Erinnerungen und Tagebücher spiegeln die Empfindungen und Einstellungen der Zeitgenossen des Kriegsbeginnes wider. Sie lassen erkennen, wie den Menschen die grausame Realität des Krieges - Abschied von den Seinen, Massenflucht im Osten des Reiches, Angst und anonymes Sterben in den ersten Kämpfen - zu Bewusstsein kommt. Die Euphorie des Sommers 1914 verfliegt ...
Frank Varny
"Als wir die Höhen erreichten, sahen wir Tomaszów liegen. Die Stadt selbst schien ausgestorben. ... Die Zielsicherheit der Feindgeschosse war erstaunlich ...
Beim Durchschreiten des Waldes wurden die Deutschmeister mit Gewehrsalven überschüttet und es gab zahlreiche Verwundete und Tote."
Burghard Breitner
"O ihr unvergeßlichen Bilder! Das Übersetzen des San, das Vorbereiten der ganzen Division in Gefechtsformation ...
Sieben Uhr. Wir überschreiten die russische Grenze. ... Wir sind am Feind."
Edmund Glaise-Horstenau
“Das ... Regiment 58 hatte beim Anmarsch von Stanislau einen ruthenischen Jungen dabei erwischt, wie er Petroleum in den Mund genommen und dann immer wieder gegen ein brennendes Streichholz in kürzeren und längeren Abständen ausgeblasen hatte. Es seien sicher Morsezeichen für den Feind gewesen!”
Frank Varny
"Am 18. August gab es wieder eine feierliche Feldmesse, es war ja "Kaisers Geburtstag"!"
Edmund Glaise-Horstenau
“... die Katastrophe der 5. Honvéd-Kavalleriedivision bei Satanów, die fast aufgerieben wurde und von der einzelne Reiter bis über die Karpaten nach Ungarn flüchteten.”
Manès Sperber
“Die Stimmung, die im Städtel während der ersten Kriegswochen vorherrschte, war gleichsam manisch-depressiv: hoffnungsvolle Erwartung wechselte immer wieder blitzschnell mit Angst vor einer russischen Invasion, vor Pogromen, Hungersnöten und Epidemien ab.”
Willy Elmayer-Vestenbrugg
“... damals (saß) allen österreichisch-ungarischen Einheiten eine große Angst im Genick: die Angst vor Spionen. ... Diese Phobie hatte zur Folge, daß wahllos gefangengenommen und auch mehr oder minder wahllos hingerichtet wurde.”
Edmund Glaise-Horstenau
“... während wir die mir wohlbekannte Niederung von Zborów durchschritten, (trat) eine Sonnenfinsternis ein. Die Pferde wurden unruhig, auch die Menschen waren irgendwie gepackt.”
Frank Varny
"... die unglücklichen "Spione", die durch Glockenläuten und Lichtsignale angeblich den Russen Nachrichten übermittelt hatten . Manche von ihnen wurden zur Abschreckung nach kurzem Verfahren am nächsten Baum aufgehängt."
Josef Redlich
“Sodann schilderte mir Conrad den unglücklichen Verlauf der Aktion in Serbien gegen Valjevo. Er besprach die Sache sehr ernst und sagte mir offen, dass Potiorek viel Schuld trage. ... Die Sache sei in ihrer politisch-moralischen Wirkung auf die Neutralen noch unheilvoller als rein militärisch.”
Josef Redlich
“In erster Hinsicht sagte Conrad, dass Polen zu Österreich kommen müsse, so wie bis jetzt Galizien steht. Er hält die Idee eines polnischen Pufferstaates für unsinnig ...”
Frank Varny
“Am Nachmittag des 28. gab es Alarm, wir rückten nach Osten ab, um angeblich den Ausbruch der Russen aus einer Umklammerung zu verhindern ... Tatsächlich aber folgte am nächsten Tag ein Zusammenstoß mit weit überlegenen Kräften. Nicht die Russen, sondern wir waren in einer Falle. Vor allem die gegnerische Artillerie war der unseren mit weittragenden Geschützen sehr überlegen. Sie überschüttete uns mit einem Hagel von Schrapnellfeuer aus gedeckten Stellungen, während unsere Batterien auf offenem Feld auffahren mußten, und kaum ihre Ziele erreichten.”
