Haltet aus im Sturmgebraus! – Fürs teure Vaterland!
Auch wenn das Deutsche Reich nicht die zahlenmäßig größte Streitmacht im Kriegsfall aufbot, so war sie trotzdem die Stärkste. Deutschland hatte eine Reihe von Vorteilen auf seiner Seite. Die deutsche Wirtschaft, die deutsche Industrie war die mächtigste auf dem Kontinent. Auf dem Gebiet der Chemie hatte Deutschland beinahe eine Monopolstellung, vor dem Ersten Weltkrieg wurden über 80 Prozent aller industriell gefertigten chemischen Produkte im Deutschen Reich hergestellt. Die 1910 patentierte Haber-Bosch-Synthese ermöglichte überhaupt erst die längerfristige Führung des Krieges. Durch dieses Verfahren konnte sowohl Kunstdünger als auch Sprengstoff, ohne die Einfuhr von Salpeter aus Südamerika, hergestellt werden.
Großbritannien konnte bei Kohle und Eisen noch mithalten, die USA waren stärker, aber Frankreich und Russland waren weit abgeschlagen.
Das Eisenbahnnetz in Deutschland war ausgezeichnet, Truppenverschiebungen konnten innerhalb rekordverdächtiger Zeit stattfinden.
Die Ausbildung im deutschen Heer konnte als mustergültig angesehen werden. Das Bild des gehirnlosen Automaten-Soldaten, wie es von Deutschlands Gegnern gerne gezeichnet wurde, entsprach einfach nicht der Wahrheit. Die „Auftragstaktik“ war die Methode des deutschen Heeres. Sie verlangte aber von Offizieren, Unteroffizieren, ja selbst noch von einfachen Soldaten ein hohes Maß an Eigeninitiative.
Ein weiterer Vorteil für die deutsche Armee bestand in ihrer Ausreichenden Ausstattung mit mobiler schwerer Artillerie. Auf diesem Gebiet sollte es tatsächlich bis weit in den Krieg hinein dauern, bis die Armeen Frankreichs und Großbritanniens vergleichbare Geschütze aufbieten konnten. Die Armeen des Zaren blieben auf diesem Gebiet stets hinter den Mittelmächten zurück.
Deutschlands Armee war 1914 die wohl stärkste Armee der Welt. Es blieb die Frage, wie schwach, oder wie stark die Gegner und die Verbündeten waren.
Wie keine zweite Armee vor dem Ersten Weltkrieg verkörperten die Streitkräfte des Deutschen Kaiserreiches jenen aggressiven Militarismus, dem ein nicht unerheblicher Anteil an der großen Katastrophe zu Beginn des 20. Jahrhunderts angelastet wird. Wie berechtigt ist diese Sichtweise?
Rüstungsausgaben und die Erfassung der Bevölkerung für den Militärdienst können sicherlich auch als Gradmesser für den Militarismus in einem Land herangezogen werden. Wenn das Deutsche Reich tatsächlich der Hort des Militarismus gewesen ist, so wäre es nur folgerichtig, wenn es auch die höchsten Rüstungsausgaben und den höchsten Grad an militärischer Erfassung der Bevölkerung gehabt hätte. In beiden Punkten weicht aber die Wahrheit abermals von der allgemeinen Vorstellung stark ab.
Das Deutsche Reich hatte hohe Rüstungsausgaben, aber die Pro-Kopf-Aufwendungen für die Armee waren in Frankreich höher und die Ausgaben in absoluten Zahlen waren in Russland größer. Was nun die militärische Erfassung der Bevölkerung betraf, so war diese im Verhältnis in Russland zwar geringer, aber angesichts einer fast dreifachen Bevölkerung des Zarenreiches, war sowohl dessen Friedensheer als auch das Kriegsheer der deutschen Armee in absoluten Zahlen deutlich überlegen. Was das Pro-Kopf-Verhältnis betraf, so war Frankreich vor dem Ersten Weltkrieg das am stärksten militarisierte Land in Europa (die Bevölkerung der jeweiligen Kolonien nicht eingerechnet).
