Karl Kraus trägt vor: Das Schoberlied (in memoriam 15. Juli 1927)

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Titel Karl Kraus trägt vor: Das Schoberlied (in memoriam 15. Juli 1927)
Titelzusatz aus dem Nachkriegsdrama: "Die Unüberwindlichen" von Karl Kraus
Spieldauer 00:02:32
Urheber/innen Kraus, Karl [Text] [GND]
Mitwirkende Kraus, Karl [Gesang] [GND]
Beierle, Alfred [Einleitung] [GND]
Die Neue Truppe [Label]
Datum 1930 [Aufnahmedatum]
Ort Wien
Schlagworte Literatur ; Humor ; Politik Österreich ; Musik ; U-Musik ; Gesellschaft ; Kabarett ; Politische Musik ; Gesang ; Demonstration ; Exekutive ; Straftaten ; Revolution ; Unruhen ; Justiz und Rechtswesen ; Erste Republik ; Publizierte und vervielfältigte Aufnahme
Örtliche Einordnung Bundesland / Wien
Österreich
1927.07.15
20. Jahrhundert - 20er Jahre
Typ audio
Format SCS2578 [Schallplatte, Schellack - 25 cm, 78/min]
Nummern 141 [Katalognummer]
DNT 11251 [Matrizennummer]
Sprache Deutsch
Signatur Österreichische Mediathek, 2-08506_a_k02
Medienart Mp3-Audiodatei

Information

Inhalt

Transkription:
Sie hören jetzt
das bei den österreichischen Arbeitern so bekannte "Schoberlied",
das der Verfasser Karl Kraus Ihnen vorträgt.
Das Lied entstand nach dem 15. Juli 1927 mit seinen 90 toten Proletariern
und im Kontrast hierzu der moralischen Niederlage des Polizeipräsidenten
vor einem Wiener Zeitungs-Erpresser.
Das Lied ist nach den Motiven "Übt immer Treu und Redlichkeit"
und "Radetzky-Marsch" komponiert.

Der Autor wird Schober selbst singen und sein Leitmotiv von der Pflichterfüllung variieren:

Ich kann wahrlich von mir sagen,
daß ich mein ganzes Leben lang
nichts als meine Pflicht getan habe,
weil dies und nichts anderes meine Pflicht ist.

Ja das ist meine Pflicht,
bitte sehn S' denn das nicht.
Das wär' so a G'schicht,
tät' ich nicht meine Pflicht.
Auf die Ordnung erpicht,
bin ich treu meiner Pflicht.
Wenn ein Umsturz in Sicht,
ich erfüll' meine Pflicht.
Die Elemente vernicht'
ich bezüglich der Pflicht.
Doch wenn einer einbricht,
hätt' ich auch eine Pflicht.
Nur erwisch' ich ihn nicht,
wie es wär' meine Pflicht.
Da genügt ein Bericht
hinsichtlich der Pflicht.
Der ist schon ein Gedicht,
das nur handelt von Pflicht.
Denn stets Wert und Gewicht
leg' ich nur auf die Pflicht.

In Gemäßheit der Pflicht
hab' ich's manchem schon g'richt'
An's Licht, hinter's Licht
führ' ich alles nach Pflicht.
Man glaubt mir aufs G'sicht,
da is nix drin als Pflicht.
Schon mein Auge besticht,
denn es spricht nur von Pflicht.
Und mein Herz ist so schlicht
und schlagt nur nach der Pflicht.
Das Geschwornengericht
hat verletzt seine Pflicht.
Wenn's Verschworne freispricht,
ja wo bleibt da die Pflicht.
Daß ich aufs Amt nicht verzicht',
das gebietet die Pflicht.
Wohl wagt's mancher Wicht
und verkennt meine Pflicht.
Doch vors G'richt geh' ich nicht,
das ist nicht meine Pflicht.

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