Ende und Anfang: Der große Umbruch 1918–20

Der Weltkrieg hatte unzählige Tote und Verwundete gefordert, die wirtschaftliche Infrastruktur ruiniert und Massennot herbeigeführt. Die bisherige soziale Ordnung war in Frage gestellt, der alte staatliche Rahmen schlagartig gesprengt: Ein unklares kleines Restgebilde anstelle der österreichisch-ungarischen Monarchie. Das neue, noch provisorische republikanische Staatswesen hatte die wirtschaftliche und soziale Krise zu bewältigen, einen Friedensvertrag zu schließen und das Land außen- und innenpolitisch neu zu definieren. Gleich zu Beginn wurde mit der Einführung des Frauenwahlrechts und mit staatlicher Sozialpolitik ein wesentlicher Reformschritt getan.

Die Reformen am Beginn der Ersten Republik

Frauenwahlrecht, Sozialpolitik
Zu den ersten Maßnahmen der neuen Republik gehörte das allgemeine Wahlrecht auch für Frauen (erstmals angewendet bei der Wahl der verfassunggebenden Nationalversammlung am 16. Februar 1919) und einige weitreichende soziale Regelungen, so etwa der Achtstunden-Arbeitstag, Verbot der Kinderarbeit, Kollektivverträge, Betriebsräte, Urlaubsanspruch und die Arbeitslosenversicherung.

Sozialminister Ferdinand Hanusch ©
Sozialminister Ferdinand Hanusch

Ein Entwicklungssprung

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Die neue Republik

Staatskanzler Renner

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Hymne der Republik

Renner-Kienzl-Hymne

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Sozialreform

Karl Renner

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Wirtschaftliche Reform

Karl Renner

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Landwirtschaft

Karl Renner

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Österreichs erste Nachkriegsregierung ©
Die erste Regierung der neuen Republik
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Unfallbehandlung

Lorenz Böhler - Bemühungen 1919

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"Die Wohnungsnot war nach dem Kriege ungeheuer groß!"

Mieterschutz

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Die erste Nationalratswahl

Die verfassunggebende Nationalversammlung ©
Die verfassunggebende Nationalversammlung
Wahllokal ©
In einem Wahllokal

16. Februar 1919 

Die erste Wahl in der Republik, die erste Wahl mit dem allgemeinen Wahlrecht für Frauen

 

Kundgebung für die Wahl zur Nationalversammlung ©
Kundgebung für die Wahl zur Nationalversammlung

Das Hungerelend

Die langwährende Unterernährung während des Krieges hatte vor allem für die Kinder Wiens katastrophale Folgen. Um die hungernden und rachitischen Kinder kümmerten sich nach Kriegsende auch ausländische Organisationen, so etwa die Quäker-Hilfe. Die Not Wiens war zu einem internationalen Thema und Problem geworden.
Die Versorgungskrise wurde auch noch dadurch verstärkt, dass viele Menschen aus den ehemaligen Kronländern nun ihre Zuflucht in Wien suchten.

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Quäkerhilfe für Österreich nach dem Krieg

Milch für an Tuberkulose erkrankte Kinder

Das hungernde und verelendete Wien

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Hilfe für Werktätige - Quäkerhilfe
Holzsammler im Wienerwald ©
Holzsammler im Wienerwald
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Kinderklinik Pirquet
Hunger in Österreich - stark unterernährtes Kind
Hungriges Wiener Kind
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Essensausgabe

Quäkerhilfe

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Ausspeisung

Quäkerhilfe

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Tuberkulose in Wien - Orthopädisches Spital

Quäkerhilfe-Film

Der Hungerwinter 1918 - Nachlese auf abgeerntetem Acker ©
Der Hungerwinter 1918
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Armut in Wien - Naschmarkt

Quäkerhilfe

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Ausspeisung in Wien

Quäkerhilfe

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Musikalische Verarbeitung: "Die tote Stadt"

Erich Wolfgang Korngold

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Die neuen Staatsgrenzen

Briefmarken von Österreich-Ungarn zu Deutschösterreich und Österreich ©
Von "Deutschösterreich" zu "Österreich"
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"Wir haben unser Vaterland verloren!"

Erinnerungen eines Offiziers und Wertung des Historikers - Friedrich Engel-Janosi

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Ungewissheit der nationalen und staatlichen Identität

Während verschiedene deutschnationale Gruppierungen schon vor dem Weltkrieg mit einem Anschluss an das Wilhelminische Deutsche Reich geliebäugelt hatten, stand für die Sozialdemokraten nach 1918 der Gedanke an den Anschluss an eine neue deutsche Republik im Vordergrund. Das christlichsoziale Lager konnte sich nur schwer von der österreichisch-habsburgischen Tradition lösen. Für die Meisten war mit dem Ende des alten Österreich ihr Staat, ihr Vaterland, verschwunden und die Frage, wohin man nun eigentlich gehöre, quälend. Man sah sich als deutschen Rest des alten Reiches, das nun in der neuen Republik zusammengefasst  und zunächst als "Deutschösterreich" bezeichnet wurde. Würde dies ein Provisorium sein, war ein Anschluss an Deutschland möglich?
Gerade der unter ganz anderen Umständen erzwungene nationalsozialistische "Anschluss" 1938 und der Zweite Weltkrieg sollten Erfahrungen sein, die in Folge zur Ausbildung eines eigenständigen österreichen Nationalgefühls im Lauf der Zweiten Republik führten.

01:10:44 (00:25:28 bis 00:26:09) audio
Anschluß an Deutschland?

Erinnerungen eines Offiziers und Wertung des Historikers. Friedrich Engel-Janosi

 

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Konflikt mit Ungarn um das Burgenland 1920/21.
Dem österreichische Anspruch auf westungarische Komitate wurde im Friedensvertrag von Trianon zwischen den Alliierten und Ungarn teilweise Rechnung getragen. Ödenburg/Sopron blieb nach einer Volksabstimmung aber ungarisch.

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Restaurationsversuche in Ungarn 1921

Interview mit Otto Habsburg-Lothringen

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Julius Deutsch über außenpolitische Fragen
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Unklare Grenzen – Konflikte mit neuen Nachbarn – Friedensvertrag mit den Siegermächten

Wahlwerbung für die Kärntner Volksabstimmung ©
Die Kärntner Volksabstimmung
Karte von Deutschösterreich, inklusive der Sudetengebiete
Die neuen Staatsgrenzen ungewiss ...

Die noch ungeklärte Grenze im Süden.
Wo sollte sie zwischen (Deutsch-)Österreich und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen („SHS“, später Jugoslawien) verlaufen? Eine klare Sprachgrenze war schwer zu bestimmen, der Wille der Bevölkerung in den umstrittenen südlichen Gebieten der ehemaligen Kronländer Kärnten und Steiermark unterschiedlich oder unklar.
Von November 1918 bis Sommer 1919 wurden immer wieder heftige Kämpfe zwischen vordringendem südslawischem Militär und österreichischen Freiwilligenverbänden („Kärntner Abwehrkampf“) geführt, die unter anderem im Juni 1919 zur (vorübergehenden) Besetzung von Klagenfurt durch südslawische Truppen führten. - Die Intervention der Siegermächte des Weltkrieges stoppte weitere Kampfhandlungen und führte durch die Bestimmungen des Friedensvertrages von St. Germain und die Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 (59 Prozent der Stimmen für Verbleib bei Österreich, bei rund 70 Prozent slowenischsprachigen BewohnerInnen) in einem der umstrittenen Gebiete zum heutigen Grenzverlauf der beiden Staaten.

Räterepubliken in Ungarn und Bayern

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"Blut muss fließen!" - Erinnerung an die Münchner Räterepublik

Interview mit dem Ethiker und Sozialwissenschaftler Johannes Messner

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Der Friedensvertrag von St. Germain

Die österreichische Delegation in St. Germain ©
Die österreichische Delegation in St. Germain
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Friede von St. Germain

Delegationsleiter Karl Renner

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Der Friedensvertrag von St. Germain, der von der Nationalversammlng unter Protest angenommen wurde, bestimmte unter anderem die neuen Außengrenzen, legte den Namen der Republik mit "Österreich" fest und untersagte den Anschluss an Deutschland.

Renner in St. Germain
Renner in St. Germain

Republik oder Räterepublik?

Erster Bundespräsident: Michael Hainisch, 1920

Explosive innere Lage

00:29:32 (00:09:53 bis 00:11:24) audio
Julius Deutsch über die innere Sicherheit in den ersten Nachkriegsjahren
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Kommunistischer Aufmarsch am Ring ©
Kommunistischer Aufmarsch am Ring
00:57:32 (00:07:14 bis 00:08:43) audio
Gründung der Kommunistischen Partei

Johann Koplenig

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Chronik

Das Jahr 1918

6. Jänner

Tschechische Parlamentarier und Landtagsabgeordnete der Böhmischen Krone verlangen ein Recht auf nationale Selbstbestimmung.

