Das Ende der Habsburger

Für weite Teile der Bevölkerung der Donaumonarchie bedeutete der Tod des „alten“ Kaisers Franz Joseph 1916 emotional einen Endpunkt der habsburgischen Herrschaft. Tatsächlich besiegelt wurde die über 600 Jahre andauernde Herrschaft auf dem Gebiet des heutigen Österreich mit der Verzichtserklärung seines Nachfolgers Karl I. am 11. November 1918.

Verzichtserklärung

Der militärische Zusammenbruch und die beginnende Auflösung der Monarchie in einzelne Nationalstaaten zwang Karl zum Verzicht auf „Anteil an den Staatsgeschäften“ – eine Abdankung lehnte er bis zuletzt ab: „Nach wie vor von unwandelbarer Liebe für alle Meine Völker erfüllt, will Ich ihrer freien Entfaltung Meine Person nicht als Hindernis entgegenstellen. Im voraus erkenne Ich die Entscheidung an, die Deutschösterreich über seine künftige Staatsform trifft. Das Volk hat durch seine Vertreter die Regierung übernommen. Ich verzichte auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Gleichzeitig enthebe Ich Meine österreichische Regierung ihres Amtes“ (Verlautbarung der Verzichtserklärung in der Wiener Zeitung, 11. November 1918). Karl verließ mit seiner Familie Wien und zog sich auf Schloss Eckartsau zurück. Im März 1919 verließ Karl Österreich und ging, um einer Internierung zuvorzukommen, in die Schweiz, nicht ohne davor seine Verzichtserklärung zu widerrufen. Dies führte im April 1919 zu einem Gesetz, das alle Mitglieder des Hauses Habsburg des Landes verwies, die nicht ausdrücklich auf alle Herrschaftsansprüche verzichten und sich zur Republik bekennen. Zudem wurde das Vermögen des Hauses Habsburg-Lothringen eingezogen.
Von der Schweiz aus versuchte Karl im März und Oktober 1921 einen erfolglosen Restaurationsversuch in Ungarn und wurde daraufhin im November 1921 von den Alliierten auf die portugiesische Insel Madeira verbannt, wo er am 1. April 1922 verstarb.

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Verzicht auf die Regierungsgeschäfte

Die ehemalige Kaiserin Zita zu 1918

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Die ehemalige Kaiserin Zita zu den Ereignissen im November 1918

Flucht aus Wien

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Restaurationsversuch in Ungarn 1921 ©
Restaurationsversuch in Ungarn 1921
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Interview mit Otto Habsburg

Restaurationsversuch 1921 und Tod Karls in der persönlichen Erinnerung

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Kaiser Franz Joseph I. auf dem Sterbebett in Schloss Schönbrunn ©
Für viele der Beginn vom Ende der Habsburger: Tod Kaiser Franz Josephs 1916
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Prag 1918

Straßenszene: Jubel über Ende der Habsburger

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Prag 1918

Straßenszene: Entfernung von Symbolen der Habsburgerherrschaft

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Chance gegen NS-Herrschaft?

Interview mit Otto Habsburg

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Otto Habsburg ©
Otto Habsburg

Habsburg als Option?

In der jungen Republik hatten monarchistische Bestrebungen keine Unterstützung in der Bevölkerung und keine politische Relevanz. Erst mit dem Ende der Demokratie und dem autoritären Ständestaat ab 1933 gab es wieder eine Annäherung an monarchistische Symbole und Ideen. Der Landesverweis der Habsburger wurde 1935 aufgehoben und Familienvermögen wurde rückgestellt. Der Sohn von Karl, Otto Habsburg, war in den 1930er Jahren vor allem auf europäischer Ebene politisch tätig. Angesichts der drohenden Machtübernahme durch das nationalsozialistische Deutschland 1938 bat Otto Habsburg den damaligen Bundeskanzler Kurt Schuschnigg um die Übernahme des Amtes des Bundeskanzlers, ein Ansinnen, das dieser ablehnte. Otto Habsburg war der Überzeugung, dass vor allem militärischer Widerstand den Einmarsch deutscher Truppen verhindern könne – Überlegungen, die mit dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland im März 1938 ein Ende fanden.

