Das Kriegsende als der Anfang von Kriegen

Am 11. November 1918 endete der Erste Weltkrieg, das große Töten ging aber noch Jahre weiter. Die Opferzahl der vielen Kriege zusammen, die ihre Wurzeln in der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts hatten, war kaum kleiner als die des Ersten Weltkrieges.

Die Kriege, Revolutionen, Massaker, Vertreibungen, Hungersnöte und Epidemien, die ihren Ursprung im Ersten Weltkrieg hatten, gingen nach dem Waffenstillstand vom 11. November an einer Vielzahl von Schauplätzen weiter oder begannen danach. Der größte, mörderischste und für die Weltgeschichte wohl bedeutsamste dieser Nachfolge-Konflikte war der Russische Bürgerkrieg. Die Liste der Beteiligten ist lange und sie beinhaltet neben der Roten Armee, den verschiedenen Weißen Armeen, Truppen der Entente, aufständische Bauern, meuternden Matrosen auch noch die Männer der Tschechoslowakischen Legion. Eine noch zur Zeit des Zaren aus Kriegsgefangenen Tschechen und Slowaken gebildete Truppe. Sie kam auch noch gegen die Mittelmächte zum Einsatz, beispielsweise bei der Kerenski-Offensive. Echte Berühmtheit erlangten die Legionäre aber durch ihre Verwicklungen in den russischen Bürgerkrieg. Die Rückkehr in die neue Heimat, die Tschechoslowakei, glückte 1920, allerdings über den Umweg der Transsibirischen Eisenbahn und den Pazifikhafen von Wladiwostok, und auch nur nachdem die Legionäre den weißen Admiral Alexander Wassilijewitsch Koltschak an die Rote Armee ausgeliefert hatten. Soldaten der Entente kamen an der Peripherie des Bürgerkrieges zum Einsatz. Von Sibirien, wo japanische Einheiten eine Zeitlang tief entlang der Transsibirischen Eisenbahn vorrückten, britischen und französischen Soldaten im Kaukasusgebiet, bis hin zu US-Truppen in Murmansk, kämpften diese Verbände allesamt immer gegen die Bolschewiki. Ein Fakt, der die Probleme bei der Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwischen der UdSSR und den Siegermächten des Ersten Weltkrieges miterklärt.

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Lenins Appell an die Rote Armee am 29. Mätz 1919
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Der Bolschewik - Gemälde von Boris Michailowitsch Kustodijew 1920 ©
Der Boldschewik
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1. Teil - Von der ersten zur zweiten Russischen Revolution - Die Generalprobe
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2. Teil - Von der ersten zur zweiten Russischen Revolution - Die Arbeiterbewegung

 

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3. Teil - Von der ersten zur zweiten Russischen Revolution - Der blutige Sonntag
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5. Teil - Von der ersten zur zweiten Russischen Revolution - Panzerkreuzer Potemkin
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6. Teil - Von der ersten zur zweiten Russischen Revolution - Rasputin
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Tschechische Leginäre in Wladiwostik ©

Die Tschechoslowakische Legion

Der Frieden von Brest Litowsk - Ankunft der Delegation der Bolschewiki ©

7. Jänner 1918 Brest Litowks - Friede an der Ostfront?

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Leo Trotzki - Die Ursachen der Oktoberrevolution
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Trotzki lernt Schreiben - Karikatur zum Frieden im Osten - der erzwungene Frieden von Brest Litowsk ©
"Trotzki lernt schreiben" - Deutsche Karikatur über den erzwungenen Friedensschluss im Osten
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Russischer Bürgerkrieg
k. u. k. Kriegsgefangene 1918 in Sibirien ©
Österreich-ungarische Kriegsgefangene 1918 in Sibirien
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60 Jahre Oktober Revolution

Ö1 - Von Tag zu Tag. Der ehemalige KPÖ-Politiker Viktor Matejka im Gespräch mit Helmut Bock.