Arnold Schönberg
“... ich konnte nie etwas anfangen mit aller ausländischer Musik. Mir kam sie immer schal, leer widerlich süsslich, verlogen und ungekonnt vor. Ohne Ausnahme. Jetzt weiß ich, wer die Franzosen, Engländer, Russen, Belgier, Amerikaner und Serben sind: Montenegriner! Das sagte mir die Musik längst ... Aber jetzt kommt die Abrechnung! Jetzt werfen wir diese mediokren Kitschisten wieder in die Sklaverei und sie sollen den deutschen Geist verehren und den deutschen Gott anbeten lernen.”
Burghard Breitner
" "Wo ist der Stab?" "Ich weiß es nicht." "Wo sind die Batterien?" "Ich weiß es nicht." "Wo ist der Herr Ober-Stabsarzt?" "Ich weiß es nicht." ... Versprengte Ulanen kommen zu uns. Husaren rasen vorbei. Niemand kann Auskunft geben. Nun auch in unserer linken Flanke Artilleriefeuer."
Ernst Koref
“Der Einrückungstag selbst ist mir in besonderer Erinnerung geblieben. Vor allem wegen unserer Equipierung (Ausrüstung). Ein forscher Feldwebel warf uns vom zweiten Stock oder gar vom Dachboden der Kaserne ... die Monturen in gekonntem Schwung herunter. ... Ich hatte eine viel zu große Garnitur erwischt. Als ich als k. k. Einjährig-Freiwilliger ... in voller Adjustierung heimkam ... gab es ein undefinierbares Gemisch von Heiterkeit und Entstezen. Bei meiner Mutter, die an Akkuratesse gewohnt war, löste mein Anblick Tränen aus.”
Frank Varny
Am 27. kam die überraschende Nachricht, dass Zamosc nach einem kurzen Angriff unserer Kavallerie von den Russen geräumt worden war! ... mit "klingendem Spiel" rückten wir in die Stadt ein, als ob es von einem Friedensmanöver heimwärts ginge."
Josef Redlich
“Tag furchtbarer Spannung! Gestern nachts teilte man dem Oberst Hoen aus Przemysl telefonisch mit, dass die Russen in voller Offensive begriffen seien ... Bei den meisten liegt Angst kaum verhüllt auf dem Grunde der Seele.”
Alfons Petzold
“Seit einigen Tagen soll bei Lemberg eine furchtbare Schlacht wüten. ... Manchmal ... bin ich voll Begeisterung und Vaterlandsliebe und möchte am liebsten mitstürmen.”
Karl Lustig-Prean
“Unweit Przemysl tobte die Schlacht bei Grodek. ... An der Front weigerten sich die Kaiserjäger, Schützengräben auszuheben, diese wären ein Zeichen von Feigheit, ungarische Honvéd hatte russische Gräben, die durch Stacheldraht geschützt waren, im Galopp attackiert und war niedergemäht worden, der Divisionär hatte angesichts der Truppe Selbstmord verübt. ... Nur die Tapferkeit war groß.”
Philipp Menczel
"Durch die Straßen (von Czernowitz) zogen tausende und sangen das Prinz-Eugen-Lied, aus den Kasernenräumen ... klangen ohne Unterlaß die Weisen der Volkshymne. Niemand dachte zunächst an Flucht. Erst als die Pruthbrücken gesprengt wurden, lichtete sich die Stadt. Ich blieb und führte zusammen mit dem Bürgermeister jenseits der geborstenen Pruthbrücken mit dem russischen General Unterhandlungen wegen friedlichen Einmarsches in die Stadt. ...
Die Bruchlinie war eingeknickt. Die Bevölkerung stand vor dem Unfaßbaren."
