Mittagsjournal 1994.06.11

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Und hier ist das Samstag-Mittagschanal mit Werner Löw im Studio.
    Auf unserem Themenzettel für die kommende Stunde Serienunfall auf der Südautobahn ausgelöst durch einen Geisterfahrer.
    Sprengstoffanschlag auf das Budapester Parlament.
    Geringer Sachschaden, aber großer politischer Schock.
    Letzte Europa-Veranstaltungen in Österreich.
    Wir sind bei Straßendiskussionen mit Jörg Haider und Staatssekretärin Ederer.
    und dazu Informationen, wie der Abstimmungstag morgen rein technisch ablaufen soll, also wie Sie wann wo abstimmen können.
    Außerdem aus Österreich ein Besuch bei der Winova, der internationalen Weinmesse in Wien, und eine hochpolitische Volkstheaterpremiere in Wien, Albert Drachs Kasperlspiel vom Meister Siebentod, eine Parabel um Macht und Mitläufer.
    Aus dem Ausland die neuen Spannungen zwischen Russland und Lettland im Gefolge des neuen lettischen Staatsbürgerschaftsgesetzes.
    Das Gesetz macht eine halbe Million Russen zu Staatenlosen.
    Und im Journal zu Gast heute Wilfried Talwitz, Vizepräsident der Weltbank, gebürtiger Deutscher und Projektleiter für den wirtschaftlichen Wiederaufbau des ehemaligen Ostblocks.
    Vor dem aber ein erster Meldungsüberblick zusammengestellter Nachrichten Wolfgang Wittmann, Nachrichtensprecherin Nina Strehlein.
    Schweden.
    Ein Amokläufer hat in der Nähe der schwedischen Stadt Falun sieben Menschen ermordet.
    Der Täter, ein Angehöriger der schwedischen Streitkräfte, schoss mit einem Sturmgewehr wahllos auf Menschen im Gastgarten eines Restaurants.
    Am Schauplatz des Massakers blieben sieben Tote zurück, zwei Menschen wurden verletzt.
    Polizisten konnten den Amokläufer schließlich überwältigen und festnehmen.
    Der Grund für den Amoklauf des Soldaten ist unbekannt.
    Ungarn.
    Ein Bombenschlag auf das ungarische Parlamentsgebäude hat in der Früh nur Sachschaden angerichtet.
    Der Sprengsatz explodierte vor einem Nebeneingang des Parlamentsgebäudes, das Tor stürzte ein, Menschen wurden nicht verletzt.
    Über die Urheber des Anschlages und ihr Motiv ist nichts bekannt.
    Ein Offizier der Parlamentswache sprach von Unruhestiftern.
    Das ungarische Parlament wird in zwei Wochen seine erste Sitzung nach der Wahl abhalten.
    Bosnien-Herzegowina.
    Der gestern geschlossene Waffenstillstand wird nicht eingehalten.
    In der Umgebung von Maglaj in Nordwest-Bosnien gibt es heftige Gefechte.
    Von serbischen Stellungen aus wurde auch ein Gebäude der UNO-Truppen beschossen.
    Radio Belgrad meldete unter Berufung auf UNO-Quellen muslimische Artillerieangriffe auf serbische Stellungen in Zentralbosnien.
    Das Rote Kreuz plant, in Bosnien einen Gefangenenaustausch zu organisieren.
    Auf dem Flughafen von Sarajevo sollen Vertreter von Moslems, Serben und Koaten zusammenkommen, um mit einer Delegation des Internationalen Roten Kreuzes zu verhandeln.
    Zurzeit sollen etwa 900 Menschen in Gefangenenlagern in Bosnien-Herzegowina festgehalten werden.
    Nordkorea.
    Die Führung Nordkoreas hat die Sanktionen der Internationalen Atomenergieorganisation mit Gegenmaßnahmen beantwortet.
    Ein Botschaftsrat Nordkoreas sagte in Wien, sein Land werde keine internationalen Kontrollen der Atomanlagen mehr zulassen.
    Die letzten beiden IAEO-Inspektoren müssten Sofortkorea, Nordkorea sofort verlassen.
    Die Atomenergieorganisation hatte gestern entschieden, Nordkorea keine technische Hilfe mehr zu leisten.
    Das wirtschaftliche Ausmaß der Sanktionen ist mit knapp 3 Millionen Schillingumfang eher gering.
    Wichtiger ist die politische Signalwirkung, vor allem deshalb, weil China als letzter Verbündeter Nordkoreas die Sanktionen nicht verhindert hat.
    Die Regierung Südkoreas hat die Strafmaßnahmen der IAEO begrüßt.
    Anlass der Sanktionen war die Vorgangsweise Nordkoreas, den Wechsel von Brennstäben in einem Reaktor so rasch zu vollziehen, dass internationale Kontrollore nicht feststellen konnten, ob möglicherweise Plutonium für Atombomben abgezweigt wurde.
    Kolumbien.
    Das wahre Ausmaß der Erdbebenkatastrophe wird nach und nach bekannt.
    Die jüngsten Meldungen sprechen von mindestens 2000 Toten, 13.000 Menschen sind obdachlos.
    Besonders betroffen ist ein Tal südwestlich der Hauptstadt Bogota, wo vor allem Indios leben.
    Die Erdstöße hatten Schlammlawinen ausgelöst, die zahlreiche Dörfer verwüsteten.
    Im Katastrophengebiet wird der Ausbruch von Seuchen befürchtet.
    Der Präsident Kolumbiens Gaviria hat zu einer landesweiten Spendenaktion für die Erdbebenopfer aufgerufen.
    Griechenland.
    In Athen sind vier Sprengsätze explodiert.
    Drei Bomben wurden in der Nähe der Zentrale der nationalistischen Partei Politischer Frühling gezündet.
    Es entstand hoher Sachschaden, Verletzte gab es nicht.
    Die vierte Explosion steht mit den anderen offenbar nicht in Zusammenhang.
    Sie zerstörte einen unbesetzten Schulbus.
    Zu dieser Tat hat sich eine bislang selten aufgetretene Terrororganisation bekannt.
    Über das Motiv herrscht Unklarheit.
    Österreich.
    Auf der Südautobahn in der Oststeiermark hat sich ein schwerer Geisterfahrerunfall ereignet.
    Ein Autofahrer fuhr bei Ilz auf die falsche Fahrbahn und stieß mit einem entgegenkommenden Wagen zusammen.
    Kurz darauf fuhren weitere vier Fahrzeuge auf die beiden verkeilten Wracks auf, unter anderem ein Reisebus.
    Es gab einen Toten und mehrere Schwerverletzte.
    Die Südautobahn war zwischen Hartberg und Gleisdorf einige Stunden lang gesperrt.
    Ja und mit Einzelheiten über diesen Geisterfahrerunfall werden wir uns gleich melden mit einem Bericht.
    Zunächst aber die Frage nach dem Wochenendwetter.
    In den letzten beiden Tagen haben uns die Meteorologen ja ein eher kühles und eher feuchtes Wochenende vorhergesagt.
    Das Wochenende hat mittlerweile begonnen und die Frage an Manfred Meixner von unserer Wetterredaktion.
    Hat sich an den Prognosedaten etwas geändert?
    Ja, heute ändert sich kaum etwas.
    Es bleibt am Nachmittag kühl und vor allem im Westen regnerisch.
    Morgen sieht es allerdings für den Norden und Osten Österreichs etwas freundlicher aus, denn das Mittelbeer-Tief liegt etwas weiter im Süden, als wir gestern noch erwarten konnten.
    Jetzt aber die aktuellen Meldungen.
    Wien stark bewölkt 15 Grad, Eisenstadt bedeckt 14, Nordwind 25 km pro Stunde, St.
    Pölten stark bewölkt 13, Linz bedeckt 14, Salzburg stark bewölkt 13, Innsbruck leichter Regen 9, Priegens bedeckt 8, Graz stark bewölkt 16, Nordwind 20 und Klagenfurt leichter Regen 13 Grad.
    Es bleibt heute Nachmittag meist stark bewölkt.
    Häufig regnen wird es in Vorarlberg, Tirol, in Teilen Salzburgs, in Osttirol und Kärnten.
    Aber auch im übrigen Österreich kann es ab und zu leichte Regenschauer geben.
    Zeitweise weht kühler Nordwind.
    Die Schneefallgrenze steigt bis zum Abend gegen 2000 Meter.
    Es bleibt kühl, die Nachmittagstemperaturen liegen meist nur zwischen 13 und 18 Grad, im Westen kaum über 10.
    In der Nacht ist es in Westösterreich weiterhin regnerisch, sonst hört der Regen weitgehend auf.
    Frühtemperaturen 7 bis 12 Grad.
