Die letzten Tage der Menschheit – jenes für ein Marstheater geschriebenes Stück, weil es einen irdischen Rahmen sprengen würde, zählt wohl zu den dauerhaftesten literarischen Zeugnissen des Ersten Weltkriegs.
In über 200 Szenen lässt Karl Kraus die Archetypen österreichischer und deutscher Arroganz, Dummheit, Ignoranz, Präpotenz, Inkompetenz und Intoleranz als handelnde Personen auftreten, wie auch tatsächliche historische Figuren. Viele Namen der „Archetypen“ sprechen eigentlich schon für sich alleine, da gibt es den Oberleutnant Beinsteller und den Hauptmann Niedermacher. Die Familie Durchhalter hat da ebenso ihren Auftritt wie Poldi Fesch und mit dem Nörgler und dem Optimisten treten das Alter Ego von Kraus selbst und dessen Gegenteil auf. Reale Personen kommen ebenso vor, wenn auch, wie im Fall des Feldmarschalleutnants und späteren Generals Ludwig Hermann von Fabini, mit dem Namen „Kaiserjägertod“. Ein Name, gegeben durch die eigenen Truppen, eben Kaiserjäger, wegen Fabinis Vorgehen als Befehlshaber, welches auf Verluste in den eigenen Reihen keinerlei Rücksicht nahm.
Die Schauplätze wechseln sich ständig ab und reichen vom Arbeitszimmer des alten Kaisers, dem Restaurant des Anton Grüßer, der Poetenklause des Dichters Kernstock, der elektrischen Bahn Baden–Wien, der Sirk-Ecke, dem Standort des Hauptquartiers bis zu einem Baum in den winterlichen Karpaten.
Wie niemand vor oder nach ihm verstand es Helmut Qualtinger, der große österreichische Schauspieler, Kabarettist, Dichter, Schriftsteller und eben genialer Rezitator und Stimmen-Künstler, dieses Drama in der Form der Lesung zum Leben zu erwecken. Qualtingers Stimme lässt dieses ganze Weltuntergangs-Panoptikum mit alle seinen Larven und Lemuren aus der Asche dieses ersten, aber nicht letzten Weltenbrandes des 20. Jahrhunderts auferstehen.
Der Missbrauch der Sprache durch die Journallie, die dem Missbrauch des Menschen durch die Herrschenden, die Reichen und durch das Militär Vorschub leistet, ist ein zentraler Ansatz- und Angelpunkt für die Satire von Kraus. Der gemeingefährliche Umgang mit der Sprache, in jener damals schon angeblich großen Zeit, ist für Kraus der Spiegel für die Schrecken des Krieges – die Schrecken, die in der Fortdauer des Stückes immer mehr und immer direkter in die Handlung einbrechen, die das befreiende, vielleicht erlösende, aber immer erleichternde Lachen zunehmend verstummen lassen. Am Ende steht eine Vision der Apokalypse mit den letzten Worten eines verzweifelten und gescheiterten, vielleicht impotenten Gottes: „Ich habe es nicht gewollt“.
Helmut Qualtinger hatte dieses Stück, dieses Panoptikum voller menschlicher Zerrbilder zu einem seiner Favoriten für Lesungen ausgewählt. Das Ergebnis erübrigt beinahe jede weitere szenische Aufführung mit mehr als einem Darsteller. Ob es nun ein alter General, ein Betrunkener, Pogatschnig – genannt Teut, der Feld-Kurat Anton Allmer, die Hofräte i. P. Dlauhobetzky von Dlauhobetz und Tibetanzl, der schnada-hüpfelnde Dichter Ganghofer oder der deutsche Kaiser ist, denen Qualtinger durch seine Vortragskunst Leben verlieh, keiner entging der Schärfe von Kraus Feder und keiner entkam der Schärfe von Qualtingers Zunge.
Lediglich den wahren Opfern des Krieges wurde von beiden mit Mitleid im Sinne von Schopenhauer begegnet. Der Verwundete, der die fröhlichen Lieder der Offiziersfeier nebenan nicht erträgt, oder der Kriegsblinde, der auf die barsche Frage eines Offiziers ob er blind sei, weil er nicht salutiert hat, mit „Ja“ antwortet.
