Die Allgemeinen Mobilisierung rekrutierte hunderttausende junge Männer für die Front – und mit ihr begann die Militarisierung der Gesellschaft.
Mit den Kriegserklärungen – Österreich-Ungarn an Serbien am 28. Juli und das Deutsche Reich an Russland am 1. August – begann auch der komplizierte Prozess der allgemeinen Mobilisierung. Die Staatenpolitik wurde hier schon von militärischen Notwendigkeiten bestimmt, wie überhaupt nun der Machtzuwachs der Armee im Staat und eine Militarisierung der Gesellschaft begannen.
Musterung und Einziehung so vieler Menschen – Österreich-Ungarn konnte knapp zwei Millionen Mann mobilisieren – ließen kaum eine Familie unbetroffen und rückten zum ersten Mal die Realität modernen Krieges ins allgemeine Bewusstsein.
Die Bilder von den mobilisierten Soldaten, die jubelnd die Eisenbahnzüge besteigen und vom baldigen Sieg schwärmen, geben nur einen Aspekt des Massenaufbruches einer ganzen Generation junger Männer in den Krieg wieder. Der Jubel war Teil der breitflächigen Kriegsbegeisterung, die im Sommer 1914 aufgeflammt war. Bei vielen der Soldaten sollte die bittere Realität des Krieges bald die Begeisterung zügeln. Außerdem haben wohl beileibe nicht alle der Hunderttausenden, die nun eingezogen wurden, dies so begeistert begrüßt, wie die Jubelbilder suggerieren. Nationale Zugehörigkeit und soziale Positionierung waren dabei mitentscheidend für das Ausmaß an Jubel oder umgekehrt an Verdrossenheit über das Einrücken und Widerwille, nun in den Krieg ziehen zu müssen. Bei Nationalitäten wie Tschechen oder Ruthenen herrschte von Anfang an meist große Skepsis vor – vom Einrücken als lästige Pflicht bis zu unterdrücktem Hass über den Zwang. Auch viele Arbeiter und Bauern waren zweifellos alles andere als begeistert, ihre Familien, ihre Arbeit verlassen zu müssen. In der allgemeinen Stimmung dieser Wochen war es vermutlich aber nicht ganz leicht, Verdrossenheit oder Besorgnis zu zeigen.
Das stehende k. u. k. Heer mit seinen zahlreichen Kampfeinheiten – z. B. 102 Infanterieregimenter, 41 Kavallerieregimenter, verschiedene Arten von Artillerieregimenter – und sonstigen Einrichtungen stellte eigentlich nur das Gerüst für die voll mobilisierte Armee dar. Mit der allgemeinen Mobilisierung wurden nun einerseits ungediente Rekruten eingezogen, die vorher einer wenig angenehmen Musterung zu unterziehen waren, andererseits jene, die bereits ihre Dienstpflicht abgedient hatten, also Reservisten waren, dem Landsturm angehörten und nun als schon erfahrene Soldaten ihren Dienst wiederaufnahmen. Bei der k. u. k. Kriegsmarine war es ebenso.
Die bunten Uniformen der Armee mochten Herzen höher schlagen lassen und das Straßenbild beleben – für einen modernen mechanisierten Krieg waren sie nicht geeignet. "Hechtgrau" war nun bald Trumpf ...
Ins Feld – das bedeutete im Sommer 1914 in den Osten gebracht zu werden – nach Galizien und in die Bukowina, um gegen das Russische Reich zu kämpfen – oder auf den Balkan zum Krieg gegen Serbien, den man fälschlicherweise bald beendigen zu können glaubte. Ab dem Frühjahr 1915 kam mit dem Krieg gegen Italien eine weitere Front hinzu.
Die 30-jährige Urheberrechtsfrist für Wagners Oper Parsifal läuft aus: Bayreuth hat nicht mehr das Monopol auf Aufführungen dieser Oper.
1. Wiener Parsifal am 14. Jänner 1914. (mit Erik Schmedes als Parsifal, Anna von Mildeburg als Kundry und Friedrich Weidemann als Klingsor).