Plan für die Errichtung eines Kaiser-Franz-Joseph-Denkmals am Wiener Heldenplatz ©
Plan für die Errichtung eines Kaiser-Franz-Joseph-Denkmals am Wiener Heldenplatz

Habsburger und die Zweite Republik

Nach 1945 traten die „Habsburgergesetze“ wieder in Kraft und das Verhältnis der Republik Österreich zu den Habsburgern und speziell zu Otto Habsburg blieb über Jahrzehnte problematisch. Er war wie sein Vater lange Jahre nicht bereit, formell auf jeden Herrschaftsanspruch zu verzichten. Ihren Höhepunkt erreichte die Diskussion in den 1960er Jahren. Um nach Österreich einreisen zu können, leistete Otto Habsburg eine Verzichtserklärung, die jedoch vor allem von der SPÖ als nicht ausreichend bzw. glaubwürdig eingestuft wurde, was zu einer innenpolitischen Krise zwischen den Koalitionspartnern SPÖ und ÖVP führte. Erst die ÖVP Alleinregierung stellte 1966 einen uneingeschränkt gültigen Reisepass aus, der Otto Habsburg zur Einreise nach Österreich ermächtigte.
Otto Habsburg – er war auch deutscher Staatsbürger – war vor allem in der Europapolitik tätig und war durch ein Mandat der bayerischen CSU von 1979 bis 1999 im Europäischen Parlament. In Österreich sorgten (gesellschafts-)politische Aussagen und Kommentare zur jüngeren Geschichte Österreichs immer wieder für Aufsehen, eine tatsächliche politische Relevanz hatten sie jedoch nicht. Dies trifft auch auf die politischen Tätigkeiten seines Sohnes Karl zu, der ab 1996 für die ÖVP für eine Legislaturperiode ins europäische Parlament einzog.
Das Interesse der Öffentlichkeit richtet sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten viel mehr auf familiäre Ereignisse. Beispiele sind das Begräbnis der ehemaligen Kaiserin Zita, bei dem sich die Symbolik der Monarchie noch einmal in aller Öffentlichkeit entfalten konnte, und die Heirat Karl Habsburgs mit Francesca Thyssen-Bornemisza.

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Heirat Karl Habsburg mit Francesca Thyssen-Bornemisza

1993

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Nationalratsdebatte über die authentische Interpretation des Habsburgergesetzes

1963

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SPÖ lehnt Einreise Otto Habsburgs ab

Nationalratsabgeordneter Karl Czernetz (SPÖ), 1963

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Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ) zu Otto Habsburg

Empfang Otto Habsburgs im Bundeskanzleramt anlässlich des Paneuropakongresses, 1972

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Diskussion um Einreiseverbot für Felix Habsburg

Heinz Fischer (SPÖ) und Andreas Kohl (ÖVP), 1996

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Die Habsburgergesetze als innenpolitischer Zankapfel

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Die Geschichte als Ansporn, 1. Teil

Vortrag Otto Habsburg, 1976

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Die Geschichte als Ansporn, 2. Teil

Vortrag Otto Habsburg, 1976

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Karl Habsburg wird ÖVP-Spitzenkandidat für EU-Wahlen

1995

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90. Geburtstag Zita Habsburg-Lothringen

1982

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Porträt Zita Habsburg-Lothringen anlässlich ihres Todes

14. März 1989

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Debatte über die Ausstellung von Reisepässen für die Kinder von Otto Habsburg

Staatssekretär Karl Pisa (ÖVP), 1968

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Chronik

Das Jahr 1918

6. Jänner

Tschechische Parlamentarier und Landtagsabgeordnete der Böhmischen Krone verlangen ein Recht auf nationale Selbstbestimmung.

8. Jänner

US-Präsident Woodrow Wilson proklamiert ein 14-Punkte-Programm, das einem künftigen Friedensschluss zugrunde liegen soll. Darunter befindet sich bezüglich Österreich-Ungarn folgender Punkt: "Den Völkern von Österreich-Ungarn, deren Platz wir unter den anderen Nationen sichergestellt zu sehen wünschen, soll die erste Gelegenheit zu einer autonomen Entwicklung gegeben werden".

14. bis 20. Jänner

"Jännerstreik" der Arbeiterschaft gegen die herrschende Lebensmittelknappheit und für eine Beendigung des Krieges.

1. Februar

Im Hafen Cattaro in Süddalmatien meutern Matrosen der k. u. k. Kriegsmarine.

6. Februar

In Wien stirbt der Maler Gustav Klimt (geb. 14. Juli 1862).

9. Februar

Die Mittelmächte schließen mit der Ukraine, die sich von der Sowjetunion getrennt hat, den Sonderfrieden von Brest-Litowsk. Ostgalizien wird ein eigenes Kronland der Monarchie. Die vereinbarten Getreidelieferungen der Ukraine an die Mittelmächte ("Brotfrieden") kommen in dieser Form nicht zu Stande.

