Julius Deutsch spricht über sein Leben

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Tondokument mit Untertitel

Der 83-jährige Julius Deutsch spricht 1967 in einem Interview über seine Aufgabe als Unterstaatssekretär bzw. Staatssekretär im Heereswesen in der Regierung Renner, als er gemeinsam mit dem erfahrenen Generalstabsoffizier Theodor Körner (der erst 1924 der SDAP beitrat) die Volkswehr schuf und von Regierungsseite die schwierigen und für den Bestand des Staates essentiellen Einsätze in Kärnten und bei kommunistischen Putschversuchen leitete. Er war in diese Regierungsposition nicht nur als erfahrener Soldat, sondern vor allem nach seiner Entsendung durch die Gewerkschaften in ein Amt des sozialpolitischen Referenten im Kriegsministerium im Jahr 1917 berufen worden. Aufgrund dieser Stelle war er mit einem Kreis republikanisch gesinnter Offiziere vertraut, die für den Aufbau eines neuen Heeres wesentlich waren. 1920 musste die Volkswehr aufgrund der Friedensverträge aufgelöst werden.

Im Interview spricht er – unter dem Gesichtspunkt seiner damaligen Aufgabe der inneren und äußeren Friedenssicherung – relativ ausführlich die Anfangsschwierigkeiten der Republik an. Im Weiteren macht er vor allem den Druck von außen – vonseiten der faschistischen Nachbarstaaten Italien und Ungarn – für den Bürgerkrieg und damit für das Scheitern der Ersten Republik verantwortlich, insbesondere auch deren finanzielle Unterstützung der Heimwehren; und sieht in Dollfuß selbst nicht den Hauptakteur einer Wende zum autoritärem Regime. Er verteidigt also mit seiner Darstellung die grundsätzliche Lebensfähigkeit einer demokratischen Republik Österreich bis zum Zweiten Weltkrieg aus ihren inneren Verhältnissen heraus. Seine eigene Tätigkeit im Rahmen des Republikanischen Schutzbundes umreißt er damit, dass er und seine Freunde für beiderseitige Abrüstung eingetreten seien – sowohl im Parlament wie in einer weiteren Öffentlichkeit.

Nach dem Scheitern dieser Anstrengungen war Deutsch in den militärischen Zusammenstößen des kurzen Bürgerkrieges aktiv beteiligt und floh danach aus Österreich in die Tschechoslowakei, um dort das Auslandsbüro der österreichischen Sozialdemokraten (ALÖS) aufzubauen; ab 1938 kämpfte er im Spanischen Bürgerkrieg und floh 1939 nach Frankreich und 1940 in die USA. In Frankreich und den USA strengte er sich um österreichische Auslandsregierungen gemeinsam mit den Christlichsozialen im Sinn einer gemeinsam zu gestaltenden Republik an, die allein eine demokratische Legitimation gehabt hätte. Nach seiner Rückkehr nach Österreich 1946 nahm er keine politischen Funktionen mehr wahr.

Sammlungsgeschichte

Sammlung Interviews von Erich Schenk (Eigenaufnahmen der Österreichischen Mediathek)

Art der Aufnahme

Interview

Das Medium in Onlineausstellungen

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1918: Perspektiven aus den Jahren 1960-1990