Das Attentat

Das Attentat von Sarajewo war weit mehr als der zufällige Auslöser des Ersten Weltkrieges. In diesem Terrorakt bündelten sich eine ganze Reihe der politischen Entwicklungen, die maßgeblich am Kriegsausbruch Teil hatten.

Das unvollendete "Kaiser-Portrait" Erzherzog Franz Ferdiands von Wilhelm Vita. ©
Der unvollendete Kaiser
Der Thronfolger mit seiner Tochter Sophie ©
Erzherzog Franz Ferdinand mit seiner Tochter Sophie Marie

Der aus den Balkankriegen entstandene Konflikt zwischen Österreich-Ungarn und Serbien, mit Russland an seiner Seite, führte Europa an den Rand des "Großen Krieges". Wien versperrte durch ein Ultimatum Belgrad den Zugang zur Adria und setzte Albanien als unabhängigen Staat durch. Die weitreichenden innenpolitischen Reformpläne von Erzherzog Franz Ferdinand – er wollte den Dualismus beenden und durch einen Ausgleich mit den Südslawen zumindest eine Art von "Trialismus" erreichen – brachten ihn ins Visier der "Schwarzen Hand" (Crna ruka). Dabei handelte es sich um einen terroristischen, großserbischen Geheimbund, der eigentlich "Vereinigung oder Tod" (Ujedinjenje ili Smrt) hieß. Geleitet wurde der Bund von Dragutin Dimitrijević, als Anführer Apis genannt. Dimitrijević, einer der führenden Offiziere bei der Ermordung des serbischen Königspaares aus dem Haus Obrenović im Jahr 1903, dadurch für den neuen König Peter aus dem Haus Karadordević und die serbische Politik praktisch sakrosankt, war auch Chef des serbischen Armee-Geheimdienstes. In dieser "Doppel-Funktion" entging ihm nichts, was sich innerhalb oder außerhalb des serbischen Irredentismus, auch in Österreich-Ungarn, tat.

Wie weit die serbische Regierung unter Ministerpräsident Pasic in die Pläne des Attentates eingeweiht war, bleibt bis heute ein heftig umstrittener Punkt. Dimitrijević wurde 1917 im Schnellverfahren wegen Hochverrates, zum Tode verurteilt und hingerichtet, allerdings nicht von Österreich-Ungarn sondern von der serbischen Regierung im griechischen Exil in Thessaloniki.

Die blutige Uniform des Thronfolgers, persönliche Gegenstände und die Liege auf der er verstarb. ©
Die Uniform des Thronfolgers. 
00:15:04 audio
Die Schüsse von Sarajewo - vor 70 Jahren - der letzte lebende Attentäter

Journalpanorama vom 20. August 1984

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        Der blutige Waffenrock des Thronfolgers ©
      Der blutige Waffenrock des Thronfolgers
      Verhaftung nach dem Attentat ©
      Verhaftung nach dem Attentat
      Titelseite Illustriertes Wiener Extrablatt vom 29. Juni 1914 ©
      Illustriertes Wiener Extrablatt vom 29. Juni 1914

      Das Attentat stand am Ende einer sich über Jahre aufbauenden Feindschaft zwischen Österreich-Ungarn und Serbien. Diese Entwicklung begann spätestens mit der Ermordung des serbischen Königspaares 1903. Danach wandte sich das Land von Österreich-Ungarn ab und Russland zu, wodurch auch großserbische Strömungen mehr Bedeutung bekamen. Der Wirtschaftskrieg von 1906 bis 1911, der "Schweinekrieg", ein vergeblicher Versuch, durch Unterbindung von serbischen Agrarimporten in die Monarchie politischen Druck auf Serbien auszuüben, führte zu einer weiteren Verschlechterung der Beziehungen. Aber es war die Annexion von Bosnien-Herzegowina 1908 und die internationale Annexionskrise von 1908/09, die echten Hass schufen. Die beiden Balkankriege 1912 und 1913 führten Österreich-Ungarn klar vor Augen, dass Serbien willens und in der Lage war, Krieg für seine Ziele zu führen und zu gewinnen.

      00:27:05 audio
      Selbstmord der Alten Welt - Der Tag von Sarajewo

      Journalpanorama vom 28. Juni 1984

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          40 Heller Marke der k.u.k. Militärpost erschien im Jahr 1917 zum Angedenken an den ermordeten Thronfolger und seiner Gattin ©

          Briefmarke aus dem Jahr 1917

          Portrait der Gemahlin von Erzherzog Franz Ferdinand Sophie Maria Herzogin von Hohenberg ©
          Sophie Maria Herzogin von Hohenberg
          Thronfolger Erzherzog Ferdiand mit Kaiser Wilhelm II. aus der Jagd ©
          Erzherzog Franz Ferdiand und der deutsche Kaiser Wilhelm II.
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              00:04:35 video
              Wochenschau nach dem Attentat von Sarajewo
              Heimbringung der Särge des Thronfolgers und seiner Gemahlin nach dem Attentat ©
              Die Heimbringung der Leichname

