Die Balkanfront

Die Balkanfront, bisher Schauplatz von bitteren Niederlagen oder großartigen Siegen, eine Frage der Seite, geriet im Herbst 1915 in Bewegung.

Filmplakat des Sascha-Filmes "Siegreich durch Serbien" ©
Filmplakat des Sascha-Filmes zum Balkanfeldzug

Im Herbst 1915 war die Zeit der Rache gekommen, zumindest aus der Sicht von Österreich-Ungarn. An die Seite der Truppen der Donaumonarchie stellten sich nun deutsche Divisionen und Bulgarien trat als neuer Verbündeter in den Krieg ein. Das Ziel war die Zerschlagung von Serbien und Montenegro sowie die Öffnung der Landverbindung zur verbündeten Türkei, nicht mehr und nicht weniger. Der Angriff unter dem deutschen General Mackensen begann am 6. Oktober 1915. Serbien stand nun auf verlorenem Posten. Der gemeinsame deutsch-österreichische Angriff und der Flankenstoß durch Bulgarien, ab dem 14. Oktober, zerschlugen den Widerstand in wenigen Wochen. Am 23. Jänner 1916 musste Montenegro kapitulieren, dem Rest der serbischen Armee war zuvor mit Hilfe der britischen, italienischen und französischen Marine die Flucht auf die Insel Korfu gelungen, aber die serbischen Verluste waren katastrophal. Ungefähr 150.000 serbische Soldaten waren entkommen, ein Drittel der operativen Stärke von 1914. Zeit und massive Hilfe der Entente waren notwendig, bevor wieder serbische Truppen ins Kriegsgeschehen eingreifen konnten. Italien war im November 1915 zum teilweisen Rückzug aus Albanien gezwungen worden und die Landverbindung zum osmanischen Bündnispartner konnte geöffnet werden.

Serbische Infanterie ©
Serbische Soldaten auf der Ada Ciganlija
Serbiens König Peter beiim Rückzug der serbischen Armee ©
Serbiens König Peter I. auf der Flucht
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Serbischer Tanz
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Feldmarschall von Mackensen ©
Generalfeldmarschall August von Mackensen

Nach der Schlacht von Gorlice-Tarnow und dem russischen Rückzug an der Ostfront standen nun deutsche Truppen für einen großen Angriff auf Serbien zur Verfügung. Bulgariens Kriegseintritt auf Seite der Mittelmächte, besiegelte neben Serbiens Schicksal auch das von Montenegro, dem Verbündeten Serbiens im Kampf gegen Österreich-Ungarn.

Bulgariens König Ferdinand I. ©
Zar Fedinand I. von Bulgarien
7,5cm Skoda-Gebirgsgeschütz in den Rhodopen ©
Bulgarische Truppen mit 7,5cm Skoda Gebirgsgeschütz in den Rhodopen

Am 5. Oktober, einen Tag vor dem Angriff der Mittelmächte auf Serbien, waren die ersten Truppen der Entente in Saloniki gelandet, Griechen­land selbst sollte allerdings erst 1917 auf Seiten der Entente in den Krieg ein­treten. Die Verletzung der Neutralität Griechenlands durch die Entente, welche sich völkerrechtlich wenig vom deutschen Überfall auf Belgien unterschied, erbrachte für sehr lange Zeit nicht die erhofften Resultate für die Entente. Serbien konnte nicht gerettet werden und die Bedrohung durch die Mittelmächte war vorerst minimal.  Die Front am Balkan stabilisierte sich entlang der bulgarisch-griechischen Grenze und quer durch Nordalbanien. Zu den waffentechnischen Vorteilen der Verteidigung kamen noch die geografische Beschaffenheit des Geländes und die klimatischen Ver­hältnisse. Das wild zerklüftete Gebirgsland war selbst schon ein Hindernis für Angreifer und in den niedrigeren Regionen befanden sich die wohl schlimmsten Malaria-Gebiete ganz Europas. Die langsam, aber stetig anwachsende Truppenpräsenz der Entente, der hauptsächlich bulgarische Einheiten gegenüberstanden, wurde von Seiten der Mittelmächte als eine gelungene Bindung von nennenswerten gegnerischen Truppen, mit sehr viel geringerem eigenen Aufwand, betrachtet.