Das Bild von Preußen als Armee mit einem Land, trug noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht unerheblich zur Fremd- und Eigensicht des Deutschen Reiches bei. Die Tatsache, dass Preußen 1864 Dänemark besiegte, 1866 Österreich bezwang und 1870/71 gemeinsam mit den vier wichtigen süddeutschen Staaten Frankreich unterwarf - als Folge des Sieges die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Schloss Versaille - hat viel zum Nimbus des besonders kriegerischen deutschen Volkscharakters beigetragen. Wilhelm II. war auch nicht gerade der Herrscher, um Bedenken auf diesem Gebiet zu zerstreuen. Dass in Wahrheit hinter der militärischen Fassade des Kaisers ein Mann stand, der dem Frieden viel eher zugeneigt war als dem Krieg, blieb verborgen.
Die 30-jährige Urheberrechtsfrist für Wagners Oper Parsifal läuft aus: Bayreuth hat nicht mehr das Monopol auf Aufführungen dieser Oper.
1. Wiener Parsifal am 14. Jänner 1914. (mit Erik Schmedes als Parsifal, Anna von Mildeburg als Kundry und Friedrich Weidemann als Klingsor).
Ankündigung des 8-Stundentages in den Ford-Werken (USA). In Österreich-Ungarn gilt zu dieser Zeit in der Industrie weitgehend der 10-Stundentag.
Albanien wird selbständig; Wilhelm zu Wied albanischer König
Die Frau des französischen Finanzministers, Joseph Caillaux, erschießt den Chefredakteur des "Figaro", Gaston Calmette; dieser hatte die Veröffentlichung kompromittierender Briefe angekündigt
Das Abgeordnetenhaus des Reichsrates in Wien wird wegen Arbeitsunfähigkeit vertagt
Russland beschließt eine bedeutende Erhöhung der Friedensstärke seiner Armee
Kaiser Wilhelm II. zu Staatsbesuch in Wien
Der Wiener Associationfootball-Club sichert sich durch ein 1:1 gegen SK Rapid Wien den Fußball-Meisterschaftstitel in der Wiener 1. Klasse.
Der erste Propaganda-Dokumentarfilm Österreich-Ungarns wird in den Kinos aufgeführt, er trägt den Titel "Unsere Kriegsflotte".
Im britischen Unterhaus wird der "Government of Ireland Act 1914" beschlossen. Trotz heftigen Widerstandes im Oberhaus und auch von Seiten der britischen Armee wirde Irland mehr Souveränität gewährt. Das Gesetz wird aber vor Kriegsausbruch nicht mehr umgesetzt.
Trotz Interventionsversuchen von russischer Seite stehen zwei, in Großbritannien gebaute, "Dreadnought"-Schachtschiffe kurz vor Fertigstellung und Übergabe an die türkische Marine. Die Regierung Asquith beharrt auf ihrem liberalen Standpunkt, sich nicht in die Geschäfte britischer Firmen einzumischen. Hintergrund ist die Furcht Russlands nicht nur die Passage durch die Meerengen (Dardanellen und Bosporus) verwehrt zu bekommen, sondern auch im Schwarzen Meer gegenüber der türkischen Marine ins Hintertreffen zu geraten.
Der Chemiker Adolf von Lieben (* 3. Dezember 1836) stirbt in Wien.
Die Schriftstellerin und Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner (* 9. Juni 1843) stirbt in Wien.
Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand (* 18. Juli 1863) und seiner Gattin Sophie Herzogin von Hohenberg (* 1. März 1868) durch Gavrilo Princip in Sarajewo.
Die "Mission Hoyos" bringt den erhofften außenpolitischen "Blankoscheck" von Berlin für Wien. Kaiser Wilhelm II. und die deutsche Regierung versichern Österreich-Ungarn der unbedingten und uneingeschränkten Bündnistreue, die vielzitierte "Nibelungentreue". Berlin drängt auf rasches Vorgehen gegen Serbien. Dazu fehlt aber die Einigkeit in Wien, der ungarische Ministerpräsident Tisza ist gegen ein sofortiges militräisches Vorgehen.
Einigung in Wien auf ein so gut wie unannehmbares Ultimatum an Belgrad. Der Diplomatie soll so genüge getan werden, die Kriegsschuld aber bei Serbien liegen. Die Übergab ist erst nach dem Staatsbesuch der französischen Regierungspitze in Russland geplant. Das Treffen soll nicht zur Abstimmung der Vorgehensweise Frankreichs und Russlands genützt werden.