Der Komponist Karl Goldmark (18. Mai 1830 - 2. Jänner 1915) stirbt in Wien.
Zu seinen bekanntesten Werken gehört die Oper "Die Königin von Saba"
Stephan Burián Freiherr von Rajecz wird k. u. k. Außenminister
Um Italien von einem Kriegseintritt auf Seiten der Entente abzuhalten, erklärt sich Österreich-Ungarn bereit, das Trentino an Italien abzutreten.
Uraufführung des Films "Der Traum eines österreichischen Reservisten". Der Film basiert auf dem Orchesterwerk Carl Michael Ziehrers "Der Traum eines österreichischen Reservisten" aus dem Jahr 1890.
Nach dem Scheitern des Entsatzes der Festung Przemysl durch k. u. k. Truppen Ende Februar / Anfang März fällt die Festung am 23. März.
Der Krieg hat Auswirkungen auf die Versorgungslage der Zivilbevölkerung. In Wien ergehen Appelle zum sparsamen Brotverbrauch, es werden die ersten Lebensmittelkarten für Brot und Mehl ausgegeben, weiters steigen die Lebensmittelpreise für Grundnahrungsmittel wie etwa Milch.
Das k. u. k. U-Boot U5, unter Kommando von Georg Ludwig Ritter von Trapp, dem Vater der singenden Trapp-Familie, versenkt den französischen Panzerkreuzer Leon Gambetta in der Straße von Otranto.
Ostfront – Angriffsverbände der Mittelmächte durchbrechen die Front zwischen Gorlice und Tarnow. Am 3. Juni wird Przemysl zurückerobert und am 23. Juni ziehen Turppen der Mittelmächte im befreiten Lemberg ein. Die Offensive erzwingt ab Mitte Juni 1915, bis in den September, den "Großen Rückzug" der russischen Armee. Fast ganz Polen, der größte Teil von Galizien und Teile des Baltikums kommen unter Kontrolle der Mittelmächte. Die massiven russischen Verluste an Menschen und Material verhindern größere russische Angriffsabsichten in den folgenden Monaten.
Italien kündigt den Dreibund mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich auf.
Seekrieg - Das deutsche U-Boot U 20 versenkt das britische Passagierschiff RMS-Lusitania vor der Südküste Irlands. Heftige Proteste von Seiten der USA, 128 US-Bürger verlieren ihr Leben, führen zur Einstellung des uneingeschränkten U-Boot-Krieges.
Westfront - Französischer Großangriff in der Lorettoschlacht im Artois. Das Rezept mit mehr Infanterie und mehr Artillerie anzugreifen führt, außer zu höheren Verlusten, kaum zu einem nennenswerten Ergebnis. Ebenfalls am 9. Mai, allerdings nur einen Tag lang, erfolgt ein erfolgloser britischer Großangriff bei Aubres zur Unterstützung der französischen Offensive.
Westfront – Ein weiterer britischer Großangriff bei Festubert, zur Unterstützung der französischen Armee, wird ebenfalls von den deutschen Verteidigern abgewiesen. Die mangelnde Artillerieunterstützung - zu wenige moderne Geschütze und viel zu wenig Munition, diese auch noch von schlechter Qualität - führt zur "Shell Crisis", der Munitions-Krise von 1915. Als direkte Folge davon werden in Groß Britannien Maßnahmen zur Ausnutzung der gesamten Industriekapazität ergriffen, bei gleichzeitiger Steigerung der Aufträge für Kriegszwecke in den USA. Ein weiterer Aspekt dieser Krise war der beschleunigte politische Aufstieg von David LLoyd George.
Italien erklärt Österreich-Ungarn, aber nicht dem Deutschen Reich, den Krieg. Die italienische Armee versäumt einen schnellen Angriff. Österreich-Ungarn kann mit letzten Reserven, darunter die berühmten Tiroler Standschützen, eine Abwehrfront errichten. Die Südfront, wird einerseits vom Krieg im Hochgebirge, andererseits vom Kampf im Karst am Isonzo-Unterlauf geprägt. Im Gegensatz zur Ostfront oder zur Balkanfront, wird Italien von beinahe allen Bevölkerungsteilen der Monarchie als Feind und wortbrüchiger Angreifer empfunden.