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"Es lebe der Rote Terror" - Bolschewiki mit so lautendem Transparent ©
"Es lebe der Rote Terror"
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7. Teil - Von der ersten zur zweiten Russischen Revolution - Der Erste Weltkrieg
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8. Teil - Von der ersten zur zweiten Russischen Revolution - Die Oktoberrevolution
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Russische Kavallerie

Ein anderer Punkt waren die Schulden des Zarenreiches, für die Lenin sich einfach nicht zuständig fühlen wollte. Im Baltikum schließlich fochten eine Zeitlang deutsche Freikorps, gebildet aus Veteranen des Krieges, gegen die Rote Armee und halfen damit bei der Gründung von Estland, Lettland und Litauen. Eine ähnliche Hilfestellung war zuvor im finnischen Bürgerkrieg geschehen, allerdings noch durch deutsche kaiserliche Truppen, denn der Kampf um Finnland endete im Mai 1918 mit einem Sieg der Weißen. Die Opferzahl des russischen Bürgerkrieges mit all seinen Schauplätzen und Nachfolgekonflikten wird wohl für immer unbekannt bleiben. Die Schätzungen für Exekutionen durch die TscheKa – die russische Abkürzung für „Die allrussische Außerordentliche Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution, Spekulation und Sabotage“ - die erste politische Polizei der Bolschewiki, reichen von einigen zehntausend Toten bis zu über einer Million Hingerichteter. Der Völkermord an den Kosaken, ein bis heute praktisch unerforschtes und weitgehend unbekanntes Kapitel des Bürgerkrieges und der Geschichte der UdSSR, hat zu mindestens 300.000 Kosaken das Leben gekostet, wahrscheinlich aber sehr viel mehr. Wenn man nun die Opfer der Hungersnot von 1921 bis 1922 hinzufügt, ausgelöst durch Bürgerkrieg und Kriegskommunismus, so verloren zumindest sieben Millionen Menschen in dieser gewaltsamen Geburt der Sowjetunion ihr Leben. Die Opfer der Typhusepidemie in Russland, alleine für das Jahr 1920, hinzugerechnet, sind es bereits über zehn Millionen Tote.

Ukrainischer Panzerzug 1918 ©

Ukrainischer Panzerzug in Kiew 1918

Der polnisch-ukrainische Krieg, vom November 1918 bis zum 17. Juli 1919 endete mit einem Sieg Polens und die West-Ukraine verlor ihre gerade gewonnene Unabhängigkeit. Dieser Konflikt ging praktisch ohne Unterbrechung in den Krieg zwischen Sowjetrussland und Polen, 1919 bis 1921, über. Zuerst konnte die Armee des jungen und gerade siegreichen Polens bis Kiew vorrücken, nur um beim Gegenangriff der Roten Armee bis vor die Tore Warschaus zurückgeworfen zu werden. Lenin erwartet angeblich in dieser Zeit jeden Tag die Meldung vom Ausbruch der Revolution in Polen, in Deutschland und damit im kontinentalen Europa. Die Hoffnung der Bolschewiki auf eine Revolution in Deutschland war noch nicht begraben. Denn Sowjet-Russland im Bündnis mit Sowjet-Deutschland hätte die Weltrevolution mehr als einen Schritt näher an die Realität gebracht. Das Wunder an der Weichsel beendete diese hochfliegenden Hoffnungen. Polens Armee, mit Unterstützung der Westmächte, besonders von Frankreich, aber auch mit Unterstützung durch Josef Stalin, konnte die Rote Armee stoppen und wieder aus Polen vertreiben. Stalin, als Kriegskommissar der Kavallerie-Armee, überredete deren Kommandanten General Semjon Michailowitsch Budjonny dazu, Lemberg anzugreifen, anstatt, wie befohlen in Richtung Warschau vorzurücken. Dadurch entstand zwischen den Einheiten der Roten Armee, die auf Warschau vorrückten und Budjonnys Armee eine Lücke. Genau hier startete die polnische Armee ihren Gegenangriff und das Wunder an der Weichsel konnte stattfinden. Weniger Glück hatten Georgien, Armenien und Aserbaidschan, die allesamt 1918 ihre Unabhängigkeit erklärt hatten, nur um diese 1920/21 wieder an die siegreiche Rote Armee zu verlieren.

