Italien

Mit der italienischen Kriegserklärung im Mai 1915 ändert sich die Situation Österreich-Ungarns beträchtlich. Zur Ost- und Balkanfront kamen nun die Schlachtfelder in Tirol und am Isonzo, sowie der Seekrieg auf der Adria hinzu.

Der Kriegseintritt Italiens

Kaiserjäger bringen erste italienische Gefangene ein ©
Kaiserjäger bringen erste Gefangene ein

Das Umschwenken des langjährigen Dreibund-Partners Italien in das Lager der Entente löste in der österreichischen Öffentlichkeit sehr heftige, emotionelle Reaktionen aus, hatte aber eine lange Vorgeschichte.

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General Rohr von Denta zur italienischen Kriegserklärung
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Marcia Reale Italiana
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Il Canto degli Italiani
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Italienischer Artillerist ©
Italienischer Artillerist

Zwischen beiden Ländern stand – trotz des Dreibunds – die Frage der Zukunft der italienischsprachigen Teile der Monarchie (besonders das Trentino und Triest).

Als 1914 der Weltkrieg begann, war Italien laut Dreibundvertrag nicht zum Kriegseintritt auf Seiten der Mittelmächte verpflichtet und blieb neutral. Schon damals wurde überlegt, ob man durch eine Abtretung des Trentino die italienische Neutralität auch weiterhin sicherstellen könne. Die Entente stellte Italien weitergehende Gebietsgewinne für den Fall des Kriegseintrittes auf ihrer Seite in Aussicht.

1915 führten die Verhandlungen Italiens mit der Entente zum Londoner Vertrag, in dem Italien die Brennergrenze, Görz und Gradiska, Triest, Istrien und einige dalmatinische Inseln zugesagt wurden. Parallel dazu ventilierten die Mittelmächte, Italien die Abtretung des Trentino zuzusagen, um sie vom Kriegseintritt abzuhalten.

Obwohl der Kriegseintritt in Italien innenpolitisch nicht unumstritten war, kündigte es am 4. Mai den Dreibund und erklärte am 23. Mai Österreich-Ungarn den Krieg.

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Inno di Garibaldi
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Kriegseintritt Italiens - Freudenkunggebungen in London
Postkarte - Bersagliere ©
Bersagliere
An meine Völker! 23. Mai 1915, Extraausgabe der Wiener Zeitung zur Kriegserklärung von Italien, ©
An meine Völker! 23. Mai 1915
Viktor Emanuel III. und General Cadorna ©
Viktor Emanuel III. und General Cadorna. Ausschnitt.
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Der Kriegseintritt von Italien 1915 - Der italienische und serbische König vor dem Krieg

Erinnerungen

Reklamemarke mit antiitalienischer Parole ca. 1915 ©
Reklamemarke mit antiitalienischer Parole

… erwarten wir die Kriegserklärung

Josef Redlich

“Heute erwarten wir die Kriegserklärung Italiens an uns, die Salandra der Kammer ankündigen soll. Wien ist völlig ruhig. … Die gewaltige Übermacht, die Italien jetzt gegen uns hat, istz doch der Menge nicht klar.”

Blitzschlag aus heiterem Himmel

Georg Günther

“Der im Mai 1915 erfolgte, vom 'sacro egoismo' eingegebene Eintritt unseres früheren Bundesgenossen Italien in den Krieg auf Seite unserer Gegner wirkte, obwohl nach allem vorauszusehen, doch wie in Blitzschlag aus heiterem Himmel, denn immer noch hoffte jeder im stillen, daß über allem egozentrischen Streben doch die Erinnerung an alte verbriefte Bundesgenossenschaft und das fair play zwischen den Völkern stehen werde.”

Staunen so groß wie die Entrüstung

Richard A. Bermann (Arnold Höllriegel)

“Da die Zensur der Presse nicht gestattet hatte, die Bevölkerung auf diesen kommenden Schlag vorzubereiten, war in Österreich das Staunen so groß wie die Entrüstung.”

Mangelnde militärische Vorbereitung

Friedrich Funder

“… die ganze Verteidigung (bestand) … in einer Schützengrabenanlage … und in 24 älteren Geschützen …”

Eine Hasswelle auf Italien

Stefan Zweig

“Als Italien im Mai 1915 Österreich ... den Krieg erklärte, sprang bei uns eine Hasswelle auf.”

… bis zu Thränen

Arthur Schnitzler

“Wuth und Ekel über Italien ...”

