Literatur

"Ganz vergessner Völker Müdigkeiten..."

(Hugo von Hofmannsthal)

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Hugo von Hofmannsthal
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Manche freilich ...
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Stimmportrait
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Arthur Schnitzler ©
Arthur Schnitzler

Treffpunkt der jungen Literaturszene war das Kaffeehaus, man publizierte u. a. in Zeitschriften, wie der von Hermann Bahr herausgegebenen "Die Zeit". Stellvertretend für diese Gruppe seien zwei Autoren herausgegriffen: Arthur Schnitzler und Karl Kraus. Der 1862 in Wien geborene Arthur Schnitzler hielt in seinen Dramen und Erzählungen dem Bürgertum einen Spiegel vor und brachte offen Tabus dieser Gesellschaft zur Sprache: Sei es Sexualität, wie im "Reigen" (erschienen 1903 – eine Aufführung des Stücks fand aus Gründen der Zensur erst nach dem Ersten Weltkrieg statt), der starre Ehrenkodex des Militärs wie in "Leutnant Gustl"(erschienen 1900 – nach der Veröffentlichung dieser als innerer Monolog gestalteten Novelle wurde Schnitzler in einem militärischen Ehrengericht der Offiziersrang aberkannt) oder Antisemitismus wie in "Professor Bernhardi" (erschienen 1912 – auch hier verhinderte die Zensur eine Aufführung des Stücks bis zum Ende der Donaumonarchie). Die schonungslosen und pointierten Charakterzeichnungen machen die Erzählungen, Theaterstücke und Romane Schnitzlers zu einem literarischen Zeit- und Sittenbild der Jahre vor dem Ersten Weltkrieg.
Ebenfalls ein Kritiker der gesellschaftlichen Zustände seiner Zeit war der 1874 in Böhmen geborene Karl Kraus. Nach ersten journalistischen Tätigkeiten – vornehmlich Literatur- und Theaterkritiken – wechselte Kraus zur Satire und griff in seiner 1899 erstmals erschienenen Zeitschrift "Die Fackel" nicht nur Schriftstellerkollegen wie Hermann Bahr an, sondern betätigte sich auch als Sprachkritiker, der den "Verfall" der Sprache anprangerte. Seine ab 1915 entstandene Satire "Die letzten Tage der Menschheit", eine "Tragödie in fünf Akten mit Vorspiel und Epilog" nimmt in über 200 Einzelszenen die Gräuel des Krieges ins Visier – Ausschnitte daraus werden in künftigen Nummern der Ausstellung das Geschehen begleiten.

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Heinrich Schnitzler liest aus den Tagebüchern von Arthur Schnitzler
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Chronisten, Reporter, Aufklärer - Felix Salten
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Chronisten, Reporter, Aufklärer - Peter Altenberg
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Ferdinand von Saar
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Das literarische Leben und die literarische Rezeption der Jahrhundertwende und der Jahre vor dem Ersten Weltkrieg waren ein Nebeneinander von Tradition und Moderne. Der Realismus des 19. Jahrhunderts, hier vertreten durch Marie von Ebner-Eschenbach und Ferdinand von Saar, wirkte noch nach in einer Zeit, in der Schriftsteller rund um die Gruppe "Jung-Wien" – wie etwa Peter Altenberg, Hermann Bahr, Hugo von Hofmannsthal, Felix Salten, Arthur Schnitzler oder auch Stefan Zweig ihre ersten Erfolge feiern konnten und die Moderne in Wien und Österreich einläuteten. 