Polnisch-Sowjetischer Krieg - polnische MG-Stellung ©
Eine polnische MG-Stellung im Jahr 1920
Polnisch-Sowjetischer Krieg - polnische Truppen in Kiew - 1920 ©

Polnische Truppen besetzen Kiew

Josef Pilsudski ©
Josef Pilsudski
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"Piesni nasze - Unser Lied" - Altes patriotisches Lied aus Polen
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General Semjon Michailowitsch Budjonny ©
General Semjon Michailowitsch Budjonny
November 1918 - Revolutionäre Soldaten und Matrosen in Berlin ©

Rote Garde in Deutschland

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Deutschland nach dem Kriegsende
Spartakisten in Berlin - Jänner 1919 ©
Straßenkämpfe in Berlin - Spartakusaufstand
Gabriele Danunzio in Fiume ©
Gabriele D'Annunzio in Fiume
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Gabriele D’Annunzio in Fiume/Rijeka
Gabriele Danunzio in Fiume ©

Der Dichter und Kriegsheld von begeisterten Soldaten umringt.

Der Krieg zwischen Ungarn und Rumänien im Jahr 1919 war ein klassischer Konflikt um die Grenzziehung zwischen den beiden Staaten. Im Verlauf dieses Kampfes wurde die ungarische Räterepublik, ein revolutionärer Staat nach dem Vorbild von Sowjetrussland, von der rumänischen Armee und einer konservativen ungarischen Gegenregierung vernichtet. Admiral Miklós Horthy, der letzte Kommandant der k. u. k. Marine, wurde neues Staatsoberhaupt Ungarns. Rumänien erreichte seine Kriegsziele, das geschlagene Ungarn konnte im Friedensvertrag von Trianon nur mehr den Gebietsverlusten zustimmen. Ebenso war der Kärntner Abwehrkampf ein Konflikt um die Frage der Grenzziehung. Nach der Novemberrevolution 1918 kam es auch auf dem Gebiet des Deutschen Reiches über diese Frage zu Auseinandersetzungen, wie die drei Aufstände in Oberschlesien zeigen. Es gab aber auch weitere Kämpfe zwischen kommunistischen Revolutionären und national-konservativen Kräften, wie den diversen Freikorps. Die wohl bekanntesten Beispiele sind der Spartakusaufstand im Jänner 1919 in Berlin, die Entstehung und Zerschlagung der Münchner Räterepublik im April desselben Jahres und der Ruhraufstand 1920. Daneben gab es noch Putschversuche, die vom rechten politischen Spektrum ausgingen, wie den Kapp-Putsch 1920 oder 1923 den Bürgerbräu-Putsch von Adolf Hitler und Erich Ludendorff. Dieser orientierte sich an Benito Mussolinis Marsch auf Rom im Oktober 1922. Italien blieb zwar ein großer Bürgerkrieg erspart, im Norden des Landes kam es aber zu einem immer brutaleren Konflikt zwischen Kommunisten, die eindeutig revolutionäre Ziele verfolgten, und den Faschisten von Benito Mussolini. Mussolini, der vor dem Krieg ein Sozialist gewesen war, hatte sich schon für Italiens Kriegseintritt ausgesprochen. Als Kriegsteilnehmer von August 1915 bis August 1917 wandelte sich sein Weltbild nun noch radikaler. Aus Veteranen der Arditi, der italienischen Variante der Sturmtruppen, formte er die ersten Fasci di Combatittmento, die Schwarzhemden, Urzellen des italienischen Faschismus. „Me ne frego“ – „Es ist mir egal“ - lautete die Parole der Arditi im Krieg, die nun ebenfalls von den Faschisten übernommen wurde. Von 1919 bis 1922 verlor der italienische Staat immer mehr an Autorität und die Faschisten gewannen den Krieg der Straße gegen Sozialisten und Kommunisten. Der Marsch auf Rom war eigentlich die Bankrott-Erklärung von Italiens liberaler Elite und staatlicher Autorität. Aus Angst vor einer möglichen kommunistischen Revolution riskierten König Viktor Emanuel III. und die Armee lieber Mussolini als neuen Regierungschef.

