Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise und die zunehmenden innenpolitischen Spannungen führten 1933 zum Ende der noch jungen 1. Republik.
Die Wirtschaftskrise, die Österreich zu Beginn der 1930er Jahre traf, war eine Krise der Landwirtschaft, der Industrie und des Bankwesens, wobei der Zusammenbruch der Credit-Anstalt 1931 einen der Höhepunkte darstellte. Die Auswirkungen der Krise, der Arbeitslosigkeit und der Verelendung trafen weite Bevölkerungsschichten; so war 1933, am Höhepunkt der Krise, fast jede/r zweite Industriearbeiter/in arbeitslos. Die wirtschaftliche Situation dieser Menschen war aufgrund der herrschenden Sozialgesetzgebung prekär: Arbeitslosengeld konnte man nur für eine gewisse Zeit beziehen, danach war man „ausgesteuert“ und auf die Armenfürsorge der jeweiligen Gemeinde angewiesen, die jedoch kaum zum Überleben reichte. Zahlreiche junge Menschen konnten aufgrund der wirtschaftlichen Krise nie in den Arbeitsprozess eingegliedert werden. Die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit und Armut sind prägende Erlebnisse und nehmen in den Erzählungen der Zeitzeug/innen den Großteil der Erinnerung an die frühen und mittleren 1930er Jahre ein.
Es wäre vereinfacht, zu sagen, dass die Massenarbeitslosigkeit der alleinige Grund für die politische Radikalisierung in Österreich (und Deutschland) war, aber sie stellte gewiss eine Ursache für das geringe Vertrauen weiter Bevölkerungskreise in die herrschenden staatlichen Strukturen dar, die nicht im Stande waren, die persönliche Lebenssituation der Menschen nachhaltig zu verbessern. Wie sich Arbeitslosigkeit gesellschaftlich und politisch konkret ausgewirkte, hing von vielen Faktoren ab, wie der Einbindung in ein familiäres und soziales Umfeld, dem Wohnort (Land/Stadt) oder dem Geschlecht, wie die Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ (1933) von Marie Jahoda, Paul Felix Lazarsfeld und Hans Zeisel aufzeigt.
Karl Renner
Oral History Interview mit Elisabeth Fickert-Sonnleithner
Oral History Interview mit Kurt Karlitzky
Oral History Interview mit Friedrich Zawrel
Oral History Interview mit Johann Spusta
Oral History Interview mit Franz Gschwandtner
Oral History Interview mit Leo Maier
Am 9. November 1930 fanden die letzten freien Nationalratswahlen der 1. Republik statt. Stärkste Kraft wurden die Sozialdemokraten mit 41 Prozent (72 Mandate) gefolgt von den Christlichsozialen mit 36 Prozent (66 Mandate) und dem Nationalen Wirtschaftsblock (Großdeutsche) / Landbund mit 12 Prozent (19 Mandate) der Stimmen. Die erstmals antretende Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) erhielt 3 Prozent und damit kein Mandat im Nationalrat. Obwohl stimmenstärkste Partei, konnten die Sozialdemokraten mangels Koalitionspartner keine Regierung bilden. Gebildet wurde eine Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen / Landbund unter dem christlichsozialen Bundeskanzler Otto Ender.
Die Nationalratswahlen von 1930 waren geprägt von der Auseinandersetzung zwischen den zwei ideologischen Blöcken: den Christlichsozialen und den Sozialdemokraten. Vom Wahlkampf der Sozialdemokraten haben sich Aufnahmen zentraler Politiker/innen erhalten, die auf Schallplatte (Schellack) gepresst wurden und einen ausgezeichneten Einblick in die Wahlkampfrethorik gestatten. Diese Aufnahmen konnten vor allem bei kleineren Wahlkampfveranstaltungen eingesetzt werden, bei denen auf diese Weise die Stimmen der Politiker/innen präsent sein konnten. Themen der Reden sind in erster Linie die Wirtschaftslage und ihre Auswirkungen wie Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot sowie die Schulpolitik.
Auch wenn Karl Renner 1931 in einer Wahlrede zu Verständigung aufrief, war der tiefe Graben zwischen den beiden ideologischen Lagern der Sozialdemokraten und der Christlichsozialen der bestimmende Faktor der innenpolitischen Auseinandersetzungen. Das „Rote Wien“ wurde von den Sozialdemokraten als Gegenentwurf zur Regierungspolitik gesehen. Bei den letzten Landtags- und Gemeinderatswahlen der 1. Republik in Wien 1932 erreichten die Sozialdemokraten mit 59 Prozent und 66 Mandaten die absolute Mehrheit vor den Christlichsozialen mit 20 Prozent und 19 Mandaten. Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei kam auf 17 Prozent (15 Mandate), ein deutlicher Aufstieg im Vergleich zu den Nationalratswahlen 1930, der künftige Entwicklungen schon vorzeichnete und der ihr in Wien erstmals den Einzug in eine politische Körperschaft ermöglichte.
Aus dem Wahlkampf 1932 haben sich Reden christlichsozialer Politiker/innen erhalten, die in besonderer Weise die ideologische Komponente der Wahlauseinandersetzungen dokumentieren.
Zur Bundespräsidentenwahl 1931
Emil Fey
NSDAP-Gastredner aus Deutschland in Österreich
„Politische Korrespondenz“ der RAVAG
Die Politische Auseinandersetzung in der 1. Republik wurde nicht nur bei Wahlkämpfen und in parlamentarischen Körperschaften ausgetragen, sondern auch zwischen den paramilitärischen Verbänden des Schutzbundes (Sozialdemokraten) und der Heimwehren (Christlichsoziale) auf der Straße. Eine Verständigung der beiden Lager kam auf politischer Ebene nicht mehr zu Stande. Daneben führte der Aufstieg der Nationalsozialisten, ihre politische Agitation und ihr politischer Terror ab 1932 zu einer weiteren Polarisierung. Vor allem die Christlichsozialen standen zwischen diesen beiden Lagern und versuchte einen Kampf gegen links und rechts, was schlussendlich nicht erfolgreich war.
