Die Italienfront 1917 - Aus der Not ein unerwarteter Sieg

Das Jahr 1917 schien am Isonzo und im Hochgebirge nach demselben Schema wie 1916 zu verlaufen. Italienische Großoffensiven am Unterlauf des Isonzo und Kampf um einzelne Berggipfel im hochalpinen Frontbereich. Aus der großen Bedrängnis heraus entschlossen sich die Mittelmächte zu einer Gegenoffensive, die zum vielleicht größten Sieg des ganzen Krieges wurde.

Italiens Oberbefehlshaber General Luigi Cadorna ©
General Luigi Cadorna
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Österreichische Volkshymne
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Der italienische General Armando Diaz ©
General Armando Diaz
Österreich-ungarische Sturmtruppen ©
Handgranatenwerfer in der 10. Isonzoschlacht

Die 10. Isonzoschlacht, vom 12. Mai bis 5. Juni 1917, und die 11. Isonzoschlacht, vom 17. August bis 12. September, waren noch gewaltigere Offensiven der italienischen Armee mit Stoßrichtung Triest. Alles war nochmals gesteigert und erhöht worden. Mehr Soldaten, mehr Geschütze - alleine auf italienischer Seite kamen über 5.000 zum Einsatz, über 2.000 bei den Verteidigern – , mehr Granaten, bis zu den größten Kalibern. Aber auch die Zahl der Toten, Vermissten, Gefangenen, Verwundeten und Erkrankten überstieg die bisherigen Verluste. Diese beliefen sich auf über 500.000 Mann für beide Schlachten und beide Seiten. Der österreich-ungarische Anteil war zwar deutlich niedriger, aber schon die anfängliche Mannschaftsstärke und die Reserven der k. u. k. Truppen waren geringer. In beiden Schlachten gelang der vom italienischen Generalstabschef General Luigi Cadorna erhoffte Durchbruch nach Triest nicht, aber jede Schlacht hatte die Front doch ein wenig näher an dieses beinahe schon mystische Ziel gebracht. Dabei gab es bei der 10. Isonzoschlacht ein interessantes Phänomen, die Zahl der Gefangenen unter den Angreifern überstieg die der gefangenen Verteidiger. 27.000 italienische Soldaten waren gegenüber 23.000 k. u. k. Soldaten in Gefangenschaft geraten. Üblicherweise werden bei einem Angriff mehr Verteidiger als Angreifer gefangen genommen. Es konnte also nicht allzu gut um die Moral der Angreifer bestellt sein. Doch auch die österreich-ungarische Armee wurde durch diese Schlachten über die Grenze der Belastbarkeit hinaus belastet. Generaloberst Svetozar Boroević der österreich-ungarische Kommandant am Isonzo, war sich sicher, dass die nächste italienische Offensive der eine Angriff zu viel sein konnte, und dieser Angriff würde kommen.

Erstmals erachtete auch die deutsche Oberste Heeresleitung die Situation an der Italienfront als wirklich kritisch. Ein eigener Angriff musste Abhilfe schaffen, die bisherigen italienischen Gebietsgewinne sollten zurückerobert werden und im Idealfall könnte der Angriff bis zum Fluss Tagliamento vorgetragen werden. Was für die Verhältnisse dieser Front, ganz zu schweigen von der Westfront, ein gewaltiger Sieg gewesen wäre.

Der Angriffsplan der Mittelmächte unterschied sich erheblich von den bisherigen elf italienischen und der einen österreich-ungarischen Offensive. Weder im Karst, noch im Hochgebirge sollte der Durchbruch erzielt werden. Der Frontabschnitt diesseits und jenseits von Karfreit (deutsch)/Kobarid (slowenisch)/Caporetto (italienisch), eine Ortschaft am Oberlauf des Isonzo, zwischen Flitsch und Tolmein, wurde für den Angriff ausgewählt.