Französisch-russisches Regierungstreffen in Petersburg. Seit dem 17. Juli sind Russland, Frankreich, Serbien, Italien und Rumänien, teils durch Entzifferung des österreichisch-ungarischen Telegraphencodes und teils durch Indiskretionen des österreich-ungarischen Außenministers Berchtold selbst, über das geplante Ultimatum informiert.
Überreichung des Ultimatums an Serbien.
Russische Teilmobilmachung gegen Österreich-Ungarn, wofür es keinen Plan gibt. Der russische Generalstab macht auf die Unmöglichkeit der Abwandlung des Mobilmachungsplanes aufmerksam. Also eigentlich Beginn der russischen Mobilmachung. Aber auch eine Teilmobilmachung hätte die deutsche Mobilmachung ausgelöst. Serbien lehnt das Ultimatum ab und leitet Generalmobilmachung ein. Österreichisch-ungarische Teilmobilmachung für Fall "B" – Balkan.
Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien.
Russland geht von der verdeckten Mobilmachung ab und verkündet nun offiziell die Generalmobilmachung.
Österreich-ungarische Generalmobilmachung. Entgegen den Versprechungen von Generalstabschef Conrad geht die Überleitung von Mobilmachung Fall "B" wie Balkan, auf Mobilmachung "R" wie Russland alles andere als reibungslos vor sich. Deutsches Ultimatum an Russland, seine Mobilmachung einzustellen, und Ultimatum an Frankreich, sich neutral zu erklären.
Frankreich erklärt Generalmobilmachung.
Deutschlands Generalmobilmachung und Kriegserklärung an Russland.
Deutsches Ultimatum an Belgien für Durchmarschrechte. Neutralitätserklärung Italiens, das mit Österreich-Ungarn und Deutschland im Dreibund ist. Zwei moderne Schlachtschiffe für die Türkei, die in britischen Werften gebaut wurden, werden am Tag der Übergabe an die türkischen Besatzungen von der britischen Admiralität beschlagnahmt, obwohl sie bereits bezahlt waren. Die von Istanbul erhoffte maritime Überlegenheit über Russland kommt dadurch nicht zustande.
Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich. Einmarsch deutscher Truppen in Belgien.
Kriegserklärung Großbritanniens an das Deutsche Reich. Beginn des deutschen Angriffes auf die belgische Festung Lüttich.
Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Russland.
Französische Offensive im Elsass.
Kriegserklärung Großbritanniens an Österreich-Ungarn.
Beginn der Verschiffung der britischen Truppen über den Ärmelkanal.
Der deutsche moderne Schlachtkreuzer SMS Goeben und der Kreuzer SMS Breslau laufen in türkische Gewässer, die Dardanellen, ein. Die Schiffe werden am 16. August, mit Besatzungen, von der Türkei übernommen. Dadurch wird die Beschlagnahme zweier Schlachtschiffe für die Türkei, durch die britische Admiralität und in britischen Werften, teilweise kompensiert. Istanbul verfügt nun über das mit Abstand stärkste Kriegsschiff im Schwarzen Meer. Der unmittelbare Auslöser, warum die Türkei auf die Seite der Mittelmächte trat.
Weitere französische Offensiven im Elsass und in Lothringen.
Russische Truppen dringen in Ostpreußen ein. Der Befehlshaber der deutschen 8. Armee von Prittwitz plant den Rückzug hinter die Weichsel.
Die belgische Festung Lüttich kapituliert. Beginn der österreich-ungarischen Offenisve gegen Serbien.
Kämpfe in Ostpreußen, Beginn der Grenzschlachten zwischen Frankreich und Deutschland. Die Offensive der k.u.k. Truppen gegen Serbien kommt nur schleppend voran.
Besetzung Brüssels und Belagerung von Antwerpen.
Papst Pius X. stirbt.
Paul von Hindenburg übernimmt den Oberbefehl über die 8. Armee in Ostpreußen, sein Stabschef wird Erich Ludendorff. Vorstoß russischer Truppen auf österreich-ungarisches Gebiet, Beginn der Schlacht um Galizien. Bei den Grenzschlachten im Westen werden alleine an diesem Tag, nur auf französischer Seite, 27.000 Mann getötet.