Franz Brandl
“Für den Kenner der Verhältnisse bildete es keine Ueberraschung, daß sich die Führung der Sozialdemokratie nach der Kriegserklärung ganz hinter die Regierung stellte. ... In einem Gespräche mit Schober hat übrigens Adler aus seiner privaten Meinung kein Hehl gemacht, daß die sozialdemokratische Partei am Bestand der Monarchie und damit der habsburgischen Dynastie wegen des übernationalen Charakters der beiden positiv interessiert sei.”
Frank Varny
"... (wir) hörten ... von weitem russische Soldatenlieder, im Chor gesungen und von gellendem Pfeifen beschlossen, auf der Straße näherkommen. ...
Da wurde die Tür aufgerissen und ein russischer Offizier, die Pistole in der Hand, schaute herein."
Erwein Lobkowicz
“Vor Uhrynow passierten wir unsere Grenze. ... Meine Dragoner konnten es gar nicht fassen, wieder in Österreich zu sein!”
Josef Redlich
"Heute nachmittags kam ein Telegramm des großen Generalstabes von Berlin, das mitteilte, die russische Armee in Ostpreußen sei ganz vernichtet. ...
In Lemberg habe man gestern publiziert, dass jeder, der abreisen wolle, dies tun soll: es wurden die kaiserlichen Adler von den Amtsgebäuden abgenommen; es scheint also, dass man Lemberg den Russen übergeben wird. Das wäre der Ausdruck für einen eklatanten Sieg der Russen."
Richard A. Bermann (Arnold Höllriegel)
“Erst schien der lange Zug der militärischen und bäuerlichen Fuhrwerke ... durchaus nach Osten zu streben, auf die Front zu. Dann auf einmal beobachtete ich, daß mehr Fuhrwerke als zuvor aus dem Osten kamen; in der gleichen Nacht ... hörte ich auch ein rollendes Geräusch, das ich erst für ein fernes Gewitter hielt; es war aber Artilleriefeuer.”
Karl Popper
“Für einige Wochen und unter dem Einfluß der Kriesgpropaganda in meiner Schule, wurde auch ich von der allgemeinen Strimmung angesteckt: Im Herbst 1914 schrieb ich ein dummes Gedicht ...”
Alfons Petzold
“Die heute abends gemeldete Räumung unserer Truppen und die Übergabe der Hauptstadt Galiziens (Lemberg) hat hier allgemein eine deprimierte Stimmung zur Folge; die Regierung hat zum Teil schuld daran, da sie seit Wochen die Veröffentlichung der lügenhaftesten Berichte in unseren Blättern duldete.”
Carl v. Bardolff
"Um die Monatsmitte ließ der feindliche Druck sichtlich nach, so daß die schützende Sanlinie ziemlich ungehindert erreicht wurde und den erschöpften Truppen einige Ruhetage gegönnt werden konnten. ...
Conrad ... gab ... am 16. September den Befehl zum weiteren Rückzug hinter die Biala und den Dunajec."
Lois Weinberger
“Das Familienoberhaupt fehlte ... an allen Ecken und Enden. Und das war fast in jedem Hause so. Denn wenn anfangs nur die besten und die jüngsten Jahrgänge eingerückt waren, so kamen nach und nach immere mehr an die Reihe.”
Josef Redlich
"... Berchtold (fahre fort,) ... sich selbst zu persiflieren ... "Hört´s mir schon einmal von dem Krieg auf, der langweilt mich riesig", rief er aus! Und dann: “Ich weiß, die Russen werden nach Buchlowitz kommen und werden es gewiss verbrennen, aber ich hab doch noch ein Schloss in Salzburg, werd´ halt dort leben.”
Frank Varny
“Ein russischer Feldwebel - Starschy - Unteroffizier - kam herein und rief uns ein Wort zu, das wir von nun an noch oft hören sollten: Sadiss! (Aufsitzen, Einsteigen!) ... ... Wir ... humpelten zu den Fuhrwerken und saßen zu Dritt auf. ... Im Zotteltrab ging es nun etwa 40 km der Festung Cholm zu.”