Um den Durchbruch zu erreichen, wurde bei der Infanterie die neue Sturmtruppen-Taktik angewandt. Der Angriff durfte sich nicht festfressen, nie zum Stillstand kommen. Die Sturmtruppen, allesamt junge, kampferfahrene, unverheiratete Freiwillige in Sturmbataillonen zusammengefasst, sollten Stellen erhöhten Widerstandes - auch ganze Berggipfel - umgehen, den Einbruch bis zur Tiefe der gegnerischen Artillerie vortragen und in Folge den Durchbruch durch die feindliche Front erzielen. Isolierte Zonen des Widerstandes konnten auch von nachfolgenden Einheiten ausgeschaltet werden. Neben den österreich-ungarischen Truppen, die in der neuen Vorgehensweise geschult wurden, kamen mehrere deutsche Divisionen zum Einsatz.
 

Kaiser Karl I. bei einem Frontbesuch an der Italienfront. ©
Frontbesuch von Kaiser Karl
Österreich-ungarisches schweres Maschinengewehr am Isonzo ©
Ein österreich-ungarisches Maschinengewehr vom Typ Schwazlos M07/12. 
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12.Isonzoschlacht - Vorgehen der angreifenden Infanterie und italienische Kriegsgefangene
Italienische Kriegsgefangene ©
Gefangene Italiener bei Tolmein
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Alla croce di Savoia
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Stellungsbau am Isonzo ©
Ausheben von Schützengräben - Isonzo 1917

Als die deutschen und österreichisch-ungarischen Sturmtruppen vorstießen, gelangen rasch tiefe Einbrüche in der italienischen Front. Die Wirkung der Gaswerfer war so fürchterlich wie sie nur sein konnte. Praktisch die gesamte italienische Grabenbesatzung im Wirkungsbereich der Gaswerfer war tot. Selbst die Ratten, durch Zahl und beinahe unnatürliche Größe eine besondere Plage des Stellungskrieges, waren allesamt tot.

Das italienische Oberkommando verlor rasch den Überblick über die Lage. Die eigentlich starken italienischen Reserven wurden stückweise eingesetzt und ebenso stückweise zerschlagen. Die von der italienischen Armee gehaltenen Berge fielen sehr viel schneller als von den Angreifern erwartet. Der Monte Matajur und weitere Schlüssel-Stellungen fielen am 26. Oktober, hier erwarb Erwin Rommel als junger Oberleutnant sein „Pour le Mérite“. Ein echter Durchbruch war erzielt worden und die gesamte italienische Front geriet nun in Bewegung. Am 27. Oktober wurde Görz kampflos zurückgewonnen und der Tagliamento überschritten. Am 9. November wurde der bis dahin de facto sakrosankte italienische Generalstabschef General Luigi Cadorna vom neuen italienischen Premierminister Vittorio Orlando, die Offensive hatte bereits die alte italienische Regierung gestürzt, durch General Armando Diaz ersetzt. Der Vormarsch der Mittelmächte ging bis zum 11. November weiter. An diesem Tag wurde die Piave erreicht, teilweise auch überschritten, um an ihrem westlichen Ufer vorübergehend Brückenköpfe zu bilden.

Über die Piave hinaus wurde der Angriff nicht fortgesetzt. Die Oberste Heeresleitung war der Ansicht, dass die Situation für längere Zeit mehr als stabilisiert worden war und zog die deutschen Truppen ab. Das AOK hatte auf eine Fortsetzung des Angriffes gehofft, mit dem Endziel Italien zum Frieden zu zwingen. Auf sich alleine gestellt war eine baldige Wiederaufnahme der Offensive für die k. u. k. Armee unmöglich.

Bis zur Einstellung der Offensive hatte die italienische Armee zwischen 350.000 und 400.000 Mann an Toten, Vermissten, Verwundeten und hauptsächlich Gefangenen verloren. Beinahe noch einmal so viele italienische Soldaten waren entweder desertiert oder wurden von ihren Einheiten beim Rückzug getrennt und galten als Versprengte, sie fielen also zumindest zeitweise aus. Tausende Geschütze, Minenwerfer und Maschinengewehre und mehrere hunderttausend Infanteriegewehre wurden von den Angreifern erbeutet. Die Vormarschstrecke betrug unglaubliche 140 km. Die Verluste für die Angreifer betrugen etwa 60.000 Mann an Toten, Vermissten, Gefangenen, Verwundeten und Erkrankten. Der Sieg in der 12. Isonzoschlacht war einer der größten Erfolge unter allen Kriegsparteien und an allen Fronten des Ersten Weltkriegs.