              Als bekannt wurde, dass der Thronfolger Sarajewo am Vidovdan, dem Gedenktag der Schlacht am Amselfeld 1389, besuchen wollte, fand die "Schwarze Hand" schnell eine Gruppe von jungen und zur Tat bereiten serbischen Patrioten, allesamt Mitglieder von "Junges Bosnien" (Mlada Bosna), einer revolutionären Vereinigung von serbischen Schülern und Studenten gegen die Annexion von Bosnien-Herzegowina, die alte Schmach rächen und den Weg für Großserbien frei machen wollten. Waffen und Bomben kamen aus serbischen Armeebeständen und das rudimentäre Training wurde vom serbischen Major Tankosić in Belgrad durchgeführt. Die Attentäter und ihre Waffen wurden auf bereits erprobten Wegen nach Sarajewo geschleust. Schon zuvor hatte die "Schwarze Hand" Waffen und Terroristen nach Bosnien-Herzegowina geschmuggelt. Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gattin Sophie Herzogin von Hohenberg kamen am Vormittag des 28. Juni in Sarajewo an. Auf dem Weg zum Rathaus wurde das erste Attentat verübt. Die von Nedeljko Čabrinović geworfene Bombe explodierte aber erst nach dem Wagen des Thronfolgers. Čabrinović wurde verhaftet und die Fahrt nach kurzem Stopp fortgesetzt. Das Programm wurde geändert, nach dem Empfang im Rathaus wollte der Thronfolger die Verwundeten des Attentates im Krankenhaus aufsuchen. Auch in Abänderung des Programms begleitet ihn nun seine Gattin, doch war dem Fahrer nicht die Änderung der Route mitgeteilt worden. Als der Chauffeur falsch abbog und zurückschieben musste, geschah dies genau vor Gavrilo Princip. Princip eröffnete das Feuer auf kürzeste Entfernung und verwundete sowohl Franz Ferdinand als auch Sophie tödlich. Auch er wurde verhaftet, sein Selbstmordversuch scheiterte ebenso wie zuvor der von Čabrinović am Eingreifen der Polizei und an der Überalterung der Zyankalikapseln. Das Attentat wurde weltweit nicht, wie manchmal dargestellt, kaum wahrgenommen. Es gab es ein breites öffentliches und offizielles Echo, allerdings waren die Reaktionen von Anfang an unterschiedlich. Politik, öffentliche Meinung und Presse in Russland und Serbien bestritten jegliche Verwicklung Serbiens in den Anschlag und stellten das Attentat als eine rein innerösterreichische Angelegenheit dar. Auch die französische Presse folgte eher dieser Sichtweise. Die Zeitungen Großbritanniens gingen weit weniger freundliche mit Belgrad um. Die Redaktionen in der Doppelmonarchie und im Deutschen Reich sahen die Schuld bei der großserbischen Agitation, die Belgrad geduldet hatte und indirekt bei Serbiens panslawistischer Schutzmacht Russland.

              Titelsteite der New York Times am 29. Juni 1914 ©
              Titelseite der New York Times am 29. Juni 1914
              Titelblatt "Das interessante Blatt" vom 2. Juli 1914 ©
              Titelblatt "Das interessante Blatt" vom 2. Juli 1914

              Chronologie der Ereignisse

              1900

              Sigmund Freud veröffentlicht "Die Traumdeutung" und damit zentrale Thesen der Psychoanalyse.

              An der medizinischen Fakultät der Universität Wien werden Frauen als ordentliche Hörerinnen zugelassen.

              Reichsratswahlen. Von den 425 Abgeordneten erhalten die Massen­parteien modernen Zuschnitts aufgrund des ungleichen Wahl­rechts wenig Abgeordnete: Christlichsoziale (25), Sozialdemokraten (10). Wesentlich mehr Abgeordnete hatten verschiedene liberale und deutschnationale Parteien und die Jungtschechen (75) oder der Polenclub (63).

              1. Jänner

              Die Krone wird neue Währung. 1 Krone = 100 Heller (1 Gulden der alten Währung entspricht 2 Kronen).

              19. Jänner

              Ernest von Koerber wird Ministerpräsident (bis Dezember 1904), er förderte eine wirtschafts­orientierte Innenpolitik in Cisleithanien (westlicher Teil der Monarchie), die die Nationalitätenkonflikte beruhigen soll.

              18. Mai

              Eskalation des Boxeraufstandes in China. Aufstand gegen imperialistische Einflüsse.

              28. Juni

              Erzherzog Franz Ferdinand verzichtet für seine Kinder auf die Thronfolge, Grund ist seine Ehe mit der "nicht standesgemäßen" Sophie Gräfin Chotek. (Hochzeit am 1. Juli 1900 in Reichstadt).

              14. – 22. Juli

              Zweite Olympische Spiele in Paris.

              29. Juli

              Ermordung des italienischen Königs Umberto I. (* 1844), Nachfolger wird Viktor Emanuel III.

              17. August

              Besetzung Pekings durch eine gemeinsame westliche Streitmacht.

              30. Oktober

              Eröffnungskonzert der Wiener Symphoniker.

              1901

              Wegen angeblicher Angriffe auf den Ehrenkodex des österreichischen Militärs in seiner Novelle "Leutnant Gustl" wird dem Arzt und Schriftsteller Arthur Schnitzler der Rang eines Reserveoffiziers aberkannt.

              Sigmund Freud publiziert seine Arbeit "Zur Psychopathologie des Alltagslebens".

              Abschluss eines Bündnisses zwischen Rumänien und Österreich-Ungarn, das gegen die Balkanpolitik Russlands gerichtet ist.

              Der Arzt Karl Landsteiner (1868–1943) entdeckt das System der Blutgruppen, wofür er 1930 den Nobelpreis erhält.

              22. Jänner

              Tod der seit 1837 regierenden britischen Königin Viktoria (* 1819).

              17. Juni

              Auf einer Konferenz in Berlin beschließen Vertreter des Deutschen Reichs und Österreich-Ungarns eine einheitliche deutsche Recht­schrei­bung (in Kraft getreten mit 1. Jänner 1903). Grundlage ist der "Duden".

              14. September

              Nach einem Attentat auf den US-Präsidenten William McKinley, an dessen Folgen er stirbt, wird der bisherige Vizepräsident Theodor Roosevelt neuer Präsident.

              2. – 6. November

              2. Parteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Wien. "Wiener Programm": Forderung nach arbeitsrechtlichen Reformen (u. a. 8-stündiger Maximalarbeitstag).

              10. Dezember

              Erste Nobelpreisverleihungen (benannt nach dem Stifter des Preises, Alfred Nobel), in Stockholm und Oslo.

              1902

              Bündnis zwischen Großbritannien und Japan (1905 vertieft).

              28. Jänner

              Elektrifizierung der letzten Pferdestraßenbahnlinie in Wien.

              Mai

              Beendigung des Burenkrieges, die Burenrepubliken werden britische Kronkolonien.

              28. Juni

              Erneuerung des Dreibundes zwischen Österreich-Ungarn, Deutschland und Italien.

              9. August

              Krönungsfeierlichkeiten für Eduard VII.Bündnissysteme in London.

              November

              Die Annäherung Italiens an Frankreich unterläuft den im Juni verlängerten Dreibundvertrag zwischen Österreich-Ungarn, Deutschland und Italien.