    Morgen Sonntag regnet es besonders noch im Gebiet zwischen Vorarlberg und Oberkernten, aber schon etwas weniger als heute und die Temperaturen liegen hier nur um 15 Grad.
    Von Oberösterreich bis ins Burgenland sowie in der Steiermark zeigt sich hingegen zeitweise die Sonne und es wird wieder etwas wärmer mit 17 bis 22 Grad.
    Und jetzt noch ein Blick auf den Montag, da wird es meistens sonnig bei Temperaturen zwischen 19 und 24 Grad.
    Danke Manfred Meixner und wir kommen wie angekündigt zu dem schweren Unfall, den heute um 7 Uhr früh ein Geisterfahrer auf der A2 der Südautobahn bei Ilz in der Oststeiermark ausgelöst hat.
    Der Unfall forderte ja ein Menschleben und zwei Schwerverletzte.
    Der oft kritisierte Halbausbau der Südautobahn in diesem Bereich war an diesem jüngsten Geisterfahrerunfall aber nicht schuld, berichtet Christian Jentsch aus dem Landestudio Steiermark.
    Heute Morgen, kurz vor halb sieben, kam ein Lenker aus dem Burgenland mit seinem Pkw auf der A2 auf die entgegengesetzte Fahrbahn von Graz nach Wien.
    Nach Berichten von Augenzeugen beschleunigte der Mann aus St.
    Martin an der Wart, seinen Wagen auf 150 Stundenkilometer, als er bemerkte, auf der falschen Fahrbahn unterwegs zu sein.
    Mit dieser Geschwindigkeit streifte der Geisterfahrer einen tschechischen Reisebus und prallte frontal gegen einen Kleinlastwagen.
    Der Pkw des Burgenländers wurde an die Leitplanken geschleudert.
    Durch die Wucht des Aufpralls wurde der Mann aus dem Wagen geschleudert und war sofort tot.
    Die zwei Insassen des Kleinlastwagens wurden schwer verletzt.
    Für einen der beiden bestand lange Zeit Lebensgefahr.
    Die Autobahn-Gendarmerie Hartberg bekam kurz vor halb sieben Uhr eine Meldung, dass der Lenker eines weißen Pkw
    den Parkplatz Hafenthal, das ist in Höhe Bad Waltersdorf, in falsche Richtung verlassen hat.
    Herr Kaiser, der Unfall geschah da an der Stelle, wo die Autobahn zwischen Graz und Wien bisher nur halb ausgebaut wurde.
    Nein, die Unfallstelle liegt im Vollausbau.
    Die Aufräumungsarbeiten auf der A2 dauerten den gesamten Vormittag an.
    Soweit ein Direktbericht aus der Steiermark von Christian Jentsch.
    Und wir wechseln ins Ausland, zunächst zu der Meldung von heute früh vom Bombenanschlag auf das ungarische Parlamentsgebäude.
    Mit Einzelheiten über die Hintergründe, soweit sie jetzt bekannt sind, und auch über den entstandenen Schaden aus Budapest, Karlsdiebschitz.
    Die Bombe richtete nur geringen Sachschaden an.
    Mehrere Fensterscheiben gingen zu Bruch.
    Durch Splitter wurde der hier sehr weiche Sandstein der Fassade beschädigt.
    Eine Eingangstür, die kaum benutzt wird, wurde durch die Wucht der Detonation zersplittert.
    Die Explosion erfolgte heute früh auf der an der Donau liegenden Seite des neugotischen Parlamentsgebäudes.
    Das Haus wird aufgrund seiner Größe nur sporadisch von Polizeipatrouillen bewacht.
    Hier sind nicht nur das Parlament selbst,
    sondern auch das Amt des Staatspräsidenten und das Amt des Regierungschefs untergebracht.
    Deshalb ist dieser Akt durchaus als symbolisch zu verstehen.
    In den vergangenen Jahren des Übergangs der Demokratie hat es in Ungarn keine politisch motivierten Gewalttaten gegeben.
    Was die Täter betrifft, tat die ungarische Polizei noch völlig im Dunkeln.
    Am ersten kommen, das aber ist reine Spekulation, rechte Splittergruppen in Frage.
    die im Wahlkampf sehr radikal vor einer, wie sie es nannten, Machtergreifung der ehemaligen Kommunisten gewarnt hatten.
    Das geschah vor allem auf den Plakaten der Sozialisten und der liberalen Parteien, die nun die Regierung bilden.
    An der Wahlurne hatte die extreme Rechte nur 1,6 Prozent der Stimmen erhalten.
    Der Sprengstoffanschlag auf einen Nebeneingang des Parlaments in Budapest der Sachstaaten ist gering, aber doch der politische Schock einigermaßen groß nach Jahren der politischen Gewaltlosigkeit in unserem Nachbarland.
    Nächstes Thema, der neue alte russisch-baltische Konflikt.
    Vorgestern Abend hat das lettische Parlament ein neues Staatsbürgerschaftsgesetz beschlossen, das es für die insgesamt rund dreiviertel Millionen russischstämmiger Einwohner von Lettland insichert.
    Zwei Drittel von ihnen, also eine halbe Million lettischer Russen, werden durch das Gesetz über Nacht zu Staatenlosen bzw.
    zu illegalen Einwanderern.
    Lettland hat damit den verhassten Russen die schärfsten Bestimmungen aller Balkenstaaten verordnet.
    Aus Moskau, Susanne Scholl.
    Nur wer entweder schon vor 1940, also dem Zeitpunkt, zu dem die Sowjetunion Lettland besetzte, hier gelebt hat oder mit einem Letten verheiratet ist, hat Anspruch auf die Staatsbürgerschaft.
    Ebenfalls als Staatsbürger anerkennen will die lettische Führung alle jungen Leute, die hier geboren wurden und jünger als 30 Jahre alt sind.
    Allein diese Passage des Gesetzes muss unter den Betroffenen für einige Aufregung sorgen.
    Wird es doch in zahllosen Familien künftig eine Art Zweiklassengesellschaft geben?
    Die Kinder haben die lettische Staatsbürgerschaft, ihre Eltern, die zum Großteil zwar auch schon hier geboren sind, aber eben erst nach 1940, werden, wie gesagt, als illegale Einwanderer eingestuft.
    Die Regelung soll bis zum Jahr 2000 gelten.
    Danach will man mit minimalsten Quoten beginnen, die in Lettland lebenden Staatenlosen doch einzubürgern.
    Das lettische Hauptargument lautet, die hier lebenden Russen seien zum Großteil im Gefolge der sowjetischen Besatzungsarmee ins Land gekommen und hätten daher keinerlei Rechte in der Weiten Republik.
    Neue Spannungen mit Moskau sind wegen dieser Entscheidung vorprogrammiert.
    Obwohl die russische Führung wissen ließ, dass man trotzdem an dem für Ende August geplanten endgültigen Abzug der letzten russischen Armeeeinheiten aus Lettland festhalten wird, ist die Verärgerung über das Gesetz nicht zu überhören.
    Zumal Estland,
    wo ebenfalls lange Zeit die Ansicht vertreten wurde, alle hier lebenden Russen sollten zurück nach Russland, wo ja genug Platz für sie vorhanden sei, nicht zuletzt auch wegen einiger Interventionen aus dem Westen letzten Endes ein Staatsbürgerschaftsgesetz verabschiedet hat, mit dem die russische Bevölkerungsgruppe so halbwegs leben kann.
    Hier ist lediglich eine Sprachprüfung und ein zweijähriger Aufenthalt im Land Voraussetzung für den Erhalt der Staatsbürgerschaft.
    In Lettland dagegen muss man jetzt davon ausgehen,
    dass eine halbe Million Menschen auf Jahre hinaus als staatenlos glüht, mit allen Konsequenzen, die das für den Einzelnen nach sich zieht.
    Zwei Minuten vor Viertel Eins und wir bleiben thematisch im ehemaligen Ostblock mit unserer Samstagsserie.
    im Journal zu Gast.
    Das ist heute Dr. Wilfried Talwitz, ein Vizepräsident der Weltbank in Washington.
    Wilfried Talwitz stammt aus Deutschland.
    1932 ist er in Aschaffenburg geboren.
    Nach dem Studium an der Freien Universität Berlin begann er bald eine internationale Karriere als Wirtschaftsexperte.
    Seit mehr als 30 Jahren arbeitet der heute 62-Jährige in den verschiedensten Funktionen für die Weltbank.
    Heute ist er als Vizepräsident zuständig für Russland, für die anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion und für Osteuropa, übrigens auch für Österreich.
    De facto ist Dr. Talwitz der entscheidende Mann in der Weltbank für die Kredite und die Projekte in seinem Bereich.