Zeitung lesender Mann im Kaffeehaus. ©
Im Kaffeehaus
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Marie von Ebner-Eschenbach
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Marie von Ebner-Eschenbach ©
Marie von Ebner-Eschenbach
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Hermann Bahr und Karl Kraus – eine Intimfeindschaft
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SCHRIFTSTELLER DER JAHRHUNDERTWENDE IN AUFFÜHRUNGEN DES WIENER BURGTHEATERS (ANMELDEPFLICHTIG)

Online nicht verfügbar
Wir Wiener...
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Der Unbestechliche - 1. Teil...
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Der Schwierige - Ein Lustspiel in 3 Aufzügen...
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Reigen - 2. Teil...
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Das weite Land - 1. Teil...
01:37:39 audio Ticket erforderlich
Die Lust, Lust zu haben - Hermann Bahr zum 50. Todestag

Chronologie der Ereignisse

1900

Sigmund Freud veröffentlicht "Die Traumdeutung" und damit zentrale Thesen der Psychoanalyse.

An der medizinischen Fakultät der Universität Wien werden Frauen als ordentliche Hörerinnen zugelassen.

Reichsratswahlen. Von den 425 Abgeordneten erhalten die Massen­parteien modernen Zuschnitts aufgrund des ungleichen Wahl­rechts wenig Abgeordnete: Christlichsoziale (25), Sozialdemokraten (10). Wesentlich mehr Abgeordnete hatten verschiedene liberale und deutschnationale Parteien und die Jungtschechen (75) oder der Polenclub (63).

1. Jänner

Die Krone wird neue Währung. 1 Krone = 100 Heller (1 Gulden der alten Währung entspricht 2 Kronen).

19. Jänner

Ernest von Koerber wird Ministerpräsident (bis Dezember 1904), er förderte eine wirtschafts­orientierte Innenpolitik in Cisleithanien (westlicher Teil der Monarchie), die die Nationalitätenkonflikte beruhigen soll.

18. Mai

Eskalation des Boxeraufstandes in China. Aufstand gegen imperialistische Einflüsse.

28. Juni

Erzherzog Franz Ferdinand verzichtet für seine Kinder auf die Thronfolge, Grund ist seine Ehe mit der "nicht standesgemäßen" Sophie Gräfin Chotek. (Hochzeit am 1. Juli 1900 in Reichstadt).

14. – 22. Juli

Zweite Olympische Spiele in Paris.

29. Juli

Ermordung des italienischen Königs Umberto I. (* 1844), Nachfolger wird Viktor Emanuel III.

17. August

Besetzung Pekings durch eine gemeinsame westliche Streitmacht.

30. Oktober

Eröffnungskonzert der Wiener Symphoniker.

1901

Wegen angeblicher Angriffe auf den Ehrenkodex des österreichischen Militärs in seiner Novelle "Leutnant Gustl" wird dem Arzt und Schriftsteller Arthur Schnitzler der Rang eines Reserveoffiziers aberkannt.

Sigmund Freud publiziert seine Arbeit "Zur Psychopathologie des Alltagslebens".

Abschluss eines Bündnisses zwischen Rumänien und Österreich-Ungarn, das gegen die Balkanpolitik Russlands gerichtet ist.

Der Arzt Karl Landsteiner (1868–1943) entdeckt das System der Blutgruppen, wofür er 1930 den Nobelpreis erhält.

22. Jänner

Tod der seit 1837 regierenden britischen Königin Viktoria (* 1819).

17. Juni

Auf einer Konferenz in Berlin beschließen Vertreter des Deutschen Reichs und Österreich-Ungarns eine einheitliche deutsche Recht­schrei­bung (in Kraft getreten mit 1. Jänner 1903). Grundlage ist der "Duden".

14. September

Nach einem Attentat auf den US-Präsidenten William McKinley, an dessen Folgen er stirbt, wird der bisherige Vizepräsident Theodor Roosevelt neuer Präsident.

2. – 6. November

2. Parteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Wien. "Wiener Programm": Forderung nach arbeitsrechtlichen Reformen (u. a. 8-stündiger Maximalarbeitstag).

10. Dezember

Erste Nobelpreisverleihungen (benannt nach dem Stifter des Preises, Alfred Nobel), in Stockholm und Oslo.

1902

Bündnis zwischen Großbritannien und Japan (1905 vertieft).

28. Jänner

Elektrifizierung der letzten Pferdestraßenbahnlinie in Wien.