              31. Dezember

              Abkommen zwischen der cisleithanischen Reichshälfte und Ungarn über den Fortbestand des gemeinsamen Wirtschaftsgebietes. Bestrebungen Ungarns zur Loslösung aus der Doppelmonarchie können eingedämmt werden.

              1903

              Umsetzung der Rechtschreibreform in den Behörden Österreich-Ungarns. U. a. Änderung der "th"-Schreibung.

              22. Februar

              Der Komponist Hugo Wolf (* 13. März 1860) stirbt in Wien.

              12. Mai

              Gründung der "Wiener Werkstätte" durch Josef Hoffmann und Kolo Moser.

              15. Juni

              Nach einem Staatsstreich und der Ermordung von König Aleksandar Obrenović wird Peter I. Karadjordjevic zum König von Serbien gewählt. Ende des österreichfreundlichen Kurses. Zu den führenden Mitgliedern des Staatsstreiches gehört Dargutin Dimitrijevic, ab 1913 Chef des serbischen Militärgeheimdienstes. Unter seinem Sptiznamen "Apis" Führer der anti-österreichischen, pro-großserbischen Terror-Organisation "Vereinigung oder Tod", auch als "Schwarze Hand" bekannt, die die Ermordung des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand plant, organisiert, die Attentäter anwirbt, ausbildet und nach Sarajewo schleust.

              2. August - 4. August

              Veto von Kardinal Puzyna gegen die Wahl von Mariano Rampolla zum Papst. Hinter diesem Veto steht Kaiser Franz Joseph, Grund ist die österreichfeindliche Haltung des Kardinal-Staatssekretärs. Abschaffung des Vetorechts am 11. Dezember 1904.

              Wahl Giuseppe Sartos zum Papst (Pius X.).

              16. September

              Armeebefehl von Chlopy. Veranlasst durch Angriffe auf die gemeinsame Armee in Ungarn unterstreicht Kaiser Franz Joseph die Notwendigkeit einer einheitlichen Sprache in der k. u. k. Armee. "Gemeinsam und einheitlich, wie es ist, soll Mein Heer bleiben ...". Proteste in Ungarn waren die Folge.

              30. September – 3. Oktober

              Treffen Kaiser Franz Josephs mit Zar Nikolaus II. von Russland in Mürzsteg. Abstimmung der gemeinsamen Politik gegenüber dem Osmanischen Reich.

              4. Oktober

              Selbstmord des Philosophen Otto Weininger (* 3. April 1880) in Wien.

              17. Dezember

              Erster Motorflug eines Flugzeugs (Brüder Wright).

              1904

              Russisch-Japanischer Krieg: Kriegserklärung Japans und japanischer Sieg in der Seeschlacht von Port Arthur.

              April

              Weltausstellung in St. Louis (U.S.A.).

              8. April

              Großbritannien gibt seine bisherige "splendid isolation" auf und schließt die Entente cordiale mit Frankreich; dadurch bildet sich in der Folge eine Bündnissystem, das dem Zwei- bzw. Dreibund (Österreich-Ungarn, Deutsches Reich, Italien) gegenübertritt.

              August

              Der Aufstand der Herero in Deutsch-Südwestafrika wird von der deutschen Kolonialmacht brutal niedergeschlagen.

              Dritte Olympische Spiele in St. Louis (U.S.A.); der österreichische Turner Julius Lenhart – oft als US-Amerikaner geführt – erringt im Mehrkampf Einzel eine Goldmedaille, eine weitere im Mannschafts-Mehrkampf und eine Silbermedaille im Neunkampf.

              3. September

              Der Begründer des Zionismus, Theodor Herzl (* 2. Mai 1860), stirbt in einem Sanatorium in Edlach.

              1905

              Albert Einstein stellt die spezielle Relativitätstheorie auf.

              Krise in Ungarn: nach dem Wahlsieg der Unabhängigkeitspartei setzt Kaiser Franz Joseph einen General als Ministerpräsidenten ein; der Versuch, die Unabhängigkeitspartei durch Einführung des allgemeinen Wahlrechts in die Schranken zu weisen, wird schließlich aufgegeben, verstärkt aber die Diskussion um ein allgemeines Wahlrecht im österreichischen Reichsteil.

              Jänner

              Nach Rücktritt des Ministerpräsidenten Koerber (Dezember 1904) bildet Paul v. Gautsch ein neues Kabinett.

              Der Krieg mit Japan löst in Russland eine Revolution aus; nach ersten Erfolgen – Parlament (Duma) und Verfassung – wird sie jedoch gewaltsam unterdrückt; eine Ära des Scheinkonstitutionalismus folgt.

              September

              Nach weiteren japanischen Siegen (Mukden, Tsushima) gibt Russland seine Expansion in Fernost auf (Friede von Portsmouth); in der Folge Rückwendung Russlands zu einer aktiven Balkanpolitik.

              27. November

              Mährischer Ausgleich: Landtagswahlen nach nationalen Kurien, auch Einigung zwischen Tschechen und Deutschen in Sprach- und Schulfragen.

              28. November

              Große Demonstration für das allgemeine Wahlrecht in Wien.

              Dezember

              Bertha von Suttner erhält den Friedensnobelpreis.

              1906

              "Schweinekrieg" Österreich-Ungarns gegen Serbien (1906–1911): vergeblicher Versuch, durch Unterbindung von serbischen Agrarimporten in die Monarchie politischen Druck auszuüben.

              Mit der Rehabilitierung des fälschlich als Spion verurteilten jüdischen Offiziers Alfred Dreyfus findet die sogenannte Dreyfus-Affäre, die seit 1894 Frankreich in zwei einander bitter bekämpfende Lager gespalten hat, ein vorläufiges Ende.

              Frühjahr

              Konferenz von Algeciras zur Beendigung der ersten Marokkokrise; sie wurde ausgelöst durch den vergeblicher Versuch des Deutschen Reiches, den dominierenden französischen Einfluss in Marokko zu bekämpfen; es zeigt sich eine Lagerbildung der Großmächte: Isolierung des Deutschen Reiches gegenüber Großbritannien, Frankreich und Italien.