    Und da läuft ja im Auftrag der großen sieben Industrienationen derzeit ein Wiederaufbauprogramm für den ehemaligen Ostblock, organisiert eben durch die Weltbank und den Weltwährungsfonds.
    Kritiker meinen, die Hilfe des Westens käme zu langsam oder sie sei an zu schwierige Bedingungen geknüpft.
    Namentlich die Moskauer Reformpolitiker bräuchten bessere Unterstützung, heißt es, um sich gegen die Schirinowskis behaupten zu können.
    Jedenfalls gewährt die Weltbank ihre Kredite nur nach genauen Analysen der Wirtschaftsdaten aus den betroffenen Ländern.
    Und deshalb ist Dr. Talwitz wohl einer der Experten mit dem besten Einblick in die wirkliche Lage Osteuropas.
    Und damit eröffnet Franz Köstler das Gespräch, das er mit Dr. Wilfried Talwitz in Washington geführt hat.
    Herr Vizepräsident, Sie leiten in der Weltbank einen der sensibelsten Sektoren, einen der schwierigsten auch.
    Ich glaube, dass in der Geschichte der Weltbank das wohl das anspruchsvollste Projekt ist.
    Und haben Sie den Eindruck, dass das nicht bei Russland vor allem ein bisschen verlorene, vergebliche Mühe ist?
    Nein, der Meinung bin ich nicht.
    Wir müssen in größeren Zeiträumen, in längeren Zeiträumen denken.
    Wir müssen auch von der Tatsache ausgehen, dass das Einkommen in diesen Ländern, der Lebensstandard nicht viel höher ist und vielleicht etwas tiefer als der Mexikos.
    Zur gleichen Zeit eine Systemveränderung auf dem politischen und ökonomischen Gebiet durchzuführen,
    in einer Ausgangsbasis, wo man Nachbarn hat, denen es so gut geht wie Österreich oder Schweden.
    Das ist politisch, ökonomisch und auch psychologisch eine sehr schwierige Aufgabe.
    Das hat ja oft eine gewisse Ähnlichkeit mit den Mitländern der dritten Welt und doch sind es keine Länder der dritten Welt.
    Sie haben ja Erfahrung mit der dritten Welt.
    Wo liegt der Unterschied und wo liegen die Parallelen?
    Wir reden von dem, was wir früher einmal die zweite Welt genannt haben.
    Und das sind zwei Vorgänge, die sich parallel im Moment abspielen.
    Die zweite Welt, wie ich eben sagte, ist im Lebensstandard nicht höher als große Teile der dritten Welt.
    Sie sehen also vom Lebensniveau eine gewisse Angleichung.
    Gleichzeitig sind diese Länder aber hochorganisierte, technologisch fortgeschrittene Nationen, die den Entwicklungsvorgang durch Kapital, durch Einsatz von physischem Kapital, nicht in der gleichen Weise brauchen, wie es Indien im Jahre 1950 brauchte.
    Ganz im Gegenteil.
    die diese Länder, Mittel- und Osteuropas, eingeschlossen, die frühere Sowjetunion, haben letzten Endes überinvestiert.
    Die hatten die größten Investitionsraten der Weltgeschichte.
    Das wurde finanziert durch Zwangssparen, ohne dass die Leute jemals wussten, die Großfelder der heutigen
    der heutigen Generation oder in Mitteleuropa die Väter der heutigen Generation, denen war nie bewusst, dass ihnen in erheblichem Mittel vorenthalten wurden, das hieß Konsumverzicht und dass es der Staat war, der dann diese gewaltige Industrialisierung durchsetzte, überall das hinausgeht, was in der dritten Welt als sogenannter Entwicklungsvorgang durch Investitionen geschehen ist.
    Die Aufgabe da ist heute,
    nicht gewaltige Investitionen vorzunehmen, sondern die Aufgabe ist, die Prinzipien des Wettbewerbs in einer Marktwirtschaft so zu verankern, dass die Teilnehmer an diesem Wettbewerb sich effizient verhalten können.
    Das ist ein ganz anderes Problem als das Entwicklungsländerproblem.
    Aber die Weltbank und der Währungsfonds stehen jetzt doch sehr stark unter Beschuss, spätestens seit den Wahlen in Russland, wo sich gezeigt hat, dass die nationalistischen Kräfte einen großen Zulauf hatten und man vermutet, dass es vielleicht auch daran liegt, dass die internationalen Finanzorganisationen den sozialen Aspekt etwas vernachlässigt haben.
    Sehen Sie das aus?
    Überhaupt nicht.
    Davon gibt es keine Spur.
    Ein selbstbewusster Schuh.
    Premierminister, betrachtet sich heute als Patriot.
    Und das meine ich ohne Unterton.
    Betrachtet sich als Patriot, dessen eigene Aufgabe ist, Russland stabil zu halten und dem Wachstum entgegenzuführen.
    Das bedeutet, die volle Einsicht, dass man damit anfängt, dem Land
    eine harte Währung zu geben.
    Das ist über Nacht nicht möglich.
    Aber einige Länder, und das ist ein ganz wichtiger Gesichtspunkt dieser gegenwärtigen Überlegung, im Moment bildet sich eine Kette kleinerer Länder, die in der Stabilisierungspolitik vollen Erfolg hatten,
    Und die fangen an Beispielgebend zu sein.
    Zum Beispiel?
    Denken Sie an Estonia.
    Als ich in Lettland war, hat mir jeder, auch der Taxifahrer, stolz diese neue Münze, den Latt, vorgelegt.
    Und mir bewiesen, und dabei hatte er keine Schwierigkeiten, und mir bewiesen, dass dieser eine Latt, der da in seiner Hand lag, mehr wert ist als ein Dollar.
    und auch so bleiben soll.
    Danach bin ich nach Moldova gefahren.
    Moldova hat teilgenommen an der ersten russischen Inflation mit Monatsraten von Inflation bis zu 40 Prozent als Teil des Rubelsystems.
    Hat jetzt seine eigene Währung und ich hatte in Moldova genau den gleichen Effekt wie in Latvia.
    Das ist ein kleines Land.
    Und da wird also mit Stolz berichtet, dass man an der Grenze nach der Ukraine
    und sogar rüber nach Rumänien, moldowisches Geld verwendet als Rechnungseinheit oder auch zum Ausgleich von Spitzen.
    Sie haben das tschechische Beispiel natürlich, das jeder kennt, und sie haben den relativ großen Erfolg von so Ländern wie Polen oder Ungarn, die am Anfang ihrer Systemveränderung eine Stabilisierungspolitik durchgeführt haben,
    Die heute schwerer ist einzuführen.
    Die haben die Gunst der ersten Stunde ausgenutzt, als die Opferbereitschaft noch groß genug war, den dramatischen Schritt zu machen, den wir in Europa noch seit 48, 47 gemacht haben, die italienische Wehrungsreform 47, die deutsche 48.
    Das fängt an Beispiel geben zu werden.
    Und der russische Premierminister ist heute nicht mehr bereit.
    einfach die Stabilität seiner Währung zu opfern für das Gießkannenprinzip an marode Betriebe.
    Das ist auch ein ganz wichtiges Prinzip, wo ich Hoffnung sehe, auch für Russland.
    Gleichzeitig ist Cerna Mürren und seine Regierung relativ stabil und hat in keiner Weise den Prozess der strukturellen Änderung, das heißt der Privatisierung, zurückgehalten.
    Das war ja einigermaßen überraschend.
    Man hat sich eigentlich eine Rückentwicklung erwartet.
    Genau.
    Da lag natürlich auch ein bisschen europäische Überheblichkeit drin.
    Ich höre das manchmal auch heute noch in den Interviews.
    Sie haben mich noch nicht danach gefragt.
    Das Schlüsselwort ist immer das Chaos da drüben.
    Natürlich gibt es große Schwierigkeiten in einer solchen Systemordnung.
    einer solchen Systemveränderung.
    Aber das ist letzten Endes nicht Chaos, sondern eine Veränderung der Wirtschaftsordnung, die schwierig ist, die mit sich bringt.
    Kriminalität, auch Pockets von Armut.
    Aber das ist ein Prozess, der mit einigermaßen Geduld und politischer Verantwortlichkeit
    zu einem Erfolg führen kann, der immerhin besser ist, als das, was man unter Preschenjaw noch gesehen hat.
    Und Sie haben auch keine Bedenken, was die soziale und die politische Stabilität in diesen Ländern betrifft?
    Doch.
    Da müssen wir ein bisschen weiter ausholen.
    Wo kommt denn das eigentlich her, das soziale Problem?
    Das geht zurück auf den Tatbestand, den ich vorher versucht hatte klarzumachen.
    Ungewöhnlich hohe Investitionsraten, ungewöhnlich hohe Sparraten, ungewöhnlich hoher Konsumverzicht.
