden.
Es sei undenkbar, dass französische Rettungsschiffe beschossen würden, wenn sie die Sperre vor Beirut durchbrechen, bestätigte der Präsident.
Die Drohungen Syriens, Teherans und der Milizen Nabi Beris und Walid Jumblads gegen Frankreich und die 17 westlichen Geiseln folgten umgehend.
Bei seinem Libanon-Engagement beruft sich Frankreichs Präsident auf die historische Verantwortung seines Landes.
1920, vom Völkerbund zur Mandatsmacht im Libanon ernannt, hat Frankreich selbst bei der Gewährung der Unabhängigkeit im Jahr 1943 wesentlich die politische Grundstruktur des Landes mit seinem Religionsproporz in der Verfassung
mitbestimmt und immer an einer Art Schutzmachtrolle festgehalten.
Dass noch heute 7000 Libanesen die französisch-libanesische Doppelstaatsbürgerschaft besitzen, die starke libanesische Gemeinschaft in Frankreich sowie das historisch gewachsene nahe Verhältnis Frankreichs zu den libanesischen Christen geben Paris genügend
Argumente, um in dem mörderischen Konflikt als Vermittler auftreten zu wollen.
Das Argument, man könne nicht datenlos zusehen, wie sich die Libanesen gegenseitig hinmorden und ein ehemals blühender Staat von Syrien de facto annektiert werde, hat Frankreichs öffentliche Meinung mobilisiert.
Die Zustimmung für Mitterrands Politik ist eindeutig.
Umso schmerzhafter muss für Mitterrand die Erkenntnis sein, dass seine Libanon-Initiative bisher diplomatisch isoliert dasteht.
Die USA erklären bestenfalls, Frankreichs Alleingang sei nicht im Widerspruch mit der Politik des Weißen Hauses.
Die EG ließ sich bisher lediglich zur Entsendung einer Erkundungsmission über humanitäre Hilfe überreden und Moskau hat trotz Gorbatschow seinen syrischen Verbündeten noch nicht zurückgepfiffen.
Der französische Vorschlag, eine Libanon-Konferenz nach dem Vorbild der Kambodscha-Konferenz in Paris abzuhalten, scheint derzeit zumindest noch im Bereich der Wunschfantasien.
Auf sich allein gestellt, kann sich die Mittelmacht Frankreich jedoch im Libanon nur das holen, was Paris schon zwischen 1982 und 1984 geerntet hatte, obwohl damals mit der Weltmacht USA vereint.
Eine blutige Nase und eine diplomatische Schlappe.
Das war Lorenz Galmezer in Paris zu Frankreichs Libanon-Engagement.
In 10 Minuten ist es 13 Uhr und wir haben hier noch einen Kulturbericht.
Walter Berry, der weltberühmte Bassbariton aus Wien, debütiert als Opernregisseur.
Seine Wahl fiel auf Mozart, jenen Komponisten, dem er seine größten Erfolge verdankt.
Ort des Debuts ist Gmunden am Traunsee, wo die Sommerfestspiele im dritten Jahr ihres Bestehens an pittoresken Spielorten ein reichhaltiges Programm mit Kammermusik, Lesungen, Schauspiel und Oper bieten.
Am kommenden Freitag nun hat Mozarts Singspiel Bastien und Bastienne Premiere.
Eva-Maria Klinger sprach mit Walter Berry über diese seine erste Regiearbeit.
Auf den Einstieg ins Regieführen hat sich Walter Berry 40 Jahre lang vorbereitet.
Er hat während seiner Sängerkarriere alle Erkenntnisse aufgelistet, die er aus Regiefehlern anderer gewonnen hat.
Es waren geniale Regisseure.
Was hat mir gefallen?
Und so habe ich mir über etliche Opern, so meine,
Aufzeichnungen gemacht, aber ich schwöre Ihnen, Bastian Bastien war nicht dabei.
Das Singspiel, das der zwölfjährige Wolfgang Amadeus im Auftrag eines Wiener Musikliebhabers komponiert hat, wird auch selten aufgeführt.
Das Libretto nach einem Schäferspiel von Rousseau erzählt die Liebesgeschichte zwischen dem Mädchen Bastian und dem Dorfmacho Bastien, die durch die Künste des Zauberers Colart zu einem Happy End führt.
Sieht Walter Berry, der den Kollar auf Platte gesungen hat, sich selbst auf der Bühne stehen, wenn er jetzt Regie führt?
Ich saß überhaupt nicht als Sänger unten.
Ich war sofort auf der Seite, der versuchen muss, jeden zu seiner Natürlichkeit zurückzuführen, jeden ununterbrochen zu predigen, Kinder ihr Herz, jeden Satz zum ersten Mal und sagt es ihm auch zum ersten Mal.