8. Jänner

US-Präsident Woodrow Wilson proklamiert ein 14-Punkte-Programm, das einem künftigen Friedensschluss zugrunde liegen soll. Darunter befindet sich bezüglich Österreich-Ungarn folgender Punkt: "Den Völkern von Österreich-Ungarn, deren Platz wir unter den anderen Nationen sichergestellt zu sehen wünschen, soll die erste Gelegenheit zu einer autonomen Entwicklung gegeben werden".

14. bis 20. Jänner

"Jännerstreik" der Arbeiterschaft gegen die herrschende Lebensmittelknappheit und für eine Beendigung des Krieges.

1. Februar

Im Hafen Cattaro in Süddalmatien meutern Matrosen der k. u. k. Kriegsmarine.

6. Februar

In Wien stirbt der Maler Gustav Klimt (geb. 14. Juli 1862).

9. Februar

Die Mittelmächte schließen mit der Ukraine, die sich von der Sowjetunion getrennt hat, den Sonderfrieden von Brest-Litowsk. Ostgalizien wird ein eigenes Kronland der Monarchie. Die vereinbarten Getreidelieferungen der Ukraine an die Mittelmächte ("Brotfrieden") kommen in dieser Form nicht zu Stande.

11. Februar

Die tschechischen Parteien fordern in Prag die Gründung einer tschechischen Republik unter Einschluss der deutschsprachigen Gebiete.

3. März

Unterzeichnung des Friedensvertrags von Brest-Litowsk zwischen den Mittelmächten und der "Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken". 

18. März

Die wöchentliche Fettquote wird in Wien auf 40g reduziert.

21. März

Beginn der großen deutschen Frühjahrsoffensive. Das deutsche Heer unternimmt eigentlich eine ganze Reihe von Offensiven, die allesamt, trotz großer anfänglicher Erfolge, den erhofften Sieg nicht bringen.

2. April

Der Minister des Äußeren Ottokar Graf Czernin erklärt im Wiener Gemeinderat, dass mit Frankreich Friedensverhandlungen geführt wurden, diese jedoch an der Forderung Frankreichs nach Elsaß-Lothringen gescheitert sind.

11. April

Der Architekt Otto Wagner (geb. 1841) stirbt in Wien.

12. April

Der französische Ministerpräsident Georges Clémenceau veröffentlicht als Antwort auf die Rede des Ministers des Äußeren Ottokar Graf Czernin den Inhalt des Sixtus-Briefes (siehe März 1917). Dadurch sinkt auch das Vertrauen der Verbündeten in Kaiser Karl. Der Minister des Äußeren Ottokar Graf Czernin tritt zurück, sein Nachfolger wird Stephan Graf Burián von Rajecz.

13. April

Deutsche und finnische Truppen besetzten Helsinki, die bolschewistischen Roten Garden werden zurückgedrängt. Der finnische Bürgerkrieg endet, durch deutsche Truppenhilfe, für die bürgerlichen finnischen Kräfte am 5. Mai 1918 siegreich.

20. April

Der Schauspieler Alexander Girardi (geb. 1850) stirbt in Wien.

30. April

General Ottokar Landwehr, der Chef des Ernährungsausschusses, beschlagnahmt auf der Donau deutsche Getreideschlepper, um die Versorgung Wiens aufrechterhalten zu können.

4. Mai

Feldmarschall Hermann Albin Josef Baron Kövess von Kövessháza wird von Kaiser Karl I. zum „letzten“ Oberkommandierenden der k. u. k. Armee ernannt.

7. Mai

Der Friede von Bukarest zwischen Rumänien und den Mittelmächten wird unterzeichnet.

30. Mai

Deutsche Truppen bilden einen Brückenkopf an der Marne. Viele Einwohner von Paris verlassen die Stadt.

31. Mai

In den USA schließen tschechische und slowakische Exilgruppen das Pittsburgher Abkommen, nach dem der gemeinsame neue Staat aus den alten Böhmischen Ländern und der Slowakei bestehen sollte. Die Slowakei soll eine autonome Verwaltung, einen eigenen Landtag und einen eigenständigen Justizapparat haben.

6. Juni

Der deutsche Angriff an der Aisne, die Operation "Blücher-Yorck" endet. Die deutschen Angriffspitzen sind bis auf 92 Kilometer an Paris herangerückt, dann läuft sich der Angriff fest.

15. bis 23. Juni

Die zweite Schlacht am Piave vom 15. bis zum 22. Juni 1918 war der letzte Großangriff der k. u. k. Armee und zugleich der letzte Versuch der Donaumonarchie, den Krieg gegen Italien siegreich zu beenden. Die großangelegte Offensive, die anfangs offiziell Junischlacht in Venetien benannt werden sollte, wurde jedoch ein völliger Fehlschlag. Nach der Schlacht befanden sich die italienischen ebenso wie die österreichisch-ungarischen Truppen wieder in ihren Ausgangsstellungen.

28. Juni

In den USA veröffnet Präsident Woodrow Wilson die Erklärung zur "Befreiung der slawischen Völker" von der Herrschaft Österreichs und des Deutschen Reiches.

Am gleichen Tag beginnen die Kämpfe der Roten Armee mit amerikanischen und britischen Truppen nahe Murmansk.

29. Juni

Edvard Beneš, der Generalsekretär des tschechoslowakischen Nationalrates  in Paris, wird von der französischen Regierung als der Vertreter der tschechoslowakischen Nation anerkannt.

4. Juli

Mehmed VI. wird der letzte Sultan des Osmanischen Reiches.

15. Juli

Die zweite Schlacht an der Marne, gleichzeitig die letzte deutsche Offensive an der Westfront, beginnt. Nach drei Tagen härtester Kämpfe wird die Offensive abgewiesen und die Entente-Truppen beginnen mit Gegenangriffen.

17. Juli

In Jekaterinburg wird die gesamte Zarenfamilie von den Bolschewiki ermordet.

5. August

Die Vereinigten Staaten brechen die diplomatischen Beziehungen zu Russland unter Lenin ab.

8. August

Der "Schwarze Tag des deutschen Heeres" – der Beginn der Schlacht von Amiens. Die große Offensive der Entente-Truppen, die Hunderttageoffensive, erzielte an ihrem ersten Tag einen für die deutsche Oberste Heeresleitung beunruhigenden Erfolg. Erstmals im Verlauf des Krieges ergaben sich die deutschen Verteidiger in größere Zahl als es dem Geländegewinn durch die Angreifer entsprach.

9. August

Die britische Regierung erkennt den tschechischen Nationalrat in Paris als "verbündete Regierung" an. Der Fortbestand der Doppelmonarchie nach der Niederlage wird immer unwahrscheinlicher.

14. August

Die deutsche Oberste Heeresleitung, Generalfeldmarschall Hindenburg und Generalquartiermeister Ludendorff, bezeichnet in einer Besprechung mit Wilhelm II. und Karl I. die Fortführung des Krieges als "aussichtslos".

27. August

In einem Zusatzabkommen zum Friedensvertrag von Brest-Litowsk verzichtet Russland unter Lenin auf die Staatshoheit über Estland, Georgien, Livland und Kurland.

30. August

Lenin wird bei einem Attentat durch die Sozialrevolutionärin Fanny Kaplan schwer verwundet. Die Bolschewiki verschärfen den "Roten Terror". Bis heute sind Zweifel an der tatsächlichen Täterschaft von Fanny Kaplan, die nach einem Schnellverfahren am 3. September 1918 erschossen wurde, nicht vollkommen ausgeräumt.

September/Oktober

Die Rumänische Nationalpartei und die Slowenische Volkspartei fordern Anerkennung des Selbstbestimmungsrechtes der Nationen.

3. September

Die USA anerkennen den tschechischen Nationalrat in Paris als de-facto-Regierung.

14. September

"An Alle" – Wirkungsloser Friedensappell Kaiser Karls, der ohne Absprache mit dem Deutschen Reich erfolgt war.

26. September

Der tschechoslowakische Nationalrat in Paris proklamiert einen selbständigen tschechoslowakischen Staat mit Tomáš G. Masaryk als Staatspräsident und Edvard Beneš als Außenminister.

29. September

Der tschechische Nationalausschuss in Prag fordert einen selbständigen Staat.

29. September

Ausscheiden des Mittelmächte-Partners Bulgarien aus dem Krieg.

Oktober

Die Sozialdemokratische Partei und die Christlichsoziale Partei erklären, das Selbstbestimmungsrecht der Nationen anzuerkennen.