    Und was hat der Staat damit gemacht, 70 Jahre lang?
    Er hat 45 Prozent dieser Investitionen in Industrien gesteckt, die heute keine Kunden mehr haben.
    Und es ist eine unweigerliche Tatsache, dass wenn Sie heute auch der privatisierte Besitzer einer U-Boot-Fabrik sind, irgendwo im Ural,
    dann wird es soziale Schwierigkeiten geben, es wird Arbeitslosigkeit geben, wenn die letzte Konsequenz gezogen wird aus der Tatsache, dass das U-Boot nicht zu verkaufen ist.
    Die gegebenwärtige physische Organisation von Investitionen in Betrieben,
    Die wird so durchgeschüttelt werden, dass die Betriebe Produktionsmittel freigeben müssen an Investitionswillige in anderen Branchen.
    Da wird es todsicher.
    eine Arbeitslosigkeit geben, die weit höher ist als, sagen wir mal, die zwei Prozent, die offiziell registriert sind in Russland.
    Wichtig ist festzuhalten, dass man kein Land dazu bringen sollte, zur Aufrechterhaltung des Konsums zu bauen.
    Das ist eine solche Überlastung für die nächste Generation.
    Das hat Herr Girek gemacht in Polen.
    Das hat auch dazu geführt, dass Ungarn eine der größten
    die größten Schwierigkeiten hat, weil es verantwortlich den Schuldendienst für die Schuldenaufnahmen teils zum Konsum aus der Vergangenheit heute nicht zurückweisen will.
    Ungarn versucht, obwohl es sechs Prozent seines Sozialproduktes
    an seine Gläubiger jedes Jahr bezahlt über Zinsen.
    Aber das sind die Zinsen für den Konsum von gestern.
    Und das kann man den Ländern heute nicht mehr zubilligen.
    Was nötig sein wird, ist Umschichtung.
    Etwas salopp gesagt ist, dass das Gießkannenprinzip der Sozialleistungen nicht mehr vertretbar ist.
    Ich habe das jetzt auch in Rumänien besprochen mit dem Präsidenten.
    Es gibt eben keinen Grund dafür, dass man 16 verschiedene Familienbeilagen hat, die völlig unabhängig sind von der relativen Armut oder dem relativen Reichtum des Beziehers.
    Dass der Generaldirektor eine Raffinerie kriegt, dieselben Dinge, die ein armer Pensionär kriegt.
    Da muss gewaltige Umschichtung entstehen.
    In Russland liegt der Fall etwas anderes.
    Da liegt dieses, nennen wir es mal, Sozialquote wesentlich geringer, unter 15 Prozent, wahrscheinlich kaum höher als 12.
    Die Umschichtung, um die sozial Schwächeren zu unterstützen während dieser Umschichtungsperiode,
    Die kann nicht geschehen aus den selben 12 bis 15 Prozent.
    Die kann nur dadurch geschehen, dass man die sehr ineffiziente Art der Subvention, nämlich über die Betriebe und über gewaltige Subventionen für die Weiterführung von Produktion, die keinen Markt hat,
    wenn man diese Subventionen einschränkt und das so gesparte Geld für die Ärmeren und für die wirklich bedürftigen Empfänger von Soziallastungen bereitstellt.
    Aber glauben Sie nicht, dass ich Ihnen hier sage, das geht ohne Schwierigkeiten, das geht ohne Armut, das geht ohne Spannungen.
    Dazu sind die Länder insgesamt zu arm.
    Sie sind auf dem Mexikoniveau auch die Besseren davon.
    Wenn Sie den Zeitraum bemessen oder schätzen, der notwendig ist, um in der ehemaligen Sowjetunion im ganzen Bereich Stabilität und auch wirtschaftlichen Wohlstand zu bringen, was würden Sie sagen, wie lange wird das dauern?
    Das wird schon sehr, sehr differenziert.
    Ich bin sicher, dass wir in fünf Jahren kaum noch darüber nachdenken werden, dass Slowenien oder Lettland im Grunde einen Teil des Imperiums war.
    Die werden immer noch kaum über einem Fünftel des Lebensstandards von Österreich haben.
    Aber sie werden sich in der Art des Wachstums, in den Gepflogenheiten der Marktwirtschaft so sehr angeglichen haben und werden dadurch größere Wachstumsraten haben, als wir im Westen kennen.
    Wenn wir um zweieinhalb Prozent wachsen, werden wir sechs Prozent wachsen.
    Und das ist gut.
    Wann diese Umkehrung in Rukreine geschieht, das kann ich nicht sagen.
    Aber ich bin insgesamt rechthoffnungsvoll, dass sich durch diese Kette von Ländern, die die Stabilisierung anerkannt haben, die eine harte Währung verfolgen, durch den Strukturwandel mit Privatisierung usw.
    in Russland,
    immerhin ein Kernland europäischer Geschichte, die Möglichkeit ergeben wird, die technische Kraft innerhalb eines marktwirtschaftlichen Systems doch wieder zum Tragen zu bringen.
    Ich bin nicht absolut der Pessimist.
    Das wird lange dauern und da ist eine Generation, deren Opfer für uns unvorstellbar sind.
    Die musste opfern als junge Leute durch Zwangssparen und die opfern heute
    Also genau die Arbeitsplätze, genau die Investitionen, die sie einmal durch Konsumverzicht hergestellt haben, heute nicht mehr weiterführen können.
    Im Kanal zu Gast heute Dr. Wilfried Thalwitz, Vizepräsident der Weltbank und zuständig für die Wiederaufbauprogramme für die Länder des ehemaligen Ostblocks.
    Das Gespräch führte in Washington Franz Köstler.
    Es ist gleich halb eins und wir wechseln wieder nach Österreich in die Schlussgerade vor dem morgigen EU-Referendum.
    Heute Vormittag gab es noch allerletzte Einsätze der heimischen Politiker, unter anderem in der Fußgängerzone in Wien Favoriten.
    SPÖ-Staatssekretärin Ederer hatte gestern Abend noch das Diskotanzbein geschwungen für die Sache Europas.
    Heute trat sie fast zeit- und ortsgleich mit EU-Gegner Jörg Haider an zur Publikumsdiskussion in Favoriten.
    Die Fußgängerzone des traditionsreichen Wiener Arbeiterbezirkes Favoriten heute Vormittag im Eurofieber.
    Die sanften Klänge der Damenkapelle bilden einen merkwürdigen Kontrast zu der Spannung, die über der Einkaufsmeile liegt.
    Denn in Sichtweite voneinander werfen sich SPÖ und Freiheitliche beinahe zeitgleich in die Europaschlacht.
    Etwas mehr als 100 Interessierte drängen sich um den Informationsstand der Sozialdemokraten, als Europa-Staatssekretärin Brigitte Ederer zum Mikrofon greift, um der Angst vor minderwertigen Lebensmitteln in der EU zu begegnen.
    Was der Anker hier produziert, produziert er nach österreichischen Nahrungsmittelstandards und das bleibt erhalten.
    Das heißt, das Beste ist, Sie schauen nicht drauf, was drin ist, sondern Sie kaufen einfach österreichische Waren und sind sich sicher.
    Kurz darauf mischt sich die SPÖ-Staatssekretärin und das Volk.
    Darf ich mit Ihnen eine Wette eingehen?
    Bitte!
    Darf ich Sie einladen, am 2.
    Jänner mit mir am Bummelsalz um die Fußgängerzone zu machen?
    Da bin ich ehrlich gesagt planig, Ski zu fahren am 2.
    Jänner.
    Ist mir wurscht.
    Geht's am 7.
    Jänner?
    Geht am 7. auch.
    Und wollen Sie immer sagen, dass am 7.
    Jänner dann der Klapper einen Anzug, der aus dem Osten kommt, um 25% billiger hergibt?
    Der Anzug kommt ja jetzt schon zum Teil aus dem Osten.
    Der hat 25% Zoll drauf.
    Und dann hat er es nimmer mehr.
    Nein, nein, nein.
    Es geht doch auch darum, jede Firma wird Interesse haben, dass sie die Spanien weiter erhalten.
    Ganz klar.
    Und wir werden schauen, dass das weitergegeben wird.
    Da haben wir schon Arbeitsgruppen eingesetzt, die werden sich das genau anschauen und wenn sie das nicht weitergeben, werden wir gesetzliche Maßnahmen ergreifen, damit das weitergeht.
    Inzwischen ist auch Innenminister Franz Löschnag aufgetaucht und wird sofort mit den Ängsten der Bevölkerung konfrontiert.
    Österreicher müssen zahlen dafür, quasi für die gute Luft.
    Ich bin auch einverstanden, dass man kriegt die gute Luft, aber die vielen Ostblock-Autos, die tagtäglich hereinkommen, die dürfen uns das alles verstinken, da frage ich mich aber schon.