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Berlin nach dem Krieg - Bilder von der Revolution
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Berlin nach dem Kriegsende - Impressionen, Offiziere der Entente und eine Fokker DVII
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Nach dem Krieg - Panorama Siegesbild aus den USA als Geschenk für Frankreich
General Joffre auf Besuch in Japan nach Kriegsende ©

Marschall Joffre auf Staatsbesuch in Japan

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Nach dem Krieg - Marschall Joffre in Japan

In der Türkei, die auf das kleinasiatische Kernland zurückgedrängt worden war, führte der Vertrag von Sevres, abgeschlossen noch zwischen dem Osmanischen Reich und der Entente, zum Krieg zwischen der Türkei und Griechenland. Mustafa Kemal, besser bekannt als Ata-Türk, der neue Herrscher der Türkei, erkannte den Vertrag, der der Bevölkerung Kleinasiens die Wahl der Staatszugehörigkeit gewährte, nicht an. Daraufhin griff das griechische Militär ein und der Krieg endete, nach anfänglichen griechischen Erfolgen, 1922 mit der kleinasiatischen Katastrophe. Über 1,2 Millionen Griechen mussten vor den nun siegreichen Türken aus Asien flüchten, im Gegenzug verloren über 500.000 Türken ihre Heimat in Europa. Dass diese Vertreibungen nicht ohne Massaker an der Zivilbevölkerung vor sich gingen, folgt der grausamen Logik ethnischer Säuberungen zu allen Zeiten.

In Irland waren die Freiheitskämpfer vom Osteraufstand 1916 weder aller tot noch vergessen. Im Jänner 1919 begann der irische Freiheitskampf gegen Großbritannien, der praktisch nahtlos in den Irischen Bürgerkrieg von 1922 bis 1923 überging und die Teilung Irlands als Folge hatte. So hat ein Nachfolgekrieg des Ersten Weltkriegs immer noch Auswirkungen auf die aktuelle Politik, ist doch die Frage der Grenze zwischen Nordirland, als Teil des Vereinigten Königreiches, und der Republik Irland als EU-Mitglied einer der schwierigsten Punkte der Brexit-Verhandlungen.

Im Nahen Osten waren durch das Sykes-Picot-Abkommen und die Balfour-Deklaration zu einer dem Arabischen Aufstand zuwiederlaufenden Realität gekommen. Das Sykes-Picot-Abkommen teilte die ehemals osmanischen Gebiete des Nahen Ostens zwischen Frankreich und Großbritannien als Mandats-Gebiete auf. Die Balfour-Deklaration war ein diplomatisches Versprechen der britischen Regierung an bedeutende Zionisten einen "jüdische Heimat" in Palästina zu unterstützen. So kam es bereits im April 1920 und abermals im Mai 1921 zu arabischen Ausschreitungen gegenüber jüdischen Einwanderern.

China, welches 1917 dem Deutschen Reich den Krieg erklärt hatte, wurde von den Siegermächten zwar als ein Staat betrachtet, aber nicht so behandelt. Japan und Sowjetrussland bedrohten Chinas staatliche Integrität direkt, während die westlichen Siegermächte de facto nichts unternahmen, um China stark und einig zu machen. Die Zeit der Warlords in China, die eigentlich schon 1916 begonnen hatte, sollte bis 1928 andauern, dann erwies sich Marschall Chiang Kai-shek und die Kuomintang als die vorläufig stärkste Fraktion. Die Gründung der Mongolischen Volksrepublik wäre ohne den Russischen Bürgerkrieg nicht denkbar, sowie der Bürgerkrieg ohne Revolutionen in Russland und die Revolutionen ohne Ersten Weltkrieg nicht stattgefunden hätten.

Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts ist eine passende Bezeichnung, finden sich doch viele Ursachen für den Zweiten Weltkrieg in diesem Ersten Weltkrieg.

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Der arabische Aufstand
Lord Plumer in Jerusalem vor dem Felsendom ©

Lord Plumer vor dem Felsendom in Jerusalem

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Nach dem Krieg - Lord Plumer in Jerusalem
Ata Türk ©
Ata Türk - Mustafa Kemal im Jahr 1922
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Kampf gegen Türken im Trans-Kaukasus
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Griechen fliehen aus der Türkei
Tschiang Kai-schek während des Nordfeldzuges zur Wiedervereinung Chinas unter der Kuomintang ©

Chiang Kai-shek während der Nord-Expedition

Chronik

Das Jahr 1918

6. Jänner

Tschechische Parlamentarier und Landtagsabgeordnete der Böhmischen Krone verlangen ein Recht auf nationale Selbstbestimmung.

8. Jänner

US-Präsident Woodrow Wilson proklamiert ein 14-Punkte-Programm, das einem künftigen Friedensschluss zugrunde liegen soll. Darunter befindet sich bezüglich Österreich-Ungarn folgender Punkt: "Den Völkern von Österreich-Ungarn, deren Platz wir unter den anderen Nationen sichergestellt zu sehen wünschen, soll die erste Gelegenheit zu einer autonomen Entwicklung gegeben werden".

14. bis 20. Jänner

"Jännerstreik" der Arbeiterschaft gegen die herrschende Lebensmittelknappheit und für eine Beendigung des Krieges.

1. Februar

Im Hafen Cattaro in Süddalmatien meutern Matrosen der k. u. k. Kriegsmarine.

6. Februar

In Wien stirbt der Maler Gustav Klimt (geb. 14. Juli 1862).

9. Februar

Die Mittelmächte schließen mit der Ukraine, die sich von der Sowjetunion getrennt hat, den Sonderfrieden von Brest-Litowsk. Ostgalizien wird ein eigenes Kronland der Monarchie. Die vereinbarten Getreidelieferungen der Ukraine an die Mittelmächte ("Brotfrieden") kommen in dieser Form nicht zu Stande.

11. Februar

Die tschechischen Parteien fordern in Prag die Gründung einer tschechischen Republik unter Einschluss der deutschsprachigen Gebiete.

3. März

Unterzeichnung des Friedensvertrags von Brest-Litowsk zwischen den Mittelmächten und der "Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken". 

18. März

Die wöchentliche Fettquote wird in Wien auf 40g reduziert.

21. März

Beginn der großen deutschen Frühjahrsoffensive. Das deutsche Heer unternimmt eigentlich eine ganze Reihe von Offensiven, die allesamt, trotz großer anfänglicher Erfolge, den erhofften Sieg nicht bringen.

2. April

Der Minister des Äußeren Ottokar Graf Czernin erklärt im Wiener Gemeinderat, dass mit Frankreich Friedensverhandlungen geführt wurden, diese jedoch an der Forderung Frankreichs nach Elsaß-Lothringen gescheitert sind.

11. April

Der Architekt Otto Wagner (geb. 1841) stirbt in Wien.

12. April

Der französische Ministerpräsident Georges Clémenceau veröffentlicht als Antwort auf die Rede des Ministers des Äußeren Ottokar Graf Czernin den Inhalt des Sixtus-Briefes (siehe März 1917). Dadurch sinkt auch das Vertrauen der Verbündeten in Kaiser Karl. Der Minister des Äußeren Ottokar Graf Czernin tritt zurück, sein Nachfolger wird Stephan Graf Burián von Rajecz.

13. April

Deutsche und finnische Truppen besetzten Helsinki, die bolschewistischen Roten Garden werden zurückgedrängt. Der finnische Bürgerkrieg endet, durch deutsche Truppenhilfe, für die bürgerlichen finnischen Kräfte am 5. Mai 1918 siegreich.