4. Oktober

Friedensnote Österreich-Ungarns, (bzw. der Mittelmächte), die die "14 Punkte" von US-Präsident Wilson anerkennt.

6. Oktober

Der Nationalrat der Slowenen, Kroaten und Serben in Agram (Zagreb) konstituiert sich; die rumänische Nationalversammlung in Jassy fordert die Vereinigung mit dem Staat Rumänien.

7. Oktober

In Warschau Forderung, alle polnischen Gebiete an einen selbstständigen polnischen Staat anzugliedern.

16. Oktober

Das "Völkermanifest" Kaiser Karls, bzw. der Regierung Hussarek stellt eine Umwandlung des österreichischen Teils der Monarchie in einen Bund autonomer Völker in Aussicht, ohne bei den Nationalitäten oder bei den Alliierten auf Resonanz zu stoßen.

18. Oktober

US-Präsident Wilson lehnt die österreichisch-ungarische Friedensnote vom 4. Oktober ab – bloße Autonomie der Nationen keine Friedensgrundlage.

18./19. Oktober

Ukrainischer Nationalrat in Lemberg konstituiert; in Ungarn Kurs auf Selbstbestimmung der Rumänen Siebenbürgens und der Slowaken.

21. Oktober

"Provisorische Nationalversammlung Deutschösterreichs": die deutschsprachigen Abgeordneten des Reichsrates proklamieren die Bildung eines Staates, der alle deutschsprachigen Gebiete des alten Staates umfassen soll; Franz Dinghofer (Deutschnationaler) 1. Präsident, Jodok Fink (Christlichsozialer; bald abgelöst von Prälat Johann N. Hauser) 2. Präsident, Karl Seitz (Sozialdemokrat) 3. Präsident.

24. Oktober

Beginn einer großen italienischen Offensive; Julius Graf Andrássy der Jüngere wird letzter k. u. k. Außenminister.

26. Oktober

Lösung des Bündnisses Österreich-Ungarns mit dem Deutschen Reich durch ein Telegramm Kaiser Karls.

27. Oktober

Sonderfriedensangebot Österreich-Ungarns an die Alliierten Mächte; Berufung der letzten kaiserlichen Regierung unter Professor Heinrich Lammasch.

28. Oktober

Ausrufung des tschechoslowakischen Staates in Prag.

29. Oktober

Abberufung der ungarischen Soldaten; Beginn der Auflösung der k. u. k. Armee.

29. Oktober

Der kroatische Landtag (Sabor) in Agram (Zagreb) erklärt die Vereinigung mit dem Staat der Slowenen, Kroaten und Serben und die Lösungen aller Bindungen an Ungarn und Österreich.

30. Oktober

Errichtung des Staates "Deutschösterreich" durch die provisorische Nationalversammlung, die bis zu Neuwahlen die oberste Gewalt ausübt (Vollzugsgewalt durch den "Staatsrat", einen Ausschuss aus den drei Präsidenten und weiteren Abgeordneten), sich eine provisorische Verfassung gibt und in der Nacht von 30. zum 31. Oktober eine erste Regierung unter Staatskanzler Karl Renner einsetzt.

31. Oktober

Der kaiserliche Ministerpräsident Lammasch übergibt die Regierungsgewalt an die Regierung Renner; Übergabe der k.u.k. Flotte an den südslawischen Nationalrat.

In Ungarn wird Graf Michael Karolyi Ministerpräsident; Bindung an die Dynastie der Habsburger und an Österreich gelöst; (Ausrufung der Republik: 16. November).

Machtübernahme in Krakau und Lemberg durch polnische bzw. ukrainische nationale Exponenten.

Bildung eines rumänischen Nationalrates, der folgenden Tags die Vereinigung mit Rumänien beschließt.

2./3. November

Serbische Truppen in Laibach und der Südsteiermark, slowenische Truppen in Südkärnten, italienische in Triest und Trient; Rücktritt von k.  u.k. Außenminister Andrássy.

1. November

Staatsrat Deutschösterreichs beschließt Gründung einer "Volkswehr", Werbungen ab dem 3. November;
Gründung der radikalen "Roten Garde" in Wien

3. November

Besiegelung der Niederlage – Waffenstillstand zwischen Österreich-Ungarn und den Alliierten (in der Villa Giusti bei Padua); durch Missinterpretation der Bedingungen ordnet das k. u. k. AOK (Armeeoberkommando) die Einstellung der Feindseligkeiten 24 Stunden zu früh an; dadurch geraten rund 360 000 österreichisch-ungarische Soldaten in alliierte Kriegsgefangenschaft.

3. November

Gründung der Kommunistischen Partei Österreichs.

9. November

Abdankung Wilhelms II. als Kaiser; Ausrufung der Republik in Berlin.

11. November

Kaiser Karl verzichtet auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften – de-facto-Abdankung; Rücktritt der Regierung Lammasch.

12. November

Ausrufung der Republik – die provisorische Nationalversammlung beschließt, dass Deutschösterreich eine demokratische Republik ist; dies wird von der Parlamentsrampe in Wien durch Präsident Dinghofer öffentlich bekanntgegeben (bei Fahnenhissung Herausreissen des weißen Streifens durch Rotgardisten; Tumult und Schießerei).

23. November

Italienische Truppen in Innsbruck (auf Basis der Waffenstillstandsbedingungen vom 3. November).

27. November

Frauenwahlrecht: Die provisorische Nationalversammlung beschließt eine neue Wahlordnung.

1. Dezember

Die südslawischen Gebiete schließen sich mit Serbien und Montenegro zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen zusammen.

Anfang Dezember

Unruhe und Auseinandersetzungen in den Randgebieten der neuen Republik, besonders in südslawisch besetzten Teilen Südkärntens und der Südsteiermark (Beginn des bewaffneten Widerstands) sowie in Deutschwestungarn (dem späteren Burgenland).

Ende Dezember

Katastrophale Versorgungslage besonders für Lebensmittel und Brennstoffe, besonders in den Großstädten und vor allem Wien; Rückkehr der Frontsoldaten; hohe Arbeitslosigkeit.

1919

Jänner 1919

Februar 1919

März 1919

April 1919

Mai 1919

Juni 1919

Juli 1919

September 1919

Oktober 1919

Dezember 1919

1920

Februar 1920

März 1920

April 1920

Juni 1920

Juli 1920

August 1920

September 1920

Oktober 1920

November 1920

Dezember 1920

1921

Jänner 1921

Februar 1921

März 1921

April 1921

Mai 1921

Juni 1921

Juli 1921

August 1921

Oktober 1921

November 1921

Dezember 1921

1922

Jänner 1922

Februar 1922

April 1922

Mai 1922

Juni 1922

September 1922

Oktober 1922

November 1922

Dezember 1922

1923

Jänner 1923

April 1923

Mai 1923

Juli 1923

August 1923

September 1923

Oktober 1923

November 1923

Dezember 1923

1924

Jänner 1924

Februar 1924

Mai 1924

Juni 1924

September 1924

November 1924

Dezember 1924

1925

Februar 1925

März 1925

10.03.

Attentat eines Nationalsozialisten auf den Schriftsteller Hugo Bettauer, der einige Tage später seinen Verletzungen erliegt.

04.03.

Im Zuge einer Abstimmung treten alle drei Präsidenten des Nationalrates zurück, dadurch kann die Sitzung nicht ordnungsgemäß geschlossen werden, das Plenum ist dadurch handlungsunfähig.

05.03.

Reichtagswahlen in Deutschland: Die NSDAP erringt 43,9 Prozent der Stimmen.

07.03.

Die Bundesregierung beschließt auf Grund des kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetzes aus dem Jahr 1917 auch ohne Parlament weiter zu regieren, Versammlungs- und Pressefreiheit werden aufgehoben.

20.03.

Errichtung der ersten Konzentrationslager in Dachau und Sachsenhausen zur Internierung politischer Gegner der Nationalsozialisten.

23.03.

Der deutsche Reichstag verabschiedet das Ermächtigungsgesetz und verzichtet damit auf seine Gesetzgebungskompetenz.

31.03.

Der Republikanische Schutzbund wird aufgelöst.

19.03.

Unterzeichnung von Richtlinien eines deutsch-österreichischen Zollunionvertrags.

21.03.

Einspruch Italiens, Frankreichs und der CSR gegen den Zollunionvertrag, da dieser nicht mit den Genfer Protokollen (1922) vereinbar sei.

26.03. bis 04.04.

Restaurationsversuch des ehemaligen Kaisers Karls I. (als König Karl IV.) zur Wiedererlangung der Königskrone von Ungarn. Er wird bei Szombathely zur Umkehr gezwungen.