Mai

Beendigung des Burenkrieges, die Burenrepubliken werden britische Kronkolonien.

28. Juni

Erneuerung des Dreibundes zwischen Österreich-Ungarn, Deutschland und Italien.

9. August

Krönungsfeierlichkeiten für Eduard VII.Bündnissysteme in London.

November

Die Annäherung Italiens an Frankreich unterläuft den im Juni verlängerten Dreibundvertrag zwischen Österreich-Ungarn, Deutschland und Italien.

31. Dezember

Abkommen zwischen der cisleithanischen Reichshälfte und Ungarn über den Fortbestand des gemeinsamen Wirtschaftsgebietes. Bestrebungen Ungarns zur Loslösung aus der Doppelmonarchie können eingedämmt werden.

1903

Umsetzung der Rechtschreibreform in den Behörden Österreich-Ungarns. U. a. Änderung der "th"-Schreibung.

22. Februar

Der Komponist Hugo Wolf (* 13. März 1860) stirbt in Wien.

12. Mai

Gründung der "Wiener Werkstätte" durch Josef Hoffmann und Kolo Moser.

15. Juni

Nach einem Staatsstreich und der Ermordung von König Aleksandar Obrenović wird Peter I. Karadjordjevic zum König von Serbien gewählt. Ende des österreichfreundlichen Kurses. Zu den führenden Mitgliedern des Staatsstreiches gehört Dargutin Dimitrijevic, ab 1913 Chef des serbischen Militärgeheimdienstes. Unter seinem Sptiznamen "Apis" Führer der anti-österreichischen, pro-großserbischen Terror-Organisation "Vereinigung oder Tod", auch als "Schwarze Hand" bekannt, die die Ermordung des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand plant, organisiert, die Attentäter anwirbt, ausbildet und nach Sarajewo schleust.

2. August - 4. August

Veto von Kardinal Puzyna gegen die Wahl von Mariano Rampolla zum Papst. Hinter diesem Veto steht Kaiser Franz Joseph, Grund ist die österreichfeindliche Haltung des Kardinal-Staatssekretärs. Abschaffung des Vetorechts am 11. Dezember 1904.

Wahl Giuseppe Sartos zum Papst (Pius X.).

16. September

Armeebefehl von Chlopy. Veranlasst durch Angriffe auf die gemeinsame Armee in Ungarn unterstreicht Kaiser Franz Joseph die Notwendigkeit einer einheitlichen Sprache in der k. u. k. Armee. "Gemeinsam und einheitlich, wie es ist, soll Mein Heer bleiben ...". Proteste in Ungarn waren die Folge.

30. September – 3. Oktober

Treffen Kaiser Franz Josephs mit Zar Nikolaus II. von Russland in Mürzsteg. Abstimmung der gemeinsamen Politik gegenüber dem Osmanischen Reich.

4. Oktober

Selbstmord des Philosophen Otto Weininger (* 3. April 1880) in Wien.

17. Dezember

Erster Motorflug eines Flugzeugs (Brüder Wright).

1904

Russisch-Japanischer Krieg: Kriegserklärung Japans und japanischer Sieg in der Seeschlacht von Port Arthur.

April

Weltausstellung in St. Louis (U.S.A.).

8. April

Großbritannien gibt seine bisherige "splendid isolation" auf und schließt die Entente cordiale mit Frankreich; dadurch bildet sich in der Folge eine Bündnissystem, das dem Zwei- bzw. Dreibund (Österreich-Ungarn, Deutsches Reich, Italien) gegenübertritt.

August

Der Aufstand der Herero in Deutsch-Südwestafrika wird von der deutschen Kolonialmacht brutal niedergeschlagen.

Dritte Olympische Spiele in St. Louis (U.S.A.); der österreichische Turner Julius Lenhart – oft als US-Amerikaner geführt – erringt im Mehrkampf Einzel eine Goldmedaille, eine weitere im Mannschafts-Mehrkampf und eine Silbermedaille im Neunkampf.