Die Ausschaltung des Parlaments im März 1933 war jedoch weniger eine geplante Aktion als eine Verkettung von Ereignissen, die letztendlich zugunsten einer autoritären Regierung genutzt wurden. Im Zuge einer Abstimmung über Maßnahmen gegen streikende Eisenbahner traten am 4. März 1933 alle drei Präsidenten des Nationalrates zurück, die Sitzung konnte nicht geschlossen werden und der Nationalrat war handlungsunfähig. Die Regierung unter Bundeskanzler Engelbert Dollfuß (Christlichsoziale) beschloss, ohne Parlament und auf Grundlage des Kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetzes aus dem Jahr 1917 zu regieren, unter Billigung von Bundespräsident Wilhelm Miklas (Christlichsoziale). Versammlungs- und Pressefreiheit wurden aufgehoben und der Weg in den so genannten autoritären „Ständestaat“ war frei.
Attentat eines Nationalsozialisten auf den Schriftsteller Hugo Bettauer, der einige Tage später seinen Verletzungen erliegt.
Im Zuge einer Abstimmung treten alle drei Präsidenten des Nationalrates zurück, dadurch kann die Sitzung nicht ordnungsgemäß geschlossen werden, das Plenum ist dadurch handlungsunfähig.
Reichtagswahlen in Deutschland: Die NSDAP erringt 43,9 Prozent der Stimmen.
Die Bundesregierung beschließt auf Grund des kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetzes aus dem Jahr 1917 auch ohne Parlament weiter zu regieren, Versammlungs- und Pressefreiheit werden aufgehoben.
Errichtung der ersten Konzentrationslager in Dachau und Sachsenhausen zur Internierung politischer Gegner der Nationalsozialisten.
Der deutsche Reichstag verabschiedet das Ermächtigungsgesetz und verzichtet damit auf seine Gesetzgebungskompetenz.
Der Republikanische Schutzbund wird aufgelöst.
Unterzeichnung von Richtlinien eines deutsch-österreichischen Zollunionvertrags.
Einspruch Italiens, Frankreichs und der CSR gegen den Zollunionvertrag, da dieser nicht mit den Genfer Protokollen (1922) vereinbar sei.
Restaurationsversuch des ehemaligen Kaisers Karls I. (als König Karl IV.) zur Wiedererlangung der Königskrone von Ungarn. Er wird bei Szombathely zur Umkehr gezwungen.
Miklós Horthy (1868–1957) wird zum Reichsverweser in Ungarn ernannt.
Erlass eines neuen Wehrgesetzes: Der in den Friedensverträgen bewilligte Höchststand des Berufsheeres von 30.000 Mann wird in der 1. Republik allerdings nie erreicht.
"Reichskonferenz der Arbeiterräte" unter Friedrich Adler in Wien. Die Errichtung einer von kommunistischer Seite geforderten Rätediktatur wird abgelehnt.
Erste Sitzung der konstituierenden Nationalversammlung.
Erklärung der konstituierenden Nationalversammlung: Deutschösterreich ist ein Teil der Deutschen Republik.
Zweite Regierung Karl Renner (Sozialdemokrat). Koalition aus Sozialdemokraten und Christlichsozialen.
Ausrufung der kommunistischen Räteregierung unter Béla Kun in Ungarn.
Der ehemalige Kaiser Karl I. verlässt mit seiner Familie Österreich und geht in die Schweiz ins Exil.
Zusammenstoß zwischen Sozialdemokraten und Christlichsozialen in Stockerau (Niederösterreich).
Veröffentlichung des 1. Teils von Hitlers "Mein Kampf".
Bundesverfassungsgesetz über eine Reform der Bundesverfassung. Regelt unter anderem den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern.
IX. Olympische Spiele in Amsterdam. Österreich erringt eine Gold-, eine Silber- und eine Bronzemedaille.
Beginn des Schattendorfer Prozesses im Wiener Landesgericht.
Der Schattendorfer Prozess endet mit einem Freispruch der drei Angeklagten durch die Geschworenen in allen Punkten.
Leitartikel in der sozialdemokratischen Arbeiter-Zeitung gegen das Urteil im Schattendorfer Prozess (Friedrich Austerlitz). Ein Großteil der Wiener Arbeiter legt aus Protest gegen das Urteil die Arbeit nieder und marschiert in Richtung Innenstadt. Eine geordnete Führung der Protestmärsche ist nicht vorhanden. Der Demonstrationszug konzentriert sich auf den Justizpalast, der von Demonstranten in Brand gesteckt wird. Versuche von sozialdemokratischer Seite, die Demonstranten zu beruhigen, scheitern.
Der Wiener Polizeipräsident Johann Schober erteilt – im Einvernehmen mit der Regierung – der Polizei Schießbefehl auf die Demonstranten. Die Folgen sind 89 Tote, rund 600 Schwer- und rund 1000 Leichtverletzte.
Die Ereignisse des Juli 1927 markieren einen unversöhnlichen Riss zwischen den beiden großen politischen Lagern der Ersten Republik.
Die Sozialdemokraten rufen zum Generalstreik auf.
Nach Verbot (SPD, KPD) und Selbstauflösung von Parteien ist die NSDAP in Deutschland die einzige Partei. Die Bildung von politischen Parteien wird untersagt.
Lausanner Vertrag über eine Völkerbundanleihe von 300 Millionen Schilling. Österreich verpflichtet sich, auf den Anschluss und die Zollunion mit Deutschland zu verzichten. Opposition der Sozialdemokraten, Großdeutschen und Nationalsozialisten.
Bei den deutschen Reichstagswahlen wird die NSDAP mit 37,4 Prozent stärkste Partei.
X. Olympische Spiele in Los Angeles (USA). Österreich erringt eine Gold-, eine Silber-, und zwei Bronzemedaillen.
Eröffnung des Stadions im Wiener Prater.