Egon Friedell
" "Was, als Freiwilliger wollen Sie gehen? Wissen Sie, wieviel Freiwillige sich bis jetzt gemeldet haben? Eindreiviertel Millionen!! Und die schaun alle etwas anders aus als Sie! Von dem Gewicht, das Sie mit sich herumtragen, ist einem Infanteristen mit Sack und Pack gerade die Hälfte erlaubt"
"Ich will aber zur Kavallerie ..."
Du glaubst nicht, Lina, wie schwer es mir gemacht wird, den Heldentod zu sterben."
Richard A. Bermann (Arnold Höllriegel)
"Meine dortigen (Prager) Bekannten waren ganz glücklich: Endlich durften sie auf die Tschechen nach Herzenslust schimpfen. Denn es war schon in diesen ersten Monaten eine Tatsache, daß das tschechische Volk diesen von ihm nicht gewünschten, nicht autorisierten Krieg nur gezwungen und widerwillig mitmachte. ..
Es wäre in diesem Stadium des Krieges vielleicht noch möglich gewesen, die Tschechen durch freiheitliche Reformen und eine nationale Autonomie für Österreich zu gewinnen. Statt dessen ließ man in Böhmen und Mähren die sudetendeutschen Chauvinisten sich gegen die tschechische Bevölkerung austoben."
Frank Varny
"Wir wurden am Güterbahnhof in Kiew auswaggoniert. Oberste und Majore an der Spitze des langen Zuges, ging es durch die Hauptstraße zur Festung. ...
Auf der Festung, dem Krjepost, angelangt, wurden wir - zur Empörung der höheren Offiziere unter uns - von einem österreichischen Fähnrich ohne Rangabzeichen namens Mandic empfangen. Er sprach gut deutsch und ungarisch und kam von einem kroatischen Regiment. Gleich vielen anderen Slawen aus der österreichisch-ungarischen Armee hatte er sich nach der Gefangenschaft in russische Dienste begeben ... "
Josef Redlich
“Gestern wurde offen bekannt, dass unsere Truppen bei Arangjelovac von zehn serbischen Divisionen geschlagen wurden: 12.000 Verluste an Toten und Verwundeten.”
Josef Redlich
“Am Montag Diner-Dénes bei mir. Erzählt, dass die ungarischen Obergespäne und Kommissäre in Syrmien und Südungarn einen Rassenkrieg gegen die Raiczen führen. Zu Hunderten würden Serben verhaftet, viele davon unschuldig ... Alle diese Dinge, ein förmlicher Aufstand in Bosnien, werden verschwiegen! In Budapest herrsche große Depression wegen der Einfälle der Russen über die Karpathen, alles schwöre auf die Deutschen ...”
Salka Viertel
“Mir war der schroffe, brutale Kasernenhofton, mit denen die Verwundeten, besonders die Ukrainer, von den Ärzten und Schwestern behandelt wurden, unerträglich. Man sagte uns, dass die Ukrainer in Massen zu den Russen überliefen. Lange Infanteriekolonnen zogen an unserem Haus vorbei - schmutzig, verwahrlost, halb tot vor Erschöpfung.”
Julius Braunthal
“... junge Wiener Arbeiter und Handlungsgehilfen, unter ihnen auch einige Bauernsöhne aus der Nähe der Stadt. Sie schienen weder von Kriegshysterie noch von Kriegsbegeisterung befallen, nahmen jedoch die Tatsache des Krieges ohne viele Bedenken hin. Ich konnte bei ihnen nicht die geringste Spur österreichischen Patriotismus oder deutschen Nationalismus feststellen.”
Salka Viertel
"Mein Vater weigerte sich, die Stadt (Sambor) zu verlassen. ... Schließlich überzeugte ihn ein ruthenischer Stadtrat, dass seine politischen Feinde, die "antisemitischen Nationaldemokraten", es ihm unmöglich machen würden, im Amt (als Bürgermeister) zu bleiben und dass die Russen in sofort als Geisel verhaften und nach Sibirien schicken würden. Wir begannen, in rasender Eile zu packen."