              1. Jänner

              Helmuth Johannes Ludwig von Moltke wird Nachfolger von Alfred Graf von Schlieffen als deutscher Generalstabschef.

              18. April

              USA - Ein Erdbeben der Stärke 8,4 (Richterskala) und ein dadurch verursachtes Feuer zerstört weite Teile von San Francisco.

              30. April

              Rücktritt des Kabinetts Gautsch, gefolgt vom Kabinett Max Wladimir Beck (2. Juni).

              Oktober – November

              Alois Lexa von Aehrenthal wird neuer Außenminister der Monarchie, Franz Conrad von Hötzendorf neuer Generalstabchef der k. u. k. Armee; aktivistischere Außen- und Militärpolitik.

              16. Oktober

              Der "Hauptmann von Köpenick" – ein Schuster, der als Hauptmann verkleidet, ein Rathaus besetzt – führt preußischen Gehorsamskult und Militarismus ad absurdum.

              Dezember

              Großbritannien stellt das ausschließlich mit großen Kanonen bewaffnete, bisherigen Kriegsschiffen weit überlegene Schlachtschiff "HMS Dreadnought" in Dienst; dies löst eine neue Welle maritimen Wettrüstens aus.

              1. Dezember

              Das Abgeordnetenhaus des Reichsrates beschließt das allgemeine gleiche (Männer-)Wahlrecht.

              1907

              Jänner

              Wahlen in Cisleithanien (österreichischer Reichsteil) nach dem neuen Wahlrecht; Christlichsoziale und Sozialdemokraten stellen die größten Parlamentsfraktionen.

              Mai – Juli

              2. Haager Konferenz zur friedlichen Regelung internationaler Konflikte; Verfeinerung der Landkriegsordnung und Regeln für den Seekrieg; in der Rüstungsbeschränkung wird, vor allem wegen des von Österreich-Ungarn gestützten Widerstandes des Deutschen Reiches, kein Fortschritt erreicht.

              8. Juni

              40-jähriges Krönungsjubiläum in Budapest: 1867 – nach dem "Ausgleich" zwischen Österreich und Ungarn – wurde Kaiser Franz Joseph zum König von Ungarn gekrönt.

              5. August

              Der britische Polarforscher Ernest Shackleton bricht zu seiner ersten Antarktis-Expedition auf.

              31. August

              Abkommen zwischen Großbritannien und Russland, Interessensausgleich in Asien; damit ist ein englisch-russisch-französisches Bündnissystem – die Triple-Entente – entstanden.

              8. Oktober

              Erneuerung des Ausgleiches mit Ungarn: 63,6 Prozent der Ausgaben sind von Cisleithanien, 36,4 Prozent von Ungarn zu tragen.

              1908

              60-jähriges Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph.

              Festigung der britisch-russischen Beziehungen: Treffen Edward VII. mit Nikolaus II. in Reval.

              Der Zeichner Alfred Kubin (1877–1959) veröffentlicht seinen fantastischen Roman "Die andere Seite".

              Der Architekt Adolf Loos (1870–1933) veröffentlicht seine Schrift "Ornament und Verbrechen".

              13. Jänner

              Henri Farman gelingt mit seinem Doppeldecker der erste Motorflug über eine Distanz von einem Kilometer.

              26. – 28. April

              Erster Internationaler Psychoanalytischer Kongress in Salzburg. Sigmund Freud hält den Eröffnungsvortrag.

              12. Juni

              Kaiserhuldigungsfestzug in Wien, anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Thronbesteigung von Franz Joseph I.

              15. September

              Treffen in Buchlau zwischen dem österreichisch-ungarischen Außenminister Aloys Graf Lexa von Aehrenthal und dem russischen Außenminister Alexander Petrowitsch Iswolski. Ankündigung der österreichisch-ungarischen Annexion von Bosnien-Herzegowina.

              5. Oktober

              Annexionskrise – Österreich-Ungarn annektiert Bosnien-Herzegowina, zwei seit dem Berliner Kongress (1878) von der Monarchie besetzte und verwaltete türkische Provinzen; dieses Vorgehen wurde ursprünglich vage mit Russland akkordiert (Außenministertreffen von Buchlau, 15. September), aber nach Scheitern russischer Pläne bezüglich der türkischen Meerengen von diesem und vor allem von Serbien bekämpft; schon vor der offiziellen Bekanntgabe der Annexion bekannt geworden, erregt die Annexion europäische Ablehnung; die Unterstützung der Monarchie durch das Deutsche Reich festigte zugleich die Entente der anderen Großmächte; im Februar und März 1909 wird die Annexion – bei Rückgabe des Geländestreifens des Sandschak Novi Pazar – durch die Türkei und die anderen Mächte anerkannt.

              7. November

              Rücktritt der Regierung Beck: Erfolg beim neuen Ausgleich mit Ungarn, aber klerikaler Widerstand (Affäre Wahrmund), Ungnade des Hofes und Scheitern der Ausgleichsverhandlungen mit den Tschechen und Deutschen in Böhmen.

              15. November

              Leopold II., König der Belgier, verkauft nach internationalem Druck, seinen Privatbesitz Kongo-Freistaat dem belgischen Staat, der ihn in die Kolonie Belgisch-Kongo umwandelt. Grund für den Druck sind die Kongo-Gräuel, die bis zu 10 Millionen Menschen im Kongobecken seit 1888 das Leben gekostet haben.

              28. Dezember

              Durch ein Erdbeben und die folgende Flutwelle werden Messina, Reggio Calabria und Palmi vollständig zerstört. Zwischen 70.000 und 120.000 Menschen fallen dieser größten Naturkatastrophe in Europa im 20. Jahrhundert zum Opfer.

              1909

              Der deutsche Arzt und Forscher Paul Ehrlich wendet erstmals die Chemotherapie beim Menschen an.

              The "Naval Scare" – Der "Marine Schrecken" in Großbritannien führt zu dem kuriosen Ergebnis, dass die Admiralität sechs neue Großkampfschiffe verlangte, die Regierung vier anbot und man sich schließlich auf acht neue Großkampfschiffe einigte.

              25. Jänner

              Uraufführung der Oper "Elektra" von Richard Strauss nach einem Libretto von Hugo von Hofmannsthal in Dresden.