01.03.

Miklós Horthy (1868–1957) wird zum Reichsverweser in Ungarn ernannt.

18.03.

Erlass eines neuen Wehrgesetzes: Der in den Friedensverträgen bewilligte Höchststand des Berufsheeres von 30.000 Mann wird in der 1. Republik allerdings nie erreicht.

01.03. bis 02.03.

"Reichskonferenz der Arbeiterräte" unter Friedrich Adler in Wien. Die Errichtung einer von kommunistischer Seite geforderten Rätediktatur wird abgelehnt.

04.03.

Erste Sitzung der konstituierenden Nationalversammlung.

12.03.

Erklärung der konstituierenden Nationalversammlung: Deutschösterreich ist ein Teil der Deutschen Republik.

15.03.

Zweite Regierung Karl Renner (Sozialdemokrat). Koalition aus Sozialdemokraten und Christlichsozialen.

21.03.

Ausrufung der kommunistischen Räteregierung unter Béla Kun in Ungarn.

23.03.

Der ehemalige Kaiser Karl I. verlässt mit seiner Familie Österreich und geht in die Schweiz ins Exil.

April 1925

Mai 1925

Juli 1925

10.07.

Zusammenstoß zwischen Sozialdemokraten und Christlichsozialen in Stockerau (Niederösterreich).

18.07.

Veröffentlichung des 1. Teils von Hitlers "Mein Kampf".

30.07.

Bundesverfassungsgesetz über eine Reform der Bundesverfassung. Regelt unter anderem den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern.

28.07. bis 12.08.

IX. Olympische Spiele in Amsterdam. Österreich erringt eine Gold-, eine Silber- und eine Bronzemedaille.

05.07.

Beginn des Schattendorfer Prozesses im Wiener Landesgericht.

14.07.

Der Schattendorfer Prozess endet mit einem Freispruch der drei Angeklagten durch die Geschworenen in allen Punkten.

15.07.

Leitartikel in der sozialdemokratischen Arbeiter-Zeitung gegen das Urteil im Schattendorfer Prozess (Friedrich Austerlitz). Ein Großteil der Wiener Arbeiter legt aus Protest gegen das Urteil die Arbeit nieder und marschiert in Richtung Innenstadt. Eine geordnete Führung der Protestmärsche ist nicht vorhanden. Der Demonstrationszug konzentriert sich auf den Justizpalast, der von Demonstranten in Brand gesteckt wird. Versuche von sozialdemokratischer Seite, die Demonstranten zu beruhigen, scheitern.

Der Wiener Polizeipräsident Johann Schober erteilt – im Einvernehmen mit der Regierung – der Polizei Schießbefehl auf die Demonstranten. Die Folgen sind 89 Tote, rund 600 Schwer- und rund 1000 Leichtverletzte.

Die Ereignisse des Juli 1927 markieren einen unversöhnlichen Riss zwischen den beiden großen politischen Lagern der Ersten Republik.

16.07.

Die Sozialdemokraten rufen zum Generalstreik auf.

14.07.

Nach Verbot (SPD, KPD) und Selbstauflösung von Parteien ist die NSDAP in Deutschland die einzige Partei. Die Bildung von politischen Parteien wird untersagt.

15.07.

Lausanner Vertrag über eine Völkerbundanleihe von 300 Millionen Schilling. Österreich verpflichtet sich, auf den Anschluss und die Zollunion mit Deutschland zu verzichten. Opposition der Sozialdemokraten, Großdeutschen und Nationalsozialisten.

31.07.

Bei den deutschen Reichstagswahlen wird die NSDAP mit 37,4 Prozent stärkste Partei.

31.07. bis 07.08.

X. Olympische Spiele in Los Angeles (USA). Österreich erringt eine Gold-, eine Silber-, und zwei Bronzemedaillen.

11.07.

Eröffnung des Stadions im Wiener Prater.

01.07.

Der Techniker und Erfinder des Verfahrens zur Herstellung von rostfreiem Stahl, Max Mauermann (*22. Juli 1868), stirbt in Wien.

15.07.

Der Schriftsteller und Mitbegründer der Salzburger Festspiele Hugo von Hofmannsthal (*1. Februar 1874) stirbt in Rodaun bei Wien.

18.07.

Die italienische Regierung gibt ein Programm zur "Entnationalisierung" Südtirols bekannt: Fast alle deutschen Ortsnamen werden durch italienische ersetzt, Italienisch wird Amts- und Unterrichtssprache.

26.07.

Der Friedensvertrag von Trianon zwischen Ungarn und den Siegermächten des Ersten Weltkriegs tritt in Kraft. Ungarn muss das Burgenland an Österreich abtreten.

29.07.

Auf einer Mitgliederversammlung der NSDAP wird Adolf Hitler zum Parteivorsitzenden gewählt.

07.07.

Rücktritt der Regierung Renner und erste Regierung Michael Mayr (Christlichsozialer). Es ist eine Proporzregierung aus allen Parteien.

30.07.

Ein Gesetz über bezahlten Urlaub wird beschlossen.

August 1925

September 1925

Oktober 1925

Dezember 1925

1926

Herausgabe des Romans "Das Schloss" von Franz Kafka durch seinen Freund Max Brod.

Erwin Schrödinger (1887–1961) entwickelt die Wellenmechanik. Er erhält 1933 den Nobelpreis für Physik.

Herausgabe des Romans "Der Prozess" von Franz Kafka durch seinen Freund Max Brod.

G. W. Pabst dreht in Deutschland den im Wien der Elendsjahre spielenden Film "Die freudlose Gasse", der auf einem Roman von Hugo Bettauer beruht.

Schrittweise Einführung des Rechtsverkehrs in Österreich (Abschluss der Umstellung 1938).

Ludwig Wittgenstein veröffentlicht den "Tractatus logico-philosphicus".

Jänner 1926

August 1926

September 1926

Oktober 1926

03. bis 06.10.

Erster Paneuropakongress in Wien unter dem Vorsitz von Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi.

15.10.

Rücktritt der Regierung Ramek.

20.10.

Vierte Regierung Ignaz Seipel (Christlichsozialer). Sie ist eine Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.

30.10. bis 03.11.

Sozialdemokratischer Parteitag in Linz. Das "Linzer Programm", das die Handschrift von Otto Bauer trägt, ist die ideologische Basis des sogenannten Austromarxismus. Passagen zum "Klassenkampf" oder zum "Kampf um die Staatsmacht" liefern den politischen Gegnern Argumente, die zu einer Verschärfung innerhalb der Auseinandersetzung der politischen Lager führen.

29.10. bis 01.11.

Parteitag der Sozialdemokraten in Wien. Der Führer des radikaleren Flügels, Otto Bauer, der für einen Oppositionskurs steht, kann sich gegen den gemäßigteren Flügel unter Karl Renner durchsetzen.

19.10.

Eisenstadt wird Landeshauptstadt des Burgenlandes.

03.10.

Attentat auf Bundeskanzler Dollfuß durch den Nationalsozialisten Rudolf Drtil. Dollfuß wird leicht verletzt.

14. bis 16.10.

Letzter Parteitag der Sozialdemokratischen Partei in der Ersten Republik. Der Anschlussartikel (= Forderung nach Anschluss an Deutschland) wird angesichts der politischen Situation in Deutschland aus dem Parteiprogramm gestrichen.

16.10.

Zusammenstöße zwischen dem Republikanischen Schutzbund und Nationalsozialisten enden in Wien mit drei Toten und 64 Verletzten.

29.10.

Uraufführung der Oper "Der Schmied von Gent" von Franz Schreker (1878–1934) in Berlin. Die Vorstellung wird durch Nationalsozialisten gestört.

09.10.

Wilhelm Miklas wird von der Bundesversammlung als Bundespräsident wiedergewählt.

11.10.

Der Techniker Hanns Hörbiger (*29. November 1860) stirbt in Wien. 

21.10.

Der Schriftsteller und Arzt Arthur Schnitzler (*15. Mai 1862) stirbt in Wien.

01.10.

Auflösung des Nationalrates und Festsetzung von Neuwahlen für den 9. November.

19. bis 30.10.

Ende Oktober kommt es zu zahlreichen gewalttätigen Auseinandersetzungen: einerseits zwischen Christlichsozialen und Nationalsozialisten, andererseits innerhalb der nationalsozialistischen Bewegung und weiters zwischen Heimwehr und Schutzbund.

04.10.

Zusammenbruch der Bodencreditanstalt. Auf Druck der Regierung wird die Bodencreditanstalt mit der Credit-Anstalt fusioniert, um eine finanzielle Katastrophe zu verhindern. Dies führt langfristig auch zum Zusammenbruch der Credit-Anstalt.