Der Techniker und Erfinder des Verfahrens zur Herstellung von rostfreiem Stahl, Max Mauermann (*22. Juli 1868), stirbt in Wien.
Der Schriftsteller und Mitbegründer der Salzburger Festspiele Hugo von Hofmannsthal (*1. Februar 1874) stirbt in Rodaun bei Wien.
Die italienische Regierung gibt ein Programm zur "Entnationalisierung" Südtirols bekannt: Fast alle deutschen Ortsnamen werden durch italienische ersetzt, Italienisch wird Amts- und Unterrichtssprache.
Der Friedensvertrag von Trianon zwischen Ungarn und den Siegermächten des Ersten Weltkriegs tritt in Kraft. Ungarn muss das Burgenland an Österreich abtreten.
Auf einer Mitgliederversammlung der NSDAP wird Adolf Hitler zum Parteivorsitzenden gewählt.
Rücktritt der Regierung Renner und erste Regierung Michael Mayr (Christlichsozialer). Es ist eine Proporzregierung aus allen Parteien.
Ein Gesetz über bezahlten Urlaub wird beschlossen.
Herausgabe des Romans "Das Schloss" von Franz Kafka durch seinen Freund Max Brod.
Erwin Schrödinger (1887–1961) entwickelt die Wellenmechanik. Er erhält 1933 den Nobelpreis für Physik.
Herausgabe des Romans "Der Prozess" von Franz Kafka durch seinen Freund Max Brod.
G. W. Pabst dreht in Deutschland den im Wien der Elendsjahre spielenden Film "Die freudlose Gasse", der auf einem Roman von Hugo Bettauer beruht.
Schrittweise Einführung des Rechtsverkehrs in Österreich (Abschluss der Umstellung 1938).
Ludwig Wittgenstein veröffentlicht den "Tractatus logico-philosphicus".
Erster Paneuropakongress in Wien unter dem Vorsitz von Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi.
Rücktritt der Regierung Ramek.
Vierte Regierung Ignaz Seipel (Christlichsozialer). Sie ist eine Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.
Sozialdemokratischer Parteitag in Linz. Das "Linzer Programm", das die Handschrift von Otto Bauer trägt, ist die ideologische Basis des sogenannten Austromarxismus. Passagen zum "Klassenkampf" oder zum "Kampf um die Staatsmacht" liefern den politischen Gegnern Argumente, die zu einer Verschärfung innerhalb der Auseinandersetzung der politischen Lager führen.
Parteitag der Sozialdemokraten in Wien. Der Führer des radikaleren Flügels, Otto Bauer, der für einen Oppositionskurs steht, kann sich gegen den gemäßigteren Flügel unter Karl Renner durchsetzen.
Eisenstadt wird Landeshauptstadt des Burgenlandes.
Attentat auf Bundeskanzler Dollfuß durch den Nationalsozialisten Rudolf Drtil. Dollfuß wird leicht verletzt.
Letzter Parteitag der Sozialdemokratischen Partei in der Ersten Republik. Der Anschlussartikel (= Forderung nach Anschluss an Deutschland) wird angesichts der politischen Situation in Deutschland aus dem Parteiprogramm gestrichen.
Zusammenstöße zwischen dem Republikanischen Schutzbund und Nationalsozialisten enden in Wien mit drei Toten und 64 Verletzten.
Uraufführung der Oper "Der Schmied von Gent" von Franz Schreker (1878–1934) in Berlin. Die Vorstellung wird durch Nationalsozialisten gestört.
Wilhelm Miklas wird von der Bundesversammlung als Bundespräsident wiedergewählt.
Der Techniker Hanns Hörbiger (*29. November 1860) stirbt in Wien.
Der Schriftsteller und Arzt Arthur Schnitzler (*15. Mai 1862) stirbt in Wien.
Auflösung des Nationalrates und Festsetzung von Neuwahlen für den 9. November.
Ende Oktober kommt es zu zahlreichen gewalttätigen Auseinandersetzungen: einerseits zwischen Christlichsozialen und Nationalsozialisten, andererseits innerhalb der nationalsozialistischen Bewegung und weiters zwischen Heimwehr und Schutzbund.
Zusammenbruch der Bodencreditanstalt. Auf Druck der Regierung wird die Bodencreditanstalt mit der Credit-Anstalt fusioniert, um eine finanzielle Katastrophe zu verhindern. Dies führt langfristig auch zum Zusammenbruch der Credit-Anstalt.
Uraufführung der Operette "Das Land des Lächelns" von Franz Lehár in Berlin.
Beginn des New Yorker Börsenkrachs.
"Schwarzer Freitag" an den amerikanischen Börsen. Als Folge des Börsenkrachs versiegt der Kapitalstrom nach Europa, dies ist Auslöser der Weltwirtschaftskrise, die daraus resultierende Massenarbeitslosigkeit ist ein weiterer Nährboden radikaler politischer Strömungen.
Nationalratswahlen. Die Christlichsozialen werden stärkste Partei.
Die türkische Nationalversammlung erklärt die Türkei zur Republik. Kemal Atatürk wird Staatspräsident und führt in der Türkei eine Reihe von Reformen durch, die das Land europäischen Standards annähern sollen.
Unterzeichnung der Genfer Protokolle für die Völkerbundanleihe. Geldgeber sind England, Frankreich, Italien und die Tschechoslowakei. Österreich erhält 650 Millionen Goldkronen auf 20 Jahre mit einer jährlichen Verzinsung von rund 10 Prozent. Proteste der Opposition.
"Marsch auf Rom" der faschistischen Bewegung unter Benito Mussolini.
König Viktor Emanuel III. ernennt Benito Mussolini zum Ministerpräsidenten. Mussolini übernimmt zusätzlich das Außen- und Innenministerium.