    Ist Ihr Vorschlag, dass aus dem Osten dann kein Auto mehr hereinkommen könnte, das nicht mit dem KfW?
    Ja, aber in der Regelung muss es ja geben.
    Wissen Sie, das ist so einfach gesagt, bei uns ist der Kart vorgeschrieben, die aus dem Osten haben ihn nicht vorgeschrieben.
    Aber ich zahle für die, die reinfahren und das finde ich nicht richtig, weil ich zahle für meinen Teil aber nicht noch für die Autos, die reinkommen.
    Aber da muss man natürlich abgrenzen und Prioritäten setzen.
    Was will die?
    Sollen die noch reinkommen oder sollen sie nicht reinkommen?
    Mit dem Kart werden sie nicht reinkommen können, weil die haben es noch nicht.
    Ja, mein Auto ist noch gut, ich habe auch keinen Kart.
    Das nächste... Es ist aber höchste Zeit, dass sie einmal zu einem Kart kommen.
    Europa-Botschafter Piozzio Piroli taucht auf in Favoriten.
    Viele skeptische Blicke, einige Zuhörer haben sich vorgenommen, die paar Schritte statteinwärts zu gehen, um auch die Argumente des freiheitlichen Parteichefs Jörg Haider zu hören.
    Nicht alle hegen gute Absichten.
    Da sollten sich ein paar finden, die was runtergehen und den Herr Haider endlich einmal verdreschen.
    Dass er weiß, wo er hingehört.
    Vertroschen wird er nicht, der freiheitliche Parteiobmann, aber so manches rohe Ei fliegt schon mal in seine Richtung, verfehlt aber das Ziel und landet auf der Hose des Wiener Parteiobmanns Bavkovic.
    Haider hat hier in Favoriten locker fünfmal so viele Zuhörer wie die SPÖ-Regierungsvertreter.
    Buhrufe und Pfiffe können seinen Redefluss kaum unterbrechen.
    Wir wollen nicht ein Europa der Bürokraten, wo hinter den verschlossenen Türen in Brüssel eine Handvoll
    Die Menge ist begeistert, die Drängerei wird beinahe gefährlich, eine wahre Schlacht um Haider-Autogramme beginnt.
    Sehr gut, weil er bundständige Ideen hat, die zu unserem Land passen.
    Nicht das Internationale.
    Ja, das sag ich auch.
    Er redet das, was der Volk will.
    Er redet das, was der Volk will.
    Weil er sich als Politiker nicht bereichern musste, weil er eh was hat.
    Nicht mit den ganzen Gewerkschaftlern, die sich aufbedienen.
    Spitze!
    Jedes Wort, das er sagt, ist ein Volltreffer.
    Wie werden Sie abstimmen morgen?
    Als Nein!
    Warum?
    Weil ich überzeugt bin von dem, was gesagt ist.
    Wenn wir mal dabei sind, gibt es kein Rauskommen mehr.
    Und das ist zu teuer, das Ganze.
    Österreich hat sich bis jetzt erhalten, Jahre, und hat alles überdauert.
    Und was wird es geben?
    Ein Unbekannt?
    Ich würde das als kleine Mafia bezeichnen, wo dann Geld verschwindet, in Kanäle.
    Die lieben ja überall.
    Die lieben nur das Geld.
    Volkes Stimme und Politiker in Wien Favoriten.
    Reporter war Robert Stobacher.
    Morgen ist es also soweit und wir wollen Sie noch einmal darüber informieren, wer eigentlich wann, wo, wie abstimmen kann.
    Fritz Dietlbacher hat die Wahlstatistik und die Wahlmöglichkeiten erkundet.
    Ob es nun tatsächlich eine Jahrhundertentscheidung ist, darüber streiten sich bekanntlich die politischen Geister.
    Fest steht aber, die morgige Volksabstimmung ist das größte Referendum, das in der Republik Österreich bisher stattgefunden hat.
    Diesen Titel trägt sie bereits durch die Zahl der Wahlberechtigten.
    Fast 5,8 Millionen Österreicher können morgen Ja oder Nein zum EU-Beitritt sagen.
    Um rund 100.000 mehr als bei der letzten Präsidentenwahl.
    Um 160.000 mehr als bei den letzten Nationalratswahlen.
    Und gleich um 700.000 mehr als bei der bisher ersten und letzten Volksabstimmung, bei jener über das Atomkraftwerk Zwentendorf.
    Auf Flughäfen und großen Bahnhöfen öffnen die ersten Wahllokale schon um Mitternacht.
    Zwischen halb sechs und neun Uhr in der Früh öffnen dann auch die normalen Lokale.
    Nur in St.
    Ilgen in der Steiermark, traditionell Österreichs erste Trendgemeinde, muss man um diese Zeit schon lange aufgestanden sein, denn hier schließt das Abstimmungslokal um neun Uhr schon wieder.
    In den meisten kleinen Gemeinden ist eine Stimmabgabe aber bis um zwölf Uhr möglich.
    In den größeren Städten auch länger.
    In Vorarlberg schließt das letzte Wahllokal schon um 14 Uhr, in der Steiermark geht es bis 15 Uhr, in Oberösterreich ist um 4 Uhr Nachmittagswahlschluss, in Kärnten, in Villach und Klagenfurt um halb 5.
    In allen anderen Bundesländern kann man sich bis 17 Uhr mit seiner Entscheidung Zeit lassen.
    Offen ist natürlich nicht nur das Ergebnis, sondern auch die Wahlbeteiligung.
    Meinungsforscher rechnen mit 70 bis 75 Prozent.
    Das wären gut 10 Prozent weniger als bei der letzten Nationalratswahl.
    Aber immer noch um 10 Prozent mehr als bei der Zwentendorf-Volksabstimmung.
    Die ist übrigens vor nunmehr 16 Jahren denkbar knapp ausgegangen.
    Mit 49,5 Prozent Ja und 50,5 Prozent Nein stimmen.
    Auch damals waren die Befürworter in den Meinungsumfragen weit vorne gelegen.
    Letzte Erhebungen hatten damals 39% Ja und nur 26% deklarierte Nein-Stimmen ergeben.
    Ausschlaggebend waren 1978 dann Tirol und Vorarlberg.
    In diesen beiden Ländern lagen die Zwentendorfgegner mit 66% und 85% der Stimmen weit voran.
    Und das besiegelte das hauchdünne Nein in Gesamtösterreich.
    Diesmal könnte diese Funktion des Züngleins an der Waage den Auslandsösterreichern zufallen.
    Einige Zehntausend von ihnen haben sich Stimmzettel fürs Referendum zuschicken lassen.
    Sie können aber auch in Konsulaten oder Botschaften wählen.
    Diese Stimmen werden dann erst am 20.
    Juni, also Montag, in einer Woche ausgezählt.
    Bei einem sehr knappen Ergebnis in Österreich könnte es in einer Woche dann also noch einmal sehr spannend werden.
    Aber wer in seinem Wahllokal zur Abstimmung geht, das werden ja wohl die meisten sein, der braucht nichts weiter als einen Lichtbildausweis, um teilnehmen zu können.
    Ein Meldezettel allein langt nicht.
    Die EU-Abstimmung im Radio.
    Sonntag 17 Uhr, die letzten Wahllokale schließen, die Berichterstattung des aktuellen Dienstes beginnt.
    In einem Sonntagsschornal in Österreich 1 und in Ö3 die erste Hochrechnung.
    Ab 17.15 Uhr berichtet Österreich 1 durchgehend bis 20 Uhr.
    In Ö3 zehnminütige Kurzschornale um 18, 19 und 20 Uhr, zur halben Stunde jeweils Kurzzusammenfassungen.
    Und das Wichtigste vom Tage noch einmal im Nachtschornal ab 22 Uhr in Österreich 1 und in Ö3.
    Die EU-Abstimmung im Radio.
    Und soviel zur EU-Abstimmung in diesem Samstag-Mittag-Journal.
    Seit vorgestern beherrscht der Wein und was dazugehört das Wiener Messegelände.
    Die Winova hat ihre Pforten geöffnet.
    Diese Messe wird seit 1986 alle zwei Jahre veranstaltet, heuer also zum fünften Mal.
    Und obwohl sie also noch jung ist, hat sie sich einen festen Platz erobert in den Kalendern der internationalen Weinfachleute.
    Hans Adler hat für uns die Winova besucht.
    Keine heurigen Atmosphäre, sondern ernste Beschäftigung mit einem wertvollen Naturprodukt findet der Besucher auf der Vinnova.
    Weinsjournalisten, Weinbuchautoren, Einkäufer, die nach neuen Quellen suchen, private Weinliebhaber, die mit Computerlisten von Probe zu Probe ziehen und Notizen machen.