Tiroler Kaiserjäger-Scharfschützen mit Fernrohrgewehren. Zeichnung: k.u.k. Leutnant Carl v. Dombrowski ©
Kaiserjäger im Gebirgskrieg

Hasseswelle

Franz Brandl

“Der Krieg bekam ein neues Gesicht, er wurde zum Mittel, das, was man damals Verrat nannte, zu züchtigen, und in diese Hasseswelle der Alpendeutschen fügten sich auch die Südslawen ein …”

Veränderung der Gesamtlage

Robert Ehrhart

“Die Volte des früheren Dreibundgenossen war überaus bedrohlich, der Feind verstärkte sich um eine ansehnliche militärische Macht, … Aber auch eine weitere, recht potente Volkswirtschaft fiel damit zu seinen Gunsten in die Waagschale.”

Kriegsausbruch in Riva erlebt

Julius Deutsch

“Die Anmut dieses begnadeten Ortes, verschönt durch die Pracht des Frühlings, kam mir doppelt zu Bewußtsein, als die ersten Kanonenschüsse dröhnten.”

Triest aus Sicht des Seekommandanten

Alfred von Koudelka

“Die Triestiner waren so aufgebracht, daß sie noch am selben Abend die Redaktion des italienisch-liberalen Blattes 'Il Piccolo', mehrere italienische Klubs und Kaffeehäuser demolierten und in Brand steckten.”

Chronologie der Ereignisse

1915

2. Jänner

Der Komponist Karl Goldmark (18. Mai 1830 - 2. Jänner 1915) stirbt in Wien.
Zu seinen bekanntesten Werken gehört die Oper "Die Königin von Saba"

13. Jänner

Stephan Burián Freiherr von Rajecz wird k. u. k. Außenminister

8. März

Um Italien von einem Kriegseintritt auf Seiten der Entente abzuhalten, erklärt sich Österreich-Ungarn bereit, das Trentino an Italien abzutreten.

15. März

Uraufführung des Films "Der Traum eines österreichischen Reservisten". Der Film basiert auf dem Orchesterwerk Carl Michael Ziehrers "Der Traum eines österreichischen Reservisten" aus dem Jahr 1890.

23. März

Nach dem Scheitern des Entsatzes der Festung Przemysl durch k. u. k. Truppen Ende Februar / Anfang März fällt die Festung am 23. März.

März / April

Der Krieg hat Auswirkungen auf die Versorgungslage der Zivilbevölkerung. In Wien ergehen Appelle zum sparsamen Brotverbrauch, es werden die ersten Lebensmittelkarten für Brot und Mehl ausgegeben, weiters steigen die Lebensmittelpreise für Grundnahrungsmittel wie etwa Milch.

27. April

Das k. u. k. U-Boot U5, unter Kommando von Georg Ludwig Ritter von Trapp, dem Vater der singenden Trapp-Familie, versenkt den französischen Panzerkreuzer Leon Gambetta in der Straße von Otranto.

2. Mai

Ostfront – Angriffsverbände der Mittelmächte durchbrechen die Front zwischen Gorlice und Tarnow. Am 3. Juni wird Przemysl zurückerobert und am 23. Juni ziehen Turppen der Mittelmächte im befreiten Lemberg ein. Die Offensive erzwingt ab Mitte Juni 1915, bis in den September, den "Großen Rückzug" der russischen Armee. Fast ganz Polen, der größte Teil von Galizien und Teile des Baltikums kommen unter Kontrolle der Mittelmächte. Die massiven russischen Verluste an Menschen und Material verhindern größere russische Angriffsabsichten in den folgenden Monaten.

3. Mai

Italien kündigt den Dreibund mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich auf.

7. Mai

Seekrieg - Das deutsche U-Boot U 20 versenkt das britische Passagierschiff RMS-Lusitania vor der Südküste Irlands. Heftige Proteste von Seiten der USA, 128 US-Bürger verlieren ihr Leben, führen zur Einstellung des uneingeschränkten U-Boot-Krieges.

9. Mai bis 23. Juli

Westfront - Französischer Großangriff in der Lorettoschlacht im Artois. Das Rezept mit mehr Infanterie und mehr Artillerie anzugreifen führt, außer zu höheren Verlusten, kaum zu einem nennenswerten Ergebnis. Ebenfalls am 9. Mai, allerdings nur einen Tag lang, erfolgt ein erfolgloser britischer Großangriff bei Aubres zur Unterstützung der französischen Offensive.

15. Mai bis 27. Mai

Westfront – Ein weiterer britischer Großangriff bei Festubert, zur Unterstützung der französischen Armee, wird ebenfalls von den deutschen Verteidigern abgewiesen. Die mangelnde Artillerieunterstützung - zu wenige moderne Geschütze und viel zu wenig Munition,  diese auch noch von schlechter Qualität - führt zur "Shell Crisis", der Munitions-Krise von 1915. Als direkte Folge davon werden in Groß Britannien Maßnahmen zur Ausnutzung der gesamten Industriekapazität ergriffen, bei gleichzeitiger Steigerung der Aufträge für Kriegszwecke in den USA. Ein weiterer Aspekt dieser Krise war der beschleunigte politische Aufstieg von David LLoyd George.