3. September

Der Begründer des Zionismus, Theodor Herzl (* 2. Mai 1860), stirbt in einem Sanatorium in Edlach.

1905

Albert Einstein stellt die spezielle Relativitätstheorie auf.

Krise in Ungarn: nach dem Wahlsieg der Unabhängigkeitspartei setzt Kaiser Franz Joseph einen General als Ministerpräsidenten ein; der Versuch, die Unabhängigkeitspartei durch Einführung des allgemeinen Wahlrechts in die Schranken zu weisen, wird schließlich aufgegeben, verstärkt aber die Diskussion um ein allgemeines Wahlrecht im österreichischen Reichsteil.

Jänner

Nach Rücktritt des Ministerpräsidenten Koerber (Dezember 1904) bildet Paul v. Gautsch ein neues Kabinett.

Der Krieg mit Japan löst in Russland eine Revolution aus; nach ersten Erfolgen – Parlament (Duma) und Verfassung – wird sie jedoch gewaltsam unterdrückt; eine Ära des Scheinkonstitutionalismus folgt.

September

Nach weiteren japanischen Siegen (Mukden, Tsushima) gibt Russland seine Expansion in Fernost auf (Friede von Portsmouth); in der Folge Rückwendung Russlands zu einer aktiven Balkanpolitik.

27. November

Mährischer Ausgleich: Landtagswahlen nach nationalen Kurien, auch Einigung zwischen Tschechen und Deutschen in Sprach- und Schulfragen.

28. November

Große Demonstration für das allgemeine Wahlrecht in Wien.

Dezember

Bertha von Suttner erhält den Friedensnobelpreis.

1906

"Schweinekrieg" Österreich-Ungarns gegen Serbien (1906–1911): vergeblicher Versuch, durch Unterbindung von serbischen Agrarimporten in die Monarchie politischen Druck auszuüben.

Mit der Rehabilitierung des fälschlich als Spion verurteilten jüdischen Offiziers Alfred Dreyfus findet die sogenannte Dreyfus-Affäre, die seit 1894 Frankreich in zwei einander bitter bekämpfende Lager gespalten hat, ein vorläufiges Ende.

Frühjahr

Konferenz von Algeciras zur Beendigung der ersten Marokkokrise; sie wurde ausgelöst durch den vergeblicher Versuch des Deutschen Reiches, den dominierenden französischen Einfluss in Marokko zu bekämpfen; es zeigt sich eine Lagerbildung der Großmächte: Isolierung des Deutschen Reiches gegenüber Großbritannien, Frankreich und Italien.

1. Jänner

Helmuth Johannes Ludwig von Moltke wird Nachfolger von Alfred Graf von Schlieffen als deutscher Generalstabschef.

18. April

USA - Ein Erdbeben der Stärke 8,4 (Richterskala) und ein dadurch verursachtes Feuer zerstört weite Teile von San Francisco.

30. April

Rücktritt des Kabinetts Gautsch, gefolgt vom Kabinett Max Wladimir Beck (2. Juni).

Oktober – November

Alois Lexa von Aehrenthal wird neuer Außenminister der Monarchie, Franz Conrad von Hötzendorf neuer Generalstabchef der k. u. k. Armee; aktivistischere Außen- und Militärpolitik.

16. Oktober

Der "Hauptmann von Köpenick" – ein Schuster, der als Hauptmann verkleidet, ein Rathaus besetzt – führt preußischen Gehorsamskult und Militarismus ad absurdum.

Dezember

Großbritannien stellt das ausschließlich mit großen Kanonen bewaffnete, bisherigen Kriegsschiffen weit überlegene Schlachtschiff "HMS Dreadnought" in Dienst; dies löst eine neue Welle maritimen Wettrüstens aus.

1. Dezember

Das Abgeordnetenhaus des Reichsrates beschließt das allgemeine gleiche (Männer-)Wahlrecht.