    Weinbauern, die wissen wollen, was die Kollegen und Konkurrenten so zu bieten haben, Winzer auf der Suche nach neuen Ideen für die Arbeit im Fass und Flaschenkeller und relativ wenig private Kundschaft.
    Was erwarten sich die Winzer, die Aussteller von der Vinnova?
    Es gehört ganz einfach dazu, bei dieser Herrschau der österreichischen und auch der internationalen Weine, dass man sein Bestes bringt und sein Bestes zeigt.
    Ich würde schon sagen, das ist ein Muss, insbesondere weil es ja auch immer in dem Jahr kommt, wo keine Wien Expo ist.
    Der Maßstab ist immer noch die Wien Expo.
    Aber wenn man dann sagt, was gibt es sonst noch an internationalen Messen, wie zum Beispiel London, wie auch die Anuga in Deutschland, dann wird in dem Atemzug auch die Winova genannt.
    Es ist eine gewisse Prestigsache.
    Im Blickpunkt auf diese EU hin ist es sicher ein Schaufenster österreichischer Weine.
    Das Wichtigste finde ich auf jeder Messe, auch bei der Venova, ist gesehen zu werden und für meine Kunden, die ich ja bereits habe, präsent zu sein.
    Für mich als Aussteller interessant, eine Menge ausländische Besucher.
    hier betreuen zu können.
    Und so ist es nicht verwunderlich, wenn unter den Ausstellern auf der Winowa kein einziger mit einem Nein zum EU-Beitritt zu finden war.
    Die Steirer sind auf alle Fälle positiv eingestellt, weil wir ganz einfach uns den großen Markt erwarten.
    Für Spezialitäten braucht man immer ein größeres Gebiet, wo man sich platzieren kann.
    Für die Masse genügt also der Platz vor der Haustür.
    Ich hoffe auf positiv.
    gerade auch im Hinblick auf meine Exporttätigkeiten.
    Ich fürchte mich nicht für einen EU-Beitritt von Österreich.
    Ich befürworte das sehr stark und muss auch sagen, dass gerade mit den österreichischen Weinen und deren Qualitäten, die hier auf der Wiener Oper präsentiert werden, wir vor keiner Angst zusammen brauchen und mit unseren Wiener Weinen schon gar nicht.
    Ich erhoffe mir ein sehr deutliches Ja.
    Tatsächlich müssen die Weinbauern insgesamt mit einem Verlust von geschätzt etwa 30 Prozent des österreichischen Marktes an die ausländische Konkurrenz nach einem EU-Beitritt rechnen.
    Geschätzt, denn nichts wird sich vergleichen lassen.
    Die Ausländer werden über den Handel oder im Kofferraum der Urlauberautos kommen.
    Die einheimischen Winzer verkaufen aber ihren größten Teil des Weines ab Hof.
    Die Spitzenproduzenten, die sich einen Platz auf der Venova leisten können, brauchen die EU-Konkurrenten also nicht zu fürchten.
    Ihre wenige starken Kollegen sehr wohl.
    Und auch der Weinhandel ist geteilter Meinung.
    Den einen ist Beitritt und nicht Beitritt egal.
    Von meiner Warte aus als südafrikanischer Weinproduzent macht es eigentlich keinen Unterschied.
    Wir sind in Österreich erfolgreich tätig, wir sind auch in Deutschland und in anderen EU-Ländern erfolgreich tätig.
    Den anderen, in diesem Fall einem renommierten Innsbrucker Weinimporteur, keineswegs.
    Für uns selber als hauptsächlich Importeure ist es sicherlich eine gewisse Erschwernis, insofern, dass die Konkurrenz vorerst natürlich größer wird.
    Es kann jede Privatperson ja dann eine gewisse Menge ohne Kontingent, ohne Beschränkungen über die Grenze bringen.
    Und die ist in Westösterreich nirgends weit.
    Nicht die nördliche nach Deutschland und noch weniger die südliche über dem Brenner, mitten in das Südtiroler Weingebiet.
    Und das Dorotheum ist auch vertreten.
    Morgen, Sonntag um 17 Uhr werden Weine versteigert.
    Spitzenkreszenzen, aber keine uralten Sammlerstücke, berichtet Auktionator Johann Müllner.
    Das sind inländische Weine und auch ausländische Weine.
    und die werden einheitlich um 300 Schilling gerufen.
    Es sind noch durchaus genießbare Weine, also nicht Raritäten, also eher jüngeren Datus, ich sehe viel von 1992 und 1993.
    Neben dem Wein hat heuer auch der Schnaps einen eigenen Platz erhalten.
    Etikettendrucker und Korkenhändler finden sich neben den Anbietern von Computerprogrammen speziell für den Weinbauern und natürlich fehlen auch die Flaschenlieferanten nicht.
    Insgesamt werben über 800 Aussteller aus mehr als zehn Nationen um die Gunst der Kunden und das noch bis Montag, 19 Uhr.
    Hans Adler war auf Weinreise in Wien bei der Venova.
    An der Universität Innsbruck wurden heute Ehrendoktortitel verliehen, und zwar an drei ganz besondere Persönlichkeiten.
    Simon Wiesenthal, der Leiter des Jüdischen Dokumentationszentrums, wurde zum Ehrendoktor der Rechtswissenschaften ernannt.
    Der Tiroler Bischof Reinhold Stecher erhielt den Ehrendoktor der Philosophie.
    Und ein betagter Wissenschaftler wird ebenfalls geehrt, Leopold Fitoris, 103 Jahre alt und Mathematiker mit Weltruf.
    Er wird Ehrendoktor der Technischen Wissenschaften.
    Aus Tirol, Maria Gundolf.
    Die Aula der Universität ist heute mehr als voll.
    Unter die zahlreichen erkrauten Köpfe der Ehrengäste mischen sich viele junge Gesichter.
    Publikumsmagnet dürften wohl nicht Streichquartettklänge und lange Lobesreden sein, sondern zwei der Geehrten.
    Simon Wiesenthal und der Tiroler Bischof Reinhold Stecher.
    Simon Wiesenthal, Leiter des Jüdischen Dokumentationszentrums, wird Ehrendoktor der Rechtswissenschaften der Uni Innsbruck.
    Zwar ist er selbst kein Jurist, aber, so Universitätsrektor Hans Moser, er habe durch seinen Kampf gegen das Vergessen und für die Gerechtigkeit zur Verbesserung des österreichischen Rechtssystems beigetragen.
    Die heutige Ehrung ist für den vielgewürdigten Wiesenthal nur eine von vielen.
    Aber es ist immer etwas Besonderes, sagt Wiesenthal.
    Er erzählt seine letzte, wenig erfreuliche Erinnerung an Einladungen nach Tirol.
    Ich wurde einmal etwa vor 20 Jahren eingeladen von der historischen Fakultät, einen Vortrag über meine Tätigkeit zu haben.
    Und dann wurde ich zugehalten.
    Und dann wurde ich ausgeladen, weil man für meine Sicherheit nicht garantieren konnte.
    Stellen Sie sich so etwas vor.
    Da habe ich mir damals gesagt, nichts mehr in Innsbruck.
    Aber wie man mich gefragt hat, werde ich es annehmen.
    Da habe ich nach kurzen Zählern gesagt, ja.
    Bischof Reinhold Stecher darf sich ab heute Ehrendoktor der Philosophie der Uni Innsbruck nennen.
    Er wurde für seinen Respekt vor Andersdenkenden und Andersgläubigen gewürdigt.
    Zu Ehren kam auch einer, der es in seinem langen Leben schon zu vielen Ehrungen gebracht hat.
    Leobold Viatoris, 103 Jahre alt, Mathematiker mit Weltruf, wird Ehrendoktor der Technischen Uni.
    Ob ihn die Mathematik jung gehalten hat?
    Jedenfalls hat mir die Mathematik auch geholfen, Jugend zu halten.
    Ich bin sehr viel gegangen.
    Ich bin in die Berge gegangen und auch in Innsbruck herum spaziert.
    Ich habe jeden Tag mindestens eine Stunde weggemacht.
    Auf die Frage, wie viele Ehrungen er in seinen 103 Lebensjahren schon bekommen hat, sagte mit einem verschmitzten Lachen, mehr als ich verdiene.
    Ein 103 Jahre alter Ehrendoktor an der Uni Innsbruck.
    Und wir rechnen jetzt 50 Jahre zurück.
    Am 13.
    Juni vor 50 Jahren, exakt eine Woche nach der Landung der Alliierten der Normandie, setzte Hitler-Deutschland die erste der sogenannten Wunderwaffen gegen England ein.
    Die V1, ein unbemanntes Kleinflugzeug mit einem 1000 Kilo Sprengkopf.