23. Mai

Italien erklärt Österreich-Ungarn, aber nicht dem Deutschen Reich, den Krieg. Die italienische Armee versäumt einen schnellen Angriff. Österreich-Ungarn kann mit letzten Reserven, darunter die berühmten Tiroler Standschützen, eine Abwehrfront errichten. Die Südfront, wird einerseits vom Krieg im Hochgebirge, andererseits vom Kampf im Karst am Isonzo-Unterlauf geprägt. Im Gegensatz zur Ostfront oder zur Balkanfront, wird Italien von beinahe allen Bevölkerungsteilen der Monarchie als Feind und wortbrüchiger Angreifer empfunden.

27. Mai

Die Deportationsgesetzte in der Türkei gegen die armenische Minderheit werden auf Druck der Jung-Türken beschlossen. Beginn des Völkermordes an den Armeniern, in dessen Verlauf im Jahr 1915 bis zu 1,5 Millionen Opfer zu beklagen sind.

31. Mai

Luftkrieg - Erste Angriffsfahrt eines deutschen Zeppelins auf London. Das nächtliche Luftbombardement soll die Rüstungswirtschaft schwächen. An Tagen nach Luftschiff-Angriffen sinkt die Produktivität in den Fabriken erheblich ab.

Ab Juni

Westfront - langsames und systematisches Vorrücken deutscher Truppen im Bereich der Argonnen und vor Verdun. Das von General Mudra entwickelte Angriffsverfahren ist viel kleinteiliger als die großen französischen Offensiven, dadurch ist die örtliche Überlegenheit, besonders an effektiver schwerer Artillerie, sehr viel erdrückender. Zu diesem Zeitpunkt ist auch noch eine erhbebliche technische Überlegenheit bei der schweren Artillerie auf Seite der Mittelmächte vorhanden.

23. Juni bis 3. August

Italienfront - Die italienische Armee beginnt mit der Ersten und Zweiten Isonszoschlacht eine ganze Reihe von Offensiv-Schlachten am Isonzo-Unterlauf. Es ergibt sich ein ähnliches Bild, wie bei den Schlachten an der Westfront. Hohen Verlusten, besonders für die Angreifer, stehen kaum messbare Geländegewinne gegenüber. Auch der Gebirgskrieg wird nun von italienischer Seite mit erhöhtem Einsatz geführt. Die verlorene Zeit zwischen der Kriegserklärung und den ersten großen Angriffen kann aber nicht mehr wettgemacht werden.

Von Juli bis Frühjahr 1916

Luftkrieg - Westfront - Beginn der "Fokker-Plage" an der Westfront. Durch ein synchronisiertes Maschinengewehr, so kann durch den sich drehenden Probeller geschossen werden, ist der deutsche Fokker-Eindecker allen Flugzeugen der Entente im Luftkampf vorübergehend überlegen.

19. August

Seekrieg – Der britische Passagier-Dampfer Arabic wird von U 24 versenkt. Weil unter den Opfern wieder US-Bürger sind wird der U-Boot-Krieg weiter eingeschränkt. Am selben Tag kommt es zum Baralong-Zwischenfall. Die britische U-Boot-Falle Baralong setzt U 27 kampfunfähig. Als U-Boot-Fallen wurden bewaffnete Schiffe bezeichnet, die als Handelsschiffe getarnt waren, ein klarer Verstoß von britischer Seite gegen das Prisen-Recht und einer der Gründe für den uneingeschränkten U-Boot-Krieg von deutscher Seite. Der britische Kapitän lässt alle überlebenden Matrosen der U-Boot Besatzung erschießen, ein klares Kriegsverbrechen.

21. August

Gallipolifront - Der letzte Versuch britischer, australischer und neuseeländischer Truppen die Brückenköpfe an der Meerenge auszuweiten scheitert.

Mitte September

Nach russischen Gegenangriffen (Schlacht bei Tarnopol 6. – 19. September) kein weiteres Vordringen österreichisch-ungarischer Truppen in Galizien; der Frontverlauf verfestigt sich

September bis November

Ergebnislose französische Herbstoffensive in der Champagne

Oktober bis November

Eroberung Serbiens und Montenegros durch die Mittelmächte

6. Oktober Beginn der Offensive, Besetzung Belgrads 
24./25. Oktober entscheidender Erfolg über die serbischen Truppen am Amselfeld bei Pristina

Mitte Oktober

Kriegseintritt Bulgariens auf Seiten der Mittelmächte und Teilnahme am Feldzug gegen Serbien

Oktober bis Dezember

Dritte und Vierte Isonzoschlacht; vergebliche italienische Angriffe (u. a. auf Görz); hohe Verluste auf beiden Seiten