Jörg Haider – Geschichte eines Grenzgängers

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Dieses Medium ist Teil des Gesamtwerks Menschen & Mächte

Katalogzettel

Titel Jörg Haider – Geschichte eines Grenzgängers
Titelzusatz Menschen und Mächte
Urheber/innen und Mitwirkende Liska, Peter [Regie] [GND]
Novak, Andreas [Redaktion] [GND]
Klein, Gerhard [Gestaltung]
Euba, Matthias [Sprecher/in]
Jelinek, Gerhard [Gestaltung] [GND]
ORF 2 [Sendeanstalt]
Datum 2013.10.11 [Sendedatum]
2013 [Produktionsdatum]
Schlagworte Politik Österreich ; Gesellschaft ; Portrait ; TV-Mitschnitt
Typ video
Format DFMPG [Dateiformat: MPG]
Sprache Deutsch
Signatur E52-00189
Gesamtwerk/Reihe Menschen & Mächte

Information

Inhalt

Sieben Jahre nach seinem Unfalltod zeigt ORFIII in einer Dokumentation die Rückschau auf das Leben eines Grenzgängers: Aufstieg, Fall und Erbe.

Kein Politiker der 2. Republik spaltete das Land wie er. Für die einen verkörperte er Hoffnung auf Veränderung, für die anderen stand er für Hetze, Populismus und Verführung - einer der Angst machte, vor den Gespenstern der Vergangenheit.

Wegbegleiter, Freunde und politische Gegner analysieren die politische Karriere eines Mannes, der durch alle Höhen und Tiefen einer Karriere ging, dabei stets das Land in Atem hielt und für Aufregung sorgte. Kein Politiker wurde so häufig fotografiert, kein Politiker war häufiger auf den Titelseiten der Magazine, keiner so oft in den Schlagzeilen.
Jörg Haiders Wurzeln liegen in der Geschichte seiner Familie, die in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts der Ideologie des Nationalsozialismus verfiel. Sein Eintreten für die „Kriegsgeneration“ war auch eine Verteidigung seines Vaters, der nach 1945 für seine nationalsozialistischen Aktivitäten bestraft worden war. Haider, der als brillanter junger Jurist eine wissenschaftliche Laufbahn an der Universität Wien aufgab und als FPÖ-Landesparteisekretär nach Kärnten ging, engagierte sich zunächst als Sozialpolitiker. In seinem Streben die FPÖ-Parteiführung zu übernehmen, organisierte Haider Widerstand gegen die Beteiligung der FPÖ unter Norbert Steger an einer SPÖ-geführten Regierung. Beim Innsbrucker Parteitag im September 1986 gelang Jörg Haider der „Putsch“. Er löste Steger als Obmann ab. SPÖ-Kanzler Franz Vranitzky beendete die Zusammenarbeit mit der FPÖ, ging in Neuwahlen und begann eine neue Phase der „Großen Koalition“ mit der ÖVP. Eine Zusammenarbeit Haiders mit dem damaligen ÖVP-Chef Alois Mock scheiterte am Widerstand des Wirtschaftsflügels der Volkspartei. Bei den Wahlen im Herbst 1999 gelang es Jörg Haider durch eine beinharte Oppositionspolitik gegen die Auswüchse des rot-schwarzen Proporzes, tatsächliche und vermeintliche Privilegien und der Instrumentalisierung der Zuwandererproblematik, die FPÖ erstmals zur zweitstärksten Kraft im Land zu machen. Nach monatelangen Verhandlungen schloss Haider mit ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel die erste schwarz-blaue Koalition, machte ihn zum Bundeskanzler und zog sich in die scheinbar zweite Reihe nach Kärnten zurück. Diese „Wende“ führte zu wütenden Protesten bei der österreichischen Linken und zu europaweiter Ablehnung, die in den „EU-Sanktionen“ gipfelten. Schon bald ging Haider auf Distanz zur eigenen Regierungsmannschaft und sprengte schließlich die Koalition. Neuwahlen stärkten die ÖVP und halbierten die Freiheitlichen, die dennoch wieder mit der ÖVP bis 2006 regierten. In Kärnten genoss Jörg Haider als Landeshauptmann ungebrochene Popularität, die er sich auch durch das „System Haider“ erkaufte.
Die Dokumentation folgt Haiders Spuren bis zu seinem tödlichen Unfall. Eine Analyse seines Aufstiegs, seiner politischen Weichenstellungen und seiner oft selbstzerstörerischen Aktionen. Freunde, Gegner, Wegbegleiter aus allen Parteien - von u.a. Franz Vranitzky, Andreas Khol und Karl-Heinz Grasser - versuchen das Phänomen Haider, seine Politik, sein Wirken, seine Stärken, sein Versagen zwischen Mythos und Realität zu beleuchten. Fünf Jahre nach seinem Tod zeichnen Peter Liska und Gerhard Jelinek mit umfangreichem Archivmaterial die Geschichte eines Grenzgängers, eines Mannes, der Österreich spaltete und der - wie kein zweiter - drei Jahrzehnte Politik beherrschte, ohne freilich wirklich Bleibendes zu hinterlassen.
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