Französische Infanteristen in Saloniki ©
Französische Infanterie an der Saloniki-Front
Serbische Kriegsgefangene ©
Serbische Soldaten in bulgarischer Kriegsgefangenschaft
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Bulgarisches Hirtenlied
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Propagandapostkarte der Herrscher des Vierbundes ©
Der Vierbund

Chronologie der Ereignisse

1915

2. Jänner

Der Komponist Karl Goldmark (18. Mai 1830 - 2. Jänner 1915) stirbt in Wien.
Zu seinen bekanntesten Werken gehört die Oper "Die Königin von Saba"

13. Jänner

Stephan Burián Freiherr von Rajecz wird k. u. k. Außenminister

8. März

Um Italien von einem Kriegseintritt auf Seiten der Entente abzuhalten, erklärt sich Österreich-Ungarn bereit, das Trentino an Italien abzutreten.

15. März

Uraufführung des Films "Der Traum eines österreichischen Reservisten". Der Film basiert auf dem Orchesterwerk Carl Michael Ziehrers "Der Traum eines österreichischen Reservisten" aus dem Jahr 1890.

23. März

Nach dem Scheitern des Entsatzes der Festung Przemysl durch k. u. k. Truppen Ende Februar / Anfang März fällt die Festung am 23. März.

März / April

Der Krieg hat Auswirkungen auf die Versorgungslage der Zivilbevölkerung. In Wien ergehen Appelle zum sparsamen Brotverbrauch, es werden die ersten Lebensmittelkarten für Brot und Mehl ausgegeben, weiters steigen die Lebensmittelpreise für Grundnahrungsmittel wie etwa Milch.

27. April

Das k. u. k. U-Boot U5, unter Kommando von Georg Ludwig Ritter von Trapp, dem Vater der singenden Trapp-Familie, versenkt den französischen Panzerkreuzer Leon Gambetta in der Straße von Otranto.

2. Mai

Ostfront – Angriffsverbände der Mittelmächte durchbrechen die Front zwischen Gorlice und Tarnow. Am 3. Juni wird Przemysl zurückerobert und am 23. Juni ziehen Turppen der Mittelmächte im befreiten Lemberg ein. Die Offensive erzwingt ab Mitte Juni 1915, bis in den September, den "Großen Rückzug" der russischen Armee. Fast ganz Polen, der größte Teil von Galizien und Teile des Baltikums kommen unter Kontrolle der Mittelmächte. Die massiven russischen Verluste an Menschen und Material verhindern größere russische Angriffsabsichten in den folgenden Monaten.

3. Mai

Italien kündigt den Dreibund mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich auf.

7. Mai

Seekrieg - Das deutsche U-Boot U 20 versenkt das britische Passagierschiff RMS-Lusitania vor der Südküste Irlands. Heftige Proteste von Seiten der USA, 128 US-Bürger verlieren ihr Leben, führen zur Einstellung des uneingeschränkten U-Boot-Krieges.

9. Mai bis 23. Juli

Westfront - Französischer Großangriff in der Lorettoschlacht im Artois. Das Rezept mit mehr Infanterie und mehr Artillerie anzugreifen führt, außer zu höheren Verlusten, kaum zu einem nennenswerten Ergebnis. Ebenfalls am 9. Mai, allerdings nur einen Tag lang, erfolgt ein erfolgloser britischer Großangriff bei Aubres zur Unterstützung der französischen Offensive.

15. Mai bis 27. Mai

Westfront – Ein weiterer britischer Großangriff bei Festubert, zur Unterstützung der französischen Armee, wird ebenfalls von den deutschen Verteidigern abgewiesen. Die mangelnde Artillerieunterstützung - zu wenige moderne Geschütze und viel zu wenig Munition,  diese auch noch von schlechter Qualität - führt zur "Shell Crisis", der Munitions-Krise von 1915. Als direkte Folge davon werden in Groß Britannien Maßnahmen zur Ausnutzung der gesamten Industriekapazität ergriffen, bei gleichzeitiger Steigerung der Aufträge für Kriegszwecke in den USA. Ein weiterer Aspekt dieser Krise war der beschleunigte politische Aufstieg von David LLoyd George.

