Am 21. November 1916 stirbt Kaiser Franz Joseph I. in Schönbrunn, achtundsechzig Jahre nach seiner Thronbesteigung.
Manès Sperber
"Einen Monat später ... hörte ich meinen Vater zum ersten Mal schluchzen ... Der sechsundachtzigjährige Franz Joseph I., der Kaiser war gestorben. ... Als der Vater merkte, dass mich diese Todesnachricht nicht sonderlich betrübte, wiederholte er: "Mit ihm endet Österreich. Er ist ein guter Kaiser für uns gewesen; jetzt wird alles ungewiß. Für uns Juden ist das ein großes Unglück!"
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Josef Redlich
"Über der ganzen Stadt liegt ... tiefe, bis zur Gleichgültigkeit gesteigerte Müdigkeit. Weder Trauer um den Verstorbenen noch vollends Jubel für den Nachfolger sind erkennbar."
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Am 21. Oktober 1916 erschießt Friedrich Adler, der Sohn des sozialdemokratischen Parteiführers Victor Adler, den österreichischen Ministerpräsidenten Karl Garf Stürgkh im Restaurant Meißl&Schadn in der Wiener Innenstadt. Die Tat ist ein Protest gegen das Regieren ohne Parlament (d. h. mit Notverordnungen) und die Weigerung Stürgkhs, den Reichsrat wieder einzuberufen.
Gustav Fruhmann
"...ich ... sehe, wie der Herr ... einen halben Meter vor dem Ministerpräsidenten steht und ihn aus einer Entfernung von zwanzig Zentimeter ins Gesicht schießt."
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Erwein Lobkowicz
"Die Aufregung war riesengroß. Den ganzen Nachmittag hindurch wimmelte das Schloß von Leuten, die vom Kaiser in Audienz empfangen wurden. Die Tafel sah nur sehr gedrückte Gesichter."
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Mit seinem Hinscheiden verschwindet eine mächtige Klammer und ein Symbol der Monarchie. - Person und Wirken Kaiser Franz Josephs einzuschätzen, ist ebenso schwierig wie eine Gesamtbeurteilung der ausgehenden Donaumonarchie. Seit Jahrzehnten wird an einer kritischen historischen Analyse seiner sehr zentralen Rolle in der österreichischen Geschichte des 19. Jahrhunderts gearbeitet, ohne dass diese abgeschlossen wäre, ja vielleicht ist dies auch weder möglich, noch auch wünschenswert. Im Geschichtsbild der heutigen österreichischen Bevölkerung nimmt seine Person jedenfalls immer noch einen erstaunlich wichtigen Platz ein, wobei freilich Klischeevorstellungen überwiegen.
Georg Günther
"Diesmal ... haten die Ärzte nur wenig Hoffnung auf eine glückliche Überwindung der Krankheit. Mitten in der Arbeit, in der Erfüllung seiner schweren Pflicht, ist der Kaiser nach 68jähriger Regierung seinem Leiden erlegen."
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Lois Weinberger
"Unser Herr Direktor hat mit den Arbeiterbuben von Erdberg ... gespielt und gerauft ... und war wirklich einer unter uns. ... Einmal kam er, der sonst immer Ruhige und Frohe, voller Erregung zu uns Buben: "Kinder, etwas Schreckliches, etwas Furchtbares ist geschehen! Der Kaiser ist gestorben! Der Herrgott möge Österreich helfen!."
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Edmund Glaise-Horstenau
"Er blieb auch am 21. November, seinem Sterbetag, noch den ganzen Tag über am Schreibtisch sitzen ... Mit hohem Fieber wurde der Monarch zu Bette gebracht. "Wecken Sie mich morgen um vier Uhr, ich habe viel zu tun", waren die letzten Worte des letzten wirklichen Kaisers."
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Stefan Großmann
"Die Schüsse Friedrich Adlers hallten durch Europa. Das stummgehaltene Österreich offenbarte sich plötzlich in diesen vier Detonationen."