              26. Februar

              In einem Abkommen zwischen Österreich-Ungarn und der Türkei, anerkennt die Türkei die Annexion Bosniens und der Herzegowina durch die Doppelmonarchie, welche dafür auf den Sandschak von Novi Pazar verzichtet.

              4. März

              William Howard Taft wird als 27. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika angelobt.

              25. März

              Russland anerkennt die Annexion von Bosnien-Herzegowina durch Österreich-Ungarn. Die Annexions-Krise endet mit einem außenpolitischen Erfolg des Habsburgerreiches. Doch weder Russland noch Serbien vergessen, geschweige den vergeben, die tatsächliche oder vermeintliche Demütigung.

              6. April

              Robert E. Peary als erster am Nordpol

              25. Juli

              Der Franzose Louis Blériot überquert, als erster Mensch in einem Flugzeug, den Ärmelkanal. Die Pionierleistung ist eine doppelte, denn er benutzt den von ihm selbst entwickelten und gebauten Eindecker Blériot XI.

              24. Oktober

              Abkommen von Racconigi zwischen Italien und Russland, der staus quo am Balkan soll gewahrt und ein Vordringen Österreich-Ungarns verhindert werden.

              12. November

              Uraufführung der Operette "Der Graf von Luxemburg" von Franz Lehár in Wien.

              1910

              Die letzte Volkszählung der Monarchie ergibt eine Einwohnerzahl von fast 51 Millionen. Rund 25 Prozent bekennen sich zur deutschen Umgangssprache.

              Robert von Lieben (1878–1913) erhält ein Patent auf seine "Verstärker­röhre".

              Ausgleich der Nationalitäten in der Bukowina nach dem Muster des Mährischen Ausgleichs (1905).

              13. Jänner

              An diesem Tag fand die erste Opernübertragung in der Geschichte der Hörfunks statt. Aus der New Yorker Metropolitan Opera war unter anderem auch die Stimme von Enrico Caruso zu hören.

              10. März

              Der Wiener Bürgermeister Karl Lueger (* 24. Oktober 1844) stirbt in Wien. Der christlichsoziale Politiker war maßgeblich für die Stadt­er­neuerung verantwortlich (u. a. II. Wiener Hochquellwasserleitung, Kommunalisierung der Strom- und Gasversorgung, sowie der Straßen­bahn, Errichtung zahlreicher Sozial-, Kranken- und Schulbauten), politisch und ideologisch vertrat er eine Stärkung des gewerblichen Kleinbürgertums, verbunden mit scharfem Antisemitismus.

              April

              Besuch des US-Präsidenten Theodor Roosevelt in Wien.

              6. Mai

              Edward VII. König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland und Kaiser von Indien stirbt. Sein 44-jähriger Sohn George V. folgt ihm nach. Das Begräbnis von Edward am 20. Mai gilt als das letzte große Treffen europäischer Monarchen vor dem Ersten Weltkrieg.

              4. Juli

              Jack Johnson, der erste schwarze Box-Weltmeister im Schwergewicht, verteidigt seinen Titel gegen James J. Jeffries erfolgreich.

              September

              Der ehemalige russische Außenminister Iswolski wird Botschafter in Paris und verfolgt einen stark anti-österreichischen Kurs. Iswolski war als russischer Außenminister der Verlierer der Annexions-Krise von 1908/09.

              5. Oktober

              Portugal – Ausrufung der ersten Portugiesischen Republik in Porto.

              20. November

              Die Mexikanische Revolution gegen Langzeitpräsident Porfirio Díaz beginnt unter der Führung von Francisco Madero sowie Emiliano Zapata und Pancho Villa.

              1911

              Im Italienisch-Türkischen Krieg von 1911 bis 1912 erobert Italien, in einem blutigen und brutalen Kolonialkonflikt, das heutige Libyen von der Türkei. Die Bindung türkischer Kräfte und die Niederlage der Türkei können als die direkten Auslöser für den Ersten Balkankrieg 1912 angesehen werden.

              Suffragetten in Großbritannien. Die Frauenrechtsbewegung schreckt auch vor gewaltsamen Aktionismus nicht zurück.

              26. Jänner

              Uraufführung der Oper "Der Rosenkavalier" von Richard Strauss nach dem Libretto von Hugo von Hofmannsthal in Dresden.

              19. März

              Von Clara Zetkin initiiert, wird erstmals ein Internationaler Frauentag begangen. Mit dem Datum sollte der revolutionäre Charakter des Frauentags betont werden. Der 18. März war der Gedenktag für die Gefallenen der Märzrevolution 1848. Auch die Pariser Kommune 1871 hatte im März begonnen.

              18. Mai

              Der Komponist, Dirigent und Direktor der Wiener Hofoper von 1897–1907, Gustav Mahler (* 7. Juli 1860), stirbt in Wien.

              Juni

              Reichsratswahlen, Erfolge deutschnationaler Parteien, Verluste für Sozialdemokraten und Christlichsoziale.

              1. Juli

              Ankunft des deutschen Kanonbootes SMS Panther in Agadir. Damit beginnt die zweite Marokkokrise. Zuvor hatten im Mai 1911 französische Truppen Fès und Rabat besetzt. Deutschland protestierte mit dem "Panthersprung", der Entsendung des Kanonen­bootes, dagegen. Im November wird schließlich ein deutsch-französisches Abkommen über Afrika geschlossen, das einer diplomatischen Niederlage Deutschlands gleichkommt (Kamerun wird deutsch).

              September

              Unruhen in Wien wegen Teuerungen.

              November

              Bildung einer neuen Regierung unter Karl Graf Stürgkh.

              10. Dezember

              Alfred Hermann Fried (1864–1921), der Gründer der Zeitschrift "Die Waffen nieder!", erhält den Friedens­nobelpreis.

              14. Dezember

              Roald Amundsen und seine vier Begleiter Helmer Hanssen, Olav Bjaaland, Oscar Wisting und Sverre Hassel erreichen als erste Menschen den geo­grafischen Südpol und gründen das Camp Polheim. 

              1912

              Verhandlungen über eine Flottenvereinbarung zwischen Großbritannien und dem Deutschen Reich scheitern.

              Rudolf Steiner gründet die "Anthroposophische Gesellschaft".