11. Februar

Die tschechischen Parteien fordern in Prag die Gründung einer tschechischen Republik unter Einschluss der deutschsprachigen Gebiete.

3. März

Unterzeichnung des Friedensvertrags von Brest-Litowsk zwischen den Mittelmächten und der "Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken". 

18. März

Die wöchentliche Fettquote wird in Wien auf 40g reduziert.

21. März

Beginn der großen deutschen Frühjahrsoffensive. Das deutsche Heer unternimmt eigentlich eine ganze Reihe von Offensiven, die allesamt, trotz großer anfänglicher Erfolge, den erhofften Sieg nicht bringen.

2. April

Der Minister des Äußeren Ottokar Graf Czernin erklärt im Wiener Gemeinderat, dass mit Frankreich Friedensverhandlungen geführt wurden, diese jedoch an der Forderung Frankreichs nach Elsaß-Lothringen gescheitert sind.

11. April

Der Architekt Otto Wagner (geb. 1841) stirbt in Wien.

12. April

Der französische Ministerpräsident Georges Clémenceau veröffentlicht als Antwort auf die Rede des Ministers des Äußeren Ottokar Graf Czernin den Inhalt des Sixtus-Briefes (siehe März 1917). Dadurch sinkt auch das Vertrauen der Verbündeten in Kaiser Karl. Der Minister des Äußeren Ottokar Graf Czernin tritt zurück, sein Nachfolger wird Stephan Graf Burián von Rajecz.

13. April

Deutsche und finnische Truppen besetzten Helsinki, die bolschewistischen Roten Garden werden zurückgedrängt. Der finnische Bürgerkrieg endet, durch deutsche Truppenhilfe, für die bürgerlichen finnischen Kräfte am 5. Mai 1918 siegreich.

20. April

Der Schauspieler Alexander Girardi (geb. 1850) stirbt in Wien.

30. April

General Ottokar Landwehr, der Chef des Ernährungsausschusses, beschlagnahmt auf der Donau deutsche Getreideschlepper, um die Versorgung Wiens aufrechterhalten zu können.

4. Mai

Feldmarschall Hermann Albin Josef Baron Kövess von Kövessháza wird von Kaiser Karl I. zum „letzten“ Oberkommandierenden der k. u. k. Armee ernannt.

7. Mai

Der Friede von Bukarest zwischen Rumänien und den Mittelmächten wird unterzeichnet.

30. Mai

Deutsche Truppen bilden einen Brückenkopf an der Marne. Viele Einwohner von Paris verlassen die Stadt.

31. Mai

In den USA schließen tschechische und slowakische Exilgruppen das Pittsburgher Abkommen, nach dem der gemeinsame neue Staat aus den alten Böhmischen Ländern und der Slowakei bestehen sollte. Die Slowakei soll eine autonome Verwaltung, einen eigenen Landtag und einen eigenständigen Justizapparat haben.

6. Juni

Der deutsche Angriff an der Aisne, die Operation "Blücher-Yorck" endet. Die deutschen Angriffspitzen sind bis auf 92 Kilometer an Paris herangerückt, dann läuft sich der Angriff fest.

15. bis 23. Juni

Die zweite Schlacht am Piave vom 15. bis zum 22. Juni 1918 war der letzte Großangriff der k. u. k. Armee und zugleich der letzte Versuch der Donaumonarchie, den Krieg gegen Italien siegreich zu beenden. Die großangelegte Offensive, die anfangs offiziell Junischlacht in Venetien benannt werden sollte, wurde jedoch ein völliger Fehlschlag. Nach der Schlacht befanden sich die italienischen ebenso wie die österreichisch-ungarischen Truppen wieder in ihren Ausgangsstellungen.

28. Juni

In den USA veröffnet Präsident Woodrow Wilson die Erklärung zur "Befreiung der slawischen Völker" von der Herrschaft Österreichs und des Deutschen Reiches.

Am gleichen Tag beginnen die Kämpfe der Roten Armee mit amerikanischen und britischen Truppen nahe Murmansk.

29. Juni

Edvard Beneš, der Generalsekretär des tschechoslowakischen Nationalrates  in Paris, wird von der französischen Regierung als der Vertreter der tschechoslowakischen Nation anerkannt.

4. Juli

Mehmed VI. wird der letzte Sultan des Osmanischen Reiches.