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Josef Redlich
".... als Staatsmann war er der Typus der österreichischen Regierer, die das tiefste Mißtrauen gegen die Massen haben, ihnen nichts Gutes zutrauen ..."
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Beginn der Offensive der k. u. k. Truppen gegen Montenegro, am 17. Jänner kapituliert das montenegrinische Heer, am 25. Jänner wird ein Waffenstillstand geschlossen
Die letzten Truppen der Entente ziehen sich von der Gallipoli-Halbinsel zurück. Churchills Plan die Türkei aus dem Krieg zu drängen ist gescheitert.
Einmarsch der k. u. k. Truppen in Albanien
Tod des Physiker Ernst Mach (1838–1916). Die nach dem in Mähren geborenen Wissenschaftler benannte Mach-Zahl beschreibt das Verhältnis der Geschwindigkeit eines Körpers zur Schallgeschwindigkeit.
Am 21. Februar 1916 eröffnet die deutsche Artillerie ein zehn Stunden dauerndes Vernichtungsfeuer auf die französischen Stellungen vor Verdun. Das Unternehmen "Gericht", die zehn Monate dauernde Schlacht um Verdun, in deren Verlauf über 300 000 Soldaten ihr Leben verlieren werden und über 400 000 verwundet werden, hat begonnen. Der deutsche Generalstabschef Erich von Falkenhayn möchte die französische Armee durch seinen Angriff "ausbluten", doch die Verluste der deutschen Armee sind ebenfalls fürchterlich hoch, als die Schlacht im Laufe der Zeit immer mehr an Eigendynamik gewinnt.
Am 25. Februar gelingt mit der Eroberung des wichtigen Fort Douaumont, im Festungsgürtel um Verdun, den deutschen Angreifern ein spektakulärer Erfolg. Der französische General Philippe Pétain wird zum Befehlshaber des Frontabschnittes von Verdun ernannt. Die deutschen Erfolge vor Verdun leiten den Abstieg des französischen Generalstabschefs Joffre ein.
Für den Bezug von Zucker werden Lebensmittelkarten ausgegeben.
Fünfte Isonzoschlacht. Der italienische Angriff gegen den Monte San Michele scheitert.
Die Schriftstellerin Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach (1830–1916, geb. Gräfin Dubsky) stirbt in Wien.
Beginn der russischen Offensive im nördlichen Abschnitt der Ostfront am Naratsch-See, welche mit einer schweren russischen Niederlage endet. Durch diese Niederlage. der Angriff galt deutschen Verbänden, bekommt General Brussilow erst die Möglichkeit seine neuen Ideen zu einer Offensive im Südabschnitt der Ostfront, gegen Österreich-ungarische Truppen, umzusetzen.
Albert Einstein veröffentlicht den Aufsatz "Die Grundlage der allgemeinen Reativitätstheorie".
Schwere Kämpfe im Adamellogebiet. Die Italiener sprengen am 17. April den Gipfel des Col di Lana.
In Dublin beginnt der Osteraufstand militanter irischer Republikaner gegen die britische Herrschaft über Irland. Erst die rücksichtslose Niederschlagung des Aufstandes, erhebliche Teile Dublins werden durch schweren britischen Artilleriebeschuss zerstört, und die darauffolgenden harten Repressalien gegen die Aufständischen, so wird der schwerverwundete James Connolly (weil er nicht stehen kann) einen Stuhl gebunden erschossen, bringen der Unabhängigkeitsbewegung Irlands Zustimmung und neuen Aufschwung. Eamon de Valera, der 24 Jahre lang Taoiseach (Premierminister) der zukünftigen Republik Irland sein sollte, entgeht dem Tod, weil er auch die amerikanische Staatsbürgerschaft hat.
Die von der türkischen Armee belagerte britische Garrnison der Stadt Kut in Mesopotamien, dem heutigen Irak, muss sich ergeben. Eine weitere Niederlage für Großbritannien nur vier Monate nach dem Ende des Gallipoli-Feldzuges.