Italiens Reaktion auf die „Schmach von Caporetto“ lag in der Wiederherstellung der Kampfbereitschaft der Armee durch eiserne Disziplin. Standgerichte, welche auch mit der Todesstrafe nicht geizten, tagten permanent im Hinterland. Wehe dem Offizier oder Soldaten, der von seiner Truppe getrennt aufgegriffen wurde. Dazu kam eine langfristige Steigerung der Kriegsanstrengung im ganzen Land. Ob eine rasche Wiederaufnahme der Offensive durch die Mittelmächte oder ein zweiter Vorstoß in Richtung Mailand während der Offensive, wie Hindenburg mutmaßte, Italien aus dem Krieg gezwungen hätte, bleibt der Spekulation überlassen. Auch so war für die nächsten Monate aus einem wichtigen Verbündeten von Frankreich und Großbritannien ein Hilfsfall geworden. 6 französische und 5 britische Divisionen, über 240.000 Mann, wurden umgehend an die Piave-Front verlegt um noch Schlimmeres zu verhindern. Waffen und Ausrüstung in gewaltigen Mengen war notwendig um die materiellen Verluste der italienischen Armee auszugleichen. Italiens Industrie steigerte zwar im Jahr 1918 die Produktion von Rüstungsgütern erheblich, doch vorerst war das Land von Lieferungen seiner Verbündeten abhängig. Dieser materielle und personelle Einsatz von Frankreich und Großbritannien am italienischen Kriegsschauplatz - 1918 kamen noch amerikanische Divisionen dazu - wurde zu einer Bürde für die Westfront. Die Armee der USA war zu Jahresende 1917 weder in Zahl, noch Ausbildung so stark wie erhofft in Frankreich. Das Ausscheiden Russlands aus dem Krieg, der Waffenstillstand an der Ostfront wurde am 15. Dezember geschlossen, würde es den Mittelmächten ermöglichen Kräfte aus dem Osten für eine allerletzte Offensive im Westen einzusetzen.     

General Boroevic an der Isonzofront ©
Svetozar Boroevic von Bojna
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Die Folgen der 12. Isonzoschlacht - 1. Teil
Gefangene Italiener und k. u. k. Sturmturppen ©
Strumtruppen der Mittelmächte und gefangene Italiener
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Die Folgen der 12. Isonzoschlacht - 2. Teil
Erbeutete schwere italienische Artillerie ©
Erbeutete italienische schwere Artillerie

Am 1. März 1917 wurde Feldmarschall Franz Conrad von Hötzendorf durch Kaiser Karl I. als österreich-ungarischer Generalstabschef abgesetzt. General der Infanterie Arthur Arz von Straußenburg wurde sein Nachfolger. Dieser kam mit der deutschen Obersten-Heeresleitung, Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und dem Generalquartiermeister Erich Ludendorff, wesentlich besser aus als sein Vorgänger, was aber de facto zu einer weiteren Unterordnung Österreich-Ungarns unter den deutschen Führungsanspruch führte. Ein eigenständiger politischer Kurs war eigentlich schon vor der Sixtus-Affäre für die Doppelmonarchie kaum mehr möglich. Conrad übernahm, auf Druck des Kaisers, damit der Schein gewahrt blieb, das Kommando in Tirol.

Der Krieg an der Italienfront entwickelte sich im Jahr 1917 nach bereits bekannten Mustern. Der Kampf um einzelne Gipfel im Hochgebirge, auch als Minenkampf um ganze Berggipfel zu sprengen, und italienische Großoffensiven durch den Karst am Unterlauf des Isonzo, um Triest zu befreien oder zu erobern, eine Frage der Seite. Der einzige Unterschied zu 1916 lag in der weiteren Steigerung der Mittel, so schien es zumindest bis zum 24. Oktober 1917. 