Hört einander zu.
Ich war also sofort auf der anderen Seite.
Ich habe Bastian nur auf Platten gesungen, zwar zweimal.
Und ich habe an jeden gesagt, bitte hört nicht zu, was ich da gemacht habe.
Denn wenn man es natürlich nicht szenisch darstellt, hat man nicht die richtige Aktion vor dem Mikrofon und überlegt es sich auch nicht so genau.
Das war's für heute.
Walter Berry als Zauberer Kolar in einer Bastien- und Bastienaufnahme aus dem Jahr 1976.
In der Gmundner Inszenierung singt der Leiter des Festivals, Johannes Jokel, diese Partie.
Das Liebespaar ist mit Ronda Ingl und Franz Super erfreulich jung besetzt, der Grazer Chefdirigent Nikša Baresa dirigiert die Heidensinfonietta.
Walter Berry lässt die ländliche Idylle in zeitlosen Kostümen und ohne Allonge-Perücken spielen und entwarf auch selbst die Dekoration.
verändert nun die Regieerfahrung sein Verhalten als Sänger, wenn er, wie zum Beispiel in der Salzburger Cenerentola, selbst auf der Bühne steht.
Ich habe Dr. Hampel gesagt, ich muss euch Regisseuren viel abbieten.
Ich lege ungeheuer Wert auf Präzision und es macht mich rasend, wenn es wirklich nicht in der Pause oder mit dem Ton und so weiter passiert.
Ich habe gesehen, es ist sofort verschlammt, wenn das nicht stimmt.
Im Theater sind
Hierarchien.
Und diese Hierarchien sind nicht ganz umsonst da.
Es muss einer eigentlich sagen, Kinder, entweder wir machen es so, oder wir machen es überhaupt nicht.
Das habe ich jetzt eingesehen.
Denn wenn jeder seine Gedanken einbringt, das wird ein solches To-Wa-Bu, das geht einfach nicht.
Berry, der selbst ein überaus komödiantisch begabter Sänger ist, kann jetzt vom Regie-Sessel aus Sängerunarten ausmerzen.
Unarten muss man allen Sängern abgewinnen.
Es kommt immer wieder durch die Tongebung ein Schmalz rein.
Ich mag überhaupt nicht Schmalz drinnen und ich mag auch nicht
Ich nenne das die Tante-Olga-Blicke, wenn man im Zuschauerraum leer rausschaut.
Die reden miteinander oder wenn sie für sich reden, müssen sie auch die Tante-Olga im Zuschauerraum nicht suchen.
Und fette Stimmgebung ist verpönt.
Also ich habe sicher, hoffe ich, nichts gegen das Werk getan.
Es gibt also grandiose Schauspielerregisseure, die deswegen noch lange nicht Opernregisseure sein müssen.
Es gibt große Namen, mit denen man dann nicht so gut arbeiten kann.
Ich glaube nicht, dass es primär wichtig ist, Sänger gewesen zu sein, sondern ich glaube, dass man also einen Zugang zu den
Textvorlagen und der Musik haben muss.
Und das finde ich wichtiger, als ob ich selber gesungen habe oder singe, sondern dass ich wirklich das Gefühl für die Musik habe.
Und ich glaube und ich hoffe und irgendwo im Spilzenkämmerchen weiß ich sogar, das habe ich.
Neben dem Gefühl für die Musik prädestinieren Walter Berry auch sein pädagogisches Talent und sein kommunikatives Temperament für eine weitere große Aufgabe.
Kammersänger Walter Berry wird ab Herbst ordentlicher Professor an der Wiener Musikhochschule.
Der Sänger Walter Berry debütiert also in Gmunden als Regisseur des Mozart-Singspiels Bastien und Bastienne.
Ein Gespräch mit ihm war das, von Eva-Maria Klinger.
In fünf Minuten ist es 13 Uhr.
Wir schließen unseren Mittagschanal mit einem neuen Nachrichtenüberblick.
Österreich.
Bundespräsident Waltheim hat die Hoffnung ausgedrückt, der in mehreren Ländern Osteuropas in Gang gekommene Reformprozess werde gelingen.
Waldheim sagte bei einem Festakt zum 10-Jahr-Jubiläum des Wiener Büros der Vereinten Nationen, ein Misserfolg hätte unabsehbare Konsequenzen, nicht nur für geopolitisch exponierte Länder wie Österreich, sondern für die gesamte internationale Gemeinschaft.
Außenminister Mock sagte, Österreich sei als immerwährend neutrales Land in einer Position, die es erlaube, besondere Bedingungen für den internationalen Dialog anzubieten.
Die Freiheitlichen werden nach Ansicht ihres Obmannes Haider wahrscheinlich auch nach den nächsten Nationalratswahlen in Opposition bleiben.