              Erscheinen des Werks "Kolloidchemie" von Richard Zsigmondy (1865–1929). 1925 erhielt er den  Nobelpreis für Chemie.

              Erste Gedichtveröffentlichung von Georg Trakl.

              1. Jänner

              Am 1. Jänner 1912 wird die Republik China gegründet, damit endet die über 2000-jährige Zeit der Kaiser von China.

              17. Februar

              Außenminister Aloys Graf Lexa von Aehrenthal (* 27. September 1854) stirbt in Wien. Nachfolger wird Leopold Graf von Berchtold.

              März

              Bildung des Balkanbundes (Serbien, Bulgarien, Griechenland und Montenegro).

              15. April

              Untergang des Passagierdampfers Titanic auf der Jungfern-Fahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik.

              Mai

              Aufstand in Albanien gegen die türkische Herrschaft.

              20. Juni – 22. Juli

              Fünfte Olympische Spiele der Neuzeit in Stockholm.

              Juli – August

              Französisch-russische Flottenkonvention. Besuch des französischen Ministerpräsidenten Poincaré in Petersburg.

              Herbst

              1. Balkankrieg, nach Mobilisierung des Balkanbundes gegen die Türkei vergebliche Vermittlung durch Österreich-Ungarn und Russland, nach der türkischen Niederlage soll deren europäischer Besitz aufgeteilt werden; Spannungen zwischen Österreich-Ungarn und Russland, Österreich-Ungarn verhindert Ausweitung Serbiens in Richtung auf die Adria und setzt mit italienischer Unterstützung einen selbständigen Staat Albanien durch.

              Oktober

              Italienisch-französisches Abkommen: italienische Neutralität bei Krieg Frankreichs gegen Österreich-Ungarn und das Deutsche Reich.

              28. November

              Ausrufung der Unabhängigkeit Albaniens.

              5. Dezember

              Verlängerung des "Dreibund"-Vertrags zwischen Österreich-Ungarn, Deutschland und Italien.

              14. Dezember

              Der Beginn der deutschen Militärmission in der Türkei, auf Bitte der türkischen Regierung, führt zur internationalen außenpolitischen Liman-Sanders Krise, benannt nach Generalleutnant Otto Liman von Sanders, dem Kommandanten der Mission. Besonders Russland sah seine Interessen an den Meerengen durch die deutsche Präsenz massiv bedroht. Frankreich und Großbritannien protestierten zwar, aber eher um den Schein zu bewahren.

              1913

              Einführung der dreijährigen Dienstzeit in der französischen Armee, Verstärkungen des Heeres im Deutschen Reich und Russland.

              17. Jänner

              Der bisherige Ministerpräsident und Außenminister Raymond Poincaré wird zum französischen Präsidenten gewählt.

              11. Februar

              Ermordung des Wiener Arbeiterführers Franz Schuhmeier in Stockerau. Attentäter ist Paul Kunschak, der geistig verwirrte Bruder der christlich­sozialen Politikers Leopold Kunschak.

              4. März

              Thomas Woodrow Wilson wird als 28. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt.

              31. März

              "Skandalkonzert": Aufführung der "Fünf Orchesterlieder nach Ansichtskarten-Texten von Peter Altenberg" von Alban Berg unter der Leitung Arnold Schönbergs im Großen Musikvereinssaal in Wien.

              25. Mai

              Der von der Armee-Führung erzwungene Selbstmord des der Spionage für Russland überführten General­stab­chefs des 8. Korps in Prag, Oberst Alfred Redl (* 14. März 1864), in Wien.

              Sommer

              2. Balkankrieg, im Zuge der Auseinendersetzungen um die Verteilung der eroberten türkischen Provinzen zerfällt der Balkanbund: Angriff Bulgariens auf Serbien (Juni), Bulgarien wird von einer Koalition aus Serbien, Rumänien, Griechenland und der Türkei besiegt, Neu­aufteilung der ehemals türkischen Provinzen durch den Frieden von Bukarest (10. August); Österreich-Ungarn, das Bulgarien zu unterstützen suchte, entfremdet sich von Rumänien.

              4. Juni

              Beim Galopprennen in Epsom läuft die englische Suffragette Emily Davison auf die Rennbahn, vermutlich um für das Frauenwahlrecht zu demon­strieren. Sie stößt mit dem Pferd König George V. (geritten vom Jockey Herbert Jones) zusammen und erleidet dabei so schwere Kopfverletzungen, dass sie vier Tage später daran stirbt.

              10. Juni

              Graf Stephan Tisza wird abermals ungarischer Ministerpräsident (Führer der liberalen Partei, die seit gelenkten Wahlen 1910 über eine starke Mehrheit verfügte).

              Herbst

              Fortschritte im Ausgleich zwischen Tschechen und Deutschen in Böhmen (nur mehr "papierdünne Wand").

              7. Oktober

              Henry Ford führt zur Herstellung des Ford Modell T zunächst im Probebetrieb die Fließbandfertigung ein.

              Jänner – Juni 1914

              1. Jänner

              Die 30-jährige Urheberrechtsfrist für Wagners Oper Parsifal läuft aus: Bayreuth hat nicht mehr das Monopol auf Aufführungen dieser Oper.
              1. Wiener Parsifal am 14. Jänner 1914. (mit Erik Schmedes als Parsifal, Anna von Mildeburg als Kundry und Friedrich Weidemann als Klingsor).

              5. Jänner

              Ankündigung des 8-Stundentages in den Ford-Werken (USA). In Österreich-Ungarn gilt zu dieser Zeit in der Industrie weitgehend der 10-Stundentag.

              13. März

              Albanien wird selbständig; Wilhelm zu Wied albanischer König

              16. März

              Die Frau des französischen Finanzministers, Joseph Caillaux, erschießt den Chefredakteur des "Figaro", Gaston Calmette; dieser hatte die Veröffentlichung kompromittierender Briefe angekündigt

              17. März

              Das Abgeordnetenhaus des Reichsrates in Wien wird wegen Arbeitsunfähigkeit vertagt

              17. März

              Russland beschließt eine bedeutende Erhöhung der Friedensstärke seiner Armee

              22. März

              Kaiser Wilhelm II. zu Staatsbesuch in Wien

              17. Mai

              Der Wiener Associationfootball-Club sichert sich durch ein 1:1 gegen SK Rapid Wien den Fußball-Meisterschaftstitel in der Wiener 1. Klasse.