Zeichnung des 30,5 cm Skoda-Mörsers mit dem Namen Luzifer ©
Zeichnung des 30,5 cm Skoda-Mörsers "Luzifer" aus dem Jahr 1917
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Nibelungen-Marsch
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30,5 cm Skodamörser feuert in der Nacht ©
Abschuss eines 30,5 cm Skoda-Mörsers bei Nacht
Vielfach dekorierte Sturmzugskommandanten an der Isonzofront. Aufnahme vom 8. September 1917. ©
Sturmzugskommandanten
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12.Isonzoschlacht - Gasangriff
Italienische Kriegsgefangene ©
Italienische Gefangene
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Vormarsch nach der 12. Isonzoschlacht
Erbeutete schwere italienische Artillerie ©
Erbeutete italienische schwere Artillerie
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Isonzo-Front 1917

Doch auch die Artillerievorbereitung war im Vergleich mit der bisherigen Praxis an der Isonzo-Front revolutionär. Das Artillerieverfahren des deutschen Oberst Georg Bruchmüller, nicht grundlos „Durchbruchmüller“ genannt, verwendete Luftaufklärung als Ersatz für das verräterische Einschießen der Artillerie auf ihre Ziele. Auch die Dauer des Beschusses verkürzte Bruchmüller radikal. Sein Credo bestand darin, in der kürzesten Zeit ein Maximum an Granatgewicht tatsächlich ins Ziel zu bringen. Zur weiteren Steigerung der Wirkung gab es das „Buntschießen“. „Buntschießen“ war die Bezeichnung für den Beschuss mit Maskenbrechern (diese Granaten und Wurfminen waren mit einem blauen Kreuz gekennzeichnet), kombiniert mit den tödlich giftigen Lungenkampfstoffen Phosgen und Diphosgen (Granaten und Wurfminen mit grünem Kreuz) und Sprenggranaten. Die Mischung von Blau und Grün ergab den Namen. Maskenbrecher waren Chlor-Arsen Verbindungen, die nach dem Einschlag ein feines Aerosol bildeten, das die primitiven Aktiv-Kohle-Filter der frühen Gasmasken durchdringen konnte. Italiens Armee war zu diesem Zeitpunkt mit bereits damals veralteten Gasmasken ausgerüstet. Einmal eingeatmet, verursachten Maskenbrecher unkontrollierbaren Husten- und Brechreiz. Der betroffene Soldat riss sich die Maske vom Gesicht und wurde durch das gleichzeitig eingesetzte Phosgen-Gas außer Gefecht gesetzt, also schwer verwundet oder getötet. Um die Wirkung noch zu steigern, kopierte das deutsche Heer den britischen Livens-Projector und dessen Einsatzweise. Dabei handelte es sich um einen großkalibrigen Gasminenwerfer, der eine Gasmine zirka 1.500 Meter weit schießen konnte. Der Werfer wurde vor der gegnerischen Front mit der Mündung in Richtung Feind in der Erde eingebaut. Die gleichzeitige Verwendung vieler Werfer potenzierte die Wirkung. Ungefähr 1.000 Gaswerfer kam im Talkessel bei Karfreit zum Einsatz. Dadurch konnte die gegnerische Infanterie-Stellungen derartig vergast werden, dass zusätzlich zum Effekt der Maskenbrecher die reine Konzentration an Giftgas die Gasmasken nutzlos machen konnte. Das „Buntschießen“ wurde aber ebenso gegen die feindliche Artillerie eingesetzt, hier durch Artilleriebeschuss mit Spreng-, Grünkreuz- und Blaukreuz-Granaten.

Bruchmüllers Verfahren unterteilte sich zeitlich in zwei Phasen. Zu Beginn wurden 70 Prozent Gas- und Kampfstoffgranaten und 30 Prozent Sprenggranaten eingesetzte. Danach folgte ein Vernichtungsfeuer mit 100 Prozent Sprenggranaten, an dem sich nun auch die herkömmlichen großkalibrigen Minenwerfer beteiligten. Die Beschussdauer vor dem Infanterieangriff betrug 10 Stunden. Das britische Trommelfeuer 1916 vor der Somme-Schlacht währte 7 Tage und die französische Artillerie-Vorbereitung zur Nivelle-Offensive im Frühjahr 1917 hatte 10 Tage gedauert. Das Gesamtgewicht der verschossenen Munition war bei Bruchmüllers Verfahren geringer, pro Stunde übertraf die eingesetzte Munitionsmenge aber die der Entente um ein Mehrfaches. So wurde der Feind sehr viel härter getroffen und er hatte nicht tagelang Zeit um sich auf den kommenden Angriff einzustellen und Reserven in Marsch zu setzten.