10.10.

Uraufführung der Operette "Das Land des Lächelns" von Franz Lehár in Berlin.

24.10.

Beginn des New Yorker Börsenkrachs.

25.10.

"Schwarzer Freitag" an den amerikanischen Börsen. Als Folge des Börsenkrachs versiegt der Kapitalstrom nach Europa, dies ist Auslöser der Weltwirtschaftskrise, die daraus resultierende Massenarbeitslosigkeit ist ein weiterer Nährboden radikaler politischer Strömungen.

21.10.

Nationalratswahlen. Die Christlichsozialen werden stärkste Partei.

29.10.

Die türkische Nationalversammlung erklärt die Türkei zur Republik. Kemal Atatürk wird Staatspräsident und führt in der Türkei eine Reihe von Reformen durch, die das Land europäischen Standards annähern sollen.

04.10.

Unterzeichnung der Genfer Protokolle für die Völkerbundanleihe. Geldgeber sind England, Frankreich, Italien und die Tschechoslowakei. Österreich erhält 650 Millionen Goldkronen auf 20 Jahre mit einer jährlichen Verzinsung von rund 10 Prozent. Proteste der Opposition.

27.10.

"Marsch auf Rom" der faschistischen Bewegung unter Benito Mussolini.

30.10.

König Viktor Emanuel III. ernennt Benito Mussolini zum Ministerpräsidenten. Mussolini übernimmt zusätzlich das Außen- und Innenministerium.

13.10.

Unterzeichnung des "Protokolls von Venedig". Dieses regelt die kampflose Übergabe des Burgenlandes und die Festsetzung einer Volksabstimmung im Raum Ödenburg.

22.10.

Beginn des Marsches von Truppen des Exkaisers Karl I. (als König Karl IV.) auf Budapest. Die Truppen werden am 24. Oktober geschlagen, das ehemalige Kaiserpaar wird gefangen genommen.

01.10.

Die konstituierende Nationalversammlung beschließt die neue Verfassung der Republik Österreich. Maßgeblichen Anteil an der Ausarbeitung hat Hans Kelsen (1881–1973).

10.10.

Volksabstimmung in Kärnten: Jener Teil Südkärntens mit überwiegend slowenischer Bevölkerung entscheidet sich für den Verbleib bei Österreich, daraufhin wird im überwiegend deutschsprachigen Teil nicht mehr abgestimmt.

17.10.

Nationalratswahlen: Die Christlichsozialen werden stärkste Partei.

22.10.

Die Sozialdemokraten scheiden aus der Regierung aus.

17.10.

Dritte Regierung Karl Renner.

21.10.

Beschluss eines Gesetzes über die Staatsform, gemäß den Friedensbestimmungen wird aus der "Republik Deutschösterreich" die "Republik Österreich".

November 1926

Dezember 1926

1927

Jänner 1927

Februar 1927

April 1927

24.04.

Nationalratswahlen: Die gemeinsam antretenden Christlichsozialen und Großdeutschen erhalten die Mehrheit der Stimmen.

30.04.

Adolf Hitler verliert auf eigenen Antrag die österreichische Staatsbürgerschaft.

01.04.

Beginn des Boykotts jüdischer Geschäfte in Deutschland.

21.04.

Der Wiener Erzbischof Kardinal Friedrich Gustav Piffl (*15. Oktober 1864) stirbt in Wien.

24.04.

Die Landtagswahlen in Wien, Niederösterreich und Salzburg bringen Stimmengewinne für die Nationalsozialisten.

14.04.

Proklamation der Republik in Spanien.

25. bis 26.04.

Bundesparteitag der Christlichsozialen in Klagenfurt. Die Partei distanziert sich von den Heimwehren.

04.04.

Der Nationalrat verabschiedet ein Gesetz zum Schutz der Arbeits- und Versammlungsfreiheit.

12.04.

Abschluss eines Handelsvertrags zwischen Deutschland und Österreich.

03.04.

Rücktritt der Regierung Ignaz Seipel V (Christlichsozialer).

07.04. bis 01.05.

Bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Heimwehr und Schutzbund und zwischen Heimwehr und Nationalsozialisten.

24.04.

Der Regisseur Max Reinhardt eröffnet in Wien eine Schauspiel- und Regieschule, das spätere Reinhardtseminar.

12.04.

Das Innenministerium bewilligt die Statuten des Republikanischen Schutzbundes, einer bewaffneten Teilorganisation der sozialdemokratischen Partei unter der Führung von Julius Deutsch, Alexander Eifler und Theodor Körner.

17.04.

Zweite Regierung Ignaz Seipel (Christlichsozialer) mit, den Auflagen des Völkerbunds entsprechend, weniger Ministerien. Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.

01.04.

Tod des letzten österreichischen Kaisers, Karl I. (*17. August 1887) in Funchal auf Madeira.

03.04.

Josef Stalin wird zum neuen Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Russlands gewählt.

16.04.

Unterzeichnung des Vertrags von Rapallo. Deutschland und Sowjetrussland verzichteten gegenseitig auf Ersatz der Kriegskosten und nehmen die diplomatischen Beziehungen wieder auf.

24.04.

Durchführung einer nicht genehmigten Volksabstimmung in Tirol über einen Anschluss an Deutschland: Die Zustimmung liegt bei 98 Prozent.

20.04.

Eröffnung der VII. Olympischen Spiele in Antwerpen. Österreich ist von der Teilnahme ausgeschlossen.

03.04.

Die konstituierende Nationalversammlung verweist die Familie Habsburg des Landes. Das Familienvermögen wird beschlagnahmt. Das Führen von Adelstiteln wird in Österreich untersagt.

Abschaffung der Todesstrafe in Österreich.

07.04.

Ausrufung der Räterepublik in München. Ende der (kommunistischen) Räterepublik am 2. Mai.

17.04.

Kommunistische Unruhen in Wien: Sechs Tote und zahlreiche Verletzte.

22.04.

Die Siegermächte bekräftigen das Anschlussverbot Österreichs an Deutschland.

Mai 1927

19.05.

Fünfte Regierung unter Ignaz Seipel (Christlichsozialer). Koalition aus Christlichsozialen, Großdeutschen und dem Landbund.

20. bis 21.05.

Ein Zusammenstoß zwischen Nationalsozialisten und sozialdemokratischen Arbeitern in Mödling (Niederösterreich) endet mit einem Todesopfer.

03.05. bis 27.07.

VIII. Olympische Spiele in Paris: Österreich erringt drei Silber- und eine Bronzemedaille.

11.05.

In Österreich wird erstmals der Muttertag gefeiert. Die Initiative dafür ging von Marianne Hainisch aus.

01.05.

Die Bundesregierung untersagt den Maiaufmarsch der Sozialdemokraten.

10.05.

Die Bundesregierung beschließt ein vorläufiges Verbot von Landtags- und Gemeinderatswahlen.

14.05.

Großaufmarsch der Wiener Heimwehr anlässlich der "Türkenbefreiungsfeier".

20.05.

Gründung der "Vaterländischen Front".

26.05.

Auflösung der Kommunistischen Partei Österreichs.

27.05.

"Tausendmarksperre": Deutsche Staatsbürger müssen bei einer Einreise nach Österreich eine Gebühr von 1.000 Reichsmark zahlen. Diese Maßnahme Deutschlands schädigt gezielt den österreichischen Fremdenverkehr. Beginn nationalsozialistischer Terrorakte und Sprengstoffanschläge in Österreich.

28.05.

Der Großsender der RAVAG auf dem Bisamberg (Wien) wird in Betrieb genommen.

03.05.

Der Schriftsteller Anton Wildgans (*17. April 1881) stirbt in Wien.

06.05.

Rücktritt der zweiten Regierung Buresch.

20.05.

Erste Regierung Engelbert Dollfuß (Christlichsozialer). Regierung aus Christlichsozialen, Landbund und Heimatblock.

01.05.

Einweihung des Empire State Building in New York, des damals höchsten Gebäudes der Welt.

02.05.

Ernst Rüdiger Fürst Starhemberg tritt als Bundesführer der Heimwehr zurück. Sein Amt übernimmt Walter Pfrimer.

08.05.

Finanzminister Otto Juch teilt der Regierung mit, dass die Credit-Anstalt, die größte Bank Österreichs, vor dem Zusammenbruch steht.

10.05.

Sanierungsplan der Regierung für die Credit-Anstalt (Staatshaftung).

12.05.

Die Krise der Credit-Anstalt wird bekannt, dies führt zu einem Ansturm auf die Bankschalter.

24.05.

Höhepunkt der Krise um die Credit-Anstalt. England und Frankreich erklären sich bereit, der österreichischen Regierung mit Krediten beizustehen. Ein völliger Zusammenbruch der Credit-Anstalt hätte für Österreich katastrophale wirtschaftliche Folgen.