15. Juli

Die zweite Schlacht an der Marne, gleichzeitig die letzte deutsche Offensive an der Westfront, beginnt. Nach drei Tagen härtester Kämpfe wird die Offensive abgewiesen und die Entente-Truppen beginnen mit Gegenangriffen.

17. Juli

In Jekaterinburg wird die gesamte Zarenfamilie von den Bolschewiki ermordet.

5. August

Die Vereinigten Staaten brechen die diplomatischen Beziehungen zu Russland unter Lenin ab.

8. August

Der "Schwarze Tag des deutschen Heeres" – der Beginn der Schlacht von Amiens. Die große Offensive der Entente-Truppen, die Hunderttageoffensive, erzielte an ihrem ersten Tag einen für die deutsche Oberste Heeresleitung beunruhigenden Erfolg. Erstmals im Verlauf des Krieges ergaben sich die deutschen Verteidiger in größere Zahl als es dem Geländegewinn durch die Angreifer entsprach.

9. August

Die britische Regierung erkennt den tschechischen Nationalrat in Paris als "verbündete Regierung" an. Der Fortbestand der Doppelmonarchie nach der Niederlage wird immer unwahrscheinlicher.

14. August

Die deutsche Oberste Heeresleitung, Generalfeldmarschall Hindenburg und Generalquartiermeister Ludendorff, bezeichnet in einer Besprechung mit Wilhelm II. und Karl I. die Fortführung des Krieges als "aussichtslos".

27. August

In einem Zusatzabkommen zum Friedensvertrag von Brest-Litowsk verzichtet Russland unter Lenin auf die Staatshoheit über Estland, Georgien, Livland und Kurland.

30. August

Lenin wird bei einem Attentat durch die Sozialrevolutionärin Fanny Kaplan schwer verwundet. Die Bolschewiki verschärfen den "Roten Terror". Bis heute sind Zweifel an der tatsächlichen Täterschaft von Fanny Kaplan, die nach einem Schnellverfahren am 3. September 1918 erschossen wurde, nicht vollkommen ausgeräumt.

September/Oktober

Die Rumänische Nationalpartei und die Slowenische Volkspartei fordern Anerkennung des Selbstbestimmungsrechtes der Nationen.

3. September

Die USA anerkennen den tschechischen Nationalrat in Paris als de-facto-Regierung.

14. September

"An Alle" – Wirkungsloser Friedensappell Kaiser Karls, der ohne Absprache mit dem Deutschen Reich erfolgt war.

26. September

Der tschechoslowakische Nationalrat in Paris proklamiert einen selbständigen tschechoslowakischen Staat mit Tomáš G. Masaryk als Staatspräsident und Edvard Beneš als Außenminister.

29. September

Der tschechische Nationalausschuss in Prag fordert einen selbständigen Staat.

29. September

Ausscheiden des Mittelmächte-Partners Bulgarien aus dem Krieg.

Oktober

Die Sozialdemokratische Partei und die Christlichsoziale Partei erklären, das Selbstbestimmungsrecht der Nationen anzuerkennen.

4. Oktober

Friedensnote Österreich-Ungarns, (bzw. der Mittelmächte), die die "14 Punkte" von US-Präsident Wilson anerkennt.

6. Oktober

Der Nationalrat der Slowenen, Kroaten und Serben in Agram (Zagreb) konstituiert sich; die rumänische Nationalversammlung in Jassy fordert die Vereinigung mit dem Staat Rumänien.

7. Oktober

In Warschau Forderung, alle polnischen Gebiete an einen selbstständigen polnischen Staat anzugliedern.

16. Oktober

Das "Völkermanifest" Kaiser Karls, bzw. der Regierung Hussarek stellt eine Umwandlung des österreichischen Teils der Monarchie in einen Bund autonomer Völker in Aussicht, ohne bei den Nationalitäten oder bei den Alliierten auf Resonanz zu stoßen.

18. Oktober

US-Präsident Wilson lehnt die österreichisch-ungarische Friedensnote vom 4. Oktober ab – bloße Autonomie der Nationen keine Friedensgrundlage.

18./19. Oktober

Ukrainischer Nationalrat in Lemberg konstituiert; in Ungarn Kurs auf Selbstbestimmung der Rumänen Siebenbürgens und der Slowaken.

21. Oktober

"Provisorische Nationalversammlung Deutschösterreichs": die deutschsprachigen Abgeordneten des Reichsrates proklamieren die Bildung eines Staates, der alle deutschsprachigen Gebiete des alten Staates umfassen soll; Franz Dinghofer (Deutschnationaler) 1. Präsident, Jodok Fink (Christlichsozialer; bald abgelöst von Prälat Johann N. Hauser) 2. Präsident, Karl Seitz (Sozialdemokrat) 3. Präsident.