Unterzeichnung des "Protokolls von Venedig". Dieses regelt die kampflose Übergabe des Burgenlandes und die Festsetzung einer Volksabstimmung im Raum Ödenburg.
Beginn des Marsches von Truppen des Exkaisers Karl I. (als König Karl IV.) auf Budapest. Die Truppen werden am 24. Oktober geschlagen, das ehemalige Kaiserpaar wird gefangen genommen.
Die konstituierende Nationalversammlung beschließt die neue Verfassung der Republik Österreich. Maßgeblichen Anteil an der Ausarbeitung hat Hans Kelsen (1881–1973).
Volksabstimmung in Kärnten: Jener Teil Südkärntens mit überwiegend slowenischer Bevölkerung entscheidet sich für den Verbleib bei Österreich, daraufhin wird im überwiegend deutschsprachigen Teil nicht mehr abgestimmt.
Nationalratswahlen: Die Christlichsozialen werden stärkste Partei.
Die Sozialdemokraten scheiden aus der Regierung aus.
Dritte Regierung Karl Renner.
Beschluss eines Gesetzes über die Staatsform, gemäß den Friedensbestimmungen wird aus der "Republik Deutschösterreich" die "Republik Österreich".
Nationalratswahlen: Die gemeinsam antretenden Christlichsozialen und Großdeutschen erhalten die Mehrheit der Stimmen.
Adolf Hitler verliert auf eigenen Antrag die österreichische Staatsbürgerschaft.
Beginn des Boykotts jüdischer Geschäfte in Deutschland.
Der Wiener Erzbischof Kardinal Friedrich Gustav Piffl (*15. Oktober 1864) stirbt in Wien.
Die Landtagswahlen in Wien, Niederösterreich und Salzburg bringen Stimmengewinne für die Nationalsozialisten.
Proklamation der Republik in Spanien.
Bundesparteitag der Christlichsozialen in Klagenfurt. Die Partei distanziert sich von den Heimwehren.
Der Nationalrat verabschiedet ein Gesetz zum Schutz der Arbeits- und Versammlungsfreiheit.
Abschluss eines Handelsvertrags zwischen Deutschland und Österreich.
Rücktritt der Regierung Ignaz Seipel V (Christlichsozialer).
Bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Heimwehr und Schutzbund und zwischen Heimwehr und Nationalsozialisten.
Der Regisseur Max Reinhardt eröffnet in Wien eine Schauspiel- und Regieschule, das spätere Reinhardtseminar.
Das Innenministerium bewilligt die Statuten des Republikanischen Schutzbundes, einer bewaffneten Teilorganisation der sozialdemokratischen Partei unter der Führung von Julius Deutsch, Alexander Eifler und Theodor Körner.
Zweite Regierung Ignaz Seipel (Christlichsozialer) mit, den Auflagen des Völkerbunds entsprechend, weniger Ministerien. Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.
Tod des letzten österreichischen Kaisers, Karl I. (*17. August 1887) in Funchal auf Madeira.
Josef Stalin wird zum neuen Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Russlands gewählt.
Unterzeichnung des Vertrags von Rapallo. Deutschland und Sowjetrussland verzichteten gegenseitig auf Ersatz der Kriegskosten und nehmen die diplomatischen Beziehungen wieder auf.
Durchführung einer nicht genehmigten Volksabstimmung in Tirol über einen Anschluss an Deutschland: Die Zustimmung liegt bei 98 Prozent.
Eröffnung der VII. Olympischen Spiele in Antwerpen. Österreich ist von der Teilnahme ausgeschlossen.
Die konstituierende Nationalversammlung verweist die Familie Habsburg des Landes. Das Familienvermögen wird beschlagnahmt. Das Führen von Adelstiteln wird in Österreich untersagt.
Abschaffung der Todesstrafe in Österreich.
Ausrufung der Räterepublik in München. Ende der (kommunistischen) Räterepublik am 2. Mai.
Kommunistische Unruhen in Wien: Sechs Tote und zahlreiche Verletzte.
Die Siegermächte bekräftigen das Anschlussverbot Österreichs an Deutschland.
Fünfte Regierung unter Ignaz Seipel (Christlichsozialer). Koalition aus Christlichsozialen, Großdeutschen und dem Landbund.
Ein Zusammenstoß zwischen Nationalsozialisten und sozialdemokratischen Arbeitern in Mödling (Niederösterreich) endet mit einem Todesopfer.
VIII. Olympische Spiele in Paris: Österreich erringt drei Silber- und eine Bronzemedaille.
In Österreich wird erstmals der Muttertag gefeiert. Die Initiative dafür ging von Marianne Hainisch aus.
Die Bundesregierung untersagt den Maiaufmarsch der Sozialdemokraten.
Die Bundesregierung beschließt ein vorläufiges Verbot von Landtags- und Gemeinderatswahlen.
Großaufmarsch der Wiener Heimwehr anlässlich der "Türkenbefreiungsfeier".
Gründung der "Vaterländischen Front".
Auflösung der Kommunistischen Partei Österreichs.
"Tausendmarksperre": Deutsche Staatsbürger müssen bei einer Einreise nach Österreich eine Gebühr von 1.000 Reichsmark zahlen. Diese Maßnahme Deutschlands schädigt gezielt den österreichischen Fremdenverkehr. Beginn nationalsozialistischer Terrorakte und Sprengstoffanschläge in Österreich.
Der Großsender der RAVAG auf dem Bisamberg (Wien) wird in Betrieb genommen.
Der Schriftsteller Anton Wildgans (*17. April 1881) stirbt in Wien.
Rücktritt der zweiten Regierung Buresch.
Erste Regierung Engelbert Dollfuß (Christlichsozialer). Regierung aus Christlichsozialen, Landbund und Heimatblock.
Einweihung des Empire State Building in New York, des damals höchsten Gebäudes der Welt.
Ernst Rüdiger Fürst Starhemberg tritt als Bundesführer der Heimwehr zurück. Sein Amt übernimmt Walter Pfrimer.