28.05.

Der Nationalrat erteilt der Regierung die Vollmacht, die Haftung für die Schulden der Credit-Anstalt zu übernehmen.

09.05.

Carl Vaugoin übernimmt die Führung der Christlichsozialen Partei als Nachfolger von Ignaz Seipel.

18.05.

Korneuburger Programm der Heimwehr: Bekenntnis zum Führerprinzip und zum Ständestaat, Ablehnung eines demokratischen Parlamentarismus.

04.05.

Regierung Ernst Streeruwitz (Christlichsozialer). Koalition aus Christlichsozialen, Landbund und Großdeutschen.

16.05.

Erstmals werden in Hollywood die "Oscars" verliehen.

04.05.

Bei Zusammenstößen zwischen Nationalsozialisten und Sozialdemokraten sowie Kommunisten in Wien kommt es zu einem Todesopfer.

24.05.

Rücktritt der zweiten Regierung Schober, vor allem wegen Differenzen mit den Großdeutschen (Ablehnung des Vertrags von Lana, am 16. Dezember 1921).

31.05.

Erste Regierung Ignaz Seipel (Christlichsozialer). Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.

29.05.

Inoffizielle Volksabstimmung in Salzburg über einen Anschluss an Deutschland: Die Zustimmung liegt bei 99 Prozent.

31.05.

Rücktritt der Regierung Michael Mayr.

Schwere Zusammenstöße zwischen slowenischer und deutschsprachiger Bevölkerung in Südkärnten. Im Juni dringen slowenische Truppen bis Klagenfurt vor.

07.05.

Übergabe des Entwurfs für den Vertrag von Versailles. Die Siegermächte fordern die Anerkennung der alleinigen Kriegsschuld durch Deutschland. Der Anschluss von Österreichs an Deutschland wird untersagt, das linke Rheinufer soll entmilitarisiert und von den Alliierten besetzt werden. Hohe Reparationszahlungen. Die Friedensbedingungen werden in Deutschland als ungerecht und hart empfunden. Die Unterzeichnung des Friedensvertrags durch das Deutsche Reich erfolgt am 28. Juni im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles.

11.05.

Eine Volksbefragung in Vorarlberg über den Anschluss an die Schweiz bringt 80 Prozent Zustimmung.

14.05.

Die österreichische Delegation trifft in Saint Germain ein.

Juli 1927

August 1927

13.08.

Erste Opernaufführung im Salzburger Festspielhaus: Fidelio unter dem Dirigenten Franz Schalk.

20.08.

Die erste Vorstellung in der Felsenreitschule in Salzburg zeigt "Der Diener zweier Herren" von Carlo Goldoni.

11.08.

Das Salzburger Festspielhaus wird mit Hugo von Hofmannsthals "Das große Welttheater" eröffnet.

17.08.

Demonstrationen von Nationalsozialisten, Deutschnationalen und Christlichsozialen gegen den XIV. Internationalen Zionistenkongress in Wien.

23.08.

Der Architekt Adolf Loos (*10. Dezember 1870) stirbt in Kalksburg bei Wien.

02.08.

Der christlichsoziale Politiker und Altbundeskanzler (1922–1924 und 1926–1929) Ignaz Seipel (*19. Juli 1876) stirbt in Wien.

06.08.

1. Filmfestspiele in Venedig.

15.08.

Der US-amerikanische Fernsehsender CBS beginnt mit der Ausstrahlung der weltweit ersten Fernsehserie, der Wochenschau "The Wide World Review".

19.08.

Altbundeskanzler (1921–1922 und 1929–1930) Johannes Schober (*14. November 1874) stirbt in Baden bei Wien.

14.08.

In der Sowjetunion wird, bei einer Analphabetenrate von 50 Prozent, die allgemeine Grundschulpflicht eingeführt.

04.08.

Der Erfinder des Gasglühstrumpfs (Vorläufer der Glühlampe) Carl Auer von Welsbach (*1. September 1858) stirbt auf Schloss Welsbach bei Möbling in Kärnten.

18.08.

Zusammenstoß zwischen Heimwehr und Schutzbund in St. Lorenzen (Steiermark): drei Tote und über 100 Verletzte. 

19.08.

Übergriff auf Heimwehrangehörige in Vösendorf endet mit einem Todesopfer (das auch Mitglied der NSDAP war).

02.08.

Nach dem Tod des US-Präsidenten Warren G. Harding wird Calvin Coolidge neuer Präsident der USA.

11. bis 13.08.

2. Reichsverbandstag der christlichsozialen Arbeitervereine in Linz.

28.08.

Beginn des bewaffneten Widerstandes auf ungarischer Seite gegen die einrückenden österreichischen Gendarmerie- und Zollwacheeinheiten im Burgenland, die bis in den Oktober andauern und mehrere Todesopfer fordern.

22.08.

Eröffnung der 1. Salzburger Festspiele. Erste Aufführung von "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal vor dem Salzburger Dom.

Dezember 1927

1928

Jänner 1928

01.01.

Im Zuge der Aufführungen der Oper "Jonny spielt auf" von Ernst Krenek an der Wiener Staatsoper kommt es zu Protestkundgebungen der Nationalsozialisten gegen die "freche jüdisch-negerische Besudelung" der Staatsoper.

13.01.

Die Schwurgerichtsprozesse gegen die angeklagten Demonstranten vom Juli 1927 enden mit Freisprüchen.

30.01.

Bei einem Zusammenstoß zwischen dem Republikanischen Schutzbund und der Frontkämpfervereinigung in Schattendorf (Burgenland) kommt es durch Schüsse von Mitgliedern der Frontkämpfervereinigung zu zwei Todesopfern (ein Kind und ein Kriegsinvalide).

15.01.

Zweite Regierung Rudolf Ramek (Christlichsozialer). Sie ist eine Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.

21.01.

Tod Lenins (eigentlich Wladimir Iljitsch Uljanow, *22. April 1870) bei Moskau. Auf dem XIII. Parteitag der Kommunistischen Partei Russlands im Mai wird Stalin als Generalsekretär bestätigt.

24.01. bis 04.02.

I. Olympische Winterspiele in Chamonix: Österreich erringt zwei Gold- und eine Silbermedaille.

30.01.

Deutschlands Reichspräsident Paul von Hindenburg ernennt Adolf Hitler zum Reichskanzler.

27.01.

Rücktritt der ersten Regierung Karl Buresch (Christlichsozialer).

29.01.

Zweite Regierung Buresch. Minderheitsregierung der Christlichsozialen und des Landbundes.

01.01.

Der Schriftsteller Anton Wildgans liest im Wiener Rundfunk seine "Rede über Österreich".

20.01.

2. Haager Konferenz: Österreich wird von seinen Reparationsleistungen befreit.

01.01.

Die Notenbank (Österreichische Nationalbank) nimmt ihre Tätigkeit auf.

11.01.

Besetzung des Ruhrgebietes durch französische und belgische Truppen zur Sicherung der geforderten Reparationsleistungen.

27. bis 29.01.

Erster Parteitag der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) in München.

01.01.

Die Stadt Wien wird ein eigenständiges Bundesland.

22.01.

Tod von Papst Benedikt XV. (*21. November 1851).

26.01.

Rücktritt der ersten Regierung Schober. Walter Breisky wird mit dem Vorsitz in der einstweiligen Regierung betraut.

27.01.

Zweite Regierung Johannes Schober.

02.01.

Der Maler Franz von Defregger (*30. April 1835) stirbt in München.

08.01.

Der Schriftsteller Peter Altenberg (eigentlich Richard Engländer, *9. März 1859) stirbt in Wien.

15.01.

Ermordung der kommunistischen Politiker Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in Berlin durch Soldaten der Garde-Kavallerie-Schützen-Division.

Februar 1928

11. bis 18.02.

II. Olympische Winterspiele in St. Moritz (Schweiz). Österreich erringt drei Silber- und eine Bronzemedaille.

04.02.

Antisemitische Ausschreitungen an der Wiener Universität nach Ernennung jüdischer Professoren.

21.02.

Uraufführung der Operette "Der Zarewitsch" von Franz Lehár in Berlin.

27.02.

Neugründung der NSDAP durch Adolf Hitler in München.

26.02.

Beginn des Hochverratsprozesses gegen Adolf Hitler und weitere Angeklagte des Münchner Putschversuches 1923. Hitler wird am 1. April zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, jedoch im Dezember auf Bewährung wieder entlassen.

28.02.

Uraufführung der Operette "Gräfin Mariza" von Emmerich Kálmán in Wien.

01.02.