    Knapp nach 4 Uhr Frühortszeit überquerte die erste V1 die südenglische Grafschaft Kent, explodierte nahe der Stadt Gravesend an der Thamesermündung.
    Weiter drei schlugen in den folgenden Stunden ein, insgesamt gab es sechs Tote, neun Verletzte und eine zerstörte Eisenbahnbrücke.
    Die V1 wurde ebenso wie die im August erstmals eingesetzte V2 vom besetzten Holland aus gestartet.
    Zur Technik und zu den Wirkungen der V1 Roland Machatschke.
    So erlebten die Einwohner Südenglands die V1.
    Ein lautes, ärgerlich klingendes Brummen, dann einen Augenblick Stille und dann den Krach der Explosion von 1000 Kilo Sprengstoff.
    Siebeneinhalb Meter lang war der Rumpf der fliegenden Bombe.
    Hinter dem Sprengkopf befand sich ein 280 Liter benzinfassender Tank, dahinter zwei Pressluftflaschen, denn die Steuerruder wurden mittels Druckluft bewegt.
    Das war's, kommentierte Trocken, der Reporter der BBC in dieser Aufnahme aus dem Jahr 1944.
    Die Abschussrampen für die V1 lagen in besetzten Holland und Belgien.
    Alle 10 Sekunden Warnung.
    Heute würde man Countdown sagen.
    Mit einem Knall tritt das Katapult in Aktion, beschleunigt den Flugkörper auf 250 Stundenkilometer, das Triebwerk zündet und brummend entfernt sich die V1 vom Startplatz.
    Das absolut Neue an der V1 war der Antrieb.
    Auf dem Flugzeugrumpf zwischen den 5,30 Meter langen Tragflächen war ein Rohr befestigt.
    Nach hinten war es offen, vorne war es mit einer nach innen aufgehenden Klappe verschlossen, die gegen eine Feder drückte.
    Wenn die V1 durch das Katapult, das mit der explosionsartigen Zersetzung von Wasserstoffperoxid funktionierte, auf ihre Startgeschwindigkeit beschleunigt wurde, drückte der Luftdruck die Verschlussklappe nach innen.
    Luft strömte ein, das eingesprühte Benzin entzündete sich.
    Durch den Druck dieser Explosion wurde die Klappe wieder zurückgepresst.
    Die rasch strömende Luft trat am anderen Ende des Rohrs aus und beschleunigte den Flugkörper.
    Damit wuchs wieder der Außendruck auf die Klappe und alles begann von vorne.
    Durch die Serie der rasch aufeinanderfolgenden Explosionen erreichte eine V1 ihre Fluggeschwindigkeit von etwa 570 Stundenkilometern.
    Wenn der Treibstoff verbraucht war oder die Zufuhr durch eine vorher eingestellte Zeituhr gesperrt wurde, fiel die fliegende Bombe vom Himmel.
    Zusätzlich wurden die druckluftgesteuerten Lenkklappen blockiert.
    Die V1 war also so etwas wie eine Vorform der heutigen Cruise Missiles, der Marschflugkörper, die freilich über eine nicht zu vergleichende Computer-Selbststeuerung nach eingegebenen Zielkoordinaten verfügen.
    Die deutsche Propaganda versuchte, das Maximum aus dem Einsatz der Wunderwaffe herauszuholen, um von den Niederlagen in Frankreich und Russland abzulenken.
    Das schwere Feuer der V1 liegt unablässig auf dem Raum von London.
    Der Wehrmachtsbericht übertrieb.
    In zehn Monaten wurden knapp über 8000 V1 auf London gezielt.
    Ein Drittel schlug ein.
    Alle anderen wurden von Flak abgeschossen, landeten in Ballonsperrnetzen oder wurden von britischen Jägern entweder per Bordkanone oder durch einfaches Antippen mit einer Tragflächenspitze zum Absturz gebracht.
    Weniger als 6.000 Menschen wurden getötet, etwa 80.000 Wohnhäuser zerstört oder schwer beschädigt.
    Reichspropagandaminister Goebbels hatte wenig Anlass zu jenem gespielten Erschauern, dass er den Deutschen nicht vorenthalten wollte.
    Ich sah kürzlich moderne deutsche Waffen, bei deren Anblick mir nicht das Herz höher schlug.
    sondern einen Augenblick stillstehen blieb.
    Auch die pathetischen Reportagen aus dem Westen konnten die Deutschen wahrscheinlich nicht von den nahezu täglichen Bombenangriffen ablenken, denen sie ausgesetzt waren.
    Auf einem Vorpostenboot am Invasionsgebiet im ersten Morgenlicht, da hat man schon lange nicht mehr so helle Gesichter noch durchs Wachs der Nacht gesehen, wie hier, zu dem brausenden Heulen, das vom Festland nach Südengland zieht.
    Kriegsentscheidend war die V1-Flugbombe ebenso wenig wie die V2, die erste moderne Großrakete, die ab August 1944 eingesetzt wurde.
    Im März 1945 befreiten die Alliierten Holland und damit hatten die Deutschen keine Abschussplätze für ihre Wunderwaffen mehr.
    Vor 50 Jahren, genau am 13.
    Juni vor 50 Jahren, flog die erste V1 Richtung England.
    Ronald Machatschke hat diesen Beitrag dazu gestaltet.
    Und auch mit unserem Kulturbeitrag kommen wir eine Zeit nicht weit von diesen Ereignissen.
    Am Wiener Volkstheater hat am kommenden Donnerstag eines der bestürzendsten und derzeit wieder aktuellsten Stücke aus den 30er Jahren Premiere.
    Albert Drachs' Das Kasperspiel vom Meister Siebentod
    eine Parabel über Macht, Diktatoren und deren Mitläufer.
    Susanne Bruckner hat einen letzten Forum besucht und den folgenden Beitrag gestaltet.
    Wir wechseln Länge mit Größe.
    Ich sage immer, es ist schade, dass wir die Menschen nicht fressen können.
    Ein höllisches Spiel um die Verfügbarkeit der Menschen.
    Albert Drachs Stück, das Kaspelspiel vom Meister Siebentod, entstand 1935, also bereits zwei Jahre nach dem Beginn des Naziterrors in Deutschland.
    Ein Stück um den Aufstieg eines großen Diktators in Form einer blutleeren und herzlosen Puppe, die ihre Mitmenschen mit deren eigenen Mitteln bekämpft und manipuliert.
    Was machst du?
    Grimassen.
    Das ist mein Geschäft.
    Dann darf ich nicht konkurrieren?
    Wovon lebst du?
    Von dem, was man mir gibt.
    Das tue ich auch.
    Soll ich nehmen, was man mir nicht gibt?
    Das tue ich auch.
    Wovon soll ich leben?
    Du sollst nicht leben.
    Ich lebe auch nicht.
    ein bestürzendes Parabelspiel, dessen Uraufführung erst Anfang der 60er Jahre zugelassen wurde.
    Die Warnung vor der Gewalt der Demagogie und der Macht der Sprache als aufrührerisches Mittel schien damals nicht gerade aktuell.
    Das Stück blieb nahezu ungespielt.
    Umso aktueller scheint es heute.
    Stefan Bruckmeier inszeniert die Parabel am Wiener Volkstheater.
    Einerseits ist es natürlich eine böse Erinnerung, gleichzeitig ist es aber wieder visionär, weil es eben nicht nur mit dieser Wurstelpuppe den Aufstieg eines, ich würde mal sagen, Nazi-Führers so ganz allgemein, sondern grundsätzlich einer Führerpersönlichkeit, einer sehr fragwürdigen, beschreibt vor allem aber den Weg der
    der anfänglichen Zweifler und späteren Befürworter, Mitstreiter und noch übereifrigen Mitakteure.
    Und das stimmt bedauerlicherweise immer wieder und nach wie vor.
    Und nicht nur für Deutschland, da kann man Ceausescu in Rumänien nehmen, da kann man politische Entwicklungen gerade jetzt auch in Jugoslawien nehmen.
    natürlich auch neue Tendenzen in Österreich, ohne dass es da auf eine ganz bestimmte Linie hin abziehen wird.
    Insofern ist es ein typischer Drach, weil die Sätze
    unverblümt und ganz genau das sagen, wofür sie geschrieben sind, und er nie irgendeine Behauptung zurücknimmt.
    Es ist vielleicht insofern ein etwas untypischer Drach, weil hier ist es eine Schlacht von Kurzsätzen und Kurzstatements, die aber in ihrer Aussage so konkret sind, dass man sie eigentlich kaum dagegen wehren oder entziehen kann.
    Stefan Bruckmeier zeigt eine extrem karge, sehr klare Kasperlwelt, versucht keine politischen, gesellschaftlichen oder menschlichen Richtungen zu kommentieren oder über den Zustand des Stücks hinauszugehen.