Finanzminister Otto Juch teilt der Regierung mit, dass die Credit-Anstalt, die größte Bank Österreichs, vor dem Zusammenbruch steht.
Sanierungsplan der Regierung für die Credit-Anstalt (Staatshaftung).
Die Krise der Credit-Anstalt wird bekannt, dies führt zu einem Ansturm auf die Bankschalter.
Höhepunkt der Krise um die Credit-Anstalt. England und Frankreich erklären sich bereit, der österreichischen Regierung mit Krediten beizustehen. Ein völliger Zusammenbruch der Credit-Anstalt hätte für Österreich katastrophale wirtschaftliche Folgen.
Der Nationalrat erteilt der Regierung die Vollmacht, die Haftung für die Schulden der Credit-Anstalt zu übernehmen.
Carl Vaugoin übernimmt die Führung der Christlichsozialen Partei als Nachfolger von Ignaz Seipel.
Korneuburger Programm der Heimwehr: Bekenntnis zum Führerprinzip und zum Ständestaat, Ablehnung eines demokratischen Parlamentarismus.
Regierung Ernst Streeruwitz (Christlichsozialer). Koalition aus Christlichsozialen, Landbund und Großdeutschen.
Erstmals werden in Hollywood die "Oscars" verliehen.
Bei Zusammenstößen zwischen Nationalsozialisten und Sozialdemokraten sowie Kommunisten in Wien kommt es zu einem Todesopfer.
Rücktritt der zweiten Regierung Schober, vor allem wegen Differenzen mit den Großdeutschen (Ablehnung des Vertrags von Lana, am 16. Dezember 1921).
Erste Regierung Ignaz Seipel (Christlichsozialer). Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.
Inoffizielle Volksabstimmung in Salzburg über einen Anschluss an Deutschland: Die Zustimmung liegt bei 99 Prozent.
Rücktritt der Regierung Michael Mayr.
Schwere Zusammenstöße zwischen slowenischer und deutschsprachiger Bevölkerung in Südkärnten. Im Juni dringen slowenische Truppen bis Klagenfurt vor.
Übergabe des Entwurfs für den Vertrag von Versailles. Die Siegermächte fordern die Anerkennung der alleinigen Kriegsschuld durch Deutschland. Der Anschluss von Österreichs an Deutschland wird untersagt, das linke Rheinufer soll entmilitarisiert und von den Alliierten besetzt werden. Hohe Reparationszahlungen. Die Friedensbedingungen werden in Deutschland als ungerecht und hart empfunden. Die Unterzeichnung des Friedensvertrags durch das Deutsche Reich erfolgt am 28. Juni im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles.
Eine Volksbefragung in Vorarlberg über den Anschluss an die Schweiz bringt 80 Prozent Zustimmung.
Die österreichische Delegation trifft in Saint Germain ein.
Erste Opernaufführung im Salzburger Festspielhaus: Fidelio unter dem Dirigenten Franz Schalk.
Die erste Vorstellung in der Felsenreitschule in Salzburg zeigt "Der Diener zweier Herren" von Carlo Goldoni.
Das Salzburger Festspielhaus wird mit Hugo von Hofmannsthals "Das große Welttheater" eröffnet.
Demonstrationen von Nationalsozialisten, Deutschnationalen und Christlichsozialen gegen den XIV. Internationalen Zionistenkongress in Wien.
Der Architekt Adolf Loos (*10. Dezember 1870) stirbt in Kalksburg bei Wien.
Der christlichsoziale Politiker und Altbundeskanzler (1922–1924 und 1926–1929) Ignaz Seipel (*19. Juli 1876) stirbt in Wien.
1. Filmfestspiele in Venedig.
Der US-amerikanische Fernsehsender CBS beginnt mit der Ausstrahlung der weltweit ersten Fernsehserie, der Wochenschau "The Wide World Review".
Altbundeskanzler (1921–1922 und 1929–1930) Johannes Schober (*14. November 1874) stirbt in Baden bei Wien.
In der Sowjetunion wird, bei einer Analphabetenrate von 50 Prozent, die allgemeine Grundschulpflicht eingeführt.
Der Erfinder des Gasglühstrumpfs (Vorläufer der Glühlampe) Carl Auer von Welsbach (*1. September 1858) stirbt auf Schloss Welsbach bei Möbling in Kärnten.
Zusammenstoß zwischen Heimwehr und Schutzbund in St. Lorenzen (Steiermark): drei Tote und über 100 Verletzte.
Übergriff auf Heimwehrangehörige in Vösendorf endet mit einem Todesopfer (das auch Mitglied der NSDAP war).
Nach dem Tod des US-Präsidenten Warren G. Harding wird Calvin Coolidge neuer Präsident der USA.
2. Reichsverbandstag der christlichsozialen Arbeitervereine in Linz.
Beginn des bewaffneten Widerstandes auf ungarischer Seite gegen die einrückenden österreichischen Gendarmerie- und Zollwacheeinheiten im Burgenland, die bis in den Oktober andauern und mehrere Todesopfer fordern.
Eröffnung der 1. Salzburger Festspiele. Erste Aufführung von "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal vor dem Salzburger Dom.
Im Zuge der Aufführungen der Oper "Jonny spielt auf" von Ernst Krenek an der Wiener Staatsoper kommt es zu Protestkundgebungen der Nationalsozialisten gegen die "freche jüdisch-negerische Besudelung" der Staatsoper.
Die Schwurgerichtsprozesse gegen die angeklagten Demonstranten vom Juli 1927 enden mit Freisprüchen.
Bei einem Zusammenstoß zwischen dem Republikanischen Schutzbund und der Frontkämpfervereinigung in Schattendorf (Burgenland) kommt es durch Schüsse von Mitgliedern der Frontkämpfervereinigung zu zwei Todesopfern (ein Kind und ein Kriegsinvalide).
Zweite Regierung Rudolf Ramek (Christlichsozialer). Sie ist eine Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.