Frank Varny
"Es ging vorbei an der Kirgisensteppe, dem Aralsee ... Meist waren da nur ein paar niedrige Häuser mit grünem Blechdach, ein paare Jurten oder Lehmhäuser. ...
Für uns ging die Reise weiter durch eine große Stadt in einer grünen Oase: Taschkent ...
Der Zug wandte sich nach Westen und durchfuhr tagelang wasserlose Sandwüsten. Endlich hielt er in einer Stadt mit europäischem Aussehen: ... Neu-Buchara ..."
Franz Kafka
“P. zurück. Schreiend, aufgeregt, außer Rand und Band. Geschichte vom Maulwurf, der im Schützengraben unter ihm bohrte und den er für ein göttliches Zeichen ansah, von dort wegzurücken. Kaum war er fort, traf ein Schuß einen Soldaten, der ihm nachgekrochen war und sich jetzt über dem Maulwurf befand.”
Georg Günther
“Nach heldenmütiger und opferreichster Verteidigung und zweimaligem Verlust der Festung Przemysl mußte sich, im November 1914, die österreichisch-ungarische Armee gegen Krakau zurückziehen, das ... vom Zentrum des Ostrau-Karwiner Kohlenreviers kaum 170 Kilometer entfernt ist.”
Joseph Wechsberg
"Die Lage der Österreicher war hoffnungslos, als mein Vater, der Kompanieführer, den Befehl erhielt. "Ihm blieb nichts anderes übrig, als den Befehl "Sturm" zu geben", sagte der alte Bauer. ...
Die Russen hatten gewartet. ... Erst als die Angreifer die Lichtung beinahe erreicht hatten und in sicherer Schußweite der Maschinengewehre waren, begannen die Russen zu schießen.
Fritz Kortner
"Die Tür ging auf, und wir wurden hineingeschubst. ... Zwei Handlanger - Feldwebel - packten je zwei und schleuderten abwechselnd je einen von uns einem der vier Ärzte zu. ... Er begann mit der Untersuchung. Und während er mich abklopfte und abhorchte, sagte er mit gesenkter Stimme: "Ich war Theaterarzt in der Volksbühne. Ich hab´ Sie in "Alles um Geld" gesehen. Sie müssen bald wieder spielen. Kommen Sie morgen um neun Uhr ins Allgemeine Krankenhaus, fragen Sie nach Doktor Kilian." ... Das war der Freispruch!"
Philipp Menczel
“In fünfwöchiger Reise ging es ... von Gefängnis zu Gefängnis, bis wir in Tomsk angelangt waren ... Bei fünfziggradigem Frost wurden wir dann auf primitiven Schlitten durch die sibirische Eis- und Schneewüste nach dem viele hundert Kilometer entfernten Kalpaschewo abgeschoben ...”
Anton Wildgans an Hugo von Hofmannsthal
“Damit aber dieses Österreich ... das werde, was wir von ihm träumen, muß eine Nationalität (hoffentlich die deutsche) die Vorherrschaft erlangen. ... Ein Bündnis mit dem Panslawismus würde unsere unabhängige staatliche Existenz gefährden. Das Bündnis mit Deutschland garantiert diese ...”
Josef Redlich
“Die Stimmung ist in Wien und Budapest sehr deprimiert seit der traurigen Niederlage in Serbien. ... Unsere Truppen hatten, im tiefen Schnee watend, keine Munition und vier Tage lang keine Nahrungsmittel mehr, als die Serben sie einholten. Die serbische Heeresmacht soll allerdings doch schwer erschüttert sein.”
Die 30-jährige Urheberrechtsfrist für Wagners Oper Parsifal läuft aus: Bayreuth hat nicht mehr das Monopol auf Aufführungen dieser Oper.