              22. Mai

              Der erste Propaganda-Dokumentarfilm Österreich-Ungarns wird in den Kinos aufgeführt, er trägt den Titel "Unsere Kriegsflotte".

              25. Mai

              Im britischen Unterhaus wird der "Government of Ireland Act 1914" beschlossen. Trotz heftigen Wider­standes im Oberhaus und auch von Seiten der britischen Armee wirde Irland mehr Souveränität gewährt. Das Gesetz wird aber vor Kriegsausbruch nicht mehr umgesetzt.

              Juni

              Trotz Interventionsversuchen von russischer Seite stehen zwei, in Großbritannien gebaute, "Dreadnought"-Schachtschiffe kurz vor Fertig­stellung und Übergabe an die türkische Marine. Die Regierung Asquith beharrt auf ihrem liberalen Standpunkt, sich nicht in die Geschäfte britischer Firmen einzumischen. Hintergrund ist die Furcht Russlands nicht nur die Passage durch die Meerengen (Dardanellen und Bosporus) verwehrt zu bekommen, sondern auch im Schwarzen Meer gegenüber der türkischen Marine ins Hintertreffen zu geraten.

              6. Juni

              Der Chemiker Adolf von Lieben (* 3. Dezember 1836) stirbt in Wien.

              21. Juni

              Die Schriftstellerin und Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner (* 9. Juni 1843) stirbt in Wien.

              28. Juni

              Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand (* 18. Juli 1863) und seiner Gattin Sophie Herzogin von Hohenberg (* 1. März 1868) durch Gavrilo Princip in Sarajewo.

              Juli – Dezember 1914

              5. bis 6. Juli

              Die "Mission Hoyos" bringt den erhofften außenpolitischen "Blanko­scheck" von Berlin für Wien. Kaiser Wilhelm II. und die deutsche Regierung versichern Österreich-Ungarn der unbedingten und unein­ge­schränkten Bündnistreue, die vielzitierte "Nibelungentreue". Berlin drängt auf rasches Vorgehen gegen Serbien. Dazu fehlt aber die Einigkeit in Wien, der ungarische Ministerpräsident Tisza ist gegen ein sofortiges militräisches Vorgehen.

              14. Juli

              Einigung in Wien auf ein so gut wie unannehmbares Ultimatum an Belgrad. Der Diplomatie soll so genüge getan werden, die Kriegsschuld aber bei Serbien liegen. Die Übergab ist erst nach dem Staatsbesuch der französischen Regierungspitze in Russland geplant. Das Treffen soll nicht zur Abstimmung der Vorgehensweise Frankreichs und Russlands genützt werden.

              20. bis 23. Juli

              Französisch-russisches Regierungstreffen in Peters­burg. Seit dem 17. Juli sind Russland, Frankreich, Serbien, Italien und Rumänien, teils durch Ent­ziffe­rung des österreichisch-ungarischen Telegraphen­codes und teils durch Indiskretionen des österreich-ungarischen Außenministers Berchtold selbst, über das geplante Ultimatum informiert.

              23. Juli

              Überreichung des Ultimatums an Serbien.

              25. Juli

              Russische Teilmobilmachung gegen Österreich-Ungarn, wofür es keinen Plan gibt. Der russische Generalstab macht auf die Unmöglichkeit der Abwandlung des Mobilmachungsplanes aufmerksam. Also eigentlich Beginn der russischen Mobilmachung. Aber auch eine Teilmobilmachung hätte die deutsche Mobilmachung ausgelöst. Serbien lehnt das Ultimatum ab und leitet Generalmobilmachung ein. Österreichisch-ungarische Teilmobilmachung für Fall "B" – Balkan.

              28. Juli

              Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien.

              30. Juli

              Russland geht von der verdeckten Mobilmachung ab und verkündet nun offiziell die Generalmobilmachung.

              31. Juli

              Österreich-ungarische Generalmobilmachung. Entgegen den Ver­sprech­ungen von Generalstabschef Conrad geht die Überleitung von Mobil­machung Fall "B" wie Balkan, auf Mobilmachung "R" wie Russland alles andere als reibungslos vor sich. Deutsches Ultimatum an Russland, seine Mobilmachung einzustellen, und Ultimatum an Frankreich, sich neutral zu erklären.

              1. August

              Frankreich erklärt Generalmobilmachung.

              Deutschlands Generalmobilmachung und Kriegserklärung an Russland.

              2. August

              Deutsches Ultimatum an Belgien für Durch­marsch­rechte. Neutralitätserklärung Italiens, das mit Österreich-Ungarn und Deutschland im Drei­bund ist. Zwei moderne Schlachtschiffe für die Türkei, die in britischen Werften gebaut wurden, werden am Tag der Übergabe an die türkischen Besatzungen von der britischen Admiralität beschlag­nahmt, obwohl sie bereits bezahlt waren. Die von Istanbul erhoffte maritime Überlegenheit über Russland kommt dadurch nicht zustande.

              3. August

              Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich. Einmarsch deutscher Truppen in Belgien.

              4. August

              Kriegserklärung Großbritanniens an das Deutsche Reich. Beginn des deutschen Angriffes auf die belgische Festung Lüttich.

              6. August

              Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Russland.

              7. August

              Französische Offensive im Elsass.

              8. August 1914

              Kriegserklärung Großbritanniens an Österreich-Ungarn.

              9. August

              Beginn der Verschiffung der britischen Truppen über den Ärmelkanal.

              10. August

              Der deutsche moderne Schlachtkreuzer SMS Goeben und der Kreuzer SMS Breslau laufen in türkische Ge­wässer, die Dardanellen, ein. Die Schiffe werden am 16. August, mit Besatzungen, von der Türkei über­nommen. Dadurch wird die Beschlagnahme zweier Schlachtschiffe für die Türkei, durch die britische Admiralität und in britischen Werften, teil­weise kom­pensiert. Istanbul verfügt nun über das mit Abstand stärkste Kriegsschiff im Schwarzen Meer. Der unmittelbare Auslöser, warum die Türkei auf die Seite der Mittelmächte trat.