Ankündigung des 8-Stundentages in den Ford-Werken (USA). In Österreich-Ungarn gilt zu dieser Zeit in der Industrie weitgehend der 10-Stundentag.
Albanien wird selbständig; Wilhelm zu Wied albanischer König
Die Frau des französischen Finanzministers, Joseph Caillaux, erschießt den Chefredakteur des "Figaro", Gaston Calmette; dieser hatte die Veröffentlichung kompromittierender Briefe angekündigt
Das Abgeordnetenhaus des Reichsrates in Wien wird wegen Arbeitsunfähigkeit vertagt
Russland beschließt eine bedeutende Erhöhung der Friedensstärke seiner Armee
Kaiser Wilhelm II. zu Staatsbesuch in Wien
Der Wiener Associationfootball-Club sichert sich durch ein 1:1 gegen SK Rapid Wien den Fußball-Meisterschaftstitel in der Wiener 1. Klasse.
Der erste Propaganda-Dokumentarfilm Österreich-Ungarns wird in den Kinos aufgeführt, er trägt den Titel "Unsere Kriegsflotte".
Im britischen Unterhaus wird der "Government of Ireland Act 1914" beschlossen. Trotz heftigen Widerstandes im Oberhaus und auch von Seiten der britischen Armee wirde Irland mehr Souveränität gewährt. Das Gesetz wird aber vor Kriegsausbruch nicht mehr umgesetzt.
Trotz Interventionsversuchen von russischer Seite stehen zwei, in Großbritannien gebaute, "Dreadnought"-Schachtschiffe kurz vor Fertigstellung und Übergabe an die türkische Marine. Die Regierung Asquith beharrt auf ihrem liberalen Standpunkt, sich nicht in die Geschäfte britischer Firmen einzumischen. Hintergrund ist die Furcht Russlands nicht nur die Passage durch die Meerengen (Dardanellen und Bosporus) verwehrt zu bekommen, sondern auch im Schwarzen Meer gegenüber der türkischen Marine ins Hintertreffen zu geraten.
Der Chemiker Adolf von Lieben (* 3. Dezember 1836) stirbt in Wien.
Die Schriftstellerin und Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner (* 9. Juni 1843) stirbt in Wien.
Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand (* 18. Juli 1863) und seiner Gattin Sophie Herzogin von Hohenberg (* 1. März 1868) durch Gavrilo Princip in Sarajewo.
Die "Mission Hoyos" bringt den erhofften außenpolitischen "Blankoscheck" von Berlin für Wien. Kaiser Wilhelm II. und die deutsche Regierung versichern Österreich-Ungarn der unbedingten und uneingeschränkten Bündnistreue, die vielzitierte "Nibelungentreue". Berlin drängt auf rasches Vorgehen gegen Serbien. Dazu fehlt aber die Einigkeit in Wien, der ungarische Ministerpräsident Tisza ist gegen ein sofortiges militräisches Vorgehen.
Einigung in Wien auf ein so gut wie unannehmbares Ultimatum an Belgrad. Der Diplomatie soll so genüge getan werden, die Kriegsschuld aber bei Serbien liegen. Die Übergab ist erst nach dem Staatsbesuch der französischen Regierungspitze in Russland geplant. Das Treffen soll nicht zur Abstimmung der Vorgehensweise Frankreichs und Russlands genützt werden.
Französisch-russisches Regierungstreffen in Petersburg. Seit dem 17. Juli sind Russland, Frankreich, Serbien, Italien und Rumänien, teils durch Entzifferung des österreichisch-ungarischen Telegraphencodes und teils durch Indiskretionen des österreich-ungarischen Außenministers Berchtold selbst, über das geplante Ultimatum informiert.
Überreichung des Ultimatums an Serbien.