1907

Jänner

Wahlen in Cisleithanien (österreichischer Reichsteil) nach dem neuen Wahlrecht; Christlichsoziale und Sozialdemokraten stellen die größten Parlamentsfraktionen.

Mai – Juli

2. Haager Konferenz zur friedlichen Regelung internationaler Konflikte; Verfeinerung der Landkriegsordnung und Regeln für den Seekrieg; in der Rüstungsbeschränkung wird, vor allem wegen des von Österreich-Ungarn gestützten Widerstandes des Deutschen Reiches, kein Fortschritt erreicht.

8. Juni

40-jähriges Krönungsjubiläum in Budapest: 1867 – nach dem "Ausgleich" zwischen Österreich und Ungarn – wurde Kaiser Franz Joseph zum König von Ungarn gekrönt.

5. August

Der britische Polarforscher Ernest Shackleton bricht zu seiner ersten Antarktis-Expedition auf.

31. August

Abkommen zwischen Großbritannien und Russland, Interessensausgleich in Asien; damit ist ein englisch-russisch-französisches Bündnissystem – die Triple-Entente – entstanden.

8. Oktober

Erneuerung des Ausgleiches mit Ungarn: 63,6 Prozent der Ausgaben sind von Cisleithanien, 36,4 Prozent von Ungarn zu tragen.

1908

60-jähriges Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph.

Festigung der britisch-russischen Beziehungen: Treffen Edward VII. mit Nikolaus II. in Reval.

Der Zeichner Alfred Kubin (1877–1959) veröffentlicht seinen fantastischen Roman "Die andere Seite".

Der Architekt Adolf Loos (1870–1933) veröffentlicht seine Schrift "Ornament und Verbrechen".

13. Jänner

Henri Farman gelingt mit seinem Doppeldecker der erste Motorflug über eine Distanz von einem Kilometer.

26. – 28. April

Erster Internationaler Psychoanalytischer Kongress in Salzburg. Sigmund Freud hält den Eröffnungsvortrag.

12. Juni

Kaiserhuldigungsfestzug in Wien, anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Thronbesteigung von Franz Joseph I.

15. September

Treffen in Buchlau zwischen dem österreichisch-ungarischen Außenminister Aloys Graf Lexa von Aehrenthal und dem russischen Außenminister Alexander Petrowitsch Iswolski. Ankündigung der österreichisch-ungarischen Annexion von Bosnien-Herzegowina.

5. Oktober

Annexionskrise – Österreich-Ungarn annektiert Bosnien-Herzegowina, zwei seit dem Berliner Kongress (1878) von der Monarchie besetzte und verwaltete türkische Provinzen; dieses Vorgehen wurde ursprünglich vage mit Russland akkordiert (Außenministertreffen von Buchlau, 15. September), aber nach Scheitern russischer Pläne bezüglich der türkischen Meerengen von diesem und vor allem von Serbien bekämpft; schon vor der offiziellen Bekanntgabe der Annexion bekannt geworden, erregt die Annexion europäische Ablehnung; die Unterstützung der Monarchie durch das Deutsche Reich festigte zugleich die Entente der anderen Großmächte; im Februar und März 1909 wird die Annexion – bei Rückgabe des Geländestreifens des Sandschak Novi Pazar – durch die Türkei und die anderen Mächte anerkannt.

7. November

Rücktritt der Regierung Beck: Erfolg beim neuen Ausgleich mit Ungarn, aber klerikaler Widerstand (Affäre Wahrmund), Ungnade des Hofes und Scheitern der Ausgleichsverhandlungen mit den Tschechen und Deutschen in Böhmen.

15. November

Leopold II., König der Belgier, verkauft nach internationalem Druck, seinen Privatbesitz Kongo-Freistaat dem belgischen Staat, der ihn in die Kolonie Belgisch-Kongo umwandelt. Grund für den Druck sind die Kongo-Gräuel, die bis zu 10 Millionen Menschen im Kongobecken seit 1888 das Leben gekostet haben.