Haider sagte, die beiden Großparteien seien derzeit nicht reif für eine Koalition mit der FPÖ, weil sie nur interessiert seien, ihre Macht zu erhalten.
Dieses Bedürfnis sei grösser als die Bereitschaft zu notwendigen Reformen.
Zum Klima zwischen SPÖ und ÖVP bemerkte der FPÖ-Chef, die Scheidung innerhalb der Koalition sei perfekt, das Urteil sei aber noch nicht rechtskräftig ergangen.
Österreich, Ungarn.
In Kösek tagt die gemischte österreichisch-ungarische Grenzkommission, um den tragischen Tod eines DDR-Bürgers beim Fluchtversuch nach Österreich zu untersuchen.
Die ungarischen Behörden versichern, der tödliche Schuss aus der Waffe des Grenzpostens habe sich bei einem Handgemenge versehentlich gelöst.
Die Fluchtwelle von DDR-Bürgern dauert an.
Beim Grenzposten Klingenbach kam es gestern wieder zu einer Massenflucht.
Etwa 200 DDR-Staatsangehörige erreichten in unmittelbarer Nähe des Grenzpostens unbehelligt österreichisches Gebiet.
Von heute an ist nach der ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in Ost-Berlin und der Botschaft Bons in Budapest auch die westdeutsche Botschaft in Prag geschlossen.
Auch in Prag wird das Botschaftsgebäude von ausreisewilligen DDR-Bürgern regelrecht belagert.
Sowjetunion.
Heute vor 50 Jahren sind der Hitler-Stalin-Pakt und dessen geheime Zusatzprotokolle unterzeichnet worden.
Die Sowjetunion und Nazi-Deutschland haben mit diesem Abkommen Osteuropa in Interessenssphären aufgeteilt.
Die Zusatzprotokolle ermöglichten der Sowjetunion, die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen zu annektieren.
In den drei Staaten soll heute zur Erinnerung an den Pakt eine 620 Kilometer lange Menschenkette zwischen den drei Hauptstädten Tallinn, Riga und Vilna gebildet werden.
Der führende sowjetische Militärhistoriker Yuri Kirschin hat den sowjetisch-deutschen Nicht-Angriff-Pakt von 1939 gerechtfertigt.
Der Historiker sagte, die sowjetische Führung sei damals bestrebt gewesen, die Bildung eines deutschen Brückenkopfes im Baltikum und in Polen für einen Überfall Hitlers auf die Sowjetunion nicht zuzulassen.
Durch das Abkommen seien die Völker des Baltikums vor der Besetzung durch Nazi-Deutschland beschützt worden.
Polen.
Der designierte Ministerpräsident Mazowiecki verhandelt weiter über die Regierungsbildung.
Mazowiecki soll morgen im Parlament gewählt werden.
Der Präsident der Abgeordnetenkammer berichtete mittlerweile, der sowjetische Parteichef Gorbatschow habe ein längeres Telefonat mit Parteichef Rakowski geführt.
Der Präsident gab an, Gorbatschow habe erklärt, ohne Mitwirkung der kommunistischen Partei könnten die Probleme Polens nicht gelöst werden.
Tschechoslowakei, Frankreich.
Die tschechoslowakischen Behörden haben Alexander Dubček, dem Parteichef zur Zeit des Prager Frühlings, die Erlaubnis zu einer Reise nach Paris verweigert.
Dubček hatte am internationalen Jugendtreffen für Demokratie und Menschenrechte teilnehmen wollen.
Er hatte sein Kommen den Veranstaltern bereits zugesagt.
Die Organisatoren des Jugendtreffens beschuldigen Prag, durch das Reiseverbot für Dubček gegen die Schlussakte von Helsinki zu verstoßen.
Bundesrepublik Deutschland.
Der neue Kälbermast-Skandal in Nordrhein-Westfalen weitet sich aus.
Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Düsseldorf wurde nun bei weiteren drei Kälberbeständen im Landkreis Borken der illegale Einsatz eines wachstumsfördernden Hustenmittels nachgewiesen.
Seit Aufdeckung des Skandals in der vergangenen Woche wurden bereits mehr als 7000 Kälber beschlagnahmt.
Der Landwirtschaftsminister von Nordrhein-Westfalen sprach von einer unglaublichen Verantwortungslosigkeit gegenüber den Verbrauchern.
Und nun noch die Wetteraussichten bis heute Abend.
Regional sonnig, sonst gebietsweise Gewitter.
Nachmittagstemperaturen bis 30 Grad.
Das war für heute unser Mittagschanal.
Im Namen aller Mitarbeiter dankt Ihnen Louis Glück fürs Zuhören.