Zwei italienische Kriegsgefangene ©
Zwei von über 300.000
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Alla bandiera italiana
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Östereich-Ungarns neuer Generalstabschef Arthur Arz von Straußenburg ©
Arthur Arz von Straußenburg
Sturmtruppen greifen an ©
Sturmturppen
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Kaiserjäger - Pasubio im Winter 1916/17
Oberst Georg Bruchmüller, deutscher Artillerieexperte, Erfinder des Buntschieß-Verffahrens. ©
Oberst Georg Bruchmüller
Gefallene Italienische Soldaten ©
Gefallene italienische Soldaten

Chronologie der Ereignisse

Das Jahr 1917

Februar bis April

"Sixtus-Affäre":
Kaiser Karl I. führt, über Vermittlung seines Schwagers Sixtus Prinz von Bourbon-Parma und ohne Wissen der Bündnispartner, geheime Friedensverhandlungen mit Frankreich. Er bietet Frankreich an, dass die Souveränität Serbiens wieder hergestellt wird und Serbien einen Zugang zum Mittelmeer bekommt. Deutschland soll Elsaß-Lothringen an Frankreich zurückgeben und Belgien räumen. Der französische Präsident Raymond Poincaré bietet Österreich-Ungarn einen Sonderfrieden an unter der Bedingung von Gebietsabtretungen an Italien (Südtirol) und Rumänien. Dies lehnt Karl I. ab, die Verhandlungen werden aber fortgeführt.

9. Februar bis 20. März

Unternehmen Alberich - Rücknahme der deutschen Westfront auf die Hindenburglinie. Durch Verkürzung und Begradigung des Frontverlaufes werden 14 deutsche Infanteriedivisionen frei. Das geräumte Gebiet wird systematisch zerstört - Taktik der Verbrannten Erde.

19. Februar

Um Gas zu sparen, wird die Beleuchtung der Straßen in Wien erheblich eingeschränkt.

27. Februar

Kaiser Karl I. enthebt Feldmarschall Franz Conrad von Hötzendorf seines Postens als Generalstabschef und übergibt ihm den Oberbefehl über die Heeresgruppe Südtirol. Sein Nachfolger als Generalstabschef wird General Arthur Arz von Straußenburg. Karl I. übernimmt damit den Oberbefehl über die k. u. k. Armee.

12. März

Erste (bürgerliche) Revolution in Russland. Zar Nikolaus II. wird gestürzt und eine bürgerlich-demokratische Regierung unter Fürst Georgi J. Lwow wird ausgerufen.

April

Der April des Jahres 1917 geht für das Royal Flying Corps, die britischen Luftstreitkräfte im Ersten Weltkrieg, als "Bloody April" in die Geschichte ein. Hauptsächlich im Gebiet der Schlacht von Arras verlieren die Briten 275 Flugzeuge gegenüber 66 deutschen Maschinen. Die massive britische Luftaufklärung bietet den frisch geschaffenen deutschen Jasta's (Jagdstaffeln) reiche Beute über eigenem Territorium.

6. April

Kriegserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika an das Deutsche Reich. Dem vorausgegangen war die Erklärung des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs durch das Deutsche Reich im Februar. Die USA brechen darauf hin die diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich ab.

9. April bis 16. Mai

Die Schlacht von Arras ist der britische Hauptschlag für die Frühjahrsoffensive der Entente. Zu Beginn der Schlacht findet der erfolgreiche Angriff kanadischer Truppen auf den Höhenzug bei der Stadt Vimy, am nördlichsten Ende des Schlachtfeldes von Arras, statt. Trotz anfänglicher Erfolge bleibt abermals der echte Frontdurchbruch versagt. Auf die relative kurze Dauer der Schlacht umgelegt, ist sie eine der blutigsten für die britische Armee im Ersten Weltkrieg. Verlusten von 150.000 Mann auf britischer Seite stehen 100 000 bis 120 000 Mann auf deutscher Seite gegenüber.