Tod Lenins (eigentlich Wladimir Iljitsch Uljanow, *22. April 1870) bei Moskau. Auf dem XIII. Parteitag der Kommunistischen Partei Russlands im Mai wird Stalin als Generalsekretär bestätigt.
I. Olympische Winterspiele in Chamonix: Österreich erringt zwei Gold- und eine Silbermedaille.
Deutschlands Reichspräsident Paul von Hindenburg ernennt Adolf Hitler zum Reichskanzler.
Rücktritt der ersten Regierung Karl Buresch (Christlichsozialer).
Zweite Regierung Buresch. Minderheitsregierung der Christlichsozialen und des Landbundes.
Der Schriftsteller Anton Wildgans liest im Wiener Rundfunk seine "Rede über Österreich".
2. Haager Konferenz: Österreich wird von seinen Reparationsleistungen befreit.
Die Notenbank (Österreichische Nationalbank) nimmt ihre Tätigkeit auf.
Besetzung des Ruhrgebietes durch französische und belgische Truppen zur Sicherung der geforderten Reparationsleistungen.
Erster Parteitag der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) in München.
Die Stadt Wien wird ein eigenständiges Bundesland.
Tod von Papst Benedikt XV. (*21. November 1851).
Rücktritt der ersten Regierung Schober. Walter Breisky wird mit dem Vorsitz in der einstweiligen Regierung betraut.
Zweite Regierung Johannes Schober.
Der Maler Franz von Defregger (*30. April 1835) stirbt in München.
Der Schriftsteller Peter Altenberg (eigentlich Richard Engländer, *9. März 1859) stirbt in Wien.
Ermordung der kommunistischen Politiker Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in Berlin durch Soldaten der Garde-Kavallerie-Schützen-Division.
II. Olympische Winterspiele in St. Moritz (Schweiz). Österreich erringt drei Silber- und eine Bronzemedaille.
Antisemitische Ausschreitungen an der Wiener Universität nach Ernennung jüdischer Professoren.
Uraufführung der Operette "Der Zarewitsch" von Franz Lehár in Berlin.
Neugründung der NSDAP durch Adolf Hitler in München.
Beginn des Hochverratsprozesses gegen Adolf Hitler und weitere Angeklagte des Münchner Putschversuches 1923. Hitler wird am 1. April zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, jedoch im Dezember auf Bewährung wieder entlassen.
Uraufführung der Operette "Gräfin Mariza" von Emmerich Kálmán in Wien.
Der deutsche Reichstag wird auf Wunsch Hitlers durch Hindenburg aufgelöst.
Höchststand der Arbeitslosigkeit in Österreich mit rund 600.000 Arbeitslosen (rund 26 Prozent) – davon erhalten nur rund 400.000 Arbeitslosenunterstützung.
Brand des deutschen Reichstages. Der holländische Kommunist Marinus van der Lubbe wird als Täter verhaftet, die Nationalsozialisten nutzen die Gelegenheit zu großangelegten Verhaftungswellen unter politischen Gegnern, vor allem unter den Kommunisten. Notverordnungen schränken Meinungs-, Presse-, und Versammlungsfreiheit weitgehend ein.
III. Olympische Winterspiele in Lake Placid (USA). Österreich gewinnt eine Gold- und eine Silbermedaille im Eiskunstlauf.
Unterzeichnung eines Freundschaftsvertrags zwischen Österreich und Italien.
Unterzeichnung der Lateranverträge zwischen Italien und dem Vatikan (u. a.: Vatikanstadt wird ein eigener Staat).
Der bisherige Erzbischof von Mailand, Achille Kardinal Ratti, wird Papst Pius XI.
Besetzung Dublins durch die britische Armee im Kampf gegen die irische Unabhängigkeitsbewegung.
Eine Demonstration gegen die herrschende Versorgungslage in Leoben (Steiermark) endet mit fünf Toten.
Gründung der NSDAP in München.
Friedrich Ebert wird von der Nationalversammlung zum ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik gewählt.
Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlung (Nationalrat). Frauen haben erstmals das Wahlrecht, die Sozialdemokraten werden stärkste Partei.
Ermordung des bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner (*14. Mai 1867) in München.
Ein Zusammenstoß zwischen Kommunisten und deutschnationalen Studenten in Graz endet mit sechs Todesopfern.
Geheimverhandlungen zwischen Deutschland und Österreich auf Außenministerebene bezüglich des Anschlusses Österreichs an Deutschland.
Uraufführung der Oper "Die ägyptische Helena" von Richard Strauss mit einem Libretto von Hugo von Hofmannsthal in Dresden.
Attentat auf Bundeskanzler Ignaz Seipel. Seipel wird schwer verwundet.
Tod des Schriftstellers Franz Kafka (*3. Juli 1883) in Kierling bei Wien.
Die christlichsoziale Politikerin Hildegard Burjan (*30. Jänner 1883) stirbt in Wien.
Verbot der NSDAP in Österreich.
England gewährt der Österreichischen Nationalbank einen Kredit zur Sanierung der Credit-Anstalt.
Erste Regierung Karl Buresch (Christlichsozialer). Koalition aus Christlichsozialen, Großdeutschen und dem Landbund.
Ermordung des deutschen Außenministers Walther Rathenau durch rechtsradikale Attentäter.
Erste Regierung Johannes Schober (Polizeipräsident von Wien). Sie ist eine Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.
Unterzeichnung des Friedensvertrags zwischen den Alliierten und Ungarn in Trianon bei Paris. Ungarn muss rund 70 Prozent seines ehemaligen Territoriums abtreten.
Demonstrationen und Plünderungen in Wien und Graz gegen Lebensmittelpreise und die herrschende Versorgungslage. In Graz kommt es dabei zu 15 Toten.
Die Differenzen zwischen Sozialdemokraten und Christlichsozialen über Heeresvertrauensmänner führen zum Bruch der Koalition.