Russische Teilmobilmachung gegen Österreich-Ungarn, wofür es keinen Plan gibt. Der russische Generalstab macht auf die Unmöglichkeit der Abwandlung des Mobilmachungsplanes aufmerksam. Also eigentlich Beginn der russischen Mobilmachung. Aber auch eine Teilmobilmachung hätte die deutsche Mobilmachung ausgelöst. Serbien lehnt das Ultimatum ab und leitet Generalmobilmachung ein. Österreichisch-ungarische Teilmobilmachung für Fall "B" – Balkan.
Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien.
Russland geht von der verdeckten Mobilmachung ab und verkündet nun offiziell die Generalmobilmachung.
Österreich-ungarische Generalmobilmachung. Entgegen den Versprechungen von Generalstabschef Conrad geht die Überleitung von Mobilmachung Fall "B" wie Balkan, auf Mobilmachung "R" wie Russland alles andere als reibungslos vor sich. Deutsches Ultimatum an Russland, seine Mobilmachung einzustellen, und Ultimatum an Frankreich, sich neutral zu erklären.
Frankreich erklärt Generalmobilmachung.
Deutschlands Generalmobilmachung und Kriegserklärung an Russland.
Deutsches Ultimatum an Belgien für Durchmarschrechte. Neutralitätserklärung Italiens, das mit Österreich-Ungarn und Deutschland im Dreibund ist. Zwei moderne Schlachtschiffe für die Türkei, die in britischen Werften gebaut wurden, werden am Tag der Übergabe an die türkischen Besatzungen von der britischen Admiralität beschlagnahmt, obwohl sie bereits bezahlt waren. Die von Istanbul erhoffte maritime Überlegenheit über Russland kommt dadurch nicht zustande.
Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich. Einmarsch deutscher Truppen in Belgien.
Kriegserklärung Großbritanniens an das Deutsche Reich. Beginn des deutschen Angriffes auf die belgische Festung Lüttich.
Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Russland.
Französische Offensive im Elsass.
Kriegserklärung Großbritanniens an Österreich-Ungarn.
Beginn der Verschiffung der britischen Truppen über den Ärmelkanal.
Der deutsche moderne Schlachtkreuzer SMS Goeben und der Kreuzer SMS Breslau laufen in türkische Gewässer, die Dardanellen, ein. Die Schiffe werden am 16. August, mit Besatzungen, von der Türkei übernommen. Dadurch wird die Beschlagnahme zweier Schlachtschiffe für die Türkei, durch die britische Admiralität und in britischen Werften, teilweise kompensiert. Istanbul verfügt nun über das mit Abstand stärkste Kriegsschiff im Schwarzen Meer. Der unmittelbare Auslöser, warum die Türkei auf die Seite der Mittelmächte trat.
Weitere französische Offensiven im Elsass und in Lothringen.
Russische Truppen dringen in Ostpreußen ein. Der Befehlshaber der deutschen 8. Armee von Prittwitz plant den Rückzug hinter die Weichsel.
Die belgische Festung Lüttich kapituliert. Beginn der österreich-ungarischen Offenisve gegen Serbien.
Kämpfe in Ostpreußen, Beginn der Grenzschlachten zwischen Frankreich und Deutschland. Die Offensive der k.u.k. Truppen gegen Serbien kommt nur schleppend voran.
Besetzung Brüssels und Belagerung von Antwerpen.
Papst Pius X. stirbt.
Paul von Hindenburg übernimmt den Oberbefehl über die 8. Armee in Ostpreußen, sein Stabschef wird Erich Ludendorff. Vorstoß russischer Truppen auf österreich-ungarisches Gebiet, Beginn der Schlacht um Galizien. Bei den Grenzschlachten im Westen werden alleine an diesem Tag, nur auf französischer Seite, 27.000 Mann getötet.
Kämpfe in Ostpreußen, Fortdauer der Grenzschlachten, erste Schlacht der britischen Truppen bei Mons, Kämpfe in Galizien und an der Balkanfront. Vorgehen der Entente gegen deutsche Kolonien.
