(3) Rüstungsindustrie und Friedensproduktion
, (4) Zwischen Verstaatlichung und Reprivatisierung
Mitwirkende:
Hainzl, Margit [Gestaltung]
, Deutinger, Erika [Gestaltung]
, Gabriel, Erich [Sprecher/in]
, Friedl, Fritz [Sprecher/in]
, Sandgruber, Roman [Interviewte/r]
, Hanauska, Fritz [Interviewte/r]
, Mulley, Klaus-Dieter [Interviewte/r]
, Zach, Heinz [Interviewte/r]
, Flanner, Karl [Interviewte/r]
, Klauser, Josef [Interviewte/r]
, Leskovec, Josef [Interviewte/r]
Datum:
1990.01.10 [Sendedatum]
1990.01.11 [Sendedatum]
| Schlagworte: |
Bildung
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Industrie
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Publizierte und vervielfältigte Aufnahme
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Typ:
audio
Signatur:
6-26647_b, 6-26647_a
Inhalt:
In den 30er Jahren wurde nicht nur Wiener Neustadt (mit 60% Arbeitslosen) und Marienthal (berühmt durch die sozialwissenschaftliche Studie von Maria Jahoda und Paul Lazersfeld) zu schrecklichen Symbolen der Wirtschaftskrise. Die Triestingtaler Fabriken (während des 1. Weltkrieges auf Rüstungsproduktionen umgestellt, schafften die Umstellung auf Friedensproduktion nicht. Die Hirtenberger Patronenfabrik löste 1933 die erste große politische Krise der Zwischenkriegszeit aus und war ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Zerschlagung der Demokratie (Hirtenberger Waffenaffäre). Nach 1938 wurde der Betrieb arisiert und zu einem der wichtigsten Rüstungsbetriebe ausgebaut. Überflügelt wurde Hirtenberg nur von Enzesfeld (12.000 Beschäftigte), Berndorf wurde vom Krupp-Konzern in Essen übernommen. Alle diese exoandierenden Werke konnten nur durch Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und wie in Hirtenberg, durch KZ-Häftlinge aufrechterhalten werden - ein Stück verdrängter Industriegeschichte. (orf)
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Der enorme Industrialisierungsschub während der NS-Zeit, die Expansion der Triestingtaler Betriebe, war nur kurzfristig. Durch den Krieg wurde alles wieder zunichte gemacht. Wiener Neustadt und die Rüstungsbetriebe der Umgebung waren bevorzugte Ziele alliierter Luftangriffe. Durch das Triestingtal strömten Flüchtlinge, Soldaten der Deutschen Armee und mit ihnen tausende Budapester Juden, die Eichmann noch zu Ende des Krieges deportieren ließ. Bei Kriegsende war vieles zerstört, der Rest im Juli 1946 von der Sowjetunion - als Form der Wiedergutmachung beschlagnahmt. 1955 kam das USIA-Vermögen wieder in den Besitz der Republik Österreich. Die Berndorfer Metallwarenfabrik wurde verstaatlicht, die Hirtenberger Patronenfabrik den früheren Eigentümer Fritz Mandl zurückgeben. Nach einer kurzen Aufschwungsphase wurde die wirtschaftliche Rezession hier besonders krass spürbar: Noch immer gehört die Arbeitslosen Rate des Triestingtals zu den höchsten im Land. Die Berndorfer Metallwarenfabrik wurde verstaatlicht, die Aktien an Private verkauft. Die Hirtenberger Patronenfabrik wurde an den steirischen Waffenfabrikanten Emmerich Assmann verkauft. (orf)