28. Dezember

Durch ein Erdbeben und die folgende Flutwelle werden Messina, Reggio Calabria und Palmi vollständig zerstört. Zwischen 70.000 und 120.000 Menschen fallen dieser größten Naturkatastrophe in Europa im 20. Jahrhundert zum Opfer.

1909

Der deutsche Arzt und Forscher Paul Ehrlich wendet erstmals die Chemotherapie beim Menschen an.

The "Naval Scare" – Der "Marine Schrecken" in Großbritannien führt zu dem kuriosen Ergebnis, dass die Admiralität sechs neue Großkampfschiffe verlangte, die Regierung vier anbot und man sich schließlich auf acht neue Großkampfschiffe einigte.

25. Jänner

Uraufführung der Oper "Elektra" von Richard Strauss nach einem Libretto von Hugo von Hofmannsthal in Dresden.

26. Februar

In einem Abkommen zwischen Österreich-Ungarn und der Türkei, anerkennt die Türkei die Annexion Bosniens und der Herzegowina durch die Doppelmonarchie, welche dafür auf den Sandschak von Novi Pazar verzichtet.

4. März

William Howard Taft wird als 27. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika angelobt.

25. März

Russland anerkennt die Annexion von Bosnien-Herzegowina durch Österreich-Ungarn. Die Annexions-Krise endet mit einem außenpolitischen Erfolg des Habsburgerreiches. Doch weder Russland noch Serbien vergessen, geschweige den vergeben, die tatsächliche oder vermeintliche Demütigung.

6. April

Robert E. Peary als erster am Nordpol

25. Juli

Der Franzose Louis Blériot überquert, als erster Mensch in einem Flugzeug, den Ärmelkanal. Die Pionierleistung ist eine doppelte, denn er benutzt den von ihm selbst entwickelten und gebauten Eindecker Blériot XI.

24. Oktober

Abkommen von Racconigi zwischen Italien und Russland, der staus quo am Balkan soll gewahrt und ein Vordringen Österreich-Ungarns verhindert werden.

12. November

Uraufführung der Operette "Der Graf von Luxemburg" von Franz Lehár in Wien.

1910

Die letzte Volkszählung der Monarchie ergibt eine Einwohnerzahl von fast 51 Millionen. Rund 25 Prozent bekennen sich zur deutschen Umgangssprache.

Robert von Lieben (1878–1913) erhält ein Patent auf seine "Verstärker­röhre".

Ausgleich der Nationalitäten in der Bukowina nach dem Muster des Mährischen Ausgleichs (1905).

13. Jänner

An diesem Tag fand die erste Opernübertragung in der Geschichte der Hörfunks statt. Aus der New Yorker Metropolitan Opera war unter anderem auch die Stimme von Enrico Caruso zu hören.

10. März

Der Wiener Bürgermeister Karl Lueger (* 24. Oktober 1844) stirbt in Wien. Der christlichsoziale Politiker war maßgeblich für die Stadt­er­neuerung verantwortlich (u. a. II. Wiener Hochquellwasserleitung, Kommunalisierung der Strom- und Gasversorgung, sowie der Straßen­bahn, Errichtung zahlreicher Sozial-, Kranken- und Schulbauten), politisch und ideologisch vertrat er eine Stärkung des gewerblichen Kleinbürgertums, verbunden mit scharfem Antisemitismus.

April

Besuch des US-Präsidenten Theodor Roosevelt in Wien.

6. Mai

Edward VII. König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland und Kaiser von Indien stirbt. Sein 44-jähriger Sohn George V. folgt ihm nach. Das Begräbnis von Edward am 20. Mai gilt als das letzte große Treffen europäischer Monarchen vor dem Ersten Weltkrieg.

4. Juli

Jack Johnson, der erste schwarze Box-Weltmeister im Schwergewicht, verteidigt seinen Titel gegen James J. Jeffries erfolgreich.