1. Wiener Parsifal am 14. Jänner 1914. (mit Erik Schmedes als Parsifal, Anna von Mildeburg als Kundry und Friedrich Weidemann als Klingsor).
Ankündigung des 8-Stundentages in den Ford-Werken (USA). In Österreich-Ungarn gilt zu dieser Zeit in der Industrie weitgehend der 10-Stundentag.
Albanien wird selbständig; Wilhelm zu Wied albanischer König
Die Frau des französischen Finanzministers, Joseph Caillaux, erschießt den Chefredakteur des "Figaro", Gaston Calmette; dieser hatte die Veröffentlichung kompromittierender Briefe angekündigt
Das Abgeordnetenhaus des Reichsrates in Wien wird wegen Arbeitsunfähigkeit vertagt
Russland beschließt eine bedeutende Erhöhung der Friedensstärke seiner Armee
Kaiser Wilhelm II. zu Staatsbesuch in Wien
Der Wiener Associationfootball-Club sichert sich durch ein 1:1 gegen SK Rapid Wien den Fußball-Meisterschaftstitel in der Wiener 1. Klasse.
Der erste Propaganda-Dokumentarfilm Österreich-Ungarns wird in den Kinos aufgeführt, er trägt den Titel "Unsere Kriegsflotte".
Im britischen Unterhaus wird der "Government of Ireland Act 1914" beschlossen. Trotz heftigen Widerstandes im Oberhaus und auch von Seiten der britischen Armee wirde Irland mehr Souveränität gewährt. Das Gesetz wird aber vor Kriegsausbruch nicht mehr umgesetzt.
Trotz Interventionsversuchen von russischer Seite stehen zwei, in Großbritannien gebaute, "Dreadnought"-Schachtschiffe kurz vor Fertigstellung und Übergabe an die türkische Marine. Die Regierung Asquith beharrt auf ihrem liberalen Standpunkt, sich nicht in die Geschäfte britischer Firmen einzumischen. Hintergrund ist die Furcht Russlands nicht nur die Passage durch die Meerengen (Dardanellen und Bosporus) verwehrt zu bekommen, sondern auch im Schwarzen Meer gegenüber der türkischen Marine ins Hintertreffen zu geraten.
Der Chemiker Adolf von Lieben (* 3. Dezember 1836) stirbt in Wien.
Die Schriftstellerin und Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner (* 9. Juni 1843) stirbt in Wien.
Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand (* 18. Juli 1863) und seiner Gattin Sophie Herzogin von Hohenberg (* 1. März 1868) durch Gavrilo Princip in Sarajewo.
Die "Mission Hoyos" bringt den erhofften außenpolitischen "Blankoscheck" von Berlin für Wien. Kaiser Wilhelm II. und die deutsche Regierung versichern Österreich-Ungarn der unbedingten und uneingeschränkten Bündnistreue, die vielzitierte "Nibelungentreue". Berlin drängt auf rasches Vorgehen gegen Serbien. Dazu fehlt aber die Einigkeit in Wien, der ungarische Ministerpräsident Tisza ist gegen ein sofortiges militräisches Vorgehen.
Einigung in Wien auf ein so gut wie unannehmbares Ultimatum an Belgrad. Der Diplomatie soll so genüge getan werden, die Kriegsschuld aber bei Serbien liegen. Die Übergab ist erst nach dem Staatsbesuch der französischen Regierungspitze in Russland geplant. Das Treffen soll nicht zur Abstimmung der Vorgehensweise Frankreichs und Russlands genützt werden.
Französisch-russisches Regierungstreffen in Petersburg. Seit dem 17. Juli sind Russland, Frankreich, Serbien, Italien und Rumänien, teils durch Entzifferung des österreichisch-ungarischen Telegraphencodes und teils durch Indiskretionen des österreich-ungarischen Außenministers Berchtold selbst, über das geplante Ultimatum informiert.
Überreichung des Ultimatums an Serbien.