Der deutsche Reichstag wird auf Wunsch Hitlers durch Hindenburg aufgelöst.

15.02.

Höchststand der Arbeitslosigkeit in Österreich mit rund 600.000 Arbeitslosen (rund 26 Prozent) – davon erhalten nur rund 400.000 Arbeitslosenunterstützung.

27.02.

Brand des deutschen Reichstages. Der holländische Kommunist Marinus van der Lubbe wird als Täter verhaftet, die Nationalsozialisten nutzen die Gelegenheit zu großangelegten Verhaftungswellen unter politischen Gegnern, vor allem unter den Kommunisten. Notverordnungen schränken Meinungs-, Presse-, und Versammlungsfreiheit weitgehend ein.

04. bis 13.02.

III. Olympische Winterspiele in Lake Placid (USA). Österreich gewinnt eine Gold- und eine Silbermedaille im Eiskunstlauf.

06.02.

Unterzeichnung eines Freundschaftsvertrags zwischen Österreich und Italien.

11.02.

Unterzeichnung der Lateranverträge zwischen Italien und dem Vatikan (u. a.: Vatikanstadt wird ein eigener Staat).

06.02.

Der bisherige Erzbischof von Mailand, Achille Kardinal Ratti, wird Papst Pius XI.

18.02.

Besetzung Dublins durch die britische Armee im Kampf gegen die irische Unabhängigkeitsbewegung.

10.02.

Eine Demonstration gegen die herrschende Versorgungslage in Leoben (Steiermark) endet mit fünf Toten.

24.02.

Gründung der NSDAP in München.

11.02.

Friedrich Ebert wird von der Nationalversammlung zum ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik gewählt.

16.02.

Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlung (Nationalrat). Frauen haben erstmals das Wahlrecht, die Sozialdemokraten werden stärkste Partei.

21.02.

Ermordung des bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner (*14. Mai 1867) in München.

22.02.

Ein Zusammenstoß zwischen Kommunisten und deutschnationalen Studenten in Graz endet mit sechs Todesopfern.

27.02. bis 02.03.

Geheimverhandlungen zwischen Deutschland und Österreich auf Außenministerebene bezüglich des Anschlusses Österreichs an Deutschland.

Juni 1928

06.06.

Uraufführung der Oper "Die ägyptische Helena" von Richard Strauss mit einem Libretto von Hugo von Hofmannsthal in Dresden.

01.06.

Attentat auf Bundeskanzler Ignaz Seipel. Seipel wird schwer verwundet.

03.06.

Tod des Schriftstellers Franz Kafka (*3. Juli 1883) in Kierling bei Wien.

11.06.

Die christlichsoziale Politikerin Hildegard Burjan (*30. Jänner 1883) stirbt in Wien.

19.06.

Verbot der NSDAP in Österreich.

06.06.

England gewährt der Österreichischen Nationalbank einen Kredit zur Sanierung der Credit-Anstalt.

20.06.

Erste Regierung Karl Buresch (Christlichsozialer). Koalition aus Christlichsozialen, Großdeutschen und dem Landbund.

24.06.

Ermordung des deutschen Außenministers Walther Rathenau durch rechtsradikale Attentäter.

21.06.

Erste Regierung Johannes Schober (Polizeipräsident von Wien). Sie ist eine Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.

04.06.

Unterzeichnung des Friedensvertrags zwischen den Alliierten und Ungarn in Trianon bei Paris. Ungarn muss rund 70 Prozent seines ehemaligen Territoriums abtreten.

07.06.

Demonstrationen und Plünderungen in Wien und Graz gegen Lebensmittelpreise und die herrschende Versorgungslage. In Graz kommt es dabei zu 15 Toten.

10.06.

Die Differenzen zwischen Sozialdemokraten und Christlichsozialen über Heeresvertrauensmänner führen zum Bruch der Koalition.

02.06.

Übergabe der Friedensbestimmungen an die österreichische Delegation in Saint Germain.

15.06.

Kommunistischer Putschversuch in Wien: 20 Tote.

Juli 1928

September 1928

08.09.

Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund.

01.09.

Entdeckung des Penicillins durch Alexander Fleming.

16.09.

Der Komponist Leo Fall (*2. Februar 1873) stirbt in Wien.

30.09.

Gründung der RAVAG, der "Radio Verkehrs AG", in Wien. Die erste Radiosendung wird am 1. Oktober ausgestrahlt, zu diesem Zeitpunkt sind 11.000 Rundfunkbewilligungen erteilt. Pro Monat wird 113 Stunden gesendet, das Programm besteht überwiegend aus Musiksendungen.

08. bis 12.09.

Allgemeiner deutscher Katholikentag in Wien.

11.09.

Kundgebung der Vaterländischen Front auf dem Wiener Trabrennplatz. Die "Trabrennplatzrede" von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß legt die Grundzüge zur Errichtung eines autoritären Ständestaates dar. Das "Kruckenkreuz" wird zum Symbol der Vaterländischen Front.

21.09.

Zweite Regierung Engelbert Dollfuß. Regierung aus Christlichsozialen und Vertretern der Heimwehr.

27.09.

Rede von Bundeskanzler Dollfuß vor dem Völkerbund in Genf über Österreichs Kampf um die Unabhängigkeit.

18.09.

Der Propagandaleiter der NSDAP, Joseph Goebbels, spricht in der Engelmann-Arena in Wien (siehe oben).

20.09.

Der seit Jänner 1932 in Haft befindliche Mahatma Gandhi tritt aus Protest gegen ein britisches Wahlgesetz, das die Kaste der "Unberührbaren" vom Wahlrecht ausschließt, in den Hungerstreik.

29.09. bis 02.10.

– 02.10. Nationalsozialistischer "Gauparteitag" in Wien. Am 2. Oktober findet eine Kundgebung auf dem Wiener Heldenplatz statt. Dort sprechen Joseph Goebbels und Ernst Röhm. In mehreren Wiener Bezirken kommt es zu Zusammenstößen mit zahlreichen Verletzten.

03.09.

Erstaufführung des ersten deutschen Tonfilms ("M – Eine Stadt sucht einen Mörder" von Fritz Lang mit Peter Lorre in der Hauptrolle) im Apollokino in Wien.

05.09.

Das Haager Schiedsgericht entscheidet, dass die Zollunion zwischen Österreich und Deutschland den Genfer Protokollen widerspricht.

12.–13.09.

Putschversuch des Bundesführers der Heimwehr und steirischen Landeskommandanten Walter Pfrimer in der Steiermark. Die Heimwehren der anderen Bundesländer schließen sich nicht an, der Aufstand wird niedergeschlagen. Pfrimer flüchtet ins Ausland. In einem Hochverratsprozess im Dezember 1931 wird Pfrimer von einem Geschworenengericht freigesprochen.

22.09.

Starhemberg übernimmt wieder die Führung der Heimwehr.

02.09.

Der Landesführer der oberösterreichischen Heimwehr, Ernst Rüdiger Fürst Starhemberg, wird Führer der gesamtösterreichischen Heimwehr. Annäherung an die Christlichsozialen.

12.09.

Die Filmgesellschaft Fox zeigt die erste "tönende" Wochenschau in deutschen Kinos.

14.09.

Bei den Reichstagswahlen in Deutschland kann die NSDAP ihre Mandatsstärke von 12 auf 107 ausbauen.

25.09.

Rücktritt der Regierung Schober. Die Gründe liegen in Differenzen über die Zusammenarbeit mit der Heimwehr.

30.09.

Minderheitsregierung unter Carl Vaugoin (Christlichsozialer).

23.09.

Der Chemiker und Nobelpreisträger Richard Zsigmondy (*1. April 1865) stirbt in Göttingen (Deutschland).

25.09.

Rücktritt der Regierung Streeruwitz.

26.09.

Dritte Regierung Johann Schober. Koalition aus Christlichsozialen, Landbund und Großdeutschen.

03.09.

Erste Sitzung der Interpol, der Internationalen Polizeiorganisation – ins Leben gerufen vom Wiener Polizeipräsidenten Johannes Schober –, in Wien.

21.09.

Beschluss der Stadt Wien, innerhalb von fünf Jahren 25.000 Gemeindewohnungen zu errichten.

30.09.

Ein Zusammenstoß zwischen Nationalsozialisten und Sozialdemokraten führt in Spillern (Niederösterreich) zu einem Todesopfer.

06.09.

Bundeskanzler Seipel setzt sich vor dem Völkerbund in Genf für die Völkerbundanleihe ein.

27.09.

Der Sanierungsplan für Österreich wird vom Völkerbund genehmigt.

08.09.

Der indische Nationalkongress beschließt, die Unabhängigkeitsbestrebungen des Freiheitskämpfers Mahatma Gandhi (1869–1948) zu unterstützen.