16. April bis 9. Mai

Die Nivelle-Offensive, benannt nach dem französischen Oberkommandierenden General Robert Nivelle, erfüllt in keinster Weise die in sie gesetzten hohen Erwartungen. Im Gegenteil, die Verluste sind sehr viel höher als erwartet und die deutsche Abwehr bleibt, trotz ebenfalls hoher Verluste, unerschüttert. Die Moral der französischen Frontkämpfer ist am Ende und Meutereien in fast allen französischen Divisionen sind die Folge.

Ende April bis Juni

Die Meuterei in der französischen Armee nach dem Scheitern der Nivelle-Offensive. Trotzdem ein Großteil der französischen Divisionen betroffen waren, erfuhren weder die britischen Verbündeten noch die deutsche Armee etwas von der Meuterei. Diese wurde dreifach bekämpft. Pétain wurde der neue Oberkommandierende an der Westfront, ihm vertrauten die Soldaten, drakonische Strafen wurden gegen ziemlich wahllos ausgewählte "Aufrührer" verhängt und es gab echte Reformen in der Armee. Daneben war General Pétain auch klug genug um auf Großoffensiven für den Rest des Jahres zu verzichten.

12. Mai bis 5. Juni

Die 10, Isonzoschlacht, eine weitere Großoffensive in Richtung Triest, bringt trotz gesteigerter Mittel nicht den vom Italienischen Generalstabschef Cadorna erhofften Durchbruch. Für wenige Meter an Geländegewinn verliert Italien 160 000 Mann. Die österreich-ungarischen Verteidiger verlieren 125 000 Mann.

13. Mai

Erste Marienerscheinung in Fatima.

15. Mai

General Philippe Pétain löst General Robert Nivelle als französischen Oberbefehlshaber an der Westfront ab.

21. Mai bis 14. Juni

Die Schlacht bei Messines beginnt mit einem 17-tägigen Großbombardement der deutschen Stellungen.

30. Mai

Der österreichische Reichsrat tritt, von Kaiser Karl I. einberufen, seit Beginn des Kriegs erstmals wieder zusammen.

4. Juni

USA – Der vom Zeitungsverleger Joseph Pulitzer gestiftete gleichnamige Preis wird erstmals verliehen.

1. Juli bis 19. Juli

Beginn der nach dem neuen russischen Verteidigungsminister benannten Kerenski-Offensive. Ihr Scheitern trägt maßgeblich zum Erfolg der Oktoberrevolution bei.

12. Juli

Erster Einsatz von Senfgas an der Westfront durch deutsche Truppen.

13. Juli

Kaiser Wilhelm II. entlässt auf Drängen der Obersten Heeresleitung, Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und Generalquartiermeister Erich Ludendorff, Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg. Die Oberste Heeresleitung übt ab diesem Zeitpunkt de facto eine diktatorische Herrschaft über das Deutsche Reich und zunehmend auch über seine Verbündeten aus.

16. bis 20. Juli

Juliaufstand in Petrograd. Gescheiteter Umsturzversuch der Bolschewiki. Lenin flieht nach Finnland. Trotzki wird verhaftet, wird aber bald wieder aus der Haft entlassen. Weil die provisorische Regierung auch nach dem Scheitern der Kerenski-Offensive an der Kriegsteilnahme Russlands festhält, gelingt es Trotzki die Position der Bolschewiki in den Sowjets entscheidend zu stärken.

24. Juli

In Österreich wird das Kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz erlassen. Die Wirtschaft wird komplett unter staatliche Kontrolle gestellt. Der erhoffte Erfolg tritt nur teilweise ein.

31. Juli bis 16. November

Beginn der Dritten Flandernschlacht. Field Marhal Douglas Haig will bis an die deutschen U-Boot Stützpunkte am Kanal durchbrechen, zumindest aber den deutschen Kampfwillen brechen. Beides gelingt nicht. Die Dritte Flandernschlacht, von britischer Seite "Battle of Passchendaele" genannt, gilt als die vielleicht schrecklichste der Materialschlachten des Ersten Weltkrieges. Der britische Name leitet sich von der Ortschaft Passchendaele ab, etwa acht Kilometer vom Ausgangspunkt der Offensive entfernt, war sie ihr Endpunkt nach über drei Monaten. Die Verlustangaben schwanken zwischen 400 000 und 800 000 Mann an Toten, Vermissten, Verwundeten und Gefangenen für beide Seiten.