September

Der ehemalige russische Außenminister Iswolski wird Botschafter in Paris und verfolgt einen stark anti-österreichischen Kurs. Iswolski war als russischer Außenminister der Verlierer der Annexions-Krise von 1908/09.

5. Oktober

Portugal – Ausrufung der ersten Portugiesischen Republik in Porto.

20. November

Die Mexikanische Revolution gegen Langzeitpräsident Porfirio Díaz beginnt unter der Führung von Francisco Madero sowie Emiliano Zapata und Pancho Villa.

1911

Im Italienisch-Türkischen Krieg von 1911 bis 1912 erobert Italien, in einem blutigen und brutalen Kolonialkonflikt, das heutige Libyen von der Türkei. Die Bindung türkischer Kräfte und die Niederlage der Türkei können als die direkten Auslöser für den Ersten Balkankrieg 1912 angesehen werden.

Suffragetten in Großbritannien. Die Frauenrechtsbewegung schreckt auch vor gewaltsamen Aktionismus nicht zurück.

26. Jänner

Uraufführung der Oper "Der Rosenkavalier" von Richard Strauss nach dem Libretto von Hugo von Hofmannsthal in Dresden.

19. März

Von Clara Zetkin initiiert, wird erstmals ein Internationaler Frauentag begangen. Mit dem Datum sollte der revolutionäre Charakter des Frauentags betont werden. Der 18. März war der Gedenktag für die Gefallenen der Märzrevolution 1848. Auch die Pariser Kommune 1871 hatte im März begonnen.

18. Mai

Der Komponist, Dirigent und Direktor der Wiener Hofoper von 1897–1907, Gustav Mahler (* 7. Juli 1860), stirbt in Wien.

Juni

Reichsratswahlen, Erfolge deutschnationaler Parteien, Verluste für Sozialdemokraten und Christlichsoziale.

1. Juli

Ankunft des deutschen Kanonbootes SMS Panther in Agadir. Damit beginnt die zweite Marokkokrise. Zuvor hatten im Mai 1911 französische Truppen Fès und Rabat besetzt. Deutschland protestierte mit dem "Panthersprung", der Entsendung des Kanonen­bootes, dagegen. Im November wird schließlich ein deutsch-französisches Abkommen über Afrika geschlossen, das einer diplomatischen Niederlage Deutschlands gleichkommt (Kamerun wird deutsch).

September

Unruhen in Wien wegen Teuerungen.

November

Bildung einer neuen Regierung unter Karl Graf Stürgkh.

10. Dezember

Alfred Hermann Fried (1864–1921), der Gründer der Zeitschrift "Die Waffen nieder!", erhält den Friedens­nobelpreis.

14. Dezember

Roald Amundsen und seine vier Begleiter Helmer Hanssen, Olav Bjaaland, Oscar Wisting und Sverre Hassel erreichen als erste Menschen den geo­grafischen Südpol und gründen das Camp Polheim. 

1912

Verhandlungen über eine Flottenvereinbarung zwischen Großbritannien und dem Deutschen Reich scheitern.

Rudolf Steiner gründet die "Anthroposophische Gesellschaft".

Erscheinen des Werks "Kolloidchemie" von Richard Zsigmondy (1865–1929). 1925 erhielt er den  Nobelpreis für Chemie.

Erste Gedichtveröffentlichung von Georg Trakl.

1. Jänner

Am 1. Jänner 1912 wird die Republik China gegründet, damit endet die über 2000-jährige Zeit der Kaiser von China.

17. Februar

Außenminister Aloys Graf Lexa von Aehrenthal (* 27. September 1854) stirbt in Wien. Nachfolger wird Leopold Graf von Berchtold.

März

Bildung des Balkanbundes (Serbien, Bulgarien, Griechenland und Montenegro).

15. April

Untergang des Passagierdampfers Titanic auf der Jungfern-Fahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik.

Mai

Aufstand in Albanien gegen die türkische Herrschaft.

20. Juni – 22. Juli

Fünfte Olympische Spiele der Neuzeit in Stockholm.