Kämpfe in Ostpreußen, Fortdauer der Grenzschlachten, erste Schlacht der britischen Truppen bei Mons, Kämpfe in Galizien und an der Balkanfront. Vorgehen der Entente gegen deutsche Kolonien.
Beginn der Schlacht von Tannenberg in Ostpreußen. Österreichischer Sieg bei Komarow wird durch die Niederlage bei Gnila Lipa wertlos. In der Schlacht um Lemberg müssen sich die k.u.k Truppen nach schweren Verlusten zurückziehen, Lemberg fällt am 2. September an die angreifenden Russen.
Die Belagerung von Tsingtau beginnt. Die deutsche Kolonie Togo wird an Briten und Franzosen übergeben.
Das erste große Seegefecht des Krieges vor Helgoland endet mit einem britschen Sieg. Beginn der Belagerung der französischen Festung Maubeuge.
Die deutsche 8. Armee schlägt die russische 2. Armee in der Schlacht von Tannenberg, in Ostpreußen, vernichtend. Deutsch-Samoa wird von neuseeländischen Truppen besetzt.
Auf Anordnung des Zaren wird Sankt Petersburg in Petrograd umbenannt.
Zweite Schlacht bei Lemberg. Die Rückeroberung scheitert; die Truppen der k. u. k. Armee müssen sich bis an den Dunajec zurückziehen.
Schlacht an der Marne. Der deutsche Vormarsch stoppt, gefolgt von einem Rückzug auf eine besser verteidigbaren Frontverlauf.
Serbische Offensive an der unteren Save.
Offensive der k. u. k. Armee gegen Nordwestserbien.
Serbisch-montenegrinischer Vorstoß auf Sarajewo.
Schlacht an der Aisne. Ende des deutschen Rückzuges nach der Marne-Schlacht, erfolglose Angriffe der französischen und britischen Truppen, die Westfront beginnt zu erstarren.
Westfront – Wettlauf zum Meer. Gegenseitige Versuche zur Überflügelung durch Angriffe immmer weiter nördlich, bis die Kämpfe die Nordseeküste vor Ypern erreichen.
Wahl von Papst Benedikt XV. in Rom.
Erste Flandernschlacht.
Schlacht bei Iwangorod (bei Warschau). Rückzug der k. u. k. Armee unter General Dankl.
Rückzug der Verbündeten auf die Linie Warthe - Krakau - Karpaten.
Selbstmord des Lyrikers Georg Trakl in Krakau. Trakl, der im September als Sanitätsoffizier an der Schlacht von Grodek teilnahm, erlitt aufgrund der schrecklichen Leiden der Verwundeten und der Grausamkeit der Schlacht einen Nervenzusammenbruch. Er wurde in ein Militärhospital in Krakau eingewiesen.
Beginn der östereichisch-ungarischen Großoffensive gegen Serbien (bis 15. Dezember)
Nach Besetzung der Deutschen Kolonie Tsingtao in China durch japanische Truppen versenkt sich der dort eingesetzte k. u. k. Kreuzer "Kaiserin Elisabeth" selbst
Neuerliche Belagerung Przemysls durch russische Truppen
Räumung des Uzsók-Passes in den Karpaten durch österreichisch-ungarische Truppen
Erfolgreiche Kämpfe der k. u. k. 2. Armee bei Krakau und Tschenstochau
Neuerliche Räumung von Czernowitz durch die österreich-ungarische Armee
Einnahme Belgrads durch österreichisch-ungarische Truppen; unmittelbar danach serbische Gegenoffensive, die bis Mitte Dezember die österreichisch-ungarische Armee zum Rückzug hinter die Save zwingt; Feldzeugmeister Oskar Potiorek legt sein Kommando zurück
Schlacht von Limanova-Lapanow, erfolgreiches Zurückdrängen der russischen Armee, die über die Karpaten nach Nordungarn einzudringen versucht hatte.
Der Laryngologe Robert Bárány erhält den Nobelpreis für Medizin
Torpedoangriff des österreichisch-ungarischen Unterseebootes U12 (Linienschiffleutnant Egon Lerch) auf das französische Linienschif Jean Bart, das schwer beschädigt wird
Schwere Kämpfe mit russischen Truppen in den Karpaten. Beginn der französischen Offensiven in der Champagne und im Artois.