1938

Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich am 12. März 1938 endet die Unabhängigkeit Österreichs, die Schuschnigg noch im Februar in einer Ansprache verteidigt hatte. Es rollte eine nationalsozialistische Propagandawelle über das Land und es beginnen Verhaftungen von politischen Gegnern. Die im April durchgeführte „Volksabstimmung über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“ brachte schließlich eine Zustimmung von 99,75 Prozent. Während der Novemberpogrome, in der NS-Propaganda „Reichskristallnacht“ genannt, wurden zahlreiche Jüdinnen/Juden ermordet und viele mehr verhaftet sowie jüdisches Eigentum beschlagnahmt oder zerstört.

Ringen um die Unabhängigkeit Österreichs

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"...bis in den Tod - rot-weiß-rot"

Schuschnigg im Februar 1938

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Kurt Schuschnigg

Verteidigung der österreichischen Unabhängigkeit

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Wahlwerbung der Vaterländischen Front ©
Wahlwerbung der Vaterländischen Front

Kapitulation und “Anschluss”

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Rücktritt

"...dass wir der Gewalt weichen". Kurt Schuschnigg

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Einmarsch in Österreich ©
Einmarsch in Österreich
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Einmarsch

Wochenschaubericht - Tonspur

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Adolf Hitler. Plakat. ©
Adolf Hitler. Plakat.
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Kundgebung zur Volksabstimmung

Graz

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Antisemitismus

Arthur Seyß-Inquart

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Musikalische Propaganda

"Das deutsche Volk an Donau und am Rhein"

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Hitler in Wien

Ansprache von Joseph Goebbels

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Themenschwerpunkte, Onlineausstellungen:

Der "Anschluss" als Medienereignis

Zur Ausstellung: Propaganda des Anschlusses

Pogromnacht in Wien, 9. November 1938

Zur Ausstellung: Vernichtung im NS-Regime
 

NS-Propaganda im Alltag

Zur Ausstellung: Propaganda im Alltag
Der Anschluss. Ringstraße. ©
Der Anschluss. Ringstraße.

Chronologie der Ereignisse

1938

Februar 1938

04.02.

Joachim von Ribbentrop wird deutscher Außenminister.

12.02.

Bundeskanzler Kurt Schuschnigg trifft im Berghof auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden mit Adolf Hitler zusammen. Hitler erzwingt Schuschniggs Zustimmung zu einer Regierungsumbildung. Der Nationalsozialist Arthur Seyss-Inquart wird Minister für Inneres und Sicherheit. Weiters sollen alle inhaftierten Nationalsozialisten entlassen werden; auf Grund ihrer Zugehörigkeit zur NSDAP entlassene Staatsdiener sollen wieder eingestellt werden.

16.02.

Regierungsumbildung des Kabinetts Schuschnigg. Amnestie für vor dem 15. Februar 1938 begannene politische Delikte. Vierte Regierung Kurt Schuschnigg.

17.02.

Vertreter der Wiener Arbeiterschaft und der Sozialdemokraten sichern Bundeskanzler Schuschnigg Unterstützung im Kampf um ein unabhängiges Österreich zu.

24.02.

Ansprache Bundeskanzler Schuschniggs vor dem Bundestag. Er verteidigt den Anspruch auf ein unabhängiges Österreich: "Rot-weiß-rot bis in den Tod".

März 1938

09.03.

Bundeskanzler Schuschnigg kündigt für den 13. März eine Volksbefragung über die Unabhängigkeit Österreichs an.

11.03.

Massive Intervention NS-Deutschlands zur Erzwingung einer Regierungsumbildung mit dem Rücktritt Schuschniggs und der Ernennung Seyss-Inquarts zum Bundeskanzler. Androhung eines Einmarsches deutscher Truppen.Bundeskanzler Kurt Schuschnigg tritt in den Abendstunden zurück: "... dass wir der Gewalt weichen [...] Gott schütze Österreich".

12.03.