Übergabe der Friedensbestimmungen an die österreichische Delegation in Saint Germain.
Kommunistischer Putschversuch in Wien: 20 Tote.
Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund.
Entdeckung des Penicillins durch Alexander Fleming.
Der Komponist Leo Fall (*2. Februar 1873) stirbt in Wien.
Gründung der RAVAG, der "Radio Verkehrs AG", in Wien. Die erste Radiosendung wird am 1. Oktober ausgestrahlt, zu diesem Zeitpunkt sind 11.000 Rundfunkbewilligungen erteilt. Pro Monat wird 113 Stunden gesendet, das Programm besteht überwiegend aus Musiksendungen.
Allgemeiner deutscher Katholikentag in Wien.
Kundgebung der Vaterländischen Front auf dem Wiener Trabrennplatz. Die "Trabrennplatzrede" von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß legt die Grundzüge zur Errichtung eines autoritären Ständestaates dar. Das "Kruckenkreuz" wird zum Symbol der Vaterländischen Front.
Zweite Regierung Engelbert Dollfuß. Regierung aus Christlichsozialen und Vertretern der Heimwehr.
Rede von Bundeskanzler Dollfuß vor dem Völkerbund in Genf über Österreichs Kampf um die Unabhängigkeit.
Der Propagandaleiter der NSDAP, Joseph Goebbels, spricht in der Engelmann-Arena in Wien (siehe oben).
Der seit Jänner 1932 in Haft befindliche Mahatma Gandhi tritt aus Protest gegen ein britisches Wahlgesetz, das die Kaste der "Unberührbaren" vom Wahlrecht ausschließt, in den Hungerstreik.
– 02.10. Nationalsozialistischer "Gauparteitag" in Wien. Am 2. Oktober findet eine Kundgebung auf dem Wiener Heldenplatz statt. Dort sprechen Joseph Goebbels und Ernst Röhm. In mehreren Wiener Bezirken kommt es zu Zusammenstößen mit zahlreichen Verletzten.
Erstaufführung des ersten deutschen Tonfilms ("M – Eine Stadt sucht einen Mörder" von Fritz Lang mit Peter Lorre in der Hauptrolle) im Apollokino in Wien.
Das Haager Schiedsgericht entscheidet, dass die Zollunion zwischen Österreich und Deutschland den Genfer Protokollen widerspricht.
Putschversuch des Bundesführers der Heimwehr und steirischen Landeskommandanten Walter Pfrimer in der Steiermark. Die Heimwehren der anderen Bundesländer schließen sich nicht an, der Aufstand wird niedergeschlagen. Pfrimer flüchtet ins Ausland. In einem Hochverratsprozess im Dezember 1931 wird Pfrimer von einem Geschworenengericht freigesprochen.
Starhemberg übernimmt wieder die Führung der Heimwehr.
Der Landesführer der oberösterreichischen Heimwehr, Ernst Rüdiger Fürst Starhemberg, wird Führer der gesamtösterreichischen Heimwehr. Annäherung an die Christlichsozialen.
Die Filmgesellschaft Fox zeigt die erste "tönende" Wochenschau in deutschen Kinos.
Bei den Reichstagswahlen in Deutschland kann die NSDAP ihre Mandatsstärke von 12 auf 107 ausbauen.
Rücktritt der Regierung Schober. Die Gründe liegen in Differenzen über die Zusammenarbeit mit der Heimwehr.
Minderheitsregierung unter Carl Vaugoin (Christlichsozialer).
Der Chemiker und Nobelpreisträger Richard Zsigmondy (*1. April 1865) stirbt in Göttingen (Deutschland).
Rücktritt der Regierung Streeruwitz.
Dritte Regierung Johann Schober. Koalition aus Christlichsozialen, Landbund und Großdeutschen.
Erste Sitzung der Interpol, der Internationalen Polizeiorganisation – ins Leben gerufen vom Wiener Polizeipräsidenten Johannes Schober –, in Wien.
Beschluss der Stadt Wien, innerhalb von fünf Jahren 25.000 Gemeindewohnungen zu errichten.
Ein Zusammenstoß zwischen Nationalsozialisten und Sozialdemokraten führt in Spillern (Niederösterreich) zu einem Todesopfer.
Bundeskanzler Seipel setzt sich vor dem Völkerbund in Genf für die Völkerbundanleihe ein.
Der Sanierungsplan für Österreich wird vom Völkerbund genehmigt.
Der indische Nationalkongress beschließt, die Unabhängigkeitsbestrebungen des Freiheitskämpfers Mahatma Gandhi (1869–1948) zu unterstützen.
Übergabe der endgültigen Friedensbestimmungen an die österreichische Delegation in Saint Germain.
Die konstituierende Nationalversammlung nimmt unter Protest die Bedingungen des Friedensvertrags an.
Unterzeichnung des Vertrages von Saint Germain durch Staatskanzler Karl Renner. Österreich vertritt den Rechtsstandpunkt, dass das jetzige Österreich ein neuer Staat sei (– und deshalb kein kriegsführender Staat war), während der Vertrag vom Umstand der völkerrechtlichen Kontinuität Österreichs ausgeht. Böhmen, Mähren und einige Gemeinden Niederösterreichs gehen an die neu gegründete Tschechoslowakei, Südtirol bis zum Brenner, das Küstenland mit Görz und Triest, Istrien und Gebiete Dalmatiens müssen an Italien abgetreten werden, Teile der Untersteiermark, das Kärntner Mießtal und das Seeland gehen an das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, Westungarn (Burgenland) kommt zu Österreich. Festsetzung von Reparationszahlungen, Verbot eines Anschlusses an Deutschland, Festsetzung der Größe eines Berufsheeres auf 30 000 Mann.
Der Dichter und katholische Priester Otto Kernstock (*25. Juli 1848) stirbt in Wien. Von ihm stammt der Text der österreichischen Bundeshymne 1929–1938 ("Sei gesegnet ohne Ende").