23. Mai

Italien erklärt Österreich-Ungarn, aber nicht dem Deutschen Reich, den Krieg. Die italienische Armee versäumt einen schnellen Angriff. Österreich-Ungarn kann mit letzten Reserven, darunter die berühmten Tiroler Standschützen, eine Abwehrfront errichten. Die Südfront, wird einerseits vom Krieg im Hochgebirge, andererseits vom Kampf im Karst am Isonzo-Unterlauf geprägt. Im Gegensatz zur Ostfront oder zur Balkanfront, wird Italien von beinahe allen Bevölkerungsteilen der Monarchie als Feind und wortbrüchiger Angreifer empfunden.

27. Mai

Die Deportationsgesetzte in der Türkei gegen die armenische Minderheit werden auf Druck der Jung-Türken beschlossen. Beginn des Völkermordes an den Armeniern, in dessen Verlauf im Jahr 1915 bis zu 1,5 Millionen Opfer zu beklagen sind.

31. Mai

Luftkrieg - Erste Angriffsfahrt eines deutschen Zeppelins auf London. Das nächtliche Luftbombardement soll die Rüstungswirtschaft schwächen. An Tagen nach Luftschiff-Angriffen sinkt die Produktivität in den Fabriken erheblich ab.

Ab Juni

Westfront - langsames und systematisches Vorrücken deutscher Truppen im Bereich der Argonnen und vor Verdun. Das von General Mudra entwickelte Angriffsverfahren ist viel kleinteiliger als die großen französischen Offensiven, dadurch ist die örtliche Überlegenheit, besonders an effektiver schwerer Artillerie, sehr viel erdrückender. Zu diesem Zeitpunkt ist auch noch eine erhbebliche technische Überlegenheit bei der schweren Artillerie auf Seite der Mittelmächte vorhanden.

23. Juni bis 3. August

Italienfront - Die italienische Armee beginnt mit der Ersten und Zweiten Isonszoschlacht eine ganze Reihe von Offensiv-Schlachten am Isonzo-Unterlauf. Es ergibt sich ein ähnliches Bild, wie bei den Schlachten an der Westfront. Hohen Verlusten, besonders für die Angreifer, stehen kaum messbare Geländegewinne gegenüber. Auch der Gebirgskrieg wird nun von italienischer Seite mit erhöhtem Einsatz geführt. Die verlorene Zeit zwischen der Kriegserklärung und den ersten großen Angriffen kann aber nicht mehr wettgemacht werden.

Von Juli bis Frühjahr 1916

Luftkrieg - Westfront - Beginn der "Fokker-Plage" an der Westfront. Durch ein synchronisiertes Maschinengewehr, so kann durch den sich drehenden Probeller geschossen werden, ist der deutsche Fokker-Eindecker allen Flugzeugen der Entente im Luftkampf vorübergehend überlegen.

19. August

Seekrieg – Der britische Passagier-Dampfer Arabic wird von U 24 versenkt. Weil unter den Opfern wieder US-Bürger sind wird der U-Boot-Krieg weiter eingeschränkt. Am selben Tag kommt es zum Baralong-Zwischenfall. Die britische U-Boot-Falle Baralong setzt U 27 kampfunfähig. Als U-Boot-Fallen wurden bewaffnete Schiffe bezeichnet, die als Handelsschiffe getarnt waren, ein klarer Verstoß von britischer Seite gegen das Prisen-Recht und einer der Gründe für den uneingeschränkten U-Boot-Krieg von deutscher Seite. Der britische Kapitän lässt alle überlebenden Matrosen der U-Boot Besatzung erschießen, ein klares Kriegsverbrechen.

21. August

Gallipolifront - Der letzte Versuch britischer, australischer und neuseeländischer Truppen die Brückenköpfe an der Meerenge auszuweiten scheitert.

Mitte September

Nach russischen Gegenangriffen (Schlacht bei Tarnopol 6. – 19. September) kein weiteres Vordringen österreichisch-ungarischer Truppen in Galizien; der Frontverlauf verfestigt sich

September bis November

Ergebnislose französische Herbstoffensive in der Champagne

Oktober bis November

Eroberung Serbiens und Montenegros durch die Mittelmächte

6. Oktober Beginn der Offensive, Besetzung Belgrads 
24./25. Oktober entscheidender Erfolg über die serbischen Truppen am Amselfeld bei Pristina

Mitte Oktober

Kriegseintritt Bulgariens auf Seiten der Mittelmächte und Teilnahme am Feldzug gegen Serbien

Oktober bis Dezember

Dritte und Vierte Isonzoschlacht; vergebliche italienische Angriffe (u. a. auf Görz); hohe Verluste auf beiden Seiten