In den Morgenstunden beginnt der Einmarsch der deutschen Wehrmacht. Am Abend Empfang Adolf Hitlers in Linz. Anschluss Österreich an NS-Deutschland. Unmittelbar nach dem Einmarsch beginnen die Verhaftungen politischer Gegner des NS-Regimes. Im März 1938 werden in Österreich rund 20.000 Regimegegner verhaftet. Zahlreiche Regimegegner versuchen ins Ausland zu fliehen, Selbstmorde prominenter Regimegegner wie Emil Fey (* 23.03. 1886, Heimwehrführer) oder Egon Friedell (* 21.01.1878, Schriftsteller).

13.03.

Festsetzung der Volksabstimmung über den "Anschluss" an das Deutsche Reich für den 10. April.

15.03.

Kundgebung auf dem Wiener Heldenplatz. Ansprache Hitlers: "Als Führer und Kanzler der deutschen Nation und des Deutschen Reiches melde ich vor der deutschen Geschichte nunmehr den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich.".

16.03.

International protestieren Chile, China, Mexiko, Rot-Spanien und die Sowjetunion gegen den "Anschluss".

18.03.

Die österreichische Bischofskonferenz beschließt in Hinblick auf die Volksabstimmung einen Hirtenbrief mit einer Empfehlung für den Anschluss zu erlassen.

April 1938

01.04.

Erster Transport verhafteter Österreicher in das KZ Dachau, darunter prominenter Politiker der späteren 2. Republik wie Leopold Figl, Alfons Gorbach, Viktor Matejka, Franz Olah

08.04.

Der französische Ministerpräsident Léon Blum tritt zurück, Nachfolger wird Édouard Daladier.

10.04.

Volksabstimmung in Österreich und im Deutschen Reich über den "Anschluss". Diese nicht auf demokratischer Basis durchgeführte Volksabstimmung erzielt in Österreich bei einer sehr hohen Wahlbeteiligung eine Zustimmung von 99,75 %.

Mai 1938

13.05.

Beginn des Baus der "Reichswerke Hermann Göring" in Linz.

24.05.

Verwaltungsmäßige Aufteilung Österreichs in "Gaue", der Name Österreich wird durch "Ostmark" ersetzt.

Juni 1938

01.06.

Der Schriftsteller und Dramatiker Ödön von Horvath (*9. Dezember 1901) stirbt in Paris.

Juli 1938

04.07.

Der sozialdemokratische Politiker Otto Bauer (*5. September 1881) stirbt in Paris.

August 1938

08.08.

Beginn des Baus des Konzentrationslagers Mauthausen in Oberösterreich durch Häftlinge des KZs Dachau. Bis Kriegsende wurden 49 Nebenlager errichtet. Zwischen 1938 und 1945 waren in Mauthausen und den Nebenlagern rund 200.000 Menschen interniert, rund die Hälfte von ihnen wurde von den Nationalsozialisten ermordet.

September 1938

Gespräche Hitlers mit dem britischen Premierminister Arthur Neville Chamberlain zur sudetendeutschen Frage. Im "Münchner Abkommen" vom 29. September, unterzeichnet von den Regierungschefs Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und Italiens, erhält Deutschland das Recht, die deutschsprachigen Randgebiete der Tschechoslowakei zu annektieren.

Oktober 1938

07.10.

Versammlung katholischer Jugendlicher auf dem Wiener Stephansplatz, Sympathiekundgebung für Theodor Kardinal Innitzer am 7. Oktober. Am darauffolgenden Abend antiklerikale Ausschreitungen der Hitlerjugend, Verwüstung des erzbischöflichen Palais.

November 1938

05.11.

Verordnung zu Kennzeichnung jüdischer Geschäfte. Die "Arisierung", die widerrechtliche Aneignung jüdischer Vermögenswerte, ist angelaufen; bis 1. Oktober wurden 26.263 "Arisierungen" angemeldet, rund 90 % davon in Wien.

09.11.

Novemberpogrome, in der NS-Propaganda "Reichskristallnacht" genannt. Gewaltsame Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung. Allein in Wien werden 27 jüdische Österreicher/innen ermordet, rund 6.500 verhaftet. 42 Synagogen werden zerstört.