Die Auseinandersetzung zwischen Bundeskanzler Bruno Kreisky – selbst ein Opfer des NS-Regimes – und Simon Wiesenthal, dem Leiter des Dokumentationszentrums, ist kennzeichnend für den Umgang Österreichs mit seiner Vergangenheit. Wiesenthal recherchierte, dass Friedrich Peter, der Bundesparteiobmann der FPÖ, einer für Massenmorde an der Zivilbevölkerung verantwortlichen Einheit des SS angehört hatte. Nach der Nationalratswahl 1975 machte er die Vorwürfe publik. Peter leugnete seine Beteiligung, Kreisky stellte sich hinter ihn und warf Wiesenthal Kollaboration mit dem NS-Regime vor, musste seine Anschuldigungen aber per Gerichtsentscheid zurückziehen.
Der öffentlich ausgetragene und Jahre dauernde Konflikt zwischen Kreisky und Wiesenthal machte auch die antisemitischen Ressentiments in weiten Teilen der Bevölkerung deutlich, die einen „Schlussstrich“ ziehen wollte – ein immer wieder verwendeter Begriff, wenn es um die Rolle Österreichs während des Nationalsozialismus ging.