Russische Teilmobilmachung gegen Österreich-Ungarn, wofür es keinen Plan gibt. Der russische Generalstab macht auf die Unmöglichkeit der Abwandlung des Mobilmachungsplanes aufmerksam. Also eigentlich Beginn der russischen Mobilmachung. Aber auch eine Teilmobilmachung hätte die deutsche Mobilmachung ausgelöst. Serbien lehnt das Ultimatum ab und leitet Generalmobilmachung ein. Österreichisch-ungarische Teilmobilmachung für Fall "B" – Balkan.
Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien.
Russland geht von der verdeckten Mobilmachung ab und verkündet nun offiziell die Generalmobilmachung.
Österreich-ungarische Generalmobilmachung. Entgegen den Versprechungen von Generalstabschef Conrad geht die Überleitung von Mobilmachung Fall "B" wie Balkan, auf Mobilmachung "R" wie Russland alles andere als reibungslos vor sich. Deutsches Ultimatum an Russland, seine Mobilmachung einzustellen, und Ultimatum an Frankreich, sich neutral zu erklären.
Frankreich erklärt Generalmobilmachung.
Deutschlands Generalmobilmachung und Kriegserklärung an Russland.
Deutsches Ultimatum an Belgien für Durchmarschrechte. Neutralitätserklärung Italiens, das mit Österreich-Ungarn und Deutschland im Dreibund ist. Zwei moderne Schlachtschiffe für die Türkei, die in britischen Werften gebaut wurden, werden am Tag der Übergabe an die türkischen Besatzungen von der britischen Admiralität beschlagnahmt, obwohl sie bereits bezahlt waren. Die von Istanbul erhoffte maritime Überlegenheit über Russland kommt dadurch nicht zustande.
Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich. Einmarsch deutscher Truppen in Belgien.
Kriegserklärung Großbritanniens an das Deutsche Reich. Beginn des deutschen Angriffes auf die belgische Festung Lüttich.
Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Russland.
Französische Offensive im Elsass.
Kriegserklärung Großbritanniens an Österreich-Ungarn.
Beginn der Verschiffung der britischen Truppen über den Ärmelkanal.
Der deutsche moderne Schlachtkreuzer SMS Goeben und der Kreuzer SMS Breslau laufen in türkische Gewässer, die Dardanellen, ein. Die Schiffe werden am 16. August, mit Besatzungen, von der Türkei übernommen. Dadurch wird die Beschlagnahme zweier Schlachtschiffe für die Türkei, durch die britische Admiralität und in britischen Werften, teilweise kompensiert. Istanbul verfügt nun über das mit Abstand stärkste Kriegsschiff im Schwarzen Meer. Der unmittelbare Auslöser, warum die Türkei auf die Seite der Mittelmächte trat.
Weitere französische Offensiven im Elsass und in Lothringen.
Russische Truppen dringen in Ostpreußen ein. Der Befehlshaber der deutschen 8. Armee von Prittwitz plant den Rückzug hinter die Weichsel.
Die belgische Festung Lüttich kapituliert. Beginn der österreich-ungarischen Offenisve gegen Serbien.
Kämpfe in Ostpreußen, Beginn der Grenzschlachten zwischen Frankreich und Deutschland. Die Offensive der k.u.k. Truppen gegen Serbien kommt nur schleppend voran.
Besetzung Brüssels und Belagerung von Antwerpen.
Papst Pius X. stirbt.
Paul von Hindenburg übernimmt den Oberbefehl über die 8. Armee in Ostpreußen, sein Stabschef wird Erich Ludendorff. Vorstoß russischer Truppen auf österreich-ungarisches Gebiet, Beginn der Schlacht um Galizien. Bei den Grenzschlachten im Westen werden alleine an diesem Tag, nur auf französischer Seite, 27.000 Mann getötet.
Kämpfe in Ostpreußen, Fortdauer der Grenzschlachten, erste Schlacht der britischen Truppen bei Mons, Kämpfe in Galizien und an der Balkanfront. Vorgehen der Entente gegen deutsche Kolonien.