Die Deportationsgesetzte in der Türkei gegen die armenische Minderheit werden auf Druck der Jung-Türken beschlossen. Beginn des Völkermordes an den Armeniern, in dessen Verlauf im Jahr 1915 bis zu 1,5 Millionen Opfer zu beklagen sind.
Luftkrieg - Erste Angriffsfahrt eines deutschen Zeppelins auf London. Das nächtliche Luftbombardement soll die Rüstungswirtschaft schwächen. An Tagen nach Luftschiff-Angriffen sinkt die Produktivität in den Fabriken erheblich ab.
Westfront - langsames und systematisches Vorrücken deutscher Truppen im Bereich der Argonnen und vor Verdun. Das von General Mudra entwickelte Angriffsverfahren ist viel kleinteiliger als die großen französischen Offensiven, dadurch ist die örtliche Überlegenheit, besonders an effektiver schwerer Artillerie, sehr viel erdrückender. Zu diesem Zeitpunkt ist auch noch eine erhbebliche technische Überlegenheit bei der schweren Artillerie auf Seite der Mittelmächte vorhanden.
Italienfront - Die italienische Armee beginnt mit der Ersten und Zweiten Isonszoschlacht eine ganze Reihe von Offensiv-Schlachten am Isonzo-Unterlauf. Es ergibt sich ein ähnliches Bild, wie bei den Schlachten an der Westfront. Hohen Verlusten, besonders für die Angreifer, stehen kaum messbare Geländegewinne gegenüber. Auch der Gebirgskrieg wird nun von italienischer Seite mit erhöhtem Einsatz geführt. Die verlorene Zeit zwischen der Kriegserklärung und den ersten großen Angriffen kann aber nicht mehr wettgemacht werden.
Luftkrieg - Westfront - Beginn der "Fokker-Plage" an der Westfront. Durch ein synchronisiertes Maschinengewehr, so kann durch den sich drehenden Probeller geschossen werden, ist der deutsche Fokker-Eindecker allen Flugzeugen der Entente im Luftkampf vorübergehend überlegen.
Seekrieg – Der britische Passagier-Dampfer Arabic wird von U 24 versenkt. Weil unter den Opfern wieder US-Bürger sind wird der U-Boot-Krieg weiter eingeschränkt. Am selben Tag kommt es zum Baralong-Zwischenfall. Die britische U-Boot-Falle Baralong setzt U 27 kampfunfähig. Als U-Boot-Fallen wurden bewaffnete Schiffe bezeichnet, die als Handelsschiffe getarnt waren, ein klarer Verstoß von britischer Seite gegen das Prisen-Recht und einer der Gründe für den uneingeschränkten U-Boot-Krieg von deutscher Seite. Der britische Kapitän lässt alle überlebenden Matrosen der U-Boot Besatzung erschießen, ein klares Kriegsverbrechen.
Gallipolifront - Der letzte Versuch britischer, australischer und neuseeländischer Truppen die Brückenköpfe an der Meerenge auszuweiten scheitert.
Nach russischen Gegenangriffen (Schlacht bei Tarnopol 6. – 19. September) kein weiteres Vordringen österreichisch-ungarischer Truppen in Galizien; der Frontverlauf verfestigt sich
Ergebnislose französische Herbstoffensive in der Champagne
Eroberung Serbiens und Montenegros durch die Mittelmächte
6. Oktober Beginn der Offensive, Besetzung Belgrads
24./25. Oktober entscheidender Erfolg über die serbischen Truppen am Amselfeld bei Pristina
Kriegseintritt Bulgariens auf Seiten der Mittelmächte und Teilnahme am Feldzug gegen Serbien
Dritte und Vierte Isonzoschlacht; vergebliche italienische Angriffe (u. a. auf Görz); hohe Verluste auf beiden Seiten