02.09.

Übergabe der endgültigen Friedensbestimmungen an die österreichische Delegation in Saint Germain.

06.09.

Die konstituierende Nationalversammlung nimmt unter Protest die Bedingungen des Friedensvertrags an.

10.09.

Unterzeichnung des Vertrages von Saint Germain durch Staatskanzler Karl Renner. Österreich vertritt den Rechtsstandpunkt, dass das jetzige Österreich ein neuer Staat sei (– und deshalb kein kriegsführender Staat war), während der Vertrag vom Umstand der völkerrechtlichen Kontinuität Österreichs ausgeht. Böhmen, Mähren und einige Gemeinden Niederösterreichs gehen an die neu gegründete Tschechoslowakei, Südtirol bis zum Brenner, das Küstenland mit Görz und Triest, Istrien und Gebiete Dalmatiens müssen an Italien abgetreten werden, Teile der Untersteiermark, das Kärntner Mießtal und das Seeland gehen an das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, Westungarn (Burgenland) kommt zu Österreich. Festsetzung von Reparationszahlungen, Verbot eines Anschlusses an Deutschland, Festsetzung der Größe eines Berufsheeres auf 30 000 Mann.

Oktober 1928

November 1928

05.11.

Der Dichter und katholische Priester Otto Kernstock (*25. Juli 1848) stirbt in Wien. Von ihm stammt der Text der österreichischen Bundeshymne 1929–1938 ("Sei gesegnet ohne Ende").

06.11.

Der Republikaner Herbert C. Hoover (1874–1964) wird zum neuen Präsidenten der USA gewählt.

04.11.

Der Maler Albin Egger-Lienz (*29. Jänner 1868) stirbt in St. Justina (Südtirol).

29.11.

Die Christlichsoziale Partei beschließt ein neues Parteiprogramm.

04.11.

Wiederwahl von Calvin Coolidge zum Präsidenten der USA.

08.11.

Rücktritt der Regierung Seipel.

20.11.

Erste Regierung Rudolf Ramek (Christlichsozialer). Sie ist eine Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.

10.11.

Wiedereinführung der Todesstrafe in Österreich angesichts des nationalsozialistischen Terrors.

06.11.

Landtagswahlen in Vorarlberg. Letzte freie Wahlen der Ersten Republik. Die Nationalsozialisten erhalten mehr als 10 Prozent der Stimmen.

08.11.

Der Demokrat Franklin D. Roosevelt (1882–1945) wird in den USA zum neuen Präsidenten gewählt.

09.11.

Letzte freie Nationalratswahlen der Ersten Republik: Die Sozialdemokraten werden stärkste Partei. Die NSDAP kandidiert erstmals, kann aber kein Mandat erringen.

08. bis 09.11.

Putschversuch Adolf Hitlers in München. Er verkündet im Bürgerbräukeller die "nationale Revolution", erklärt die bayerische Regierung für abgesetzt und ruft zum "Marsch auf Berlin" auf. Die Polizei schlägt den Putsch an der Münchener Feldherrnhalle nieder. Die NSDAP wird daraufhin verboten, Hitler am 11. November verhaftet.

20.11.

Dritte Regierung Ignaz Seipel (Christlichsozialer). Sie ist eine Koalition aus Christlichsozialen und Großdeutschen.

14.11.

Der Operettenkomponist Carl Michael Ziehrer (*2. Mai 1843) stirbt in Wien.

24.11.

Der Nationalrat nimmt gegen die Stimmen der Sozialdemokraten die "Genfer Protokolle" an. Weitere Sanierungsmaßnahmen betreffen auch den Abbau von Staatsdienern, bis Mitte 1925 werden rund 80.000 Stellen im Staatsdienst abgebaut.

01.11.

Unruhen und Plünderungen in Wien aufgrund extremer Teuerung.

13.11.

Österreich besetzt gemäß dem "Protokoll von Venedig" das Burgenland.

02.11.

Der Republikaner Warren G. Harding wird neuer Präsidenten der USA.

15.11.

Erste Vollversammlung des Völkerbundes in Genf.

20.11.

Zweite Regierung Michael Mayr (Christlichsozialer).

Dezember 1928

05.12.

Die Bundesversammlung wählt Wilhelm Miklas (Christlichsozialer) zum Bundespräsidenten. Amtsantritt am 12. Dezember 1928.

Auf dem Parteitag der KPdSU wird Leo Trotzki aus der Partei ausgeschlossen und in die Verbannung geschickt.

04.12.

Der Gründer der ersten österreichischen Filmgesellschaft ("Sascha-Film") Alexander Graf Kolowrat-Krakowsky (*29. Jänner 1886) stirbt in Wien.

10.12.

Der Psychiater Julius Wagner-Jauregg (1857–1940) erhält für seine Entdeckung der Fiebertherapie bei progressiver Paralyse den Nobelpreis für Medizin.

29.12.

Der Schriftsteller Rainer Maria Rilke (*4. Dezember 1875) stirbt bei Montreux (Schweiz).

10.12.

Richard Zsigmondy (1865–1929) erhält den Nobelpreis für Chemie für seine Forschungen auf dem Gebiet der Kolloidchemie.

14.12.

Uraufführung von Alban Bergs "Wozzeck" in Berlin.

09.12.

Wiederwahl von Michael Hainisch zum Bundespräsidenten.

12.12.

Einführung des Schillings als neue Währung (wirksam ab 1. Jänner 1925). 1 Schilling entspricht 10.000 Papierkronen. Ende der galoppierenden Inflation in Österreich.

10.12.

Der Physiker Erwin Schrödinger (1887–1961) erhält gemeinsam mit Paul Dirac den Nobelpreis für Physik für seine Forschungen auf dem Gebiet der Quantenmechanik.

In den Wintermonaten der Jahre 1932/1933 erreicht die Weltwirtschaftskrise ihren Höhepunkt.

04.12.

Der Schriftsteller Gustav Meyrink (*19. Jänner 1868) stirbt in Starnberg (Deutschland).

16.12.

Nach Entdeckung eines Waffenlagers des Republikanischen Schutzbundes in Voitsberg (Steiermark) kommt es zu einer bewaffneten Auseinandersetzung mit der Gendarmerie, die mit zwei Toten endet.

04.12.

Regierung Otto Ender (Christlichsozialer). Koalition aus Christlichsozialen, Landbund und Großdeutschen.

11.12.

Karl Landsteiner (1868–1943) erhält für die Entdeckung der Blutgruppen den Nobelpreis für Medizin.

Auseinandersetzung zwischen Schutzbund und Heimwehr fordern einen Toten und mehrere Verletzte.

07.12.

Eine Novellierung der Bundesverfassung erweitert die Rechte des Bundespräsidenten.

10.12.

Fritz Pregel (1869–1930) erhält den Nobelpreis für Chemie für die von ihm entwickelte Methode der quantitativen Mikroanalyse organischer Verbindungen.

27.12.

Mit der Einrichtung des "Faschistischen Großen Rats" beginnt die Institutionalisierung von Mussolinis Diktatur in Italien.

14. bis 16.12.

Die Volksabstimmung im Raum Sopron (Ödenburg) ergibt den Verbleib Soprons bei Ungarn. Der Druck Ungarns beeinflusst das Ergebnis.

16.12.

Vertrag von Lana zwischen Österreich und der Tschechoslowakei auf Basis des Vertrags von St. Germain. Tschechische Kreditzusage.

04.12.

Uraufführung der Oper "Die tote Stadt" von Erich Wolfgang Korngold in Hamburg und Köln.

09.12.

Der parteilose Michael Hainisch wird von der Bundesversammlung zum Bundespräsidenten gewählt.

16.12.

In München erwirbt die NSDAP die Wochenzeitung "Völkischer Beobachter".

Aufnahme Österreichs in den Völkerbund.

17.12.

Das Gesetz über die Einführung des Acht-Stunden-Tages wird für alle Arbeitsverhältnisse beschlossen.

1929

Februar 1929

April 1929

Mai 1929

Juli 1929

August 1929

September 1929

Oktober 1929

Dezember 1929

1930

Jänner 1930

Februar 1930

April 1930

Mai 1930

August 1930

September 1930

Oktober 1930

November 1930

Dezember 1930

1931

März 1931

April 1931

Mai 1931

Juni 1931

Juli 1931

September 1931

Oktober 1931

Dezember 1931

1932

Jänner 1932

Februar 1932

April 1932

Mai 1932

Juli 1932

August 1932

September 1932

Oktober 1932

November 1932

Dezember 1932

1933

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Februar 1933

März 1933

April 1933

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September 1933

Oktober 1933

November 1933

Dezember 1933