24. Oktober

Beginn einer großen italienischen Offensive; Julius Graf Andrássy der Jüngere wird letzter k. u. k. Außenminister.

26. Oktober

Lösung des Bündnisses Österreich-Ungarns mit dem Deutschen Reich durch ein Telegramm Kaiser Karls.

27. Oktober

Sonderfriedensangebot Österreich-Ungarns an die Alliierten Mächte; Berufung der letzten kaiserlichen Regierung unter Professor Heinrich Lammasch.

28. Oktober

Ausrufung des tschechoslowakischen Staates in Prag.

29. Oktober

Abberufung der ungarischen Soldaten; Beginn der Auflösung der k. u. k. Armee.

29. Oktober

Der kroatische Landtag (Sabor) in Agram (Zagreb) erklärt die Vereinigung mit dem Staat der Slowenen, Kroaten und Serben und die Lösungen aller Bindungen an Ungarn und Österreich.

30. Oktober

Errichtung des Staates "Deutschösterreich" durch die provisorische Nationalversammlung, die bis zu Neuwahlen die oberste Gewalt ausübt (Vollzugsgewalt durch den "Staatsrat", einen Ausschuss aus den drei Präsidenten und weiteren Abgeordneten), sich eine provisorische Verfassung gibt und in der Nacht von 30. zum 31. Oktober eine erste Regierung unter Staatskanzler Karl Renner einsetzt.

31. Oktober

Der kaiserliche Ministerpräsident Lammasch übergibt die Regierungsgewalt an die Regierung Renner; Übergabe der k.u.k. Flotte an den südslawischen Nationalrat.

In Ungarn wird Graf Michael Karolyi Ministerpräsident; Bindung an die Dynastie der Habsburger und an Österreich gelöst; (Ausrufung der Republik: 16. November).

Machtübernahme in Krakau und Lemberg durch polnische bzw. ukrainische nationale Exponenten.

Bildung eines rumänischen Nationalrates, der folgenden Tags die Vereinigung mit Rumänien beschließt.

2./3. November

Serbische Truppen in Laibach und der Südsteiermark, slowenische Truppen in Südkärnten, italienische in Triest und Trient; Rücktritt von k.  u.k. Außenminister Andrássy.

1. November

Staatsrat Deutschösterreichs beschließt Gründung einer "Volkswehr", Werbungen ab dem 3. November;
Gründung der radikalen "Roten Garde" in Wien

3. November

Besiegelung der Niederlage – Waffenstillstand zwischen Österreich-Ungarn und den Alliierten (in der Villa Giusti bei Padua); durch Missinterpretation der Bedingungen ordnet das k. u. k. AOK (Armeeoberkommando) die Einstellung der Feindseligkeiten 24 Stunden zu früh an; dadurch geraten rund 360 000 österreichisch-ungarische Soldaten in alliierte Kriegsgefangenschaft.

3. November

Gründung der Kommunistischen Partei Österreichs.

9. November

Abdankung Wilhelms II. als Kaiser; Ausrufung der Republik in Berlin.

11. November

Kaiser Karl verzichtet auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften – de-facto-Abdankung; Rücktritt der Regierung Lammasch.

12. November

Ausrufung der Republik – die provisorische Nationalversammlung beschließt, dass Deutschösterreich eine demokratische Republik ist; dies wird von der Parlamentsrampe in Wien durch Präsident Dinghofer öffentlich bekanntgegeben (bei Fahnenhissung Herausreissen des weißen Streifens durch Rotgardisten; Tumult und Schießerei).

23. November

Italienische Truppen in Innsbruck (auf Basis der Waffenstillstandsbedingungen vom 3. November).

27. November

Frauenwahlrecht: Die provisorische Nationalversammlung beschließt eine neue Wahlordnung.

1. Dezember

Die südslawischen Gebiete schließen sich mit Serbien und Montenegro zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen zusammen.

Anfang Dezember

Unruhe und Auseinandersetzungen in den Randgebieten der neuen Republik, besonders in südslawisch besetzten Teilen Südkärntens und der Südsteiermark (Beginn des bewaffneten Widerstands) sowie in Deutschwestungarn (dem späteren Burgenland).

Ende Dezember

Katastrophale Versorgungslage besonders für Lebensmittel und Brennstoffe, besonders in den Großstädten und vor allem Wien; Rückkehr der Frontsoldaten; hohe Arbeitslosigkeit.