20. April

Der Schauspieler Alexander Girardi (geb. 1850) stirbt in Wien.

30. April

General Ottokar Landwehr, der Chef des Ernährungsausschusses, beschlagnahmt auf der Donau deutsche Getreideschlepper, um die Versorgung Wiens aufrechterhalten zu können.

4. Mai

Feldmarschall Hermann Albin Josef Baron Kövess von Kövessháza wird von Kaiser Karl I. zum „letzten“ Oberkommandierenden der k. u. k. Armee ernannt.

7. Mai

Der Friede von Bukarest zwischen Rumänien und den Mittelmächten wird unterzeichnet.

30. Mai

Deutsche Truppen bilden einen Brückenkopf an der Marne. Viele Einwohner von Paris verlassen die Stadt.

31. Mai

In den USA schließen tschechische und slowakische Exilgruppen das Pittsburgher Abkommen, nach dem der gemeinsame neue Staat aus den alten Böhmischen Ländern und der Slowakei bestehen sollte. Die Slowakei soll eine autonome Verwaltung, einen eigenen Landtag und einen eigenständigen Justizapparat haben.

6. Juni

Der deutsche Angriff an der Aisne, die Operation "Blücher-Yorck" endet. Die deutschen Angriffspitzen sind bis auf 92 Kilometer an Paris herangerückt, dann läuft sich der Angriff fest.

15. bis 23. Juni

Die zweite Schlacht am Piave vom 15. bis zum 22. Juni 1918 war der letzte Großangriff der k. u. k. Armee und zugleich der letzte Versuch der Donaumonarchie, den Krieg gegen Italien siegreich zu beenden. Die großangelegte Offensive, die anfangs offiziell Junischlacht in Venetien benannt werden sollte, wurde jedoch ein völliger Fehlschlag. Nach der Schlacht befanden sich die italienischen ebenso wie die österreichisch-ungarischen Truppen wieder in ihren Ausgangsstellungen.

28. Juni

In den USA veröffnet Präsident Woodrow Wilson die Erklärung zur "Befreiung der slawischen Völker" von der Herrschaft Österreichs und des Deutschen Reiches.

Am gleichen Tag beginnen die Kämpfe der Roten Armee mit amerikanischen und britischen Truppen nahe Murmansk.

29. Juni

Edvard Beneš, der Generalsekretär des tschechoslowakischen Nationalrates  in Paris, wird von der französischen Regierung als der Vertreter der tschechoslowakischen Nation anerkannt.

4. Juli

Mehmed VI. wird der letzte Sultan des Osmanischen Reiches.

15. Juli

Die zweite Schlacht an der Marne, gleichzeitig die letzte deutsche Offensive an der Westfront, beginnt. Nach drei Tagen härtester Kämpfe wird die Offensive abgewiesen und die Entente-Truppen beginnen mit Gegenangriffen.

17. Juli

In Jekaterinburg wird die gesamte Zarenfamilie von den Bolschewiki ermordet.

5. August

Die Vereinigten Staaten brechen die diplomatischen Beziehungen zu Russland unter Lenin ab.

8. August

Der "Schwarze Tag des deutschen Heeres" – der Beginn der Schlacht von Amiens. Die große Offensive der Entente-Truppen, die Hunderttageoffensive, erzielte an ihrem ersten Tag einen für die deutsche Oberste Heeresleitung beunruhigenden Erfolg. Erstmals im Verlauf des Krieges ergaben sich die deutschen Verteidiger in größere Zahl als es dem Geländegewinn durch die Angreifer entsprach.

9. August

Die britische Regierung erkennt den tschechischen Nationalrat in Paris als "verbündete Regierung" an. Der Fortbestand der Doppelmonarchie nach der Niederlage wird immer unwahrscheinlicher.