    Zwischenphilosophien wird man vergeblich suchen, ebenso szenische Effekte.
    Für mich ist es viel wichtiger zu zeigen, wie viele Komponenten da zusammenspielen, dass ein Wahnsinniger so weit kommt.
    Da braucht es immer sehr viele Wahnsinnige.
    Und besonders viele, die dann nachher sagen, was in dem Stück ja auch ein bisschen angesprochen wird, naja, ich war's nicht, war ja nur der.
    Wir brauchen einen Doppelgänger, der für mich die Prügel einsteckt.
    Nehmen Sie jenen?
    Nicht ein Mädchen, nicht einen Jungen.
    Wo sind die Riesen?
    Wer weiß?
    Vielleicht bin ich selber einer.
    Hab ich dich!
    Albert Drachs Kasperlspiel vom Meister Siebentod in der Regie von Stephan Bruckmeier.
    Es hat am kommenden Donnerstag am Volkstheater eine Premiere, aber schon morgen, am Sonntag, gibt es eine Voraufführung.
    Das Mittagsjournal geht damit zu Ende.
    Uns bleibt noch die Zeit für den Blick aufs Wetter.
    Heute Nachmittag meist stark bewölkt, heißt die Prognose.
    Von Vorarlberg bis Salzburg sowie im Süden häufig Regen, im übrigen Österreich nur ab und zu.
    Zeitweise lebhafter Nordwind.
    Temperaturen meist zwischen 13 und 18 Grad.
    Das Team des Mittagschannels verabschiedet sich damit für die Technik Kurt Pascher, die Regie Herbert Oberwollny und den Moderator Werner Löw.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Mitwirkende: Wittmann, Wolfgang [Gestaltung] , Strehlein, Nina [Sprecher/in]
    Datum: 1994.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Mitwirkende: Meixner, Manfred [Gestaltung]
    Datum: 1994.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Klima und Wetter ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Geisterfahrerunfall in der Steiermark
    Um 7:00 Uhr Früh hat ein Geisterfahrer einen schweren Unfall auf der A2 in der Oststeiermark ausgelöst. Der Unfall erforderte 1 Menschenleben und 2 Schwerverletzte. Interview: Autobahngendarmerie Hartberg Kaiser.
    Mitwirkende: Jänsch, Christian [Gestaltung] , Kaiser, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1994.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Verkehr ; Tod ; Exekutive ; Interview ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Steiermark
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Explosion vor dem Budapester Parlament
    In der Früh geschah im ungarischen Parlamentsgebäude ein Bombenanschlag. Einzelheiten zu diesem Anschlag.
    Mitwirkende: Stipsicz, Karl [Gestaltung]
    Datum: 1994.06.12 [Sendedatum]
    Ort: Budapest
    Schlagworte: Politik ; Terror ; Straftaten ; Parlament ; Reportage ; Regierung ; Rechtsextremismus ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Ungarn
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lettisches Staatsbürgerschaftsgesetz macht Russen zu Staatenlosen
    Das lettische Parlament hat vor 2 Tagen ein neues Staatsbürgerschaftsgesetz beschlossen. 500.000 lettische Russen werden durch das Gesetz über Nacht zu Staatenlosen bzw. zu illegalen Einwanderern.
    Mitwirkende: Scholl, Susanne [Gestaltung]
    Datum: 1994.06.12 [Sendedatum]
    Ort: Moskau
    Schlagworte: Politik ; Nationalismus ; Asyl ; Diplomatie ; Migration ; Justiz und Rechtswesen ; Straftaten ; Menschenrechte ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Russland ; Lettland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Weltbank-Vizepräsident Wilfried Thalwitz
    Im "Journal zu Gast" ist mit Wilfried Thalwitz ein Vizepräsident der Weltbank in Washington. Er stammt aus Deutschland und begann nach seinem Studium schnell eine internationale Karriere in der Finanzwirtschaft. Er ist zuständig für die Kredite und Projekte in Osteuropa sowie für Österreich. Interview: Vizepräsident Weltbank Wilfried Thalwitz.
    Mitwirkende: Kössler, Franz [Gestaltung] , Thalwitz, Wilfried [Interviewte/r]
    Datum: 1994.06.12 [Sendedatum]
    Ort: Washington D.C.
    Schlagworte: Politik ; Finanzwesen und Kreditwesen ; Finanzpolitik ; Wirtschaftspolitik ; Entwicklungsländer ; Industrieländer ; Interview ; Porträt ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Russland ; USA - Vereinigte Staaten von Amerika
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Letzte Europäische Union-Informationsveranstaltung
    Am Vormittag gab es allerletzte Einsätze der heimischen Politiker vor der Volksabstimmung über den Beitritt Österreichs zur EU am Folgetag. Ein Stimmungsbild der Veranstalter der EU-Befürworter und EU-Gegner. Einblendung: SPÖ-Staatssekretärin Brigitte Ederer, Einblendung: anonyme Passanten, Einblendung: Innenminister Franz Löschnak, Einblendung: FPÖ-Obman Jörg Haider.
    Mitwirkende: Stoppacher, Robert [Gestaltung] , Anonym, Passantin, Passant, Passanten [Interviewte/r] , Ederer, Brigitte [Interviewte/r] , Löschnak, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1994.06.12 [Sendedatum]
    Ort: Wien St. Veit an der Triesting
    Schlagworte: Politik Österreich ; EU ; Direkte Demokratie ; Wahlen ; Parteien / SPÖ ; Parteien / FPÖ ; Regierung ; Opposition ; Werbung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wie kann man morgen abstimmen?
    Am Folgetag findet die Volksabstimmung über einen EU-Beitritt Österreichs statt. Eine Reportage über die Wahlstatistik und die Wahlmöglichkeiten der Österreicher.
    Mitwirkende: Dittlbacher, Fritz [Gestaltung]
    Datum: 1994.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; EU ; Direkte Demokratie ; Wahlen ; Reportage ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Weinmesse Vinova
    Der Wein beherrscht seit zwei Tagen das Wiener Messegelände. Die "Vinova" wird seit 1986 alle 2 Jahre veranstaltet. Einblendung: diverse anonyme Winzer.
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Anonym, Weinbauer, Weinbäuerin, Weinbauern, Winzer, Winzerin [Interviewte/r]
    Datum: 1994.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaftspolitik ; Ernährung ; Sucht ; Reportage ; Interview ; Kongress ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ehrendoktoratsverleihungen in Innsbruck
    An der Universität Innsbruck wurden an drei ganz besondere Persönlichkeiten Ehrendoktortitel verliehen: Simon Wiesenthal, Reinhold Stecher, Leopold Vietoris. Interview: Ehrenträger Simon Wiesenthal.
    Mitwirkende: Gundolf, Maria [Gestaltung] , Wiesenthal, Simon [Interviewte/r] , Vietoris, Leopold [Interviewte/r]
    Datum: 1994.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Wissenschaftspolitik ; Universität ; Festakte ; Interview ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich ; Bundesland / Tirol
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    50. Jahrestag des 1. Vl-Einsatzes
    Am 13. Juni 1944 setzte Hitlerdeutschland die erste sogenannte Wunderwaffe gegen England ein. Es handelte sich dabei um die V1: ein unbemanntes Kleinflugzeug mit einem 1000 Kilo Sprengkopf. Einblendung: diverse Archivaufnahmen zu V1, Einblendung: diverse Archiv-Radioaufnahmen.
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung]
    Datum: 1994.06.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Technik ; Militär ; Zweiter Weltkrieg ; Luftfahrt ; Reportage ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur / Volkstheater-Premiere "Kasperlspiel vom Meister Siebentod"
    Am Wiener Volkstheater hat in der kommenden Woche eines der bestürzendsten Stücke der 30er Jahre mit Albert Drachs das "Kasperlspiel vom Meister Siebentod" Premiere. Es handelt sich um eine Parabel über Macht, Diktatoren und deren Mitläufer. Einblendung: Szenenausspiel "Kasperlspiel vom Meister Siebentod", Interview: Regisseur Stephan Bruckmeier.
    Mitwirkende: Bruckner, Susanne [Gestaltung] , Bruckmeier, Stephan [Interviewte/r]
    Datum: 1994.06.12 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Volkstheater
    Schlagworte: Kultur ; Drama ; Faschismus und Nationalsozialismus ; Parteien - historisch / NSDAP ; Vorschau ; Interview ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Wien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1994.06.11
    Spieldauer 00:55:54
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1994.06.11 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; EU ; Direkte Demokratie ; Parteien / SPÖ ; Parteien / FPÖ ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-940611_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Sammlungsgeschichte

    Sammlung Radio Mitschnitte der Österreichischen Mediathek

    Das Medium in Onlineausstellungen

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