Juli – August

Französisch-russische Flottenkonvention. Besuch des französischen Ministerpräsidenten Poincaré in Petersburg.

Herbst

1. Balkankrieg, nach Mobilisierung des Balkanbundes gegen die Türkei vergebliche Vermittlung durch Österreich-Ungarn und Russland, nach der türkischen Niederlage soll deren europäischer Besitz aufgeteilt werden; Spannungen zwischen Österreich-Ungarn und Russland, Österreich-Ungarn verhindert Ausweitung Serbiens in Richtung auf die Adria und setzt mit italienischer Unterstützung einen selbständigen Staat Albanien durch.

Oktober

Italienisch-französisches Abkommen: italienische Neutralität bei Krieg Frankreichs gegen Österreich-Ungarn und das Deutsche Reich.

28. November

Ausrufung der Unabhängigkeit Albaniens.

5. Dezember

Verlängerung des "Dreibund"-Vertrags zwischen Österreich-Ungarn, Deutschland und Italien.

14. Dezember

Der Beginn der deutschen Militärmission in der Türkei, auf Bitte der türkischen Regierung, führt zur internationalen außenpolitischen Liman-Sanders Krise, benannt nach Generalleutnant Otto Liman von Sanders, dem Kommandanten der Mission. Besonders Russland sah seine Interessen an den Meerengen durch die deutsche Präsenz massiv bedroht. Frankreich und Großbritannien protestierten zwar, aber eher um den Schein zu bewahren.

1913

Einführung der dreijährigen Dienstzeit in der französischen Armee, Verstärkungen des Heeres im Deutschen Reich und Russland.

17. Jänner

Der bisherige Ministerpräsident und Außenminister Raymond Poincaré wird zum französischen Präsidenten gewählt.

11. Februar

Ermordung des Wiener Arbeiterführers Franz Schuhmeier in Stockerau. Attentäter ist Paul Kunschak, der geistig verwirrte Bruder der christlich­sozialen Politikers Leopold Kunschak.

4. März

Thomas Woodrow Wilson wird als 28. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt.

31. März

"Skandalkonzert": Aufführung der "Fünf Orchesterlieder nach Ansichtskarten-Texten von Peter Altenberg" von Alban Berg unter der Leitung Arnold Schönbergs im Großen Musikvereinssaal in Wien.

25. Mai

Der von der Armee-Führung erzwungene Selbstmord des der Spionage für Russland überführten General­stab­chefs des 8. Korps in Prag, Oberst Alfred Redl (* 14. März 1864), in Wien.

Sommer

2. Balkankrieg, im Zuge der Auseinendersetzungen um die Verteilung der eroberten türkischen Provinzen zerfällt der Balkanbund: Angriff Bulgariens auf Serbien (Juni), Bulgarien wird von einer Koalition aus Serbien, Rumänien, Griechenland und der Türkei besiegt, Neu­aufteilung der ehemals türkischen Provinzen durch den Frieden von Bukarest (10. August); Österreich-Ungarn, das Bulgarien zu unterstützen suchte, entfremdet sich von Rumänien.

4. Juni

Beim Galopprennen in Epsom läuft die englische Suffragette Emily Davison auf die Rennbahn, vermutlich um für das Frauenwahlrecht zu demon­strieren. Sie stößt mit dem Pferd König George V. (geritten vom Jockey Herbert Jones) zusammen und erleidet dabei so schwere Kopfverletzungen, dass sie vier Tage später daran stirbt.

10. Juni

Graf Stephan Tisza wird abermals ungarischer Ministerpräsident (Führer der liberalen Partei, die seit gelenkten Wahlen 1910 über eine starke Mehrheit verfügte).

Herbst

Fortschritte im Ausgleich zwischen Tschechen und Deutschen in Böhmen (nur mehr "papierdünne Wand").

7. Oktober

Henry Ford führt zur Herstellung des Ford Modell T zunächst im Probebetrieb die Fließbandfertigung ein.