17. August bis 12. September

Die 11. Isonzoschlacht bringt außer höheren Verlusten bei nochmals gesteigertem Einsatz an Truppen und Material kein wirkliches Ergebnis. Die Moral in der italienischen Armee ist durch die hohen Verluste bei geringsten Geländegewinnen schwer angeschlagen. Die k. u. k. Armee ist aber durch die andauernden italienischen Großoffensiven kurz vor dem Zusammenbruch. Die deutsche Oberste Heeresleitung stimmt den Ansuchen um Unterstützung durch das AOK zu. Eine gemeinsame große Gegen-Offensive der Mittelmächte wird geplant.

Oktober bis Jänner 1918

Ergebnislose Friedensfühler der sogenannten Meinlgruppe (Julius Meinl, Heinrich Lammasch, Josef Redlich u. a.).

24. Oktober bis 11. November

Die 12. Isonzoschlacht, die geplante Gegen-Offensive der Mittelmächte, führt zum vielleicht größten Sieg auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges. Zuerst bricht die italienische Front, dann brechen die italienische 2. und 3. Armee unter dem Ansturm, geführt mit neuen Angriffsmethoden für Artillerie und Infanterie, zusammen. Italien verliert über 350 000 Mann an Toten, Verwundeten, Vermissten und hauptsächlich Gefangenen. Mindestens noch einmal so viele italienische Soldaten fallen zeitweise als Versprengte oder Deserteure aus. Der Vormarsch der Mittelmächte wird erst am Piave, unglaubliche 140 Kilometer vom Ausgangspunkt entfernt, eingestellt. Großbritannien und Frankreich müssen massiv Truppen und Rüstungsgüter an die Italienfront verlegen um ein Ausscheiden Italiens aus dem Krieg zu vermeiden.

5. und 6. November

Berliner Kriegszielkonferenz; austropolnische Lösung nur unter der Voraussetzung enger Bindung Österreich-Ungarns an das Deutsche Reich.

7. November

Sturz der Regierung Kerenskij in Russland und Machtübernahme der Bolschewiki ("Oktoberrevolution").

20. November bis 7. Dezember

Die Schlacht von Cambrai – Erstmals werden britische Panzer so eingesetzt wie es von den Offizieren des Tank-Corps ständig eingefordert wird. Die ersten beiden Tage bringen einen tiefen Einbruch in die Deutsche Front und in Großbritannien werden die Kirchenglocken für den Sieg geläutet. Je länger der Angriff aber dauert, umso höher sind die Verluste der Panzer und umso weniger Geländegewinn wird erzielt. Die britische Armee stellt am 28. November die Angriffe ein, zufrieden mit dem Ergebnis. Am 30. November erfolgt der deutsche Gegenangriff. Sowohl die Schnelligkeit der deutschen Reaktion als auch ihre Heftigkeit überraschen die Briten völlig. Die Schlacht endet im Prinzip dort wo sie begann und die Verluste betragen auf beiden Seiten zirka 50 000 Mann.

28. und 29. November

Waffenstillstandsangebot des bolschewistischen Russland und seine Annahme durch die Mittelmächte.

Dezember bis Februar 1918

Ergebnislose Friedensfühler mit Großbritannien.

4. Dezember

US-Präsident Wilson erklärt vor dem Kongress, dass die Völker Österreich-Ungarns ihre Angelegenheiten selbst bestimmen sollen, ohne noch eine Auflösung des Reiches zu fordern.

7. Dezember

Die USA erklären Österreich-Ungarn den Krieg.

9. Dezember

Waffenstillstand der Mittelmächte mit Rumänien

15. Dezember

Waffenstillstand von Brest-Litowsk zwischen den Mittelmächten und Russland.

ab 22. Dezember

Friedensverhandlungen mit Russland in Brest-Litowsk.