Beginn der Schlacht von Tannenberg in Ostpreußen. Österreichischer Sieg bei Komarow wird durch die Niederlage bei Gnila Lipa wertlos. In der Schlacht um Lemberg müssen sich die k.u.k Truppen nach schweren Verlusten zurückziehen, Lemberg fällt am 2. September an die angreifenden Russen.
Die Belagerung von Tsingtau beginnt. Die deutsche Kolonie Togo wird an Briten und Franzosen übergeben.
Das erste große Seegefecht des Krieges vor Helgoland endet mit einem britschen Sieg. Beginn der Belagerung der französischen Festung Maubeuge.
Die deutsche 8. Armee schlägt die russische 2. Armee in der Schlacht von Tannenberg, in Ostpreußen, vernichtend. Deutsch-Samoa wird von neuseeländischen Truppen besetzt.
Auf Anordnung des Zaren wird Sankt Petersburg in Petrograd umbenannt.
Zweite Schlacht bei Lemberg. Die Rückeroberung scheitert; die Truppen der k. u. k. Armee müssen sich bis an den Dunajec zurückziehen.
Schlacht an der Marne. Der deutsche Vormarsch stoppt, gefolgt von einem Rückzug auf eine besser verteidigbaren Frontverlauf.
Serbische Offensive an der unteren Save.
Offensive der k. u. k. Armee gegen Nordwestserbien.
Serbisch-montenegrinischer Vorstoß auf Sarajewo.
Schlacht an der Aisne. Ende des deutschen Rückzuges nach der Marne-Schlacht, erfolglose Angriffe der französischen und britischen Truppen, die Westfront beginnt zu erstarren.
Westfront – Wettlauf zum Meer. Gegenseitige Versuche zur Überflügelung durch Angriffe immmer weiter nördlich, bis die Kämpfe die Nordseeküste vor Ypern erreichen.
Wahl von Papst Benedikt XV. in Rom.
Erste Flandernschlacht.
Schlacht bei Iwangorod (bei Warschau). Rückzug der k. u. k. Armee unter General Dankl.
Rückzug der Verbündeten auf die Linie Warthe - Krakau - Karpaten.
Selbstmord des Lyrikers Georg Trakl in Krakau. Trakl, der im September als Sanitätsoffizier an der Schlacht von Grodek teilnahm, erlitt aufgrund der schrecklichen Leiden der Verwundeten und der Grausamkeit der Schlacht einen Nervenzusammenbruch. Er wurde in ein Militärhospital in Krakau eingewiesen.
Beginn der östereichisch-ungarischen Großoffensive gegen Serbien (bis 15. Dezember)
Nach Besetzung der Deutschen Kolonie Tsingtao in China durch japanische Truppen versenkt sich der dort eingesetzte k. u. k. Kreuzer "Kaiserin Elisabeth" selbst
Neuerliche Belagerung Przemysls durch russische Truppen
Räumung des Uzsók-Passes in den Karpaten durch österreichisch-ungarische Truppen
Erfolgreiche Kämpfe der k. u. k. 2. Armee bei Krakau und Tschenstochau
Neuerliche Räumung von Czernowitz durch die österreich-ungarische Armee
Einnahme Belgrads durch österreichisch-ungarische Truppen; unmittelbar danach serbische Gegenoffensive, die bis Mitte Dezember die österreichisch-ungarische Armee zum Rückzug hinter die Save zwingt; Feldzeugmeister Oskar Potiorek legt sein Kommando zurück
Schlacht von Limanova-Lapanow, erfolgreiches Zurückdrängen der russischen Armee, die über die Karpaten nach Nordungarn einzudringen versucht hatte.
Der Laryngologe Robert Bárány erhält den Nobelpreis für Medizin
Torpedoangriff des österreichisch-ungarischen Unterseebootes U12 (Linienschiffleutnant Egon Lerch) auf das französische Linienschif Jean Bart, das schwer beschädigt wird
Schwere Kämpfe mit russischen Truppen in den Karpaten. Beginn der französischen Offensiven in der Champagne und im Artois.