Der Republikaner Herbert C. Hoover (1874–1964) wird zum neuen Präsidenten der USA gewählt.
Der Maler Albin Egger-Lienz (*29. Jänner 1868) stirbt in St. Justina (Südtirol).
Die Christlichsoziale Partei beschließt ein neues Parteiprogramm.
Wiederwahl von Calvin Coolidge zum Präsidenten der USA.
Rücktritt der Regierung Seipel.
Erste Regierung Rudolf Ramek (Christlichsozialer). Sie ist eine Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.
Wiedereinführung der Todesstrafe in Österreich angesichts des nationalsozialistischen Terrors.
Landtagswahlen in Vorarlberg. Letzte freie Wahlen der Ersten Republik. Die Nationalsozialisten erhalten mehr als 10 Prozent der Stimmen.
Der Demokrat Franklin D. Roosevelt (1882–1945) wird in den USA zum neuen Präsidenten gewählt.
Letzte freie Nationalratswahlen der Ersten Republik: Die Sozialdemokraten werden stärkste Partei. Die NSDAP kandidiert erstmals, kann aber kein Mandat erringen.
Putschversuch Adolf Hitlers in München. Er verkündet im Bürgerbräukeller die "nationale Revolution", erklärt die bayerische Regierung für abgesetzt und ruft zum "Marsch auf Berlin" auf. Die Polizei schlägt den Putsch an der Münchener Feldherrnhalle nieder. Die NSDAP wird daraufhin verboten, Hitler am 11. November verhaftet.
Dritte Regierung Ignaz Seipel (Christlichsozialer). Sie ist eine Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.
Der Operettenkomponist Carl Michael Ziehrer (*2. Mai 1843) stirbt in Wien.
Der Nationalrat nimmt gegen die Stimmen der Sozialdemokraten die "Genfer Protokolle" an. Weitere Sanierungsmaßnahmen betreffen auch den Abbau von Staatsdienern, bis Mitte 1925 werden rund 80.000 Stellen im Staatsdienst abgebaut.
Unruhen und Plünderungen in Wien aufgrund extremer Teuerung.
Österreich besetzt gemäß dem "Protokoll von Venedig" das Burgenland.
Der Republikaner Warren G. Harding wird neuer Präsidenten der USA.
Erste Vollversammlung des Völkerbundes in Genf.
Zweite Regierung Michael Mayr (Christlichsozialer).
Die Bundesversammlung wählt Wilhelm Miklas (Christlichsozialer) zum Bundespräsidenten. Amtsantritt am 12. Dezember 1928.
Auf dem Parteitag der KPdSU wird Leo Trotzki aus der Partei ausgeschlossen und in die Verbannung geschickt.
Der Gründer der ersten österreichischen Filmgesellschaft ("Sascha-Film") Alexander Graf Kolowrat-Krakowsky (*29. Jänner 1886) stirbt in Wien.
Der Psychiater Julius Wagner-Jauregg (1857–1940) erhält für seine Entdeckung der Fiebertherapie bei progressiver Paralyse den Nobelpreis für Medizin.
Der Schriftsteller Rainer Maria Rilke (*4. Dezember 1875) stirbt bei Montreux (Schweiz).
Richard Zsigmondy (1865–1929) erhält den Nobelpreis für Chemie für seine Forschungen auf dem Gebiet der Kolloidchemie.
Uraufführung von Alban Bergs "Wozzeck" in Berlin.
Wiederwahl von Michael Hainisch zum Bundespräsidenten.
Einführung des Schillings als neue Währung (wirksam ab 1. Jänner 1925). 1 Schilling entspricht 10.000 Papierkronen. Ende der galoppierenden Inflation in Österreich.
Der Physiker Erwin Schrödinger (1887–1961) erhält gemeinsam mit Paul Dirac den Nobelpreis für Physik für seine Forschungen auf dem Gebiet der Quantenmechanik.
In den Wintermonaten der Jahre 1932/1933 erreicht die Weltwirtschaftskrise ihren Höhepunkt.
Der Schriftsteller Gustav Meyrink (*19. Jänner 1868) stirbt in Starnberg (Deutschland).
Nach Entdeckung eines Waffenlagers des Republikanischen Schutzbundes in Voitsberg (Steiermark) kommt es zu einer bewaffneten Auseinandersetzung mit der Gendarmerie, die mit zwei Toten endet.
Regierung Otto Ender (Christlichsozialer). Koalition aus Christlichsozialen, Landbund und Großdeutschen.
Karl Landsteiner (1868–1943) erhält für die Entdeckung der Blutgruppen den Nobelpreis für Medizin.
Auseinandersetzung zwischen Schutzbund und Heimwehr fordern einen Toten und mehrere Verletzte.
Eine Novellierung der Bundesverfassung erweitert die Rechte des Bundespräsidenten.
Fritz Pregel (1869–1930) erhält den Nobelpreis für Chemie für die von ihm entwickelte Methode der quantitativen Mikroanalyse organischer Verbindungen.
Mit der Einrichtung des "Faschistischen Großen Rats" beginnt die Institutionalisierung von Mussolinis Diktatur in Italien.
Die Volksabstimmung im Raum Sopron (Ödenburg) ergibt den Verbleib Soprons bei Ungarn. Der Druck Ungarns beeinflusst das Ergebnis.
Vertrag von Lana zwischen Österreich und der Tschechoslowakei auf Basis des Vertrags von St. Germain. Tschechische Kreditzusage.
Uraufführung der Oper "Die tote Stadt" von Erich Wolfgang Korngold in Hamburg und Köln.
Der parteilose Michael Hainisch wird von der Bundesversammlung zum Bundespräsidenten gewählt.
In München erwirbt die NSDAP die Wochenzeitung "Völkischer Beobachter".
Aufnahme Österreichs in den Völkerbund.
Das Gesetz über die Einführung des Acht-Stunden-Tages wird für alle Arbeitsverhältnisse beschlossen.