Erst zu Jahresbeginn 1917 können britische Truppen an der Mesopotamien-Front wieder in die Offensive gehen.
Die Vereinigten Staaten besetzen die Dominikanische Republik, eine Okkupation die erst 1924 beendet wird. Einer der vielen kleinen, sogenannten Bananen-Kriege der USA.
Italienfront – Gebirgskrieg: Mit der Südtiroloffensive versucht Conrad von Hötzendorf die italienischen Verbände am Isonzo, durch einen Durchbruch aus dem Gebirge in die Po-Ebene, einzukesseln. Der Angriff muss wegen der russischen Brussilow-Offensive im Juni abgebrochen werden.
Im Sykes-Picot-Abkommen grenzen Großbritannien und Frankreich ihre Mandatsgebiete und Einflusssphären im Nahen Osten, für die Zeit nach einem Sieg über das Osmanische Reich, ab.
Die Seeschlacht vor dem Skagerrak, englisch The Battle of Jutland, ist die größte Seeschlacht des Ersten Weltkrieges und die bis dahin überhaupt größte Seeschlacht der Weltgeschichte. 37 Großkampschiffe und 112 weitere Kampfschiffe der britischen Royal Navy treffen auf 21 Großkampfschiffe und 78 weitere Kampfschiffe der deutschen Hochseeflotte. Die höheren britischen Verluste ändern nichts an der massiven zahlenmäßigen Überlegenheit der Royal Navy, die somit auch weiterhin problemlos die Blockade Deutschlands aufrechterhalten kann.
Die russische Brussilow-Offensive, benannt nach ihrem Befehlshaber Alexei Alexejewitsch Brussilow, beginnt am 4. Juni und dauert bis zum 20. September. Brussilow greift im Süd-Abschnitt der Ostfront, hauptsächlich gegen k. u. k. Truppen, an. Dabei kommen neben einer intensiven Vorbereitung der Angriffstruppen, einer neuen Art von Sturmtrupptaktik, auch ein minutiös geplanter und gezielter Artilleriebeschuss mit großem Erfolg zum Einsatz. Wieder einmal scheint die Doppelmonarchie knapp vor dem Zusammenbruch zu stehen. Neben großen Gebietsverlusten sind vor allem die Verluste unter der Mannschaft gewaltig, der Großteil davon Gefangene. Abermals kommt die Frage nach der Zuverlässigkeit von mehrheitlich slawischen Einheiten der k. u. k. Armee auf. Wenn Brussilow Österreich-Ungarn beinahe in den Abgrund gestürzt hätte, so ist, durch die ebenfalls sehr hohen russischen Verluste, der größte Erfolg der Armee des Zaren im Krieg ein Pyrrhussieg.
Der britische Kriegsminister Horatio Herber Kitchener, 1. Earl Kitchener KG, KP, GCB, OM GCSI, GCMG, GCIE, ADC, PC kommt beim Untergang des britischen Panzerkreuzers HMS Hampshire ums Leben. Kitchener ist auf einer diplomatischen Mission nach Russland unterwegs, als das Schiff etwas nördlich der Orkney-Inseln auf eine deutsche See-Mine fährt. Sein Nachfolger wird David Lloyd George, der aber Anfang Dezember das Amt des Premierministers übernimmt.
Der griechische Ministerpräsident Skouloudis tritt zurück. In der Folge bildet sich eine von König Konstantin I. eingesetzte Regierung, die den Süden des Landes kontrolliert, sowie eine Gegenregierung unter Eleftherios Venizelos, dem großen Befürworter eines Kriegseintrittes Griechenlands auf Seiten der Entente, im Norden.
Nach einem siebentägigen Trommelfeuer beginnt am 1. Juli die Schlacht an der Somme. Der Schwerpunkt der Angreifer hat sich, durch die Kämpfe und Verluste vor Verdun, von der französischen Armee zur britischen verschoben. Kitcheners "New Army" tritt zu ihrer ersten großen Schlacht an und durchleidet den dunkelsten Tag der englischen Militärgeschichte. Von ca. 120 000 Mann, die am Morgen des 1. Juli angreifen, fallen über 20 000 und weitere 36 000 werden verwundet.