              14. August

              Weitere französische Offensiven im Elsass und in Lothringen.

              15. August

              Russische Truppen dringen in Ostpreußen ein. Der Befehlshaber der deutschen 8. Armee von Prittwitz plant den Rückzug hinter die Weichsel.

              16. August

              Die belgische Festung Lüttich kapituliert. Beginn der österreich-ungarischen Offenisve gegen Serbien.

              17. bis 19. August

              Kämpfe in Ostpreußen, Beginn der Grenzschlachten zwischen Frankreich und Deutschland. Die Offensive der k.u.k. Truppen gegen Serbien kommt nur schleppend voran.

              20. August

              Besetzung Brüssels und Belagerung von Antwerpen.
              Papst Pius X. stirbt.

               

              22. August

              Paul von Hindenburg übernimmt den Oberbefehl über die 8. Armee in Ostpreußen, sein Stabschef wird Erich Ludendorff. Vorstoß russischer Truppen auf österreich-ungarisches Gebiet, Beginn der Schlacht um Galizien. Bei den Grenzschlachten im Westen werden alleine an diesem Tag, nur auf französischer Seite, 27.000 Mann getötet.

               

              23. bis 25. August

              Kämpfe in Ostpreußen, Fortdauer der Grenzschlachten, erste Schlacht der britischen Truppen bei Mons, Kämpfe in Galizien und an der Balkan­front. Vorgehen der Entente gegen deutsche Kolonien.

              26. August bis 2. September

              Beginn der Schlacht von Tannenberg in Ostpreußen. Österreichischer Sieg bei Komarow wird durch die Niederlage bei Gnila Lipa wertlos. In der Schlacht um Lemberg müssen sich die k.u.k Truppen nach schweren Verlusten zurückziehen, Lemberg fällt am 2. September an die angreifenden Russen.

              27. August

              Die Belagerung von Tsingtau beginnt. Die deutsche Kolonie Togo wird an Briten und Franzosen übergeben.

              28. August

              Das erste große Seegefecht des Krieges vor Helgoland endet mit einem britschen Sieg. Beginn der Belagerung der französischen Festung Maubeuge.

              30. August

              Die deutsche 8. Armee schlägt die russische 2. Armee in der Schlacht von Tannenberg, in Ostpreußen, vernichtend. Deutsch-Samoa wird von neuseeländischen Truppen besetzt.

              31. August

              Auf Anordnung des Zaren wird Sankt Petersburg in Petrograd umbenannt.

              2. bis 10. September

              Zweite Schlacht bei Lemberg. Die Rückeroberung scheitert; die Truppen der k. u. k. Armee müssen sich bis an den Dunajec zurückziehen.

              5. September bis 12. September

              Schlacht an der Marne. Der deutsche Vormarsch stoppt, gefolgt von einem Rückzug auf eine besser verteidigbaren Frontverlauf.

              6. bis 14. September

              Serbische Offensive an der unteren Save.

              8. September

              Offensive der k. u. k. Armee gegen Nordwestserbien.

              11. September

              Serbisch-montenegrinischer Vorstoß auf Sarajewo.

              12. September bis 20. September

              Schlacht an der Aisne. Ende des deutschen Rückzuges nach der Marne-Schlacht, erfolglose Angriffe der französischen und britischen Truppen, die Westfront beginnt zu erstarren.

              14. September bis 19. Oktober

              Westfront – Wettlauf zum Meer. Gegenseitige Versuche zur Überflügelung durch Angriffe immmer weiter nördlich, bis die Kämpfe die Nordseeküste vor Ypern erreichen.

              30. September

              Wahl von Papst Benedikt XV. in Rom.

              20. Oktober bis 18. November

              Erste Flandernschlacht.

              22. bis 26. Oktober

              Schlacht bei Iwangorod (bei Warschau). Rückzug der k. u. k. Armee unter General Dankl.
              Rückzug der Verbündeten auf die Linie Warthe - Krakau - Karpaten.

              3. November

              Selbstmord des Lyrikers Georg Trakl in Krakau. Trakl, der im September als Sanitätsoffizier an der Schlacht von Grodek teilnahm, erlitt aufgrund der schrecklichen Leiden der Verwundeten und der Grausamkeit der Schlacht einen Nervenzusammenbruch. Er wurde in ein Militärhospital in Krakau eingewiesen.

              6. November

              Beginn der östereichisch-ungarischen Großoffensive gegen Serbien (bis 15. Dezember)

              7. November

              Nach Besetzung der Deutschen Kolonie Tsingtao in China durch japanische Truppen versenkt sich der dort eingesetzte k. u. k. Kreuzer "Kaiserin Elisabeth" selbst

              9. November

              Neuerliche Belagerung Przemysls durch russische Truppen

              17. November

              Räumung des Uzsók-Passes in den Karpaten durch österreichisch-ungarische Truppen

              19. bis 25. November

              Erfolgreiche Kämpfe der k. u. k. 2. Armee bei Krakau und Tschenstochau

              27. November

              Neuerliche Räumung von Czernowitz durch die österreich-ungarische Armee

              Anfang bis Mitte Dezember

              Einnahme Belgrads durch österreichisch-ungarische Truppen; unmittelbar danach serbische Gegen­offensive, die bis Mitte Dezember die österreichisch-ungarische Armee zum Rückzug hinter die Save zwingt; Feldzeugmeister Oskar Potiorek legt sein Kommando zurück

              1. bis 12. Dezember

              Schlacht von Limanova-Lapanow, erfolgreiches Zurück­drängen der russischen Armee, die über die Karpaten nach Nordungarn einzudringen versucht hatte.

              10. Dezember

              Der Laryngologe Robert Bárány erhält den Nobelpreis für Medizin

              21. Dezember

              Torpedoangriff des österreichisch-ungarischen Unterseebootes U12 (Linienschiffleutnant Egon Lerch) auf das französische Linienschif Jean Bart, das schwer beschädigt wird

              Ende Dezember

              Schwere Kämpfe mit russischen Truppen in den Karpaten. Beginn der französischen Offensiven in der Champagne und im Artois.