Beginn der Schlacht von Tannenberg in Ostpreußen. Österreichischer Sieg bei Komarow wird durch die Niederlage bei Gnila Lipa wertlos. In der Schlacht um Lemberg müssen sich die k.u.k Truppen nach schweren Verlusten zurückziehen, Lemberg fällt am 2. September an die angreifenden Russen.
Die Belagerung von Tsingtau beginnt. Die deutsche Kolonie Togo wird an Briten und Franzosen übergeben.
Das erste große Seegefecht des Krieges vor Helgoland endet mit einem britschen Sieg. Beginn der Belagerung der französischen Festung Maubeuge.
Die deutsche 8. Armee schlägt die russische 2. Armee in der Schlacht von Tannenberg, in Ostpreußen, vernichtend. Deutsch-Samoa wird von neuseeländischen Truppen besetzt.
Auf Anordnung des Zaren wird Sankt Petersburg in Petrograd umbenannt.
Zweite Schlacht bei Lemberg. Die Rückeroberung scheitert; die Truppen der k. u. k. Armee müssen sich bis an den Dunajec zurückziehen.
Schlacht an der Marne. Der deutsche Vormarsch stoppt, gefolgt von einem Rückzug auf eine besser verteidigbaren Frontverlauf.
Serbische Offensive an der unteren Save.
Offensive der k. u. k. Armee gegen Nordwestserbien.
Serbisch-montenegrinischer Vorstoß auf Sarajewo.
Schlacht an der Aisne. Ende des deutschen Rückzuges nach der Marne-Schlacht, erfolglose Angriffe der französischen und britischen Truppen, die Westfront beginnt zu erstarren.
Westfront – Wettlauf zum Meer. Gegenseitige Versuche zur Überflügelung durch Angriffe immmer weiter nördlich, bis die Kämpfe die Nordseeküste vor Ypern erreichen.
Wahl von Papst Benedikt XV. in Rom.
Erste Flandernschlacht.
Schlacht bei Iwangorod (bei Warschau). Rückzug der k. u. k. Armee unter General Dankl.
Rückzug der Verbündeten auf die Linie Warthe - Krakau - Karpaten.
Selbstmord des Lyrikers Georg Trakl in Krakau. Trakl, der im September als Sanitätsoffizier an der Schlacht von Grodek teilnahm, erlitt aufgrund der schrecklichen Leiden der Verwundeten und der Grausamkeit der Schlacht einen Nervenzusammenbruch. Er wurde in ein Militärhospital in Krakau eingewiesen.
Beginn der östereichisch-ungarischen Großoffensive gegen Serbien (bis 15. Dezember)
Nach Besetzung der Deutschen Kolonie Tsingtao in China durch japanische Truppen versenkt sich der dort eingesetzte k. u. k. Kreuzer "Kaiserin Elisabeth" selbst
Neuerliche Belagerung Przemysls durch russische Truppen
Räumung des Uzsók-Passes in den Karpaten durch österreichisch-ungarische Truppen
Erfolgreiche Kämpfe der k. u. k. 2. Armee bei Krakau und Tschenstochau
Neuerliche Räumung von Czernowitz durch die österreich-ungarische Armee
Einnahme Belgrads durch österreichisch-ungarische Truppen; unmittelbar danach serbische Gegenoffensive, die bis Mitte Dezember die österreichisch-ungarische Armee zum Rückzug hinter die Save zwingt; Feldzeugmeister Oskar Potiorek legt sein Kommando zurück
Schlacht von Limanova-Lapanow, erfolgreiches Zurückdrängen der russischen Armee, die über die Karpaten nach Nordungarn einzudringen versucht hatte.
Der Laryngologe Robert Bárány erhält den Nobelpreis für Medizin
Torpedoangriff des österreichisch-ungarischen Unterseebootes U12 (Linienschiffleutnant Egon Lerch) auf das französische Linienschif Jean Bart, das schwer beschädigt wird
Schwere Kämpfe mit russischen Truppen in den Karpaten. Beginn der französischen Offensiven in der Champagne und im Artois.