Die Schlacht, die bis zum 18. November dauert, fordert insgesamt Verluste von über 1 Millionen Mann an Gefallenen, Vermissten, Verwundeten und Gefangenen.
Die sechste Isonzoschlacht bringt den ersten nennenswerten italienischen Erfolg. Die Stadt Görz wird nach erbitterten Kämpfen von der italienischen Armee erobert – oder befreit – eine Frage der Sichtweise.
Rumänien erklärt Österreich-Ungarn den Krieg. Die rumänische Armee beginnt ihren Vorstoß nach Siebenbürgen. Der Kriegseintritt Rumäniens scheint für viele Beobachter der endgültige Todesstoß für die Mittelmächte, zumindest jedoch für Österreich-Ungarn, zu sein. Diese Annahme wäre vielleicht richtig gewesen, wenn der Kriegseintritt zwei bis drei Monate früher erfolgt wäre. Am Höhepunkt der Brussilow-Offensive, am Beginn der Somme-Schlacht, mit andauernden schweren Kämpfen vor Verdun und dem Beginn der sechsten Isonzoschlacht Anfang August, wäre der von der Entente und Rumänien erhoffte Zusammenbruch der Doppelmonarchie vielleicht eingetreten. Aber schon im September zeigt sich die Unterlegenheit der rumänischen Armee vor den kriegserfahrenen Einheiten der Mittelmächte, die eine überaus erfolgreiche Gegenoffensive starten.
Italien erklärt dem Deutschen Reich den Krieg.
Erich von Falkenhayn wird als Chef der Obersten Heeresleitung durch das Duo Hindenburg-Ludenforff abgelöst. Wie weit in der neuen OHL Paul von Hindenburg nur die Führerfigur abgibt, Entscheidungen aber von Erich Ludenforff getroffen werden, ist bis heute umstirtten.
Einheitlicher Oberbefehl der Zentralmächte unter Kaiser Wilhelm II.; Schwächung des österreichisch-ungarischen Einflusses auf die Kriegsführung.
Die siebte Isonzoschlacht erfüllt die Hoffnungen des italienischen Generalstabschef Cadorna nach weiteren Erfolgen überhaupt nicht. Aufgrund der besonders hohen italienischen Verluste wird die Schlacht abgebrochen. Am erklärten Ziel Cadornas, dem Durchbruch nach Triest, ändert sich nichts.
Achte Isonzoschlacht – bei minimalem Geländegewinn erscheint das Ziel der Schlacht in der Maximierung der Verluste zu bestehen.
Ermordung des österreichischen Ministerpräsidenten Karl Stürgkh durch Friedrich Adler, Sohn des sozialdemokratischen Parteiführers Victor Adler; Protest gegen eine Regierung ohne Parlament.
Neunte Isonzoschlacht – mit dem Versuch einer enormen Truppenkonzentration auf italienischer Seite – acht Divisionen auf acht Kilometer Front – soll der Durchbruch erzwungen werden. Die Angreifer bringen die 5. k. u. k. Armee in Bedrängnis, der erhoffte Durchbruch nach Triest wird von den Verteidigern aber wieder verhindert.
Die Zentralmächte proklamieren ein "selbständiges" Königreich Polen, ohne dieses politisch und geografisch näher zu bestimmen.
Tod von Kaiser Franz Joseph
Rücktritt des Kabinetts Koerber (Nachfolger des Kabinetts Stürgkh), gefolgt von der Regierung Clam-Martinic.
Der neue Kaiser, Karl, übernimmt (nach der Enthebung des bisherigen Oberbefehlshabers, Erzherzog Friedrich) den Oberbefehl über die k. u. k. Armee.
Eroberung von Bukarest durch die Mittelmächte, nach rumänischen Niederlagen vor allem gegen deutsche Armeen.
Kaiser Karl wird in Budapest als Karl IV. zum König von Ungarn gekrönt.