14. August

Die deutsche Oberste Heeresleitung, Generalfeldmarschall Hindenburg und Generalquartiermeister Ludendorff, bezeichnet in einer Besprechung mit Wilhelm II. und Karl I. die Fortführung des Krieges als "aussichtslos".

27. August

In einem Zusatzabkommen zum Friedensvertrag von Brest-Litowsk verzichtet Russland unter Lenin auf die Staatshoheit über Estland, Georgien, Livland und Kurland.

30. August

Lenin wird bei einem Attentat durch die Sozialrevolutionärin Fanny Kaplan schwer verwundet. Die Bolschewiki verschärfen den "Roten Terror". Bis heute sind Zweifel an der tatsächlichen Täterschaft von Fanny Kaplan, die nach einem Schnellverfahren am 3. September 1918 erschossen wurde, nicht vollkommen ausgeräumt.

September/Oktober

Die Rumänische Nationalpartei und die Slowenische Volkspartei fordern Anerkennung des Selbstbestimmungsrechtes der Nationen.

3. September

Die USA anerkennen den tschechischen Nationalrat in Paris als de-facto-Regierung.

14. September

"An Alle" – Wirkungsloser Friedensappell Kaiser Karls, der ohne Absprache mit dem Deutschen Reich erfolgt war.

26. September

Der tschechoslowakische Nationalrat in Paris proklamiert einen selbständigen tschechoslowakischen Staat mit Tomáš G. Masaryk als Staatspräsident und Edvard Beneš als Außenminister.

29. September

Der tschechische Nationalausschuss in Prag fordert einen selbständigen Staat.

29. September

Ausscheiden des Mittelmächte-Partners Bulgarien aus dem Krieg.

Oktober

Die Sozialdemokratische Partei und die Christlichsoziale Partei erklären, das Selbstbestimmungsrecht der Nationen anzuerkennen.

4. Oktober

Friedensnote Österreich-Ungarns, (bzw. der Mittelmächte), die die "14 Punkte" von US-Präsident Wilson anerkennt.

6. Oktober

Der Nationalrat der Slowenen, Kroaten und Serben in Agram (Zagreb) konstituiert sich; die rumänische Nationalversammlung in Jassy fordert die Vereinigung mit dem Staat Rumänien.

7. Oktober

In Warschau Forderung, alle polnischen Gebiete an einen selbstständigen polnischen Staat anzugliedern.

16. Oktober

Das "Völkermanifest" Kaiser Karls, bzw. der Regierung Hussarek stellt eine Umwandlung des österreichischen Teils der Monarchie in einen Bund autonomer Völker in Aussicht, ohne bei den Nationalitäten oder bei den Alliierten auf Resonanz zu stoßen.

18. Oktober

US-Präsident Wilson lehnt die österreichisch-ungarische Friedensnote vom 4. Oktober ab – bloße Autonomie der Nationen keine Friedensgrundlage.

18./19. Oktober

Ukrainischer Nationalrat in Lemberg konstituiert; in Ungarn Kurs auf Selbstbestimmung der Rumänen Siebenbürgens und der Slowaken.

21. Oktober

"Provisorische Nationalversammlung Deutschösterreichs": die deutschsprachigen Abgeordneten des Reichsrates proklamieren die Bildung eines Staates, der alle deutschsprachigen Gebiete des alten Staates umfassen soll; Franz Dinghofer (Deutschnationaler) 1. Präsident, Jodok Fink (Christlichsozialer; bald abgelöst von Prälat Johann N. Hauser) 2. Präsident, Karl Seitz (Sozialdemokrat) 3. Präsident.

24. Oktober

Beginn einer großen italienischen Offensive; Julius Graf Andrássy der Jüngere wird letzter k. u. k. Außenminister.

26. Oktober

Lösung des Bündnisses Österreich-Ungarns mit dem Deutschen Reich durch ein Telegramm Kaiser Karls.

27. Oktober

Sonderfriedensangebot Österreich-Ungarns an die Alliierten Mächte; Berufung der letzten kaiserlichen Regierung unter Professor Heinrich Lammasch.

28. Oktober

Ausrufung des tschechoslowakischen Staates in Prag.

29. Oktober

Abberufung der ungarischen Soldaten; Beginn der Auflösung der k. u. k. Armee.

29. Oktober

Der kroatische Landtag (Sabor) in Agram (Zagreb) erklärt die Vereinigung mit dem Staat der Slowenen, Kroaten und Serben und die Lösungen aller Bindungen an Ungarn und Österreich.

30. Oktober

Errichtung des Staates "Deutschösterreich" durch die provisorische Nationalversammlung, die bis zu Neuwahlen die oberste Gewalt ausübt (Vollzugsgewalt durch den "Staatsrat", einen Ausschuss aus den drei Präsidenten und weiteren Abgeordneten), sich eine provisorische Verfassung gibt und in der Nacht von 30. zum 31. Oktober eine erste Regierung unter Staatskanzler Karl Renner einsetzt.

31. Oktober

Der kaiserliche Ministerpräsident Lammasch übergibt die Regierungsgewalt an die Regierung Renner; Übergabe der k.u.k. Flotte an den südslawischen Nationalrat.

In Ungarn wird Graf Michael Karolyi Ministerpräsident; Bindung an die Dynastie der Habsburger und an Österreich gelöst; (Ausrufung der Republik: 16. November).

Machtübernahme in Krakau und Lemberg durch polnische bzw. ukrainische nationale Exponenten.

Bildung eines rumänischen Nationalrates, der folgenden Tags die Vereinigung mit Rumänien beschließt.

2./3. November

Serbische Truppen in Laibach und der Südsteiermark, slowenische Truppen in Südkärnten, italienische in Triest und Trient; Rücktritt von k.  u.k. Außenminister Andrássy.

1. November

Staatsrat Deutschösterreichs beschließt Gründung einer "Volkswehr", Werbungen ab dem 3. November;
Gründung der radikalen "Roten Garde" in Wien

3. November

Besiegelung der Niederlage – Waffenstillstand zwischen Österreich-Ungarn und den Alliierten (in der Villa Giusti bei Padua); durch Missinterpretation der Bedingungen ordnet das k. u. k. AOK (Armeeoberkommando) die Einstellung der Feindseligkeiten 24 Stunden zu früh an; dadurch geraten rund 360 000 österreichisch-ungarische Soldaten in alliierte Kriegsgefangenschaft.

3. November

Gründung der Kommunistischen Partei Österreichs.

9. November

Abdankung Wilhelms II. als Kaiser; Ausrufung der Republik in Berlin.

11. November

Kaiser Karl verzichtet auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften – de-facto-Abdankung; Rücktritt der Regierung Lammasch.

12. November

Ausrufung der Republik – die provisorische Nationalversammlung beschließt, dass Deutschösterreich eine demokratische Republik ist; dies wird von der Parlamentsrampe in Wien durch Präsident Dinghofer öffentlich bekanntgegeben (bei Fahnenhissung Herausreissen des weißen Streifens durch Rotgardisten; Tumult und Schießerei).

23. November

Italienische Truppen in Innsbruck (auf Basis der Waffenstillstandsbedingungen vom 3. November).

27. November

Frauenwahlrecht: Die provisorische Nationalversammlung beschließt eine neue Wahlordnung.

1. Dezember

Die südslawischen Gebiete schließen sich mit Serbien und Montenegro zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen zusammen.

Anfang Dezember

Unruhe und Auseinandersetzungen in den Randgebieten der neuen Republik, besonders in südslawisch besetzten Teilen Südkärntens und der Südsteiermark (Beginn des bewaffneten Widerstands) sowie in Deutschwestungarn (dem späteren Burgenland).

Ende Dezember

Katastrophale Versorgungslage besonders für Lebensmittel und Brennstoffe, besonders in den Großstädten und vor allem Wien; Rückkehr der Frontsoldaten